Wer durch die oft engen Straßen der Altstadt von Jerez schlendert, wird viele alte Gebäude entdecken. Hinter der ein oder anderen Fassade verbirgt sich ein wahrer Schatz, den man dort eigentlich nicht vermutet – so wie hinter den Mauern des Palacio del Virrey Laserna.
Von außen eher unscheinbar, lockt uns ein großes imposantes Eingangstor in einen nüchternen Eingangsbereich, in dem wir sehr freundlich begrüßt werden. Hier starten regelmäßig Touren durch einen Palast, der bis heute bewohnt und in dem sich in einem Flügel des Hauses sogar ein Hotel befindet.
Ein Blick zurück
Blicken wir zurück in die Geschichte der Stadt, lässt sich heute nachweisen, dass bereits zur Zeit der Mauren genau an dieser Stelle ein Gebäude gestanden hat. Der Standort in der Nähe der Alcazar und die Größe des Gebäudes lässt vermuten, dass der damalige Besitzer nicht unwichtig gewesen sein muss. Bis heute gibt es Überreste der Grundmauern dieses alten Gebäudes, die in den Palacio del Virrey Laserna integriert sind.
Als Jerez nach 1264 wieder unter christlicher Herrschaft stand, verschenkte der damalige König die wichtigsten Häuser der Stadt an 40 Ritter. Die Verteilung ist glücklicher Weise gut dokumentiert worden. Daher weiß man heute, das der erste christliche Besitzer des Palastes Basco Martinez Trujillo war. Sein Enkel wurde später einer der ersten Ratsherren der Stadt.
Der Palacio wurde in den folgenden Jahren innerhalb der Familie weiter vererbt. Später ging er von der Familie Trujillo an die Familie Martinez de Hinojosa über. Frau Nicolasa Martinez de Hinojosa und Trujillo heiratete Don. Alvaro de la Serna. Später kam es zur Heirat zwischen Frau Nicolasa de la Serna und Don Fernando Moreno. Und bis heute lebt die Familie Moreno in dem Haus.
Berühmte Hausbewohner
Einer der bekanntesten Hausbewohner war sicherlich General José de la Serna y Martínez de Hinojosa, der 1. Conde de los Andes, ein Helden des Unabhängigkeitskrieges und der letzte Vizekönig von Peru und Spanien in Amerika. Er lebte in diesem Haus im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert.
Gegen Ende des 18.Jahrhunderts baute die Familie den Palast im neoklassizistischen Stil um. Zu dieser Zeit begann der spanische Adel nicht mehr von Haus zu Haus zu ziehen, sondern lebte überwiegend an einem festen Ort. Möbel mussten folglich auch nicht mehr mit umziehen und es entwickelte sich der Trend schwerere, größere und reich verzierte Möbel in die Räume zu stellen. Das sollte uns bei der Führung durch den Palacio del Virrey Laserna sehr deutlich gezeigt werden.
1925 bekam das Haus einen neuen Gebäudeflügel, in dem zukünftig Gäste wohnen konnten. Nach der Renovierung fand im Palacio del Virrey Laserna die kanonischen Krönung der “Virgen del Carmen” statt, der auch König Alfonso XIII. und die gesamte Regierung bewohnte.
Was gibt es zu entdecken?
Während der Führung durch das beeindruckende Gebäude, die vom Hausherren persönlich durchgeführt wurde, bekamen wir neben der „groben“ Familien- und Hausgeschichte auch die ein oder andere Anekdote zur Familie erzählt. Meist geschah das im Zusammenhang mit Bildern der Familie, Gemälden oder anderen Kunstgegenständen, die sich über viele Jahre im Besitz der Familie befinden. Mir gefiel das sehr, machte es den Rundgang sehr kurzweilig und abwechslungsreich.
Der etwa 40 Minuten dauernde Rundgang führt durch mehrere sehr unterschiedlich gestaltete Räume des Palacio del Virrey Laserna. In jedem dieser Räume stehen eindrucksvolle Möbel aus verschiedenen Zeitepochen. Der Besitzer konnte uns wirklich zu jedem dieser Möbelstücke etwas erzählen, sei es ein Spanisches Kabinett aus Holz aus dem 17.Jahrhundert oder über einen Schrank, der einst Josephine der Frau von Napoleon gehörte.
Neben den wunderschönen Möbeln hängen in den Räumen Gemälde aus der Kunstsammlung der Familie. Die Bilder stammen aus verschiedenen Epochen, von verschiedenen Malern und zeigen auch recht unterschiedliche Stilrichtungen. Das ein oder andere Bild hat mir schon recht gut gefallen.
Zu jedem Raum gibt es etwas zu berichten. So standen wir zum Beispiel in einer Bibliothek, die früher die Kapelle des Hauses war. Besonders schön fand ich den sogenannten Wintersalon. Hier befindet sich ein großer Kamin und davor steht eine gemütliche Sitzgruppe. Dieser Raum, der auf mich als einziger einen nicht musealen Charakter hatte, wirkte als so, als ob darin wirklich gelebt wird.
Beeindruckt war ich vom Speisesaal. Ein großer Tisch bildet den Kern des Raums und war mit sehr edlem Geschirr eingedeckt. Hier kann man bestimmt stilvoll feiern. Der Speisesaal ist auch einer der Räume, die man für Events anmieten kann.
Mich hat der Rundgang sehr beeindruckt. Wer hätte diesen Luxus und diese Pracht hinter den eigentlich so unscheinbaren Mauern vermuten können.
Besucherinformationen:
Adresse:
C. Pozuelo, 8,
11403 Jerez de la Frontera, Spanien
Eintrittspreis
Erwachsener: 8,-€
Öffnungszeiten
Oktober – April
Dienstag – Samstag
Tour in Englisch 13:15 Uhr und 16:15 Uhr
Tour in Französisch 18:15 Uhr
Führung in Spanisch 11:15 Uhr, 12:15 Uhr, 17:15 Uhr
Mai – September
Dienstag – Samstag
Tour in Englisch 13:15 Uhr und 17:15 Uhr
Tour in Französisch 19:15 Uhr
Führung in Spanisch 11:15 Uhr, 12:15 Uhr, 18:15 Uhr
Am Sonntag finden nur die Touren am Vormittag statt.
Hinweis: Während der Schulferien und Feiertagen kann es zu Schließzeiten kommen.
Gut zu wissen
Aufgrund des Alters den Gebäudes ist der Rundgang nicht barrierefrei.
Die Besichtigung ist nur im Rahmen einer geführten Tour möglich.
Es ist nicht notwendig vorab zu reservieren.
Ja, einige Zimmer sind zu Hotelzimmern ausgebaut worden.
Der Besuch war ein Programmpunkt einer Kooperation mit dem Deparrtamento de Turismo in Jerez.
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