Wer kennt das Lied nicht „Tulpen aus Amsterdam…“. Ganz in der Nähe der Metropole liegt der Keukenhof, der sicherlich bekannteste Ort des Landes, an dem man die Tulpenblüte erleben kann.
Jedes Jahr zieht die Tulpenblüte Millionen von Besuchern aus aller Welt zum Keukenhof Holland. Die Nähe zu Amsterdam, Haarlem und Leiden macht ihn zum idealen Ausflugsziel. Für uns war der Besuch einer der Höhepunkte einer Flusskreuzfahrt. Unser Schiff hatte in Amsterdam angelegt und mit Bussen ging es in etwa 40 Minuten Fahrt in Richtung Keukenhof. Unser Tourguide im Bus nutzte die Zeit für einige wirklich spannende Informationen. Besonders in Erinnerung ist mir dabei geblieben wie die Tulpe nach Holland kam und der Wert, den sie einst für die Menschen hatte.
Die Tulpe kommt nach Holland
Lange bevor die Tulpe ihren Weg nach Mitteleuropa fand, war sie bereits im Mittleren Orient (9.Jahrhundert) bekannt. Es wird vermutet, dass hier schon aus mehreren Wildarten die Garten-Tulpe entstanden ist. Von den Persern übernahmen die Türken die Kultivierung der Tulpe. Es gibt Erwähnungen von Dichtern aus dem 13. Jahrhundert und auch Abbildungen auf Keramiken, die dieses belegen. Etwa im 16.Jahrhundert diente die Tulpe dann als Gartenpflanze.
Mitte des 16.Jahrhunderts kam die Garten-Tulpe nach Mittel- und Westeuropa. Erste Belege sprechen davon, dass 1549 in Italien die tulipa am Hof auftauchte. Der kaiserliche Botschafter am Hof Süleyman I. beschrieb die Pflanze in seinen Briefen und gab ihr diesen Namen. Es wird heute vermutet, dass der Name aufgrund eines sprachlichen Missverständnisses entstanden ist. Tulipan (türkisch Tülband) bedeutet Turbanband und beschreibt eher die Form der Blume. In den türkischen Schriften findet sich der Name lalé für die Blume. Es wird davon ausgegangen, dass dieser Botschafter auch die ersten Tulpenzwiebeln verschickte und so ihre Ausbreitung förderte. Innerhalb Mitteleuropas gelangte sie dann über Tauschgeschäfte auch nach Holland.
Ende des 16. Jahrhunderts entstand in Holland das Zentrum der Tulpen-Zucht. In der Zeit zwischen 1630 und 1650 kannte man rund 800 namentlich unterschiedene Tulpensorten.
Tulpenmanie
Die gehobenen Schichten fanden Gefallen an der Tulpe. Die Tulpenliebhaber waren begeistert von den neuen und exotischen Pflanzen. Sie legten privaten Gärten an, züchteten neue Sorten und tauschten diese miteinander. Die hohe Wertschätzung und Seltenheit der Pflanze lies sie schnell zu einem finanziell kostbaren Gut werden. Tulpenzwiebel wurden sogar gestohlen und tauchten dann auf dem Schwarzmarkt auf.

Ende des 16. Jahrhunderts setzte der kommerzielle Handel ein. Es entwickelte sich ein wahrer Geschäftsboom, der die Preise ansteigen ließ (in den 1630er Jahren). Der Verlauf der Tulpenpreise zwischen 1630 und 1637 ist nur teilweise dokumentiert. Bereits in den 1620er Jahren wurden für besonders seltene Tulpensorten hohe Preise erzielt. Ein berühmtes Beispiel ist die Tulpe Semper Augustus, die als teuerste Tulpe aller Zeiten gilt.
- Preise der Semper Augustus:
- 1623: 1.000 Gulden pro Zwiebel
- 1624: 1.200 Gulden
- 1633: 5.500 Gulden
- 1637: Für drei Zwiebeln wurden 30.000 Gulden geboten.
Zu diesen Preisen sollte man wissen, dass das durchschnittliche Jahreseinkommen in den Niederlanden bei etwa 150 Gulden lag.
Solch extremen Preise waren jedoch Ausnahmen. Die meisten Tulpen wurden für deutlich geringere Summen gehandelt. Beispielsweise wurde 1611 eine Tulpe der Sorte “Cears op de Candlelaer” für nur 20 Gulden verkauft.

Der Crash
Zu Beginn des Jahres 1637 stiegen die Preise für manche Tulpen dramatisch. Die Sorte Groot Gepluymaseerde verdoppelte ihren Preis in nur zwei Wochen von 0,07 Gulden pro Aes (1 Aes = 0,048 Gramm) auf 0,15 Gulden pro Aes. Die Sorte Switserts stieg im selben Zeitraum von 125 Gulden pro Pfund auf 1.500 Gulden – ein Zwölffacher Anstieg. Der Höhepunkt der Tulpenpreise wurde am 3. Februar 1637 bei einer Auktion in Alkmaar erreicht. Der durchschnittliche Preis pro Zwiebel lag bei 793 Gulden, doch einzelne Exemplare erzielten deutlich höhere Beträge:
- Eine Tulpe der Sorte Viceroy verkaufte man für 4.203 Gulden.
- Eine Tulpe der Sorte Admirael van Enchhysen erzielte 5.200 Gulden.

Bereits zwei Tage nach der Auktion, am 5. Februar 1637, begann der Preisverfall. Bei einer Versteigerung in einem Wirtshaus konnten keine Tulpen zu den erwarteten Preisen verkauft werden. In den folgenden Tagen brach der Tulpenmarkt in den gesamten Niederlanden zusammen. Die Tulpenpreise fielen um über 95 %. Viele Spekulanten verloren viel Geld. Heute kann man die Tulpenmanie als eine der ersten dokumentierten Spekulationsblasen der Wirtschaftsgeschichte bezeichnen.
Nach dem Zusammenbruch des Tulpenmarktes 1637 versuchten Städte und Händler, die Krise zu lösen. Verschiedene Ansätze wurden diskutiert, doch ein einheitlicher Weg scheiterte häufig an fehlender Kooperation und rechtlicher Unsicherheit.

Entstehung des Keukenhofes
Im 15. Jahrhundert war das Gebiet, auf dem sich der heutige Keukenhof befindet, Teil der Ländereien von Schloss Teylingen. Die Gräfin Jacoba von Bayern, die damals auf Schloss Teylingen lebte, nutzte das Land, um Kräuter, Obst und Gemüse für die Schlossküche anzubauen. Daher erhielt das Gebiet den Namen „Keukenduin“, was so viel wie „Küchengarten“ bedeutet.
Ein wohlhabender Amsterdamer Kaufmann lies 1641 dort das Schloss Keukenhof errichten. Im 19.Jahrhundert baute der damalige Besitzer die Gartenanlage im Stil eines englischen Landschaftsgartens um. Dieser ist bis heute die Grundlage für die Parkanlage.

Der Keukenhof, wie wir ihn heute kennen, wurde 1949 gegründet. Ein Zusammenschluss von Blumenzwiebelzüchtern und -exporteuren hatte die Idee, das Gelände als Ausstellungsort für ihre Produkte zu nutzen. Ziel war es, die niederländische Blumenzucht zu fördern und den Export zu unterstützen.
Der Park öffnete für die Öffentlichkeit erstmals 1950 und zog im ersten Jahr bereits 200.000 Besucher an. Der Keukenhof ist heute ein 32 Hektar großer Park.

Geöffnet ist der Park von März bis Mai und in dieser Zeit kommen Millionen von Besuchern aus aller Welt.
Besuch auf dem Keukenhof
Der Bus rollt auf einen riesigen Parkplatz. Es ist 9 Uhr morgens und bisher stehen nur etwa 10 Busse dort. Das sollte sich bis zur Mittagszeit ändern. Als wir wenige Stunden später wieder abfuhren gab es bereits kaum noch freie Stellplätze auf dem riesigen Platz.
Mein Tipp: Kommt nicht zu spät zum Keukenhof. Ab etwa 10/11 Uhr wird es richtig voll und gerade die Hauptwege sind sehr überlaufen. Erst am späten Nachmittag soll es wieder etwas ruhiger werden.
Durch den Gruppeneingang ging es auf das Gelände und die ersten Minuten führte man uns noch etwas herum und gab uns einige Informationen.

So erfuhren wir, dass dieses Gelände wirklich nur 8 Wochen im Jahr geöffnet ist. Jedes Jahr werden etwa 7 Millionen Frühlingsblüher gesetzt. Immer in anderen Zusammenstellungen und jedes Jahr zu einem bestimmten Thema. Hunderte von Züchtern sind an der Show beteiligt und präsentieren ihre schönsten Blumen. In diesen 8 Wochen kommen nicht nur Touristen, sondern auch die Züchter zum Keukenhof.
Nach der kurzen Einführung ging es dann mit dem aktuellen Parkplan (gibt es kostenlos am Eingang) auf Entdeckungstour.

Was gibt es zu sehen?
Ich weiß nicht genau, was ich erwartet hatte, aber mit Sicherheit nicht diese wunderschöne Anlage. Für mich war der Begriff Tulpenblüte mit riesigen Feldern von Tulpen verknüpft und so war ich wirklich sehr positiv überrascht.

Auf gut befestigten Wegen ging es für uns kreuz und quer durch den Park. Die Wege und die Bäume sind neben den Gebäuden die einzigen festen Konstanten auf dem Gelände. Viele Bereiche werden nach der Saison eingeebnet und im folgenden Jahr neu gestaltet. Was für ein Aufwand – aber es lohnt sich.

Wir schlendern vorbei an blühenden Krokusse, Narzissen, Hyazinthen, kleinen Tulpen. Später im Frühling werden dann zum Beispiel Tulpen, Narzissen, Muscari, Fittalaria, spät blühende Hyazinthen, Schwertlilien, Allium zu sehen sein. Was für Farben! Ich weiß nicht, wie oft wir stehen geblieben sind und über bunte Blütenträume geschaut haben. In immer neuen Kombinationen stehen die Frühblüher am Wegrand und jedes Mal wirken sie anders auf mich.

Ausstellungsgebäude
Im Park gibt es einige feste Gebäude. Neben den üblichen Shops, Restaurants und natürlich Toiletten findet man aber auch andere Gebäude.
Im Gebäude Juliana zum Beispiel erwartete uns eine interessante Ausstellung zum Thema 75 Jahre Keukenhof. Das Gebäude mit dem Namen Beatrix zeigte uns eine beeindruckten Blumenshow zum Thema Orchideen.

Mein persönliches Highlight war allerdings das Gebäude Willem-Alexander. 8 Wochen lang zeigt man hier eine Vielzahl von farbenfrohen Blumen und Pflanzen. In kleineren Showbereichen standen die verschiedensten Tulpenarten. Insgesamt sollen in dieser Zeit 500 verschiedene Tulpensorten zu sehen sein.

Mir war überhaupt nicht bewußt, dass eine Tulpe so unterschiedlich sein kann. Gut, verschiedene Farben und auch zweifarbige Blüten kannte ich, aber Tulpen mit zerfranst aussehendem Blütenrand oder Papageien-Tulpen, Lilienblütige Tulpen und Viridiflora-Tulpen kannte ich bisher nicht.
Nicht verpassen
Ein Spaziergang rund um den See sollte man nicht verpassen und wer noch mehr „typisches Hollandfeeling“ benötigt, sollte an der Windmühle vorbei laufen. Wir haben nur einen kurzen Blick auf sie geworfen. Es war dort so voll, dass wir lieber etwas ruhigere kleinere Wege entlang gelaufen sind.

Kleiner Tipp: Es gibt zahlreiche Shops auf dem Gelände. Dort bekommt man von der Tulpenzwiebel bis zum Kuscheltier alles, was man braucht oder auch nicht braucht. Das Angebot in den Shops war unterschiedlich, Blumenzwiebel gab es auf jeden Fall direkt am Ein-/Ausgang.
Unser Aufenthalt war aufgrund der Rückfahrt zum Flusskreuzfahrtschiff zeitlich begrenzt. Für einen ersten Eindruck war es durchaus okay, ich wäre allerdings gerne viel länger geblieben. Nicht nur, dass ich ständig neue Fotomotive entdeckt habe, ich hätte noch stundenlang die Wege entlang gehen können. Was für ein wunderschöner Tag!

Besucherinformationen
Adresse
Stationsweg 166A
2161 AM Lisse – Niederlande
Anreisemöglichkeiten
Anreise mit dem Auto
Von Amsterdam über die A4/N207 oder von Amsterdam oder Utrecht über dier A4/N206/N208.
Anreise mit dem Bus
Es gibt Kombitickets (gelten für Hin- und Rückfahrt), die die Anreise mit dem Bus und dem Eintritt in den Keukenhof kombinieren. Der KeukenhofBuzz fährt von Amsterdam RAI, Schiphol, Hauptbahnhof Leiden, Bahnhof Haarlem. Da es ein öffentlicher Bus ist, gibt es keine Sitzplatzgarantie!
Parken
Parkplätze für Fahrräder
Es gibt Fahrradständer in der Nähe der Eingänge. Diese sind kostenfrei nutzbar.
Parken für Kraftfahrzeuge
Es werden kostenpflichtige Parkplätze angeboten. Auf dem Parkplatz P1 gibt es einige E-Ladesäulen.
Öffnungszeiten
März-Mai
täglich: 8-19 Uhr
Vor 10:30 Uhr oder nach 16:00 Uhr ist es im Park in der Regel ruhiger.
Die genaue Startzeit verändert sich jedes Jahrbitte auf der Seite des Keukenhofs informieren.
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