Über eine große imposante Zufahrt mit einigen wenigen Schwellen gelangt man zur Kathedrale von Jerez und dem daneben stehenden Glockenturm. Ein wirklich eindrucksvoller Bau aus dem 17. Jahrhundert, der zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Jerez de la Frontera zahlt.
Die Kathedrale von Jerez ist der Sitz der römisch-katholischen Diözese von Asidonia-Jerez und eine der wichtigsten Gotteshäuser der Region. Sie liegt nicht weit von der Alcazar entfernt und ist eins der mächtigsten Bauwerke der Stadt.
Geschichte der Kathedrale von Jerez
Nach dem Rückzug der Mauren aus Andalusien begannen die neuen katholischen Herrscher, die vorhandenen Moscheen abzureißen und christliche Kirchen an den Orten zu errichten. So geschah es auch in Jerez und man baute die Kirche El Salvador.
Im 17. Jahrhundert errichtete man auf den alten Fundamenten der maurischen Moschee und der früheren Kirche El Salvador eine neue Kirche. Die Grundsteinlegung fand im Jahr 1695 statt, und die Kathedrale wurde erst 1778 vollendet.
Der Kirchenbau weist architektonische Stilelemente der Gotik, des Barocks und des Neoklassizismus auf. Dieses liegt sicherlich auch daran, dass viele Architekten während der Bauzeit an diesem Bauwerk mitgewirkt haben. Nur um einige Namen zu nennen: Diego Paz, Juan de Vargas, Diego Moreno Meléndez, Diego Díaz. Jeder von ihnen hat dem Stil seiner Zeit das Gebäude mitgestaltet und so ein wirklich beeindruckendes Gebäude geschaffen.
Die Kathedrale von Jerez de la Frontera war früher als Iglesia Colegial bekannt. Papst Johannes Paul II. hat am 3. März 1980 die Kirche zur Kathedrale erhoben. Ihr Schutzpatron ist der Heilige San Salvador.
Kirchenbau
Der Grundriss der Kathedrale von Jerez de la Frontera ist durch seine rechteckige Form und seine fünfschiffige Anordnung gekennzeichnet. Diese Struktur ist aufgrund der verschiedener architektonischer Stile entstanden, die von den Architekten umgesetzt worden sind.
Die fünf Schiffe sind in einer kreuzförmigen Anordnung gestaltet, was typisch für viele Kathedralen ist. Die zentrale Achse bildet das Hauptschiff, dass höher und breiter ist als die seitlichen Schiffe.
Die rechteckige Form des Grundrisses ermöglicht eine klare Gliederung des Innenraums und eine ausgewogene Verteilung der verschiedenen Kapellen und sakralen Räume.
Der Glockenturm, der nicht direkt an das Kirchengebäude anschließt, sondern einzeln steht, wurde möglicherweise an der Stelle des Minaretts der alten Moschee von Jerez de la Frontera erbaut. Den Glockenturm kann man auch besuchen. Leider war während unseres Besuches gerade sehr starker Wind und der Turm aus Sicherheitsgründen geschlossen. Es soll aber einer der schönsten Aussichtspunkte über die Stadt sein.
Wer die Möglichkeit hat, sollte unbedingt in den Abendstunden zur Kathedrale gehen. Sie ist gekonnt beleuchtet und bietet ein tolles Fotomotiv.
Rundgang durch die Kirche
Als wir das Kirchenschiff betreten, fallen mir zuerst die mächtigen Pfeiler auf. Sie wirken, im Gegensatz zu vielen anderen Pfeilern in Kirchen, sehr stabil und wenig „grazil“. An den Pfeilern hängen beeindruckenden Figuren, aber sonst wirkt das Kirchenschiff nicht überladen und „voll“ gestellt mit Kunstschätzen.
Einige Fenster sind mit bildlichen Darstellungen gestaltet. Hier fällt das Licht durch bunte Scheiben und gibt der näheren Umgebung so einen warmen Glanz.
In jeder Kirche fällt mein Blick sehr schnell in Richtung Decke. Ich bewundere die Baumeister der Vergangenheit für diese Meisterleistungen. Statische Berechnungen ohne große Hilfsmittel sind nicht einfach und die Kuppel, Gewölbe und oft gekonnten Lichtspiele einfach meisterhaft. Auch in diesem Gotteshaus bin ich sehr beeindruckt. Die Kuppel scheint auf den Pfeilern zu schweben und erstrahlt im Tageslicht. Was für ein beeindruckendes Bild, wenn man sich fast zentral darunter stellt und in die Höhe guckt.
Wie in vielen Kirchen gibt es auch hier wunderschöne Seitenaltäre und Kapellen zu bewundern. Meistens sind sie Heiligen gewidmet und die Gläubigen stellen brennende Kerzen dort auf und beten. Besonders beeindruckt hat mich die Kapelle der Unbefleckten Empfängnis.
Die Atmosphäre in der Kathedrale von Jerez ist in meinem Augen etwas ganz besonderes. Mir gefällt es sehr, wie ausgewogen die Gestaltung des Innenraumes ist. Es gibt beeindruckende Elemente, die den Blick auf sich ziehen, aber auch Bereiche, in denen man ohne Ablenkung seinen Gedanken nachhängen kann.
Besuch im Museum der Kirche
Man muss schon den Pfeilen in der Kirche folgen, um den recht unscheinbaren Eingang in das Museum der Kathedrale zu finden. Wäre nicht eine andere Besucherin direkt hinter dem Altar hervorgekommen, hätte ich wahrscheinlich gezögert diesen Weg zu gehen. Hier gelangt man in die Sakristei mit den Museumsräumen.
Das Kirchenmuseum der Kathedrale von Jerez de la Frontera beherbergt eine beeindruckende Sammlung, die von der Renaissance bis in die moderne Zeit reicht. Es gibt zahlreiche Gemälde, Skulpturen, Silberarbeiten, liturgische Gewänder und historische Dokumente zu sehen.
Mir gefällt es gut, dass nicht nur Vitrinen mit den Kunstschätzen zu sehen sind, sondern auch vollständig eingerichtete Räume. Ob hier wirklich in so einer Atmosphäre zusammengesessen wurden?
Einer der Höhepunkte sind die Gemälde “La Virgen Niña” von Francisco de Zurbarán und “El Tahonero” von Juan Rodríguez. “Virgen Nina” zeigt die Gottesmutter als Kind und ist das einzige Objekt im Museum, dass man nicht fotografieren darf. Soviel sei aber verraten, ich fand das Bild sehr schön.
In einem Bereich des Museums haben wir VR-Brillen entdeckt und mussten diese natürlich sofort ausprobieren. Kleiner Tipp für alle Nutzer – es ist besser zu sitzen, es wird rasant! Gesehen und erlebt haben wir einen „Flug“ durch die Kathedrale. Es war wirklich gut gemacht, ich musste mich jedoch erst einmal an die Bewegungen und die dadurch möglichen Blickrichtungen gewöhnen. Es war ein bißchen ein Gefühl wie in einer Achterbahn.
Für den Besuch in der Kathedrale sollte man etwa 45 Minuten einplanen. Wer zusätzlich den Turm hinauf steigen möchte benötigt etwas mehr Zeit. Uns hat es sehr gefallen.
Adresse:
Pl. Encarnación, s/n,
11403 Jerez de la Frontera, Spanien
Öffnungszeiten Kirche:
Montag – Samstag: 10 – 19 Uhr
Sonntag: 13 – 19 Uhr
Feiertage: Geschlossen
Öffnungszeiten Turm:
Montag – Samstag: 11-14 Uhr und 16-18.30 Uhr
Eintrittspreise:
Kirche
Erwachsene: 8,- €
Turm
Erwachsener: 6,-€
Gut zu wissen
Ja, im Ticketpreis ist ein Audioguides enthalten. Er wird in Spanisch, Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch und Russisch angeboten.
Für Kinder gibt es ein spezielle Tour, die in Spanisch und Englisch angeboten wird.
Es ist möglich die Karten vorab online zu erwerben. In der Regel ist es aber kein Problem vor Ort eine Eintrittskarte zu erwerben.
Es kann passieren, dass der Turm aufgrund der aktuellen Wetterbedingungen für Besucher gesperrt wird.
Der Besuch fand im Rahmen einer Zusammenarbeit mit Departamento de Tourismo in Jerez statt
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