Nahezu jeden Besucher der andalusischen Stadt Málaga zieht es zur Alcazaba, einer maurischen Festungs- und Palastanlage, die oberhalb der Altstadt liegt.
Nachdem wir uns zunächst das Römische Theater unterhalb der Festungsanlage angesehen hatten, ging es durch den Eingang in die Alcazaba. Das Ticket hatten wir bereits am Tag zuvor gekauft, als wir die Ruinenanlage Gibralfaro besucht hatten und so konnten wir an der Schlange vor den Kassenautomaten vorbei gehen. Wir waren im März vor Ort, da waren die Wartezeiten recht kurz, ich kann mir allerdings vorstellen, dass zur Hauptsaison es schon mal etwas dauern kann.
Geschichte der Alcazaba
Die Alcazaba ist durch den maurischen Sultan Bādīs in der Mitte des 11. Jahrhunderts auf den Resten einer phönizinischen Palastanlage errichtet worden. Heute weiß man, dass beim Bau der Anlage bereits „recyceltes“ Material verwendet worden ist. Man hat Reste aus dem Römischen Theater gefunden. Die Alcazaba diente dem Sultan und seinen Nachfolgern als Residenz und ähnelt im Grundriss der Alhambra von Granada. Deshalb wird sie heute gerne als „kleine“ Alhambra bezeichnet. (Wir haben die Alcazaba vor der Alhambra besichtigt. Im Nachhinein betrachtet hätte sie vielleicht weniger imposant gewirkt, wären wir zuerst in Granada gewesen.)
Später übernahm der in Granada residierende Emir die Herrschaft und damit auch die Burg. Im 14.Jahrhundert unter dem Nasidenkönig Yusuf I., entstand eine bauliche Veränderung, die bis heute erhalten geblieben ist. Über eine sogenannte coracha, das ist ein bewachter Gang zwischen zwei Mauern, ist die Alcazaba mit dem Castillo de Gibrafaro verbunden worden. Auch im Inneren entstanden in dieser Zeit einige Veränderungen, so ließ er zum Beispiel eine kleine Moschee errichten.
1487 gelang es den Katholischen Königen Isabella I. von Kastilien und Ferdinand II. von Aragón, nach einer mehrmonatigen Belagerung, die Burg einzunehmen. Damit endete die Reconquista in der Spanien und die iberische Halbinsel stand nun unter dem Einfluß der Christen.
Auf Entdeckungstour durch die Alcazaba von Málaga
Die Burganlage steht mit ihren rekonstruierten Mauern und erhaltenem antiken Bollwerken oberhalb des römischen Theaters in Málaga. Nachdem man durch den Eingang getreten ist, führt der Weg zunächst zwischen zwei Mauern entlang.
Der Boden ist mit unebenen Steinen gepflastert und schon hier lässt sich erahnen, dass der Besuch ein Erlebnis wird. Überall blühten die Bäume und Büsche, es wachsen Kakteen, einige sogar essbare Früchte (Chumbos). Schon hier fand merklich eine Veränderung des „Umgebungsklimas“ statt. Die Bäume, der Schatten und die erhöhte Luftfeuchtigkeit ließ die Wärme vor den Toren in Vergessenheit geraten.
Guckt und hört man etwas genauer hin, fallen die vielen kleinen grünen Papageien auf, die hier von Baum zu Baum fliegen. An einigen Stellen saßen sie auf dem Boden und naschten an heruntergefallenen Früchten.
Nach und nach durchquert man einzelne Abschnitte zwischen den Mauern. Der Weg führt nicht gradlinig, eher im leichten Zickzack, was von den Baumeistern für eine bessere Verteidigung bewußt so erbaut worden ist. Dabei geht man durch imposante Tordurchgänge, die auch an weitere Epochen in der Geschichte der Anlage erinnern. So gibt es ein Tor mit einem Hufeisenbogen, an dem römische Spoilen angebracht sind. An anderen Toren entdeckt man direkt über dem Durchgang eine kleine Tür, aus der zum Beispiel im Falle eines Angriffes heißes Wasser auf die Angreifer hätte geschüttet werden können.
Innenhöfe und Gärten
Läuft man durch die imposante Anlage, fallen die wunderschönen Innenhöfe und Gärten mit ihren blühenden Pflanzen und Blumen der Region auf. Insgesamt gibt es drei Innenhöfen in der Alcazaba. In deren Aufbau lässt sich gut erkennen, dass die arabische Kultur großen Einfluss bei der Gestaltung der Festung nahm. So wird man zum Beispiel rekonstruierte Bauelemente im Maurischen Stil entdecken. Mich erinnern zum Beispiel die steinernen Gitterfenster sehr an Bauten in Marokko.
Die Innenhöfe werden als „Hof der Wasserstrahlen“, der „Nasari Palast“ und „Barrio Vivendas“ bezeichnet. Sie sind großteils gefliest und oft mit einem kleinen Wasserbecken versehen. Jeder der Höfe war für die unterschiedlichen Bewohner der Anlage gedacht, die passend in den umliegenden Räumlichkeiten lebten.
Immer wieder kommt man an Springbrunnen vorbei und bei einem Blick auf den Boden kann man kleine Wasserrinnen erkennen, die durch die gesamte Anlage verlaufen. Oft enden diese an einem kleinen Wasserbecken und tauchen unterhalb des Beckens erneut auf. Die damaligen Baumeister wussten sehr genau, dass durch die Wasserverdunstung so immer eine angenehme Temperatur zwischen den Palastmauern herrschen würde. Schade, dass das heute so gut wie in Vergessenheit geraten ist.
An einigen Stellen kann man auf die Mauern des Palastes steigen und kleine Aussichtspunkte besuchen. Was für eine Aussicht auf die Stadt. Früher sicherlich der ideale Ort, um nach möglichen Feinden Ausschau zu halten und heute mit die schönsten Aussichtspunkte über die Stadt.
Einige der vorhandenen Gebäudekomplexe in der Alcazaba können betreten werden. Hier werden verschiedene Exponate gezeigt, die bei Ausgrabungen auf dem Gelände der Alcazaba gefunden worden sind. Besonders schön finde ich die Marmorskulpturen aus römischer Zeit und die spanisch-arabischen Keramiken.
Adresse:
C/ Alcazabilla, 2,
29012 Málaga, Spanien
Wer nicht gut zu Fuß ist oder einen Kinderwagen dabei hat, benutzt am besten den Aufzug, der auf die Südseite der Alcazaba liegt. Der Eingang zum Aufzug befindet sich auf der Rückseite des Rathauses.
Öffnungszeiten:
Sommer (1.April – 31.Oktober)
täglich: 9 – 20 Uhr
Winter (1.November – 31.März)
täglich: 9- 18 Uhr
Die Alcazaba ist an Heiligabend, dem ersten Weihnachtsfeiertag sowie zu Silvester und Neujahr für den öffentlichen Besucherverkehr geschlossen.
Eintrittspreise:
Erwachsene: 3,50€
Kombiticket Alcazaba und die Burg Gibralfaro:
Erwachsene: 5,50 €
Sonntag: ab 14 Uhr kostenlos
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