Nachdem wir in Riga „Stalins Geburtstagstorte“ , also die Akademie der Wissenschaften, gesehen hatten, waren wir ganz gespannt auf das optisch recht ähnliche Gebäude in Warschau, den Kultur- und Wissenschaftspalast. Für uns ist der Warschauer Kulturpalast eins der eindrucksvollsten Bauten der Stadt, dass wir uns unbedingt genauer angucken wollten.
Warschau Kulturpalast – wissenswert
Auf Anordnung der sowjetischen Führung unter Stalin sollte in Warschau ein „Geschenk der sowjetischen Nation an die polnische Nation“ entstehen. Der russische Architekt Rudniew entwarf das Gebäude des Kulturpalastes im Stil des Sozialistischen Klassizismus und einigen Elementen der traditionellen polnischen Architektur. Für die Polen war es jedoch immer ein Zeichen der Unterdrückung und ein Machtsymbol der Russen.
Die Grundsteinlegung für den ursprünglich nach Stalin benannte “Pałac Kultury i Nauki imienia Józefa Stalina” erfolgte 1952. Stalin selber erlebt die Fertigstellung nicht mehr, er verstarb vorher. Es dauerte nur 3 Jahre, bis der Warschauer Kulturpalast von mehreren tausend Arbeitern in 24-Stunden Schichten fertig gestellt war. Am 21.Juni 1955 konnte Eröffnung gefeiert werden. Heute ist die Gravur mit Stalins Namens am Eingang überdeckt und das Gebäude wird nur noch Kultur- und Wissenschaftspalast genannt.
Lange Zeit war hier ein Ort, in dem der Staat sich repräsentierte, in den man einlud, um zum Beispiel im besten Restaurant der Stadt zu speisen. Hier traf sich die Elite des Staates, die Parteien und der Warschauer Pakt. Es war aber auch ein Ort der Kultur. 1967 traten die Rolling Stone hier auf. Über 60% der Zuschauer bestand aus Parteifunktionären, die kostenfrei das Konzert erleben konnten. Vor dem Palast kam es zu Ausschreitungen, da viele Fans gerne Eintrittskarten gehabt hätten und sie nicht bekamen. Auch im Konzertsaal ging es turbulent her, Mick Jagger stand irgendwann nur in Boxershorts vor den Funktionären. Ja und noch heute wird darüber gemunkelt, dass die Gruppe sich ihre Gage in flüssiger Währung in Form von Polnischem Wodka ausbezahlen ließ. Aber ob das stimmt, wird wohl immer ein Geheimnis bleiben.
Auf dem Dach des Gebäudes befinden sich heute zahlreiche Sendemasten, die höchste Stelle ist heute 237 Meter hoch.
Ein besonderes Highlight ist die Turmuhr. Diese wurde zu Neujahr 2000 enthüllt und soll die zweitgrößte Uhr in Europa und die höchste Turmuhr der Welt sein. Schon der Zeiger hat eine Länge von 6 Metern.
Was man in dem Gebäude entdecken kann
Das Gebäude steht seit 2007 unter Denkmalschutz.
Das gesamte Gebäude hat über 3200 Räume, die unterschiedlich genutzt werden. Heute befinden sich hier Kinos, 4 Theater, 3 Museen, eine Schwimmhalle und die Hochschule für Fotografie. Es gibt große Räume für Konzerte und Messen, ein Panoramrestaurant und eine Aussichtsplattform. Zusätzlich findet man ein Einkaufszentrum, verschiedene Bars, Restaurants und Cafés im Gebäude.
Hier arbeiten etwa 5000 Menschen und der Kulturpalast verbraucht so viel Strom und Wasser, wie eine Siedlung.
Wir haben uns an unserem ersten Tag in Warschau in dem Gebäude auf die Suche nach der Tourist-Information begeben. Da wir den falschen Eingang gewählt hatten, kamen wir schließlich durch ein unübersichtliches Gewirr an Gängen dort an, wo wir hin wollten.
Für uns ein wirkliches Highlight war der Besuch der Aussichtsplattform.
Besuch der Aussichtsplattform
Im 30.Stockwerk des Warschauer Kulturpalasts befindet sich eine Aussichtsplattform. Wir waren schon vor der morgendlichen Öffnung vor Ort. Zum Glück hatten wir schon unsere Eintrittskarten und mussten so nicht an der langen Schlange der Kasse anstehen. Mit der ersten Fahrt im Fahrstuhl ging es für uns in 114 Meter Höhe.
Der Fahrstuhl ist klein und eng. Kaum 8 Personen passen hier hinein, größere Taschen darf man nicht mitbringen. In 25 Sekunden bringt einen die kleine Kabine hoch über die Stadt.
Man kommt in einem zentralen Vorraum an. Von hier aus kann man dann die Aussichtsplattform betreten, die einmal um das gesamte Gebäude herumführt und uns so einen 360 Grad Blick auf Warschau ermöglichte.
Es ist windig im 30.Stockwerk, als wir aus der Tür treten. Noch bevor ich überhaupt einen Blick über Warschau wage, bin ich über die Größe des Rundumgalerie überrascht. Alleine die Höhe unter der Überdachung ist enorm, es sind geschätzt bestimmt 10 Meter. Die Galerie selber ist bestimmt 5 Meter breit.
Dann trete ich an die steinerne Brüstung. Gut, dass man sich auf eine kleine Erhöhung stellen kann. Ich bin nur 1,60 Meter groß und hätte sonst Probleme beim rüber gucken gehabt.
Der Blick von der Aussichtsplattform ist einfach überragend! Von hier oben kann man Warschau aus der Vogelperspektive entdecken. Eine Seite wird dabei dominiert von modernen Hochhäusern, die das neue Warschau zeigen. In eine andere Richtung entdeckt man eher die sozialistischen Plattenbauten und kann schließlich auch über die Warschauer Altstadt gucken.
Ich bin wirklich begeistert von dieser tollen Aussicht und umrunde mehrfach die Aussichtsplattform. Immer wieder entdecke ich etwas Neues!
Wir waren bestimmt eine Stunde auf der Aussichtsplattform von Warschau Kulturpalast, bevor wir in den Fahrstuhl gestiegen sind, der uns wieder zum Fuß des Gebäudes gebracht hat. Für uns hat sich der Besuch wirklich sehr gelohnt und bei gutem Wetter sollte man diesen Besuch unbedingt einplanen, wenn man in Warschau ist.
Adresse:
Warschau Kulturpalast,
pl. Defilad 1
Anfahrt:
Metro, Bus, Straßenbahn: Station Centrum
Öffnungszeiten Aussichtsplattform:
täglich 10-20 Uhr
Im Sommer kann man gegen einen geringen Aufpreis Freitag und Samstag bis 23:45 Uhr die Aussicht genießen.
Eintrittspreise Aussichtsplattform:
Erwachsene: 25 PLN
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Offenlegung: Der Besuch auf der Aussichtsplattform vom Warschau Kulturpalast ist uns vom Warschau Tourism Board ermöglicht worden. Vielen Dank! Der Bericht ist unabhängig zur Einladung entstanden und spiegelt ausschließlich unseren Eindruck wider.
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