Gut 100 Hektar ist der Elbauenpark in Magdeburg groß und wir hatten 100% Erholung, 100% Spaß und 100%igen Überraschungsfaktor bei unserem Besuch.
Während unseres viel zu kurzen Aufenthaltes in Magdeburg, haben wir uns zu dem großen Familien- und Freizeitpark auf dem ehemaligen Bundesgartenschaugelände begeben und dort eine super Zeit verbracht.
Entstehung des Parks
Der Elbauenpark liegt auf dem Cracauer Anger, einem gut 450 Hektar großen Wiesengelände. Dieses Gelände bestand fast nur aus feuchten Wiesen und man nutzte es als Weidefläche. Um 1820 teilte man das Gelände durch Straßenzüge. Dabei entstanden der Kleine und der Große Craucauer Anger.
Etwa Mitte des 19. Jahrhunderts begann man, das Gelände militärisch zu nutzen. Es entstand ein Truppenübungsplatz, ein Exerzierplatz, ein Schießplatz und kleinere militärische Bauwerke wurden errichtet.
Nachdem 1873 die Eisenbahnstrecke nach Berlin eröffnet war, entstanden in einem Bereich des Cracauer Angers Wohnhäuser und Fabriken, in anderen Bereichen Ausflugs- und Tanzlokale. Einige Strandbäder entlang der Elbe eröffneten und auf dem Kleinen Cracauer Anger trainierten Fußballvereine.
Besonders interessant finde ich, dass der Cracauer Anger eine Rolle in der Entwicklung des Motorfluges gespielt hat. Der Magdeburger Ingenieur Hans Grade hat dort am 28.10.1908 den ersten deutschen Motoflug durchgeführt. Mit einem Dreidecker flog er 8 Meter hoch und 60 Meter weit. Ob ihm das auch geglückt wäre, wenn nicht eine Frau in seine Anlaufbahn gekreuzt und er vor lauter Schreck am Höhenruder gezogen hätte? Die Landung war auf jeden Fall nicht so erfolgreich, was ihn aber nicht davon abhielt weitere Flugversuche zu unternehmen. 1914 landete dann das erste Zeppelinluftschiff auf dem Cracauer Fluglatz.
In der Zeit des Zweiten Weltkriegs errichtete man in einigen Bereichen Kasernen und andere militärisch genutzte Gebäude. Diese sind zum Teil noch heute erhalten. Nach dem Krieg nutzten die Magdeburger der Kleinen Cracauer Anger als Schuttabladeplatz für die Trümmer aus der zerstörten Stadt.
1949 übernahm die Rote Armee das Gelände und verließen es 1992. Anschließend begann die Kampfmittelberäumung und Rekultivierung des Geländes.
Die Bundesgartenschau 1999 war sicherlich ein treibender Faktor, der die Umgestaltung des Geländes förderte. Landschaftsarchitekten planten und realisierten in Zusammenarbeit mit Architekten und Künstlern eine Parklandschaft, die eine Symbiose aus Natur, stadtnaher Erholung, Unterhaltung, Sport und Kunst schaffen sollte.
Nach der Bundesgartenschau im Jahr 2000 fing man an das Gelände erneut umzugestalten, um den Magdeburgern langfristig ein Naherholungsziel bieten zu können. Im Elbauenpark eröffneten man zum Beispiel neue familienfreundliche Attraktionen, man legte einen Fitnessparcours und Tiergehege an. Nach und nach erweiterte sich das vielfältige Angebot.
Was kann man im Elbauenpark erleben?
Eins muss ich gleich vorweg nehmen – man braucht Zeit, wenn man wirklich alle Attraktionen im Elbauenpark erleben möchte. Es gibt so viel zu sehen, wundervolle Wege zum Spazierengehen und nette Orte zum Erholen. Man kann seine Verpflegung mitnehmen oder in einem der Restaurants essen – die Zeit dort vergeht wie im Flug.
Man kann bei einem Spaziergang durch den Park verschiedene Themengärten besuchen. Wunderschön ist zum Beispiel der Rosengarten und etwas Nervenkitzel erlebt man im Irrgarten, wenn man seinen Weg ins Freie sucht.
Kaum zu übersehen ist die Seebühne. Hier finden viele Veranstaltungen statt, von Konzerten bis zu Aufzeichnungen von Fernsehrproduktionen (z.B. Grill den Hensler).
Action im Elbauenpark
Wer etwas Action liebt, kann im Elbauenpark jede Menge erleben. Es gibt Felder für Fußball, Volleyball, Beachvolleyball, Handball und Basketball und ich habe auch einen Fitnessparcours und eine Frisbee-Golf Anlage entdeckt. Rasant geht es auf der Sommerrodelbahn zu. Auf einer über 400 Meter lange Strecke rauscht man ins Tal.
Oder wie wäre es mit Klettern? Nicht nur ein Kletterfelsen, sondern auch ein Hochseilgarten stehen im Elbauenpark.
Menschen ab 6 Jahren können im Kletterpark ihre Geschicklichkeit und Ausdauer unter Beweis stellen. Man kann auf drei Ebenen, die in unterschiedlichen Höhen verlaufen unterwegs sein. Es gibt acht Routen mit 55 Elementen, die jedem eine gewisse Herausforderung bieten.
Für den Kletterpark benötigt man ein zusätzliches Ticket, dass man direkt an der Anlage kaufen kann.
Kinder im Elbauenpark
Der Elbauenpark ist ein Paradise für Kinder. Nicht nur das ungestörte Rumtollen ohne Autoverkehr, sondern auch die Sportangebote und zahlreichen Spielplätze lassen die Augen glänzen.
Mein besonderes Highlight war der riesige Rutschenturm. Die Nutzung ist bereits im Eintrittspreis enthalten und ich hätte mir als Kind ehrlich gesagt so eine Rutschenauswahl gewünscht. Die niedrigste Rutsche ist eine kurvige Halbschalenrutsche, die in 4,5 Metern Höhe startet und 14 Meter lang ist. Das Gefälle ist recht gering und so können die jüngsten Kinder hier begeistert langsam rutschen. Rasanter ist die Tunnelrutsche, die fast 21 Meter lang ist und der größte Nervenkitzel ist bestimmt die 36 Meter lange Freifallrutsche. Hier soll man eine Geschwindigkeit von bis zu 50 km/h erreichen.
Besonders beliebt ist bei Kindern auch der Besuch bei den Ziegen im Streichelgehege. Es gibt sogar die Möglichkeit, am nahgelegenen Kiosk Futter zu kaufen und die Tiere zu füttern.
Streicheln kann man sie zwar nicht, aber im Schmetterlingshaus kann man 200 wunderschöne Tiere sehen. Auch hierher zieht es Familien gerne.
Der Jahrtausendturm
Für uns der Anziehungspunkt im Elbauenpark – der Jahrtausendturm. Dieser entstand zur Bundesgartenschau 1999 und ist wirklich ein einmaliges Bauwerk.
60 Meter ragt die asymmetrische Kegelform in die Höhe. Der gesamte Holzturm besteht aus formverleimten Brettschichthölzern, die von einer lichtdurchlässigen Folie überspannt sind.
Außen windet sich eine spiralförmige Rampe, die man betreten kann, um den Turm. Die Steigung der Rampe ist recht groß und daher für Rollstuhlfahrer leider gesperrt. Auf 42 Metern Höhe befindet sich eine Aussichtsplattform. Von dort kann man sich an einer Zip-Line auf eine rasante Fahrt in die Tiefe begeben.
Die Aussicht, die man von dem Jahrtausendturm im Elbauenpark hat, ist beeindruckend. Man kann über das gesamte Parkgelände sehen und auf der anderen Seite der Elbe den Stadtkern von Magdeburg entdecken.
Geht man in das Innere des Jahrtausendturms ist es, so finde ich, sogar noch beeindruckender. Über sechs Etagen, die über ein Treppenhaus zu erreichen sind, gelangt man in die einzelnen Ebenen. Jede dieser Ebenen beschäftigt sich mit einem Abschnitt einer Ausstellung, die für alle Altersgruppen etwas bietet.
Hier wird die 6000 Jahre alte Geschichte der wissenschaftlichen Errungenschaften der Menschheit chronologisch aufgeführt und veranschaulicht.
Kommt man in den Turm, steht man in der ersten Ebene. Hier beginnt der Rückblick in die Geschichte mit einem Blick in die Zeit der Frühen Hochkulturen. Von Ägypten mit seinen Pyramiden und der römischen Hochkultur werden an kleineren und größeren Experimentierstationen physikalische und mathematische Problemstellungen dieser Epoche vorgestellt. Es gab so viel zu entdecken, dass es uns schwer fiel weiter zu gehen.
In der zweiten Etage ist der Schwerpunkt das Mittelalter. Von medizinischen Themen bis hin zu ersten einfachen Maschinen (zum Beispiel der Flaschenzug) gibt es tolle Tafeln mit Erklärungen und einige Experimentierstationen.
Je weiter man im Jahrtausendturm nach oben steigt, umso neuer werden die gezeigten wissenschaftlichen Themenschwerpunkte: Mechanik, Vakuum, Magnetismus, Mathematik, Alchemie, Medizin, Buchdruck, Chemie, Biologie, Optik, Elektrizität, Wärmelehre, Gentechnik, Kernenergie…
Viele bekannte Persönlichkeiten werden dabei kurz vorgestellt, zum Beispiel Leonardo da Vinci, Martin Behaim, Johannes Kepler, Otto von Guericke, Marie Curie….
Jede Etage ist interessant aufbereitet und wenn man wirklich alle Informationen aufnehmen möchte, braucht man mehrere Stunden. Ich finde, diese Ausstellung ist es wert, mehrfach besucht zu werden und man entdeckt mit Sicherheit immer wieder etwas Neues!
Adresse:
Tessenowstraße 7
39114 Magdeburg
Öffnungszeiten:
März: 10-18 Uhr
April: 9-18 Uhr
Mai – August: 9-19 Uhr
September, Oktober: 9-18 Uhr
November, Dezember: 10-16 Uhr
24.12., 31.12.: 10-13 Uhr
Die Attraktionen sind in der Regel von Dienstag-Sonntag geöffnet. Die genauen Zeiten kann man im Kalender auf der Webseite nachlesen.
Eintrittspreise:
Tagesticket inklusive Jahrtausendturm, Schmetterlingshaus, Elbauen-Express
Erwachsene: 8,-€
Grünticket inklusive Spielplätze, Streichelgehege, Damwildgehege, Gartenschauen, Sportareal
Erwachsene: 3,- €
Jahreskarte:
Erwachsene: 28,- €
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Gut zu wissen…
Es stehen mehrere gebührenpflichtige Parkplätze in der Tessenowerstraße zur Verfügung. Bei Großveranstaltungen werden weitere Parkplätze in der näheren Umgebung geöffnet:
– Hochschule Magdeburg-Stendal (Herrenkrugstraße und Breitscheidstraße)
– GETEC-Arena (Berliner Chaussee)
– MDCC-Arena (Friedrich-Ebert-Straße)
– Lange Lake (Fußweg über Herrenkrugbrücke und Herrenkrugstraße)
Tagespreis: 5,- €
30 Minuten: 0,50 €
Bei Veranstaltungen kosten die Parkplätze etwa 7,- €.
Vom Stadtzentrum fährt die Straßenbahnlinie 5 (Fahrtrichtung Messegelände) und die Straßenbahnlinie 6 (Fahrtrichtung Herrenkrug) bis zur Haltestelle Messegelände/Elbauenpark.
Die Buslinie 51 fährt vom Stadtzentrum in Richtung Biederitz. Auch hier steigt man an der Stadtion Messegelände/Elbauenpark aus.
Der Haupteingang mit der Hauptkasse befindet sich Tessenowstraße 7. Weitere Eingange findet man in der Herrenkrugstraße und in der Breitscheidtstraße.
Es gibt mehrere kleine Ausgänge, die man durch ein Drehkreuz verlassen kann. Fahrräder, Kinderwagen und Rollstühle können die Drehkreuze auch passieren. Fahrradanhänger passen nicht durch die Drehkreuze.
Mit dem Verlassen des Parks verliert die Tageskarte die Gültigkeit.
Die Hauptkasse an der Tessenowstraße 7 ist täglich von 9-18 Uhr geöffnet.
Nein! Nur Blinden- und Assistenzhunde sind gestattet.
Nein! Der Rutschenturm steht allen Parkbesuchern kostenfrei zur Verfügung. Auch die vorgeschriebenen Rutschmatten sind kostenfrei.
Ja! Für die Sommerrodelbahn gibt es unterschiedliche Tickets zu kaufen. Kinder ab 8 Jahre können mit Erlaubnis einer aufsichtspflichtigen Person alleine fahren.
Der Besuch im Elbauenpark war Programmpunkt einer Recherchereise nach Magdeburg.
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