Till Eulenspiegel war der Sage nach in Magdeburg, es gibt sogar zwei Geschichten, die darüber berichten. Es ist also nicht verwunderlich, dass man in Magdeburg auch auf Till Eulenspiegel trifft.
Wir waren in Magdeburg auf den Spuren des Narren unterwegs.
Die Sagen von Eulenspiegel in Magdeburg
.. wie Eulenspiegel vom Rathauserker fliegen wollte…
Als Eulenspiegel nach Magdeburg kam, war er bereits recht bekannt. Die Bürger der Stadt baten ihn, etwas abenteuerliches und ungewöhnliches zu unternehmen. Da ließ er sich nicht lange bitten und verkündete, er wolle auf das Rathaus steigen und vom Erker fliegen. Was für eine Aufregung in der Stadt, die Menge versammelte sich auf dem Marktplatz und wollte sehen, wie weit er fliegen würde.
Da stand Eulenspiegel nun auf dem Erker und bewegte seine Arme wie ein Vogel hoch und runter. Die Menge jubelte und feuerte ihn an. Da lachte Till und rief: „Ich meinte, es gäbe Narren in der Welt außer mir. Nun sehe ich hier die ganze Stadt voller Narren. Wie sollte ich fliegen können? Ich bin doch weder Gans noch Vogel!“
Er stieg vom Erker herunter und ließ die Menschen zurück. Einige wenige erkannte, wie wahr Eulenspiegel gesprochen hatte.
…wie Eulenspiegel sich als Arzt ausgab ….
Im Magdeburg gab es einen Bischof namens Bruno, der Till Eulenspiegel in das Schloss Giebichstein einlud. Bruno und sein Hofgesinde waren begeistert von Eulenspiegel. Der Leibarzt mochte keine Narren und vertrat die Meinung, nur gebildete Leute sollten bei Hof etwas zu sagen haben: „Narren zu Narren und Weise zu Weisen! Hätten die Fürsten weise Leute bei sich, so stünde ihnen die Weisheit immer vor Augen. Wenn sie Narren bei sich halten, so lernen sie Narretei.“ Die Ritter und das Hofgesinde mochten diese Einstellung und das hochnäsige Verhalten nicht. Sie gingen zu Eulenspiegel und baten ihn, sich einen Streich auszudenken, der dem Doktor seine Grenzen aufzeigte. Natürlich gefiel Till diese Idee sehr und er schmiedete einen Plan.
Er gehört, dass Brunos Leibarzt selber oft krank sei und viele Medikamente nahm, also verkleidete er sich als Arzt und zog in das Schloss ein. Eulenspiegels Komplizen kündigten ihn als hervorragenden Arzt an und so kam es, dass der Leibarzt ihn um Hilfe bat. Till nicht dumm antwortete so, wie es ein Arzt tat. Er tat so, dass er die Diagnose nur stellen könnte, wenn er eine Nacht bei ihn liegen könnte. Anhand des Nachtschweisses würde er erkennen, was den Leibarzt fehlen würde. Der Leibarzt ging darauf ein.
Vor der Nacht gab Till seinem vermeintlichen Kollegen ein scharfes Abführmittel, ohne ihm allerdings zu verraten, was er dort zu sich nahm. Bevor sie sich ins Bett begaben stellte Eulenspiegel zusätzlich heimlich ein Gefäß mit Kot so unter das Bett, dass der Leibarzt den Geruch die ganze Nacht ertragen musste. Der Arzt litt sehr unter dem Gestank und versuchte sich umzudrehen. Kaum hatte er das Gesicht zu Till gewendet, ließ dieser einen Furz los und schon stank es wieder grauenhaft.
Till machte sich die halbe Nacht einen Spaß mit dem Arzt. Dann wirkte das Abführmittel. Der Doktor konnte nicht an sich halten und verunreinigte sich. Er stank fürchterlich.
Eulenspiegel sah ihn an und sagte: „Wie nun, würdiger Doktor? Euer Schweiß hat schon lange abscheulich gestunken. Wie kommt es, dass Ihr solchen Schweiß schwitzt? Er stinkt sehr übel! Bleibt still liegen, ich hole ein Licht und will sehen, wie es um euch steht.“
Der Leibarzt fühlte sich so krank und elend, dass er sich nicht aus dem Bett bewegte. Eulenspiegel lief zur Burg. Am Morgen folgte der Arzt und als er den Bischof und die Hofleute traf, konnte er vor lauter „Krankheit“ kaum mit ihnen sprechen. Auf die Frage, wie es ihm ginge, stellte er fest, dass er von einem Schalk überrumpelt worden zu sein, von dem er geglaubt hätte ein Arzt zu sein. Die Zuhörer lachten und erzählten ihm, dass es Eulenspiegel gewesen sein, der ihn zum Narren gemacht hätte. Sie sprachen: „Den habt Ihr nicht erkannt und habt ihm geglaubt; von dem seid Ihr betrogen worden. Aber wir, die wir uns mit seiner Narrheit abgaben, kannten ihn wohl. Wir mochten Euch aber nicht warnen, zumal Ihr gar so klug sein wolltet. Niemand ist so weise, dass er nicht auch Toren kennen sollte. Und wenn nirgendwo ein Narr wäre, woran sollte man dann die Weisen erkennen?“
Wo begegnet uns Eulenspiegel in Magdeburg?
In der Altstadt von Magdeburg befindet sich der Alte Markt. Auf der Westseite des Marktplatzes steht der Eulenspiegelbrunnen.
Heinrich Apel, ein Magdeburger Bildhauer, schuf 1970 den Brunnen, um so an die Geschichte von Eulenspiegel zu erinnern.
In der Mitte des Brunnen auf einem Pfeiler steht der Narr und schaut lachend in Richtung Rathaus. Auf dem Sockel steht in goldener Schrift „HIC FVIT“, was so viel bedeutet wie „hier war er“ bedeutet.
Wer noch mehr Till Eulenspiegel Hinweise sucht, sollte auf dem Marktplatz in Richtung Rathaus gehen und sich die wunderschöne mittelalterlichen Bronzetüren am Eingang genauer angucken. Auch diese Tür ist von Heinrich Apel gestaltet worden und auch hier wird man mit etwas suchen fündig. Ein kleines Bild zeigt den Narren bei seinem Flugversuch vom Rathaus.
Noch nicht genug von der Narretei? Dann auf zum Magdeburger Roland, der direkt vor dem Rathaus steht. Auf den ersten Blick nicht sofort zu sehen, hat sich auch dort ein Abbild von Till Eulenspiegel eingeschlichen. Geht man um den Roland herum, findet man auf der Rückseite eine kleine Figur, die sich unter der Inschrift Roland ano 778 gestorben befindet. Eulenspiegel soll hier das ernste militärische Auftreten des Rolands konterkarieren.
Kennt ihr noch weitere Eulenspiegel Städte? Wir waren in Bernburg an der Saale auch schon auf den Spuren des Narren unterwegs.
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