Er ist von überall in der Stadt zu sehen, der Schweriner Dom St. Marien und St. Johannis. Es ist nicht nur eine beeindruckende Kirche, sondern auch der Aussichtspunkt über Schwerin, den man nicht verpassen sollte, auch wenn der Aufstieg recht anstrengend ist.
Der Schweriner Dom ist ein wunderschöner Backsteinbau und die einzige echte Kathedrale in Mecklenburg-Vorpommern. Die Kirche ist so groß, dass es wirklich schwer ist, sie gut zu fotografieren. Das Bauwerk ist 105 m lang, die Gewölbehöhe beträgt 26,5 m. Damit gehört der Schweriner Dom zu den größten Kirchengebäuden der Backsteingotik in Norddeutschland. Der Westturm ist mit 117,5 m der höchste Kirchturm Ostdeutschlands und bietet einen hervorragenden Rundblick über die Stadt.
Ein Blick zurück
Heinrich der Löwe stellte nach seinem Sieg über die Obotriten das Bistum auf der Mecklenburg wieder her. Der erste Bischof war Berno, der 1167 das Bistum nach Schwerin verlegte. 1171 weihte man feierlich den romanischen Vorgängerbau der heutigen Kathedrale. Dieser war zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht vollständig fertig gestellt. Erst 77 Jahre war der Bau vollendet. Von diesem alten Kirchenbau ist heute noch das wunderschöne Turmsüdportal an der südwestlichen Kirchenseite erhalten.
1222 kehrte Graf Heinrich von Schwerin nach einem Kreuzzug mit der Reliquie des Heiligen Blutes zurück. Der in einem Jaspis eingeschlossene angebliche Blutstropfen Christi zog so viele Pilger an, dass die Kirche zu klein wurde. Zusätzlich wollte der Bischof mit dieser Kirche nicht neben den reichen Hansestädten der Region zurückstehen und so war der Plan für einen Kirchenneubau schnell gefasst.
1270 konnte das Bauvorhaben beginnen und gut 100 Jahre später waren der neue Chor, die östlichen Seitenschiffe des Querhauses und das zwischen südlichem Querhaus und Chorkapellen angebaute Kapitelhaus mit Sakristei und Bibliothek fertig gestellt. Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts waren das Querhaus sowie das Langhaus bis auf die Gewölbe fertig gebaut. Mit dem Bau der Fenster des Langhauses endete 1416 eine 146-jährige Bauzeit. Der Turm ist ein “neuer“ Anbau aus den Jahren 1889-1893.
Ich finde, wenn man um den mächtigen Kirchenbau herum geht, sieht man die lange Bauzeit und die damit verbundenen unterschiedlichen Baumeister recht gut. Es sind überall verbindende Elemente zu sehen, die versuchen optisch eine Einheit zu schaffen.
Blick in den Schweriner Dom
Tritt man durch die Eingangstür in den Schweriner Dom, steht man in einer dreischiffigen gotischen Basilika. Auch wenn ich ja schon von außen die Dimensionen des Doms bewundert hatte, bin ich trotzdem erstaunt. Über 26 Meter ist das Gewölbe hoch. Ich habe das Gefühl in einer riesigen Halle zu stehen. Wie es wohl klingen mag, wenn hier ein großer Chor singt…
Wie immer fällt mein Blick zunächst hoch in das Gewölbe. Wunderschöne Netz- und Sterngewölbe sind zu erkennen. Besonders schön finde ich die farbliche Gestaltung. Diese entspricht heute der ursprünglichen spätmittelalterlichen Gestaltung, die man 1988 wiederhergestellt hat. Reste der Bemalung kann ich auch an einigen wenigen Stellen an den Wänden entdecken. Einiges ist recht gut erkennbar, an anderen Stellen gibt es unscheinbare Reste.
Auffällig ist auch, dass der Schweriner Dom sehr hell ist. Viele der alten bunten Fenster haben die Jahre nicht unbeschadet überstanden und sind durch helle Fenster ersetzt worden. Das macht den Raum hell und freundlich.
Von der mittelalterlichen liturgischen Ausstattung des Schweriner Doms ist bis auf den Altar und das Taufbecken alles verloren gegangen. Auf einer alten Inventarliste von 1553 kann man heute recht gut nachlesen, wie prunkvoll der Dom einst war. Es soll 42 Nebenaltäre gegeben haben und ein prunkvolles Chorgestühl. Zur Zeit der Reformation wurde die reiche Ausstattung der Heilig-Blut-Kapelle zerstört und 1550 verbrannte Herzog Johann Albrecht auch das Blut Jesu und zerstörte damit die Reliquie, die den Dom einst berühmt gemacht hat. 1815 erfolgte eine „Domrenovierung“, die nahezu alles zerstörte, was die Kirche bis dahin schmückte.
Sehr beeindruckend ist das Triumphkreuz (1420). Es hängt Mitte in der Kirche und stammt ursprünglich aus der Marienkirche in Wismar. Seit 1990 hängt es in Schwerin und erstrahlt den Raum über dem Mittelgang.
Während des Rundganges gelange ich hinter den Hochaltar. Hier befindet sich das Grabmal von Christoph von Mecklenburg. Christophs Ehefrau Elisabeth hat es bei dem flämischen Bildhauer Robert Coppens in Auftrag gegeben. Es zeigt ein vor dem Betpult kniendes Paar.
Direkt daneben befinden sich Grabmäler mehrerer Herzöge, wie zum Beispiel Großherzog Friedrich Franz II..
Aussichtspunkt über Schwerin
Nachdem man sich an der Kasse angemeldet und einen geringen Eintrittspreis bezahlt hat, kann man auf den sicherlich besten Aussichtspunkt über Schwerin empor steigen. Hinter einer kleinen Tür beginnt eine sehr enge Wendeltreppe, die nach 220 Stufen eine Besucherplattform erreicht.
Während des Aufstiegs kommt man auch an den Kirchenglocken vorbei. Es empfiehlt sich vorher einen Blick auf die Uhr zu werfen. Die Glocken schlagen nämlich wirklich und es kann sehr laut werden! Insgesamt 5 Glocken hängen im Schweriner Dom. Eine Glocke stammt aus dem Jahr 1363 und wird als „Petermännchen-Glocke“ bezeichnet. Die Petermännchen-Glocke ist von der Tonhöhe her nicht besonders gelungen. Deswegen harmoniert sie schlecht mit den anderen vier Glocken und wird nur solistisch eingesetzt.
Auf der obersten Plattform angekommen entdecke ich ein Schild, dass dort sicherlich schon viele Jahre hängt. Ob der Signalton heute auch noch die Besucher dazu auffordert, den Turm zu verlassen?
Durch eine Tür kann man von der Plattform aus einen Umgang betreten. Dieser ist so schmal, dass man kaum aneinander vorbei gehen kann. Nur in den Turmecken ist etwas mehr Platz. Da wir ganz alleine waren, konnten wir in aller Ruhe im Umgang stehen bleiben und genießen.
Die Aussicht ist auch bei grauem Winterwetter hervorragend gewesen, soll bei klarer Sicht aber noch viel beeindruckender sein. Von dort oben kann man wirklich einen 360-Grad-Blick genießen. Zu einer Seite blickt man zum Schweriner Schloss und kann den Schlosspark sehr gut erkennen. In die andere Richtung blickt man über die beiden großen Seen – Pfaffenteich und Ziegelsee. Mir wird von dort oben eigentlich erst so wirklich bewußt, wie groß diese sind. Das war mir beim Spaziergang entlang des Seeufers kaum aufgefallen.
Adresse:
Am Dom 4
19055 Schwerin
Öffnungszeiten:
April – September: 10 – 17 Uhr,
Oktober – März: 11 – 15 Uhr
Öffentliche Domführungen: Dienstag, Donnerstag und Samstag: 14 Uhr
Vielen Dank an den Schweriner Dom für die Fotogenehmigung und die Möglichkeit des Turmaufstiegs.
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