An der Zwickauer Mulde liegt der kleine Ort Waldenburg. Hier steht das wunderschöne Schloss Waldenburg mit seinem Schlosspark.
Wer mit dem Auto durch Waldenburg fährt, kommt am Schloss Waldenburg vorbei. Man sollte sich die Zeit nehmen und auf dem großen Besucherparkplatz anhalten, es lohnt sich das Schloss und das Schlossrestaurant zu besuchen.
Burg Waldenburg
Im 12. Jahrhundert schützte eine Burg am westlichen Ufer der Mulde den Weg „Böhmischer Steig“. Die Burg bildete den Mittelpunkt eines Herrschaftsgebietes, dass bis ins Erzgebirge reichte.
Die Burg Waldenburg bestand aus einer dreiteiligen Anlage, die von zwei Gräben unterteilt und zusätzlich durch einen Wassergraben geschützt wurde. Im mittleren Abschnitt der Burg stand ein quadratischer Bergfried. Der untere Teil des Bergfrieds ist bis heute erhalten geblieben.
Besitzer dieser Burganlage war Hugo von Wartha, ein Richter im königlichen Pleißenland. Seine Nachkommen nannten sich „von Waldenburg“. 1378 wechselten die Besitzer und Friedrich von Schönburg-Hassenstein übernahm die Herrschaft und nannte sich von nun an Herr zu Glauchau und Waldenburg.
1430 bei einer Belagerung durch die Hussiten, zerstörten diese die Burg.
Schloss Waldenburg wird aufgebaut
Die zerstörte Burg und ihre Vorburg baute man später (1556-1565) als Schlossanlage wieder auf. Im Stil der Renaissance entstanden das „hintere Schloss“ und etwas später das „vordere Schloss“. Mehrere Brände führten zu immer wieder veränderten Aufbauarbeiten am Schloss.
Fürst Otto Victor I. von Schönburg modernisierte ab 1835 die Schlossanlage. Er richtete 1847 im Marstall des Schlosses ein Naturalienkabinett ein, das bis heute erhalten geblieben ist. Über unseren Besuch dort kann man sich in unserem Beitrag „Museum – Naturalienkabinett Waldenburg: dem Wunder der Natur auf der Spur“ informieren.
Die Herrschaftszeit des Fürsten zu Beginn der Industrialisierung war auch bestimmt durch zahlreiche Unruhen der Industriearbeiter, die in einer Revolution 1848 ihren Höhepunkt fanden. Dabei stürmten die aufgebrachte Menschenmasse das Schloss, plünderte und legte Feuer. Die Flammen wüteten heftig und zerstörten nicht nur Kunstgüter, die Bibliothek und das Schlossarchiv, sondern auch die Bausubstanz des Schlosses.
Der Fürst und seine Familie waren rechtzeitig geflohen und kehrten 1849 zurück nach Waldenburg. Schnell planten sie den Neubau des Schlosses.
Es entstand eine geschlossene Vierflügelanlage mit zinnenbesetztem Erker und einem achteckigen Uhrenturm im Innenhof. Den mittelalterliche Bergfried erhöhte man und setzte ein Zeltdach auf. Schon einige Jahre später von 1909-1912 ließ Fürst Otto Victor II. vieles wieder umbauen.
Den recht schmucklosen Bau gestaltete man repräsentativ um und brachte das Schloss im Inneren auf den neusten technischen Stand. So hielten eine moderne Heizung, Warmwasser in den Bädern, elektrisches Licht, eine zentrale Staubsaugeranlage und Haustelefone Einzug in das Schloss Waldenburg. Zusätzlich kaufte die Familie Kunstgegenstände, historische Möbel und asiatisches Porzellan und gestaltete so die Innenräume prachtvoll aus.
An der Ostseite des Schlosses baute man ein Gebäude an, das man mit dem Kanzlergebäude und dem Bergfried verband. 1928 war die Schlossanlage wiederhergestellt und die Fürstenfamilie machte Teile der Anlage als Schlossmuseum öffentlich zugänglich.
Was geschah nach 1945?
Nach dem Zweiten Weltkrieg zog nach der US-Kommendatur die Kommandantur der Roten Armee in das Schloss Waldenburg ein und viele Räume nutzte man in dieser Zeit als Lazarett. Teile der prunkvollen Schlossausstattung wurden als Beutekunst abtransportiert. Den Schlosseigentümer enteignete man 1945 im Zuge der Bodenreform.
Ab 1948 nutzte dann die Sozialversicherungsanstalt Sachsen das Schloss Waldenburg als Heilstätte für TBC und später als Fachkrankenhaus für Lungenkrankheiten. Dafür fanden zahlreiche Umbaumaßnahmen statt, die das Innere des Schlosses stark veränderten. 1998 zog das Krankenhaus aus dem Schloss aus.
Seit 2001 ist das Schloss im Besitz des Landkreises Zwickau und wird Schritt für Schritt saniert. Viele Bereiche sind für Besucher geöffnet und können besichtigt werden.
Was im im Schloss Waldenburg entdecken kann
Bei unserem Besuch im Schloss Waldenburg fand gerade eine Veranstaltung statt und so konnten wir in die Räume im oberen Bereich des Schlosses nur einen kurzen Blick werfen. Wir haben uns vorgenommen, in Ruhe diesen Bereich zu einem späteren Zeitpunkt zu entdecken. Schon das Treppenhaus, dass zu dem prunkvoll ausgestatteten Räumen führt, verspricht eine Menge.
Wir haben uns zunächst die Dauerausstellungen im Untergeschoss des Schlosses angesehen und anschließend an einer Führung auf und in den Bergfried teilgenommen.
Dauerausstellung Filmschloss Waldenburg
Ein Schloss stellt natürlich eine wunderschöne Filmkulisse dar. Kein Wunder, dass Filmschaffende gerne diesen Ort auswählen. Hier finden Sie historisch ausgestattete Räume, zum Teil ungenutzte Räume und eine englische Parklandschaft.
Seit November 2010 ist das Schloss Waldenburg im Location Guide der Mitteldeutschen Medienförderung (MDM) gelistet. Bisher sind etwa 20 Film- und Fernsehproduktionen vor Ort gewesen und haben in diesem wunderschönen Ambiente so einige Szenen abgedreht.
Im Untergeschoss des Schlosses befindet sich eine Ausstellung, die sich mit dem Thema „Filmdrehort Schloss Waldenburg“ beschäftigt. Hier kann man Fotos und Erinnerungen an die Zeit mit den Filmcrews entdecken und bei so manchem Film war ich doch erstaunt und hätte das Schloss im Film nicht erkannt.
Begonnen hat alles 2000, als für den Tatort “Quartett in Leipzig” mit Peter Sodann, Bernd Michael Lade, Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär das Schloss als Kulisse genutzt wurde. Es folgten einige Dokumentationen und Dokumentarfilme zu den unterschiedlichsten Themen.
2013 drehte man auf der Waldenburg Szenen des Films „The Grand Budapest Hotel“. Über diese Dreharbeiten kann man in der Ausstellung einiges erfahren.
2015 folgte der Film “Der junge Karl Marx” mit August Diehl, Stefan Konarske, Vicky Krieps.
Aber auch für Märchenfilme, wie „Die kluge Bauerntochter“ und in Werbefilme, wie im Weihnachtswerbefilm von Duracell, nutzte man das Schloss Waldenburg.
Ausstellung Baugeschichte Schloss Waldenburg
Nicht nur die Filmgeschichte vom Schloss Waldenburg ist interessant, auch die Baugeschichte wird in einer kleinen Ausstellung dargestellt. Diese befindet sich im Untergeschoss des Schlosses, in den Räumen, die früher vom Dienstpersonal genutzt wurden. Vom Bau der ersten Burganlage im späten 12. Jahrhundert bis zu den Umbaumaßnahmen Anfang des 20. Jahrhunderts kann man in einer animierten Präsentation die Entwicklung verfolgen. Besonders gut haben mir die architektonischen Zeichnungen gefallen, auf denen man viele kleine Details erkennen kann.
Ausstellung „Historische Schlossküche“
Schon einmal einen Blick in eine Schlossküche geworfen? Das Schloss Waldenburg hatte ursprünglich 6 Räume, die für die vielen unterschiedlichen Arbeiten einer Küche genutzt wurden. Jeder Raum hatte eine bestimmte Aufgabe, wie zum Beispiel Platz zum Anrichten der Speisen, Arbeitsflächen zur Zubereitung oder Feuerstellen. Heute sind noch drei Räume erhalten und können besichtigt werden.
Kleiner Tipp: beim Eintreten in den Raum die Hörstation aktivieren! Sofort hört man einer Szene in der Küche zu und erlebt geschäftiges Treiben. So macht es noch mehr Spaß sich die historische Küche anzusehen.
Führung Bergfried
Die Führung auf und in den Bergfried beginnt in der Waldenburger Schlosskapelle.
Im Zuge des Schlossneubaus entstand auch die sehr helle und recht schmucklose, aber dennoch beeindruckende Kapelle. Die Kapelle erhielt eine Orgel, die das gesamte hintere Drittel des Gebetsraums nutzte. Leider hat man sie in den Nachkriegswirren um 1946 verschrottete .
In der Zeit, in der das Schloss als Lungenheilanstalt genutzt worden ist, war die Kapelle durch eine Zwischendecke in zwei Etagen unterteilt. Heute kann man noch einige Stellen erkennen, wo diese Decke verankert war. Den unteren Bereich nutzte man als Röntgenabteilung und in den oberen Räumen entstand ein Speisesaal für das Personal.
2009 erhielt die Schlosskapelle eine neue Orgel mit etwa 1542 Pfeifen, die zum Teil aus Materialien anderer Orgeln zusammengesetzt wurde.
Von der Kapelle aus führte der Weg weiter zum Bergfried des Schlosses.
Nur der untere Teil, der in etwa 14 Meter hoch ist, des heutigen Baus existiert bereits seit dem Mittelalter. Dieser ist mit den typischen Buckelquadern, die man beim Bauen in der Stauferzeit verwendet hat, verkleidet. Auch heute noch sind diese im unteren Turmbereich sichtbar.
Der obere Bereich des Turmes ist jüngeren Datums. Um 1690 erhielt der Turm ein achteckiges Obergeschoss und einen hohen Turmhelm und erreicht so eine Höhe von 40 Metern. Der große Schlossbrand von 1848 richtete auch am Bergfried beträchtlichen Schaden an. Er konnte aber wieder aufgebaut werden. Im Zuge der Wiederherstellung baute man an den Bergfried das neue Kanzleigebäude an.
Der Bergfried vom Schloss Waldenburg hat am Boden eine Seitenlänge von 9,80 Meter und eine Mauerstärke von etwa 3,50 Meter, die etwa 7 Meter tief in die Erde ragen. Je höher man kommt, desto mehr nimmt die Mauerstärke ab. Der ursprüngliche Eingang, so wird vermutet, lag nicht ebenerdig, sondern lag oberhalb eines im unteren Bereich liegenden Verlieses.
Ein kompliziertes Schlosssystem, bei dem man große und kleine Schlüssel in einer bestimmten Reihenfolge verwenden muss, um die Tür öffnen zu können, schützte damals den Eingang zum Turm. Nachdem die Tür sich öffnete, konnten wir den Bergfried betreten. Ebenerdig nutzt heute das Schloss-Café das Gebäude. Früher befand sich hier eine Auszahlungsstelle und ein Archiv.
Wir beginnen mit dem Turmaufstieg, den wir recht häufig unterbrechen, denn in jeder Etage gibt es etwas zu entdecken. Die Nutzung des Bergfrieds im Laufe der vergangenen Jahre hat mich doch sehr überrascht. In zwei Geschossen befinden sich heute ungenutzte Wohnungen. Von 1945 bis 2002 nutzte man den Raum und baute unterschiedlich große Wohnungen ein, die zwar Wasseranschluss aber keine eigene Toilette hatten. Diese befand sich für alle Mietparteien auf dem Gang. Heute stehen die Räume leer und so langsam nagt der Zahn der Zeit an den Wänden und Fenstern, es riecht leicht feucht. Eigentlich schade, aber es wäre bestimmt sehr kostspielig, hier neue moderne Wohnungen zum Beispiel für Feriengäste entstehen zu lassen.
Als wir durch eine Tür treten, befinden wir uns in einem Tresorraum. Die Außenwänden haben hier noch eine Stärke von 3,50 Meter und dicke Stahltüren schützen den Eingang.
Der Weg bis zur Spitze des Bergfrieds führt uns insgesamt 138 Stufen eine immer schmaler werdende Treppe hinauf. Es gibt noch weitere Zwischengeschosse, die alle in der Vergangenheit unterschiedlich genutzt wurden und heute leer stehen. Schließlich oben angekommen, kann man einen schmalen Balkon betreten, der um den Turm herum führt. Von dort hat man eine tolle Sicht auf die Umgebung mit seinen Feldern und sanften Hügeln, man kann Bereiche des Schlosses und des Schlossparks von oben sehen.
Eine Bergfried Führung im Schloss Waldenburg kann ich sehr empfehlen. Es war informativ, lustig und überraschend. Die Aussicht entschädigt jede Treppenstufe.
Adresse:
Peniger Straße 10
08396 Waldenburg
Öffnungszeiten:
Montag: geschlossen
Dienstag bis Freitag: 10- 16 Uhr
Samstag: 13- 17 Uhr
Sonntag und Feiertage: 11-17 Uhr
Aufgrund von Trauungen, Feiern und Veranstaltungen kann es vorkommen, dass das Schloss nur eingeschränkt zu besichtigen ist.
Eintrittspreise:
Schlossbesichtigung
Erwachsene: 8,-€
Schlossbesichtigung inkl. Dauerausstellungen und Sonderausstellung
Erwachsene: 13,-€
Führungen werden zu unterschiedlichen Themen kostenpflichtig angeboten.
Der Besuch im Schloss Waldenburg war Programmpunkt einer Recherchereise in die Region Zwickau. Der Beitrag ist unabhängig zum Besuch entstanden
Schreibe einen Kommentar