Der Wodka gehört für mich schon immer in den Osten Europas. Als wir in Krakau waren, sind wir zum ersten Mal mit dem Wodka und dessen Tradition in Berührung gekommen. Als ich dann bei der Recherche vor unserer Reise das Polnisch Wodka Museum in Warschau entdeckt hatte, war klar, dass wir hier unbedingt hingehen mussten.
Ein Besuch im Polnisch Wodka Museum ist nur in Verbindung mit einer Führung möglich. Die meisten Touren finden auf polnisch statt. Aber einmal pro Stunde wird auch eine Tour auf englisch angeboten.
Geschichte des Wodkas in Polen
Die erste urkundliche Erwähnung des Wodkas stammt aus dem Jahr 1405 und befindet sich in einer Gerichtsakte. Zu dieser Zeit, so wird vermutet, hatte der Wodka eine Alkoholkonzentration von 25% und wurde ausschließlich zu medizinischen Zwecken eingesetzt.
In der zweiten Hälfte des 17.Jahrhunderts gab es ein Polen aufgrund einiger politische Querelen ein Überangebot an Getreide. Klar wollte man das Getreide nicht verkommen lassen und verstärkte die Wodka Produktion in Krakau, Posen und Danzig. Später, als Getreide wieder ausreichend exportiert werden konnte, wurden Kartoffeln zur Wodkaherstellung verwendet.
1782 entstand das bis heute gängige Destillationsverfahren in der Nähe von Lemberg in der Wodka-Brennerei Baczewski.
Die meisten polnischen Wodka-Marken entstanden im 19.Jahrhundert. Bis zum Zweiten Weltkrieg boomte die Wodka Produktion in Polen. Es soll etwa 1200 Brennereien gegeben haben. Viele davon wurden im Krieg zerstört oder geplündert.
Nach dem Krieg entstand in der Volksrepublik Polen der Staatsbetrieb Polmos, der sämtliche Brennereien organisierte und beaufsichtigte. 1991 teilte man diesen Betrieb wieder in kleine Einzelunternehmen auf. Leider überlebten einige Brennereien diesen Schritt nicht, andere wurden privatisiert.
In Polen erließ man 2013 ein Reinheitsgebot für polnischen Wodka. Diese Verordnung regelt nun genau, welcher Wodka ein polnischer Wodka ist und welcher nicht.
Für den Verbraucher ist das gut am Etikett „Polska Wódka / Polish VODKA“ erkennbar. Einige Marken verfügen zusätzlich über ein Qualitätssiegel des polnischen Wodka-Verbandes. Der Verband hat auch die Voraussetzungen festgelegt, die er polnische Wodka erfüllen muss. Nach diesen Vorschriften muss der Wodka, der als polnischer Wodka bezeichnet werden kann, aus einem der fünf in Polen angebauten Getreide (Roggen, Weizen, Triticale (Kreuzung aus Weizen als weiblichem und Roggen als männlichem Partner), Hafer, Gerste) oder Kartoffeln hergestellt werden. Der gesamte Prozess seiner Herstellung muss in Polen durchgeführt werden. Nur die Abfüllung kann woanders erfolgen.
Polnisch Wodka Museum
Von der Straßenbahn aus laufen wir etwas, bis wir zu dem großen alten Fabrikgelände des Koneser Praga Centers kommen. Das Gelände im neugotischen Stil erstreckt sich 50.000 m² und war früher der Sitz der Warschauer Wodka-Fabrik „Koneser“. Hier wurde der polnische Wodka Luksusowa und Wyborowa produziert.
2017 eröffnete hier das Polnisch Wodka Museum. Wir haben uns einer englisch sprachigen Führung angeschlossen und so die Geschichte des Wodkas kennen gelernt.
Nach einen kurzen Film werden wir durch einen kleine Ausstellung geführt. Dabei erfahren wir unter anderem viel über das Verfahren der Wodkaherstellung. Es gibt jede Menge Schautafeln, aber da man ja hier in einer Gruppe unterwegs ist, bleibt leider kaum Zeit für individuelle Recherchen. Der Guide drängelt zum weitergehen und die nächste Gruppe folgt auch schon. Eigentlich schade, ich hätte gerne einige Dinge intensiver betrachtet.
Mir gefällt es sehr, dass man hier einiges an Bildschirmen oder kleinen Stationen ausprobieren kann. So gibt es zum Beispiel Brillen, die einem zeigen, wie die Optik sich bei bestimmten Mengen Alkohol verändert.
Beeindruckend ist ein Raum, in dem viele Wodkaflaschen stehen. Erst hier wird einem bewusst, wie viele Marken es bis heute gegeben hat. Einige Flaschen sind wirklich außergewöhnlich schön, andere Flaschen erinnern mich an die Zeit des Intershops bei der Durchfahrt auf der Transitstrecke der ehemaligen DDR.
Zum Abschluss der Führung kommt man nicht nur im Shop des Hauses vorbei. Damit man auch weiß, was man kaufen kann gibt es ein kleines Tasting. Jeder, der gerne möchte, bekommt drei verschiedene Wodka-Proben. Man erklärte uns, worauf man beim Geschmack achten sollte und was ein guten Wodka ausmacht. Auch, wenn ich bisher Wodka nur selten pur getrunken habe, schmecke ich klare Unterschiede und habe schnell meinen Lieblingsgeschmack erkannt.
Alles in allem dauert die Führung durch das Polnisch Wodka Museum eine Stunde.
Auch, wenn ich gerne in einigen Bereichen mehr Zeit gehabt hätte, fand ich die Führung sehr kurzweilig, informativ und gut.
Adresse:
Centrum Praskie Koneser
Koneser Square 1
03-736 Warsa
Webseite
Öffnungszeiten:
Sonntag-Donnerstag: 11-20.30 Uhr
Freitag, Samstag: 11-21.30 Uhr
Englische Führungen stündlich (11.40 / 12.40/…)
Führungen auf deutsch nur auf Anfrage.
Eintrittspreise:
Erwachsene: 55 PLN
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Sandra
Vielen Dank für diese Einblicke – ich als Antialkoholikerin würde zwar nie ein Wodkamuseum aufsuchen. Umso spannender, dass er früher nur zu medizinischen Zwecken verwendet wurde. Lg Sandra
Susanne Jungbluth
Da hier die Herstellung und die Verwendung recht gut erklärt ist, kann man das Museum auch ohne Alkohol zu trinken sehr gut erleben. Das abschließende Tasting kann man auslassen – wir wurden am Eingang extra gefragt, ob wir mitmachen möchten. Es gab ein Armband, dass die Teilnahme bestätigte. In der Gruppe waren auch Teilnehmer, die direkt nach der Führung gegangen sind, ohne etwas zu Verkosten.