Zwickau war für mich immer mit dem Thema „Auto“ verknüpft und so zog es uns auch in das August Horch Museum. Dieses Automobilmuseum in Zwickau liegt auf der Europäischen Route der Industriekultur und stellt die Geschichte des Automobilbaus in der Stadt dar.
Zwickau die Autostadt
August Horch absolvierte sein Studium Technikum in Mittweida. Als Leiter der Abteilung Motorwagenbau fing er 1896 bei der Firma “Benz & Cie.” an zu arbeiten. 1899 machte Horch sich in Köln selbstständig und konstruierte sein erstes Auto, dass er 1901 zum ersten Mal Probe fahren konnte.
Anfangs war das Geld knapp und er verkaufte zu wenige Fahrzeuge. Er verlegte seine Produktion nach Reichenbach im Vogtland und fertigte ab 1902 vorwiegend Zweizylinder-Wagen. Anscheinend ein guter Schachzug, denn seine Autos wurden bekannter und Horch musste die Produktionsfläche erweitern.
Er fand eine neue Produktionsstätte in Zwickau und gründete am 10. Mai 1904 die “August Horch & Cie. Motorenwagenwerke AG”. In den ersten zwei Monaten verkaufte man bereits 13 Wagen. Obwohl der Preis recht hoch war, konnte man innerhalb der ersten zwei Jahre 82 Fahrzeuge verkaufen. August Horch verließ nach einem Zerwürfnis mit seinen Geschäftspartnern 1909 die Firma und gründete noch im gleichen Jahr die „August Horch Automobliwerke GmbH“ in Zwickau.
Aus Horch wird Audi
Seine neue Firma lag in direkter Nachbarschaft zu der alten Firma. Dieses und sicherlich der recht ähnliche Name führte zu einem Rechtsstreit, den August Horch verlor und nun seine Firma umbenennen musste. Ab 25.April 1910 hieß die Firma nun „Audi Automobilwerke GmbH Zwickau“.
Kleiner Fakt am Rande: die lateinische Übersetzung von Horch lautet Audi!
1915 wandelte man die Firma in die „Audiwerke AG Zwickau“ um und Ende 1931 benannte man die Firma erneut in „ Auto Union AG“ um. Unter diesem Namen waren nun die Automobilabteilung von Wanderer auch DKW, Horch und Audi zusammengeschlossen. Man bot ein vielfältiges Programm an Fahrzeugen vom Motorrad bis zum Luxusauto an. Während des Zweiten Weltkrieges fertigte man Militärfahrzeuge an und die Produktion so am Leben erhalten.
Nach dem Krieg demontierte man das Werk als Reparationsleistung fast vollständig, das Vermögen des Unternehmens wurde enteignet. Die Auto Union AG löschte am aus dem Handelsregister. In Zwickau entstand 1958 der „VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau“ und produziert nun den Trabant.
Nach der politischen und wirtschaftlichen Wende schloss sich der VW-Konzern 1992 mit dem „VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau“ zum IFA Kombinat PKW zusammen und produzierte nun den VW Polo in Zwickau.
August-Horch Museum
Ein Automobilmuseum in Zwickau gibt es seit 1988. Damals baute man einen ungenutzten Speisesaal im Keller zu einem Ausstellungsraum um. Mit den heutigen Räumen lässt sich das nicht mehr vergleichen. Unter Einbeziehung der historischen Bausubstanz des alten Fabrikgeländes eröffnete man 2004 eine neue Ausstellung in einem neuen Gebäude. Heute stehen etwa 6500 m² Fläche zur Verfügung, die von einer Dauerausstellung und von Wechselausstellungen genutzt werden.
Das Automobilmuseum in Zwickau gehört heute zu den touristischen Zielen der Stadt und ist, so finde ich, nicht nur für Autoliebhaber geeignet. Man sollte etwas Zeit für den Besuch einplanen. Wir hatten gut 2 Stunden bis zur abendlichen Schließung des Museums und hätten gerne noch etwas mehr Zeit dort verbracht.
Dauerausstellung im Automobilmuseum in Zwickau
Das moderne Eingangsgebäude führt direkt in den großen Ausstellungsbereich. Schon der erste Blick, den wir von dem Übergang in einen tiefer liegenden Ausstellungsbereich hatten, zeigte mir blitzende und polierte traumhaft schöne Autos. Der Blick machte Lust auf mehr Fahrzeuge und ich muss sagen, das Automobilmuseum in Zwickau lässt wirklich keine Wünsche offen. Etwa 160 Großexponate von Autos, Motorrädern und Motoren bis hin zu zahlreichen kleineren Exponaten und Mulitmediastationen – es ist Abwechslung und Vorfreude auf mehr gegeben.
Im Automobilmuseum in Zwickau kann man die Geschichte der Automobilindustrie auf vielen Tafeln und in kleinen Filmausschnitten kennenlernen. Ich fand es sehr spannend.
Was kann man im Automobilmuseum in Zwickau sehen?
Den Anfang machen Autos aus der Zeit bis 1945 der historischen Marken Audi, DKW, Horch und Wanderer. Autos aus vielen verschiedenen Jahren sind hier ausgestellt. Auf den kleinen Tafeln neben den Exponaten können Autokenner vom Baujahr über Motorleistung alles wichtige erfahren. Für mich eher uninteressant, ich war damit beschäftigt die Innenausstattung zu bestaunen oder auf Details wie Aufhängung des Reserverads zu gucken.
Mir gefallen immer wieder die Fahrzeuge, die noch zusätzliche Informationen aus der Vergangenheit anbieten. So entdecke ich einen Wagen, der ein interessantes Transportsystem für die Skier hat und ein Fahrzeug mit eingebautem Wasserhahn. Auch der Polizei-Mannschaftswagen mit 3 Sitzreihen und den Wagen der Feuerwehr finde ich einfach klasse.
Gut hat mir der Bereich gefallen, in dem man durch eine kleine Straßenszene (aus den 30er Jahren) läuft. Hier parken die Autos am Straßenrand, man kann einen Blick in die Auslage in den Schaufenstern einiger Geschäfte werfen oder in eine Autowerkstatt gucken. Fast so, als springe man in der Zeit zurück.
Durch eine Tür gelangt man zum Büro von August Horch und in einen Werkstattbereich für die Fertigung und Entwicklung. Hier stehen nicht nur große Maschinen, sondern man bekommt auch einen Einblick in einige Arbeitsschritte bei der Autoproduktion. Einige der Maschinen sollen komplett funktionsfähig sein, wie zum Beispiel eine Anlage mit Transmissionsantrieb und ein Horch-Motorenprüfstand. Spannend fand ich den Bereich zum Thema Karosseriebau, der sehr deutlich macht, wie viel Arbeit in diesem Produktionsschritt steckte.
In einem anderen Bereich der Ausstellung wird auf das Thema Rennsport eingegangen. Hier kann man Rennwagen aus der Zeit von 1920 bis in die 1930er Jahre sehen und einen kleinen Film zum Thema Rennsport gucken. Eine Renntribüne lädt zum Sitzen ein und man kann auf die Rennstrecke gucken, auf der einige Rennwagen stehen. Neben der Strecke stehen Servicewagen und weitere Rennwagen.
Während des Zweiten Weltkrieges fertigte man in Zwickau Militärfahrzeuge. Dieser Bereich wird im Automobilmuseum in Zwickau auch gezeigt. Es sind einige Fahrzeuge aus der Kriegsproduktion ausgestellt.
Autos nach 1945
Sehr spannend ist auch der Bereich der Ausstellung im Automobilmuseum in Zwickau, der sich mit dem Autobau nach 1945 beschäftigt. Anfangs produzierte man in Zwickau noch Tretautos für Kinder, dann kamen Traktoren, LKWs und PKWs.
Das Thema Trabant darf dabei natürlich nicht fehlen. Sehr interessant fand ich die Fertigungsanlage. Hier stellte man Duroplast her, aus dem Teile des Trabis bestanden. Aus Baumwollkurzfasern, die mit Phenolharz verstärkt wurden, presste man die Form der Karosserie. Vorteilhaft war die Stabilität, die Korrosionsfreiheit, die geringe Masse, die Reparaturfreundlichkeit und die leichte/billige Verfügbarkeit des Materials. Als nachteilig erwiesen sich zum Beispiel die Entsorgung, das lange Aushärten der Kunststoffe und damit das Blockieren der Maschinen für neue Pressungen.
Wer es gerne möchte, kann eine Simulationsfahrt in einem Trabant machen. Ich habe es versucht und nicht einmal den Wagen ins Rollen gebracht. Ich glaube, die Gangschaltung und das Zwischengas und ich werden keine Freunde.
Das man auf dem Trabi auch zelten kann, hätte ich nicht gedacht. Aber wenn man dem Werbeplakat glauben kann, war der Wagen sehr stabil!
Den Abschluss der Ausstellung im Automobilmuseum in Zwickau bildet ein Blick auf die gegenwärtige Situation von VW Sachsen und einem Blick in die Zukunft. In diesem Bereich kann man zum Beispiel einen VW Golf Citystromer, ein beschossenes VW Phaeton-Sonderschutzfahrzeug und eine Bentley Bentayga-Karosserie sehen.
Lust auf mehr?
Hier geht es zum virtuellen Rundgang durch das Automobilmuseum in Zwickau.
Uns hat der Besuch sehr gut gefallen und mit dem ein oder anderen Auto wäre ich gerne durch die Gegend gefahren.
Adresse:
August Horch Museum Zwickau gGmbH
Audistraße 7
08058 Zwickau
Öffnungszeiten:
Dienstag – Sonntag: 9:30 -17 Uhr
Sonderöffnungszeiten:
Neujahr 13-17 Uhr
Pfingstmontag: 9.30-17 Uhrzeigersinn
geschlossen:
24.12.; 25.12.; 31.12.
Eintrittspreise:
Erwachsene: 11,-€
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Offenlegung: Der Besuch im August Horch Museum Zwickau fanf im Rahmen einer Recherchereise statt. Der Beitrag ist unabhängig zum Besuch entstanden.
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