Das Besucherhighlight in Schwerin ist das wunderschöne Schloss. Dasganze Jahr über kommen tausende von Besuchern aus aller Welt hier her und sicherlich stehen viele genauso sprachlos da, wie ich es war, als ich bei der untergehender Sonne einen ersten Blick auf das Schloss Schwerin werfen konnte.
Ein bißchen wie ein Disneyschloss, eine Filmkulisse oder Märchenschloss so wirkt es auf mich – unwirklich und fantastisch leuchtend steht es auf der Schlossinsel und wartet nur darauf, entdeckt zu werden.
Zu Besuch im Schloss Schwerin
Der Bau des Schlosses begann im 16.Jahrhundert unter Johann Albrecht I..
Viele Jahre und viele Baumeister später, war dann schließlich der Prachtbau aus dem 19.Jahrhundert fertig. Heute kann man das Schloss natürlich besichtigen. Zum einen gibt es da die Möglichkeit das Schlossmuseum zu entdecken. Mit einer speziellen Führung ist es auch möglich auf das Dach des Schlosses zu steigen. Man kann aber auch gemütlich durch den Schlosspark und den Burggarten schlendern. Wir waren recht lange in, auf und um das Schloss in Schwerin unterwegs und haben dabei einige interessante Orte entdeckt.
Schlosskirche
Etwas versteckt im Innenhof befindet sich der Eingang zur Schlosskirche, die an der Nordseite des Schlosses liegt. Von außen kann man nur den Choranbau und den Glockenturm erkennen, ansonsten ist die Kirche komplett in das Schlossgebäude integriert.
Eine Besichtigung ist nur zu ganz bestimmten Terminen möglich, die genauen Zeiten kann man auf der Webseite nachlesen. Aber man kann in der Kirche natürlich an einem Gottesdienst teilnehmen, der hier regelmäßig stattfindet.
Nachdem die große Tür geöffnet wurde, steigen wir einige Stufen hoch und stehen in einem großzügig angelegtem Kirchenschiff. Dieses wurde 1560-1563 im Renaissance Stil errichtet. Im 19.Jahrhundert ließ man die Kirche dann neugotisch überarbeiten und erweitern.
Besonders zu erwähnen ist die Deckengestaltung, die dem Trend der damaligen Zeit folgend, blau mit goldenen Sternen war. Die Decke wurden im Zuge einer Sponsorenaktion restauriert. Unter dem Motto „Kauf dir einen Stern“ verkaufte man die 8758 Sterne an der Kirchendecke. Für die Käufer gab es natürlich ein Zertifikat mit der genauen Lage des Sterns und beim Kauf von 10 Sternen konnte man sich auf einer Sponsorentafel am Schlosseingang verewigen lassen. Die Sterne waren schnell ausverkauft und das Geld konnte in die Restaurierung der Decke gesteckt werden.
Unterwegs auf dem Dach vom Schloss Schwerin
Wir beginnen unsere Entdeckertour im Schweriner Schloss etwas ungewöhnlich, wir steigen dem Schloss auf das Dach!
Über viele Treppen gelangen wir zunächst in die offene Bogenhalle über dem Eingang des Schlosses. Hier steht ein monumentales Reiterstandbild des Fürsten Nikot. Ein Berliner Bildhauer (Christian Genschow) hat das Standbild 1855 gestaltet, damit es die Frontfassade des Schlosses zieren kann. Schon von unten wirkt das Standbild riesig. Steht man dann direkt daneben und guckt nach oben, kann man viele detailgetreue Elemente, besonders am Pferd erkennen. Wirklich sehr schön gestaltet. Von hier hat man schon einen schönen Ausblick auf die Schlossbrücke und ich war gespannt, wie erst der Blick werden würde, wenn wir noch höher steigen sollten.
Es ging noch weitere Treppen nach oben, bis wir schließlich eine offene Ebene in der Kuppel des Schlosses erreichten. Von hier führte eine Wendeltreppe noch etwas höher hinauf und eröffnete uns einen traumhaften Blick über Schwerin und die Seenlandschaft.
Guckt man sich dann den Schlossbau etwas genauer an, wird man viele kleine und große Details entdecken. So ganz sicher waren wir uns nicht, was die Zahlen angeht, aber das Schloss Schwerin soll 15 Türme, 24 Schornsteine und über 300 Zacken/Spitzen/Obelisken haben. Zeit zum Nachzählen hatten wir nicht, denn wir wollten noch einen kleinen Rundgang auf dem Dach des Schlosses unternehmen. Hier kann man auf fest installierten Wegen das Schloss und den Innenhof von oben erleben. Ich hätte hier noch ewig Zeit verbringen können – was für einmalige Eindrücke und vor allem tolle Fotospots, die man hier entdecken kann. Aber leider mussten wir weiter, das Schloss ist groß und es gibt viel zu sehen.
Schloss Schwerin – Sitz des Landtages von Mecklenburg-Vorpommern
Nicht alle Bereiche des Schlosses sind immer uneingeschränkt für Besucher zugänglich. So befindet sich hier der Sitz des Landtages und für diesen Bereich bestehen besondere Sicherheitsbestimmungen. In den Tagungssaal konnten wir kurz einen Blick von einer Besuchertribüne aus werfen. Es fand gerade eine Tagung von Ärzten statt, die den umgebauten ehemaligen Bankettsaal angemietet hatten.
Wer möchte, kann als Besucher an Sitzungen des Landtages teilnehmen. Was ich erstaunlich fand, dass man jedoch nur eine Stunde der Debatte zuhören kann und dann seinen Platz dem nächsten Besucher frei machen muss. Schade, wenn man wirkliches Interesse an einem Thema hat und dann nicht allen Meinungen folgen kann.
Vom Schlossmuseum und dem frechen Engel
Das Schlossmuseum ist der eigentliche Anziehungspunkt vieler Touristen. Unzählige Gruppen werden hier im „Schnellverfahren“ von ihren Guides durchgeschleust und erfahren dabei das Wesentliche zur Geschichte der Herrscherfamilie, der Nutzung der Räume und der Geschichte Schwerins.
Es lohnt sich aber in Ruhe auf Entdeckungstour zu gehen – es gibt viel zu sehen….
Bibliothek
Optisch vielleicht nicht der schönste Raum, dafür aber der mit dem größten Geheimnis, die Bibliothek. Der vollkommen in Holz gehaltene Raum beherbergt große Bücherschränke. Die Türen sind heute verschlossen und so kann ich nur vermuten, dass dort auch Bücher stehen.
Guckt man etwas genauer hin wird man etwas recht interessantes entdecken. Die Bücherschränke auf den sich gegenüber liegenden Seiten weisen eine unterschiedliche Tiefe auf. Das liegt nicht etwa daran, dass auf der einen Seite größere Bücher gelagert wurden. Vielmehr verbirgt sich hinter der einen Schrankreihe ein Geheimgang. Dieser ermöglichte es dem Herrscher auf direktem Weg in die darüber liegenden Räume zu gelangen, ohne große Umwege durch das Schloss gehen zu müssen.
Ahnengalerie Schloss Schwerin
Beeindruckend finde ich die Ahnengalerie des Schweriner Schlosses. Dieser Raum ist erst beim Schlossumbau im 19. Jahrhundert eingerichtet worden und führte die Besucher in den Thronsaal.
Heute kann man hier 31 Fürstenporträts betrachten. Auf Bronzetafeln besteht die Möglichkeit einen Blick auf den Staumbaum (beginnend mit dem slawischen Obotritenherrscher Niklot) zu werfen. Die Bilder zeigen die lückenlose Geschlechterfolge aller regierenden und stammerhaltenden Herzöge von Mecklenburg-Schwerin seit 1348. Es wäre erstaunlich gewesen, wenn es wirklich noch 31 originale Bilder gegeben hätte. Auf 19 Bildern kann man heute die Herrscher so sehen, wie der Maler sie damals gesehen und verewigt hat. Alle anderen Gemälde sin erst um 1855 durch den Hofmaler Theodor Fischer entstanden. Er hatte wenig bis keine Vorgaben und so gleichen sich die Gesichter der Herzöge und ihrer Gemahlinnen doch sehr.
Thronsaal
Fast zum Abschluss des Rundganges durch das Schweriner Schloss kommen wir in den Thronsaal.
Deutsche Fürsten folgten nach 1800 dem Trend in ihren Residenzschlössern eigene Thronsäle einzurichten. In Schwerin erhielt Friedrich August Stüler den Auftrag einen Saal zu gestalten.
Als wir in den Saal treten fällt natürlich zuerst der Thron auf. Dieser steht unter einem pompösen Baldachin. Seitlich des barocken Thronsessels, den ich optisch recht unbequem finde, hängen Ganzkörperportäts des Großherzogs Friedrich Franz II. und seiner ersten Gemahlin Auguste.
Mir gefällt die wunderschöne Gestaltung des Parkettbodens sehr. Sie lässt den Saal zu etwas besonderem werden. Guckt man dann weiter auf die Decken- und Wandgestaltung des Raumes fallen mit die Wappen unterhalb der Decke ins Auge, die Städte der Residenz abgebildet. Der Saal ist, im Gegensatz zu den anderen Räumen des Schlosses wirklich eine Demonstration der Macht und des Reichtums. Hier sollten Besuchern verdeutlicht werden, dass es eine Ehre ist, vom Regenten empfangen zu werden. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es so einige Besucher überwältigt waren und ihre sehr geringe Redezeit kaum nutzen konnten.
Lohnt es sich das Museum zu besuchen?
Ich denke es lohnt sich. Man kann auch ohne Führung die 30 Räume des Museums erkunden und viel sehen. Vom ehemaligen „Wartebereich“ mit der Ahnengalerie, den Audienzsaal bis hin zur Bibliothek oder dem Blumenzimmer kann man eine Menge entdecken.
Es lohnt sich auf jeden Fall genauer hinzugucken und dann entdeckt man auch den frechen Engel. Es gibt genau einen Engel in einer Reihe vieler kleiner Engel, der den Besuchern frech die Zunge rausstreckt. Viel Spaß beim Suchen!
Drei Räume innerhalb des Schlossmuseums sind bisher nicht restauriert worden. Hier kann man noch Spuren aus DDR Zeiten entdecken, als im Schloss eine Erzieherschule untergebracht war. Ob den Erzieherinnen auch der Schlossgeist erschienen ist?
Schlossgeist von Schwerin – Sage vom Petermännchen
Zahlreiche Sagen (etwa 500) gibt es rund um den Schlossgeist im Schloss Schwerin. Das Petermännchen, ein kleiner finster blickender Kerl, soll im Schloss Schwerin sein zuhause haben. Eine der Sagen teilt mit, dass früher die Tempelburg eines Heidengottes genau an der Stelle, wo heute das Schloss in Schwerin steht, existiert hat. Dieser Gott wurde in der ganzen Umgebung verehrt, flüchtete aber in die Tiefen des Weltmeeres, als die Christen in das Land kamen. Als das alte Heiligtum verfiel und die Getreuen sich von dem heidnischen Herren abwandten und auf den Petersberg zogen, blieb nur das Petermännchen an seinem alten Platz zurück. Berichten zur Folge gibt es Gewölbe im Schloss, die mit langen Gängen den Petersberg verbinden. Hier soll das Petermännchen als Schmied gearbeitet haben.
Das Petermännchen ist als Hüter und Wächter des Schlosses aktiv. So soll er die vor Erschöpfung eingeschlafenden Soldaten bei ihrer Wache geweckt und sie so vor der Bestrafung bewahrt haben. Das kleine Männchen soll aber auch Diebe und Eindringlinge mit grausamen Späßen und nächtlichen Geräuschen bestraft und vertrieben haben. So soll der Sage nach Wallenstein (böhmischer Feldherr und Politiker) so unter dem Petermännchen gelitten haben, dass er das Schloss in Schwerin schon nach einer Nacht verließ und lieber in Güstrow wohnte.
Wie das Petermännchen genau aussieht, ist nicht genau sicher. Mal soll es als mittelalterlicher Reitersmann, mal im grauen Gewand und bei einem Todesfall in der Herzogsfamilie soll es ganz schwarz gekleidet gewesen sein. Auf jeden Fall trägt er wohl ein Schwert, ein Schlüsselbund und eine Laterne.
Die letzte schriftlich festgehaltene Begegnung soll 1930 geschehen sein, als ein Polizist im Burggarten eine Gestalt mit spitzem Hut gesehen haben will.
In Schwerin kennt jedes Kind das Petermännchen. Es gibt sogar ein Lied über ihn!
Burggarten – Von der Liebesinsel und Liebesgrotte
Der Burggarten vom Schloss Schwerin ist heute im Stil eines englischen Landschaftsgartens angelegt, der auf alte Entwürfe zurück geht. Bei einem Spaziergang kann man viele wunderschöne Bäume, wie zum Beispiel einen Trompetenbaum oder die Sumpfzypresse entdecken. Besonders gut hat mir ein tiefer angelegte Orangeriegarten gefallen. Über Treppen gelangt man in einen Innenhof, der wunderschön gestaltet ist.
Auch um den Burggarten ranken sich einige Sagen.
So gibt es hier eine kleine Liebesinsel. Diese kann über eine Holzbrücke betreten werden. Der Sage nach festigt sich die Liebe eines Paares, wenn es diesen Weg gemeinsam geht.
Im Burggarten befindet sich auch ein kleine Grotte, die aus Findlingen in der Nähe der Orangerie errichtet worden ist. Hier leben nicht nur Fledermäuse, sondern der Sage nach treibt hier das Petermännchen auch sein Unwesen. Geht ein Pärchen gemeinsam durch diese Grotte, wird hier die Treue der Partner getestet. Fällt ein kleiner Stein auf einen der Personen, zeigt das Petermännchen so an, dass dieser ein Betrüger ist und warnt den Partner so.
Ja und dann gibt es auch noch ein Liebesbaum im Burggarten in Schwerin. Zwei etwa 180 Jahre alte Bäume stehen eng umschlungen am Wegrand und stehen heute als Symbol der langanhaltenden Liebe.
Der Burggarten gehört für mich unbedingt zu einem Besuch in Schwerin dazu. Gerade nach dem Trubel der vielen Touristengruppen im Schloss ist es hier geradezu ruhig und erholsam. Und man hat auch einen wunderschönen Blick auf die Schweriner Seenlandschaft.
Schlossgarten
Der Schlossgarten Liegt nicht auf der kleinen Insel, auf der das Schweriner Schloss sich befindet. Man erreicht ihn über eine Brücke von der Schlossinsel aus.
Der französischen Hofbaudirektor Jean Laurent Legeay wird 1748 mit der Erneuerung des wüst liegenden Schlossparks beauftragt. Als Vorbild diente Versaille mit seinen Sichtachsen, Alleen und buchsbaumgefassten Rasenflächen. Es entstand eine 33 ha große Anlage mir einem Kreuzkanal, in dem sich das Schloss spiegelt. Zusätzlich schuf Legeay Laubengänge, ein Hippodrom und Barockfiguren schmückten die Anlage.
Um 1840 gestaltete Lenné das Gelände um und bezog noch Uferzonen der angrenzenden Seen mit in das Konzept ein. Von dem einstigen großen Schlossgarten ist heute nicht mehr alles erhalten. Die öffentlich zugänglichen Bereiche laden zu jeder Jahreszeit zu einem Spaziergang ein.
Adresse:
Lennéstraße 1,
19053 Schwerin
Öffnungszeiten:
Schlossmuseum
15. April bis 14. Oktober
Dienstag –Sonntag: 10–18 Uhr
Montag geschlossen
15. Oktober bis 14. April
Dienstag –Sonntag: 10–17 Uhr
Montag geschlossen
Schlosspark
ganzjährig durchgehend geöffnet
Burggarten
ganzjährig: Schließung bei Dämmerung
Eintrittspreise Museum:
Erwachsene: 8,50€
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Offenlegung: Der Besuch im Schloss Schwerin fand im Rahmen einer Bloggerreise nach Schwerin statt. Mein Bericht ist unabhängig zur Reise entstanden und enspricht ausschließlich meiner eigenen Meinung. Vielen Dank für die Fotogenehmigung!
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