In Sachsen gibt es das Museum-Naturalienkabinett Waldenburg, eine beeindruckende historische Sammlung mit zahlreichen Objekten aus dem Naturbereich und astronomischen und physikalischen Gerätschaften, sowie kunsthandwerkliche Exponate aus der Barockzeit.
Was ist ein Naturalienkabinett?
Der Begriff Naturalienkabinett (Naturalienkammer / Naturaliensammlung) stammt aus dem 18. Jahrhundert. Er bezeichnet eine Sammlung von Gegenständen aus der Natur, die manchmal aus Prachtliebe, manchmal zum Vergnügen und machmal auch aus wissenschaftlichem Interesse gesammelt wurden. Im 19. Jahrhundert gingen viele Naturalienkabinette in Naturkundemuseen auf.
Die Entstehung des Naturalienkabinetts in Waldenburg
Otto Victor von Schönburg-Waldenbeug muss ein wahrer Sammler gewesen sein. Er beauftragt 1838 Gustav Adolf Giese, nach privaten Sammlungen Ausschau zu halten und diese, wenn möglich aufzukaufen, um ein Naturhistorisches Museum zu gründen.
Der erste Kauf war eine kleine Mineraliensammlung, die man 1839 dem Apotheker Karl Friedrich Reichel abkaufte. Es folgte wenig später die von Karl Gerhardt erstellte Sammlung von Gliedertieren und eine Vogelsammlung mit 1200 Exponaten von dem Zuckerbäcker Oberländer. Schließlich gelang es noch eine Sammlung von Kunstwerken und Naturalien der Familie Linck anzukaufen. Diese Sammlung war sehr umfangreich und vielseitig und stellte eine Bereicherung zu den bisherigen Exponaten dar.
So eine Sammlung benötigt natürlich viel Platz und so beschloss der Fürst, die Reithalle, die hinter dem Marstall gebaut wurde, zu erweitern. Der Raum über der Reithalle sollte für die Aufstellung der Sammlung genutzt werden. Schnell stellte sich heraus, dass diese Idee nicht so gut war. Die klimatischen Bedingungen ließen die Präparate schimmeln und so musste schnell eine Lösung gesucht werden. Ein Neubau an der Reithalle entstand. Das Erdgeschoss nutze man zukünftig als Remise und im oberen Stockwerk entstand das Museum.
In den folgenden Jahren erweiterte die Familie Schönburg-Waldenburg die Sammlung. 1846 zog zum Beispiel die ägyptische Mumie von Shep-en-Hor in das Museum ein. Diese kann man bis heute dort bewundern. Seit etwa 1910 ergänzten afrikanische und rumänische Jagdtrophäen die Sammlung.
Um 1933/34 gestaltete und sortierte man die Sammlung neu. In dieser Zeit entstand das „Linck-Zimmer“ in einem ehemaligen Wärterzimmer. Auch dieses Zimmer ist noch vorhanden. Wer den kleinen Raum betritt wird erstaunt sein. Hier herrscht ein Durcheinander aus Kunstgegenständen, die nur die Zugehörigkeit zur Sammlung vereint. Hier kann man zum Beispiel seltene farbige Gläser aus dem Jahr 1690 entdecken.
Den Zweiten Weltkrieg überstand das Naturalienkabinett Waldenburg ohne nennenswerte Schäden. Auch die sowjetische Armee, die zahlreiche Kunstwerke aus anderen Museen abtransportierte, hatte kein Interesse an den Exponaten der Ausstellung. 1948 gingen das Naturalienkabinett und die heimatgeschichtliche Sammlung in den Besitz der Stadt Waldenburg über.
Nach und nach verschob sich der Schwerpunkt des Museums. Immer mehr rückte die Heimatkunde und naturkundliche Sammlungsstücke in den Fokus der Ausstellung. Neue Exponate, wie ein Kalb mit zwei Köpfen, erweiterten die Ausstellung und machten das Museum bekannt.
Seit der Wiedervereinigung lag das Hauptaugenmerk zunächst darauf, die schlecht erhaltene Sammlung zu konservieren und zu erhalten. Zum Glück konnte mit großer fachlicher Expertise der Verfall der Sammlung gestoppt und tausende kulturgeschichtliche Objekte gerettet und dokumentiert werden. Auch das Museumsgebäude ist inzwischen denkmalgeschützt saniert und um eine moderne Begleitausstellung zum historischen Naturalienkabinett erweitert worden.
Besuch im Museum Naturalienkabinett Waldenburg
Die Sammlung im Naturalienkabinett Waldenburg steht heute genau wie das Gebäude unter Denkmalschutz.
Betritt man die historischen Räume im Obergeschoss des Naturalienkabinetts ist es fast so, als würde man in der Zeit zurückreisen. Hier erwartet einen kein multimediales Spektakel, sondern es stehen gediegene Glasvitrinen und Schaukästen aus dunklem Holz auf einen leicht knarrenden Holzdielenboden. Wer wissen möchte, um welches Exponat es sich handelt, kann die original erhaltenen kleinen Schilder lesen.
Streift man durch die Räume, kann man zum Beispiel eine Mineraliensammlung sehen, die 1839 von Carl Ferdinand Reichel an die Sammlung abgeben worden ist. Unzählige Steine und Mineralien, sogar ein Meteor kann man entdecken.
Beeindruckt hat mich die Sammlung der Gliedertiere und die Vogelsammlung, die nicht nur aus heimischen Vogelarten besteht. Es gibt sogar ganze Schaukästen mit präparierten Insekten, die so klein sind, dass ich zuerst dachte, dass nur die Nadeln, auf denen die Präparate stecken zu sehen sind.
Im Museum Naturalienkabinett Waldenburg findet man auch die älteste Spiritussammlung der Welt, in der man Amphibien, Reptilien und Fischen sehen kann. Heute sind von den ursprünglich 800 Gläsern noch 200 erhalten.
Etwas gruselig wirken die zahlreichen Stopfpräparate auf mich. Für Wissenschaftler aber hoch interessant, da anhand der unterschiedlichen Techniken der Tierpräparation viel über die Arbeitsmethoden erfährt.
An einem Schrank bleiben wir schließlich eine Weile stehen. Es sieht so aus, als ob dort Bücher stehen würden. Aber es handelt sich eine 7843 Papierbögen umfassendes Herbarsammlung des Apothekers Reichel. Eine Herbarsammlung besteht aus konservierter Pflanzen oder Pflanzenteile. Es gab eine Zeit, da war das Sammeln von Pflanzen in einigen Gesellschaftsschichten ein großer Trend. Man sammelte und tauschte Pflanzen, so wie heute Klebebilder gesammelt und getauscht werden. Die hier stehende Sammlung kann aufgrund des zum Teil Erhaltungszustands nicht angesehen werden. Ziel ist es aber, die Sammlung nach und nach zu digitalisieren und so allen interessierten Personen einen Blick in die Sammlung zu ermöglichen.
Linck-Sammlung
Die Linck-Sammlung stammt von der Leipziger Apothekerfamilie Linck. Die Familie sammelt seit 1670 mit viel Leidenschaft alles, was interessant war, wie zum Beispiel: Instrumente, Keramiken und medizinische Produkte wie Apothekersubstanzen, Pflanzen- und Tierpräparate, Gesteinsproben. Hinzu kamen Kunstgegenstände und die unterschiedlichsten Artefakte. Dabei beschränkten sie sich nicht nur auf Objekte die aus der unmittelbare Gegend oder einer bestimmte Epochen stammten. Alles, was unterhaltsam war, fand den Weg in die Sammlung. Ein bißchen erinnert mich die Sammlung an die Wunderkammer, die ich in Zittau gesehen habe.
Nach dem Tod von Johann Heinrich Linck d. J. im Jahr 1807 pflegte man die Sammlung nicht weiter und verkaufte sie schließlich nach Waldenburg.
Es war ein wirklich schöner und interessanter Besuch im Museum Natuaralienkabinett Waldenburg.
Adresse:
Museum – Naturalienkabinett Waldenburg
Geschwister-Scholl-Platz 1
08396 Waldenburg
Öffnungszeiten:
Oktober bis März (Winter)
Dienstag bis Sonntag, Feiertage: 10 – 16 Uhr
Montags geschlossen (außer an Feiertagen)
Reguläre Schließtage: 24. / 25. / 26. / 31. Dezember / 1. Januar
April bis September (Sommer)
Dienstag bis Freitag: 10 – 16 Uhr
Samstag, Sonntag und Feiertag: 10 – 17 Uhr
Montags geschlossen (außer an Feiertagen)
Eintrittspreise:
Erwachsene: 5 €
Leihgebühr Audioguide: 2 €
Fotoerlaubnis (professionelle Digitalkamera): 2,50 €
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Offenlegung: Der Besuch im Museum – Naturalienkabinett Waldenburg war ein Programmpunkt einer Recherchereise in die Region Zwickau. Der Bericht ist unabhängig zum Besuch entstanden.
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