Hohe starke Festungsmauern umschließen das Gelände der Alcázar in Jerez de la Frontera. Am Abend sind sie wunderschön beleuchtet und wir wollten unbedingt hinter diese Mauern gucken.
Die Alcázar befindet sich im Südosten der Stadtbefestigung. Mit den mächtigen Mauern und Türmen war sie einst ein wichtiger Teil des Verteidigungssystems der Stadt.
Schon im 11. Jahrhundert, zu der Zeit als Jerez zum Königreich der Taifa von Arcos de la Frontera gehörte, befand sich an diesem Ort eine Verteidigungsanlage. Dieses ersetzten die Baumeister des Kalifats der Almohade im 12. Jahrhundert. Es entstand eine Festungsanlage, die von da an auch als Residenz genutzt wurde.
Nach der Machtübernahme der katolischen Könige zog der erste christliche „Bürgermeister“ in die Festung ein. Er veranlasste Umbauten im Palast und schuf weitere Annehmlichkeiten für sein Leben.
Die Alcázar ist ein sehr beeindruckender Bau, dessen Größe erst so wirklich sichtbar wird, wenn man im Inneren steht. Geht man an den Außenmauern um das Gelände herum, braucht man eine Weile. Das nahezu viereckige Gelände wird von einer etwa 4000 Meter langen Mauer eingeschlossen.
Durch eine eher unscheinbare Tür betreten wir den Eingangsbereich des Palastgebäudes, in dem man die Eintrittskarten erwerben kann. Von dort gelangt man in den Hof der Festungsanlage und kann zunächst das Außengelände erkunden. Im Anschluß geht es dann wieder zurück in Palast, der erst 1664 im Barock-Stil errichtet worden ist. Hier besteht die Möglichkeit mit der Besichtigung der Innenräume den Rundgang abzuschließen.
Moschee
Mich zog es zunächst zu der Moschee in der Festungsanlage. Es ist die letzte von 18 Moscheen, die heute noch in Jerez vorhanden ist. Nach der Eroberung durch die Christen sind diese alle abgerissen worden. Die Moschee im der Alcázar hat „überlebt“, weil sie über viele Jahre als Kapelle genutzt wurde. Das Minarett wandelte man zum Glockenturm um.
In der Mitte eines kleinen Hofes befindet sich eine Wasserquelle, an der die Gläubigen die traditionelle Reinigung vor dem Gebet vollzogen.
Der Gebetssaal mit seiner hohen kuppelartigen Decke beeindruckt mich sehr. Er verfügt über eine Mihrab, die die Richtung nach Mekka anzeigt.
Die Umwandlung in eine christliche Kapelle ist hier noch sehr gut sichtbar. König Alfons X. hatte zwei Marmortafeln anbringen lassen, auf denen eine Zusammenfassung der Lobgesänge zu lesen ist.
Ölmühle
Währen ich die kleinen typischen Höfe rund um die ehemalige Moschee erkunde, entdecke ich eine geöffnete Tür. Neugierig gucke ich hinein und sehe eine Ölmühle.
Im 18. Jahrhundert, im Zuge mehrerer Umbaumaßnahmen im Komplex der Alcázar, ließen die Besitzer dort eine Ölmühle erbauen. Die gewaschenen Oliven schütteten die Arbeiter in den Holztrichter. Von dort aus fielen sie auf den runden Mühlstein.
Der Mühlstein, der von einem Zugtier in Bewegung gehalten wurde, zerquetschte die Oliven zu einer Paste. Diese Paste legte man auf Bastmatten in eine Presse. Bei konstanter Raumtemperatur (es brannte immer ein Feuer), verflüssigt sich das Öl und konnte aus der Paste austreten. In einem großen Behälter fing man es auf und konnte es, nachdem sich die Verunreinigungen abgesetzt hatten, verwenden.
Die Gärten in der Alcázar von Jerez
Über einen eher tristen Hof gehend setzten wir unseren Erkundungsrundgang fort. Dieser Hof diente in christlicher Zeit als Waffenhof. Dort schulten die Offiziere die einfachen Soldaten und bei offiziellen Anlässen fanden dort Empfänge statt.
Direkt an den Hof schließen die Gärten der Alcázar an. Hier darf man keine pompösen Gartenanlagen wie in vielen anderen Festungsanlagen erwarten. Diese Anlage empfinde ich als sehr schlicht und einfach. Besonders schön ist die Brunnenanlage und die kleinen bepflanzten Beete.
Über einen Weg gelangt man dann zu den mächtigen Mauern und dem achteckigen Turm der Festungsanlage.
Die Verteidigungsanlage der Alcázar
Die Verteidigungsanlagen bestand aus einer doppelten Mauer. Die 4 m hohe, mit Zinnen versehene Außenmauer lag etwa 4 m von der Innenmauer entfernt. Die Innenmauer war mit in regelmäßigen Abständen stehenden Türmen versehen. Leider ist sie nicht mehr vollständig erhalten. Heute kann man noch 7 der aus Stampflehm und Ziegeln erbauten Türme sehen.
Der auffälligste Turm ist der achteckige Turm im Almohaden-Stil. Er steht in der südlichen Ecke des Hofes an dem höchsten Punkt der Stadt. Patrick ist die Stufen hinauf gestiegen und hat den wundervollen Blick über die Stadt und die Alcázar genossen.
Ein weiterer Turm, der sofort ins Auge fällt, ist der Hauptturm. Dieser stammt aus dem Jahr 1471. Der damalige Markgraf hatte ihn umgeben von einem Graben errichten lassen. Er diente auch als Wohnung und sollte im Falle einer Belagerung genutzt werden.
Der Palast
Zum Abschluss unseres Besuches zog es uns in den Villavicencio Palast. 1664 erbte die Familie Villavicencio die Alcázar und errichtete dort den Barockpalast auf den Grundmauern eines alten islamischen Palastes.
Hier befindet sich ein tolles Modell der Festungsanlage, das uns sehr gut die Dimensionen und einzelnen Orte verdeutlichte.
Es besteht die Möglichkeit, im ersten Obergeschoss einige der repräsentativen Räume zu besuchen. Besonders schön ist die im zweiten Stock liegende Apotheke aus dem 19. Jahrhundert. Wunderschöne Regale dominieren den hervorragend ausgeleuchteten Raum. In den Regalen stehen alte Glasflaschen, Röhrchen und Behälter. Eigentlich fehlt nur noch der Apotheker in seinem weißen Kittel, der einen freundlich bedient.
Im Palast soll es auch eine Camera Obsura geben. Wir haben zwar die Hinweisschilder gesehen, aber leider keine Möglichkeit gefunden an einer Vorführung teilzunehmen. Schade, ich hätte gerne die einmalige Aussicht über die Stadt genossen.
Später habe ich gelesen, dass die Führungen nach Bedarf durchgeführt werden und man eine zusätzliche Eintrittskarte benötigt.
Lohnt sich der Besuch?
Ich finde, es lohnt sich die Alcázar de Jerez de la Frontera auf eigene Faust zu entdecken.
Mich hat der Besuch der Alcázar in Jerez sehr beeindruckt. Besonders gefallen haben mit die arabisch-muslimischen Strukturen im Bau, die noch überall zu erkennen sind. Erinnert der Durchgang nicht an ein Märchen aus 1000+1 Nacht?
Adresse:
Calle Alameda Vieja s/n
11403 Jerez de la Frontera
Öffnungszeiten:
täglich: 9.30 – 14 Uhr
Eintrittspreis:
Alcázar : 5,- €
Alcázar + Camera Obscura: 7,- €
Camera Obscura: 2,40 €
Der Besuch fand auf Einladung des Departamento de Tourismo von Jerez de la Frontera statt.
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