Es war einmal… und so ist es heute… Wir haben einen der Orte in Saragossa besucht, der von den Besuchern der Stadt zu Unrecht vergessen wird. Entdeckt den Wasserpark (Parque del Agua) und ehemalige Expogelände Saragossa.
Weltausstellung Expo 2008 in Saragossa
Im Dezember 2004 erhielt Saragossa den Zuschlag für die Ausrichtung der Weltausstellung Expo 2008. Diese fand unter dem Thema „Wasser und nachhaltige Entwicklung“ von Mitte Juni bis Mitte September statt.
Natürlich entstand neben der benötigten Infrastruktur auch ein großes Messegelände. Auf etwa 25 Hektar bauten die Länder ihre Pavillons auf. Es gab Ausstellungen zum Thema Wasser zu sehen und Millionen von Menschen besuchten das Expogelände Saragossa und hatten hoffentlich eine schöne Zeit.
Doch wie nach jeder Expo steht nach der Beendigung die Stadt mit der Frage da „Was machen wir nun mit dem Gelände?“. Zunächst bauen viele der Länder ihre Pavillons wieder ab und stellen diese manchmal woanders wieder auf. Ein sehr gutes Beispiel steht in Prag. Hier hat man den Pavillon der Expo 1958 im Letná-Park wieder aufgebaut und nutzt ihn bis heute. Einige der Gebäude bleiben aber für immer stehen und vor allem bleibt auch die Infrastruktur in der Stadt.
Das Thema Infrastruktur ist in Saragossa bis heute noch nicht vollständig abgewickelt. So gibt es noch immer riesige Flächen, die einst als Parkplätze genutzt wurden. Diese stehen bis heute als Parkplätze zur Verfügung, sind meiner Meinung nach aber vollkommen überdimensioniert, wenn nicht gerade eine Großveranstaltung stattfindet. Andere extra geschaffene Maßnahmen wie Brücken werden heute natürlich gerne weiter genutzt.
Rundgang im Expogelände Saragossa
Wie es heute auf dem ehemaligen Expogelände Saragossa und heutigen Wasserpark aussieht, das haben wir uns in einem Rundgang angesehen. Das Gelände liegt in einer Flussschleife des Ebro und wird durch eine Hauptverkehrsstraße in zwei Bereich geteilt. Ein Bereich, in dem hauptsächlich die Pavillons gestanden haben und den Bereich, der heute den eigentlichen Wasserpark bildet.
Unser Spaziergang startete am Bahnhof von Saragossa. Von dort führt eine Brücke über die vielbefahrende Hauptstrasse. Von dort kann man einen der ehemaligen Parkplätze, die heute relativ verwaist daliegen, gut sehen.
Entlang der Straße gehend auf dem Weg zu einem der beeindruckendsten Bauwerke der Stadt, passieren wir eine halb verfallendes zur einen Seite offenes Gebäude. Hier scheint sich ein Endbahnhof einer Zubringerbahn befunden zu haben, mit dem Besucher schneller den Eingang des Geländes erreicht haben. Später entdeckten wir auf der gegenüberliegenden Parkseite an einem Parkplatz ein weiteres Gebäude, dass unsere Vermutung bestätigte.
Kurz bevor wir unseren ersten Anlaufpunkt erreichen, treffen wir noch auf Albert Einstein. Sein Denkmal steht auf einer der breiten Zugangswege, die für die Weltausstellung angelegt worden sind. Es ist ihm zu Ehren zu seinem hundertsten Geburtstag entstanden.
Brücken-Pavillon in Saragossa
Unser erster Anlaufpunkt ist eine der schönsten Brücken, die ich bisher gesehen habe. Wenn man es genau nimmt ist es ein Brücken-Pavillon.
Der Brücken-Pavillon verbindet das Stadtgebiet mit dem Wasserpark, dem ehemaligen Ausstellungsgelände. Geschaffen hat das beeindruckende Bauwerk eine der herausragendsten Architektinnen unser Zeit, Zaha Hadid. Ihr Markenzeichen sind geschwungene etwas futuristisch wirkende Formen. Wir haben bereits andere Gebäude , wie zum Beispiel da Phaeno Wolfsburg und das London Aquatics Centre gesehen und sind immer wieder von der ausgefallenen Formensprache begeistert.
Während der Weltausstellung war im Brückenpavillon die Ausstellung „Wasser, einzigartige Ressource“ zu sehen. Heute wird die Brücke noch immer für eine Ausstellung und als Veranstaltungsort genutzt. Wer allerdings „nur“ den Ebro überqueren will, kann zu den Öffnungszeiten kostenlos eine der Brückenebenen nutzen.
Wir erreichten kurz vor 10 Uhr die Brücke, die noch geschlossen war. Zeit genug sich das Bauwerk genauer anzusehen. Die Brücke ist 275 Meter lang und mehrgeschossig aufgebaut. Im Inneren sind so gut 7000 m² Ausstellungsfläche entstanden. Die Außenhaut der Brücke besteht aus dreieckigen Glasfaserbetonplatten. Es sollen 29.000 Platten verbaut worden sein, die durch ihre unterschiedlichen Grautöne an die Schuppen eines Fisches erinnern. Die geschwungene rautenformige Form und die Reflexionen des Flusswasser lassen das Bauwerk zusätzlich schimmern.
Tritt man dann durch die Eingangstür steht man in einer geschwungenen Röhre, von der aus Zugänge auf weitere Ebenen oder Bereiche mit zum Beispiel einem Konferenzraum abgehen. Einige der Bereich kann man nur kostenpflichtig besuchen und dort die „Mobility City“ besuchen, eine Ausstellung über die Zukunft der Mobilität. Wer, so wie wir allerdings nur den Fluss überqueren möchte, kann dieses kostenfrei tun und kommt zusätzlich in den Genuss einen kleinen Teil der Ausstellung sehen zu können. Ich fand es sehr spannend!
Auf der anderen Seite der Brücke angekommen steht man dann auch schon auf einem großen Platz mitten im ehemaligen Expogelände. Wir entscheiden uns zunächst das etwas kleinere Gelände, auf dem während der Expo die Pavillons standen, zu erkunden und im Anschluss das Gelände des Wasserparks zu besuchen.
Palacio de Congresos
Mir fällt zuerst der ungewöhnliche Bau des Kongresszentrums auf. Der Bau, der auch zur Expo Saragossa entstanden ist und einer der wichtigsten Veranstaltungsorte war, wird bis heute für verschiedene Veranstaltungen genutzt. Im Inneren befinden sich eine große Ausstellungshalle, Tagungsräume und ein großes Auditorium für Tagungen.
Besonders auffällig ist die wellenförmige Architektur und zerklüftete Dachgestaltung. Durch die schräge Anordnung der transparenten Flächen scheint tagsüber immer Tageslicht in das Gebäude. Das verringert den Bedarf an elektrischem Licht sehr.
Vor dem Kongressgebäude steht eine 11 Meter hohe Skulptur, die aus aneinandergefügten Buchstaben besteht. Es ist möglich sich in die Mitte der Figur, die wie ein menschlicher Toros aussieht, zu stellen. Als ich dort nach oben gucke, habe ich das Gefühl umgeben von Wörtern vielleicht sogar eines Gedichtes zu sein. Ob die Buchstaben allerdings wirklich ein Wort oder sonstigen Sinn ergeben, konnte ich nicht erkennen.
Vom Palacio de Congresos laufen wir weiter über große betonierte Flächen. Es sind bunte Kreise und Linien aufgemalt und an einigen Orten entdecken wir Hinweisschilder auf den Pavillon, der dort einst gestanden hat. Es gibt auch einige Gebäude, die von Bauzäunen gesichert anscheinend schon länger leer stehen. Eigentlich schade, denn auf den ersten Blick finde ich sie optisch sehr spannend.
Wir konnten auch ein kleines Stück am Fluss entlang gehen und den hier sehr natürlichen Uferabschnitt genießen.
Acuario fluvial – das Aquarium
Für die Expogelände Saragossa entstand auch ein Fluss-Aqurium. Dort präsentierte man das Leben in und an Flüssen in einem der größten Süßwasseraquariums der Welt. Exemplarisch griff man dazu die Flüsse Nil, Amazonas, Mekong, Darling River und Ebro heraus. Jeder dieser Flüsse befindet sich auf einem anderen Kontinent und bieten eine einmalige Flusslandschaft.
Im Aquarium werden nicht nur Fische, sondern auch Wirbeltiere wie Reptilien (Kaimane, Schlangen, Schildkröten, Varane), Säugetiere (Otter), Amphibien (Frösche) und Wirbellose (Anemonen, Korallen) gezeigt. Das größte Becken ist 9 Meter tief und über 45 Meter lang. Insgesamt gibt es 70 Fischbecken mit etwa 350 verschiedenen Arten.
Vor dem Gebäude war jede Menge los. Zahlreiche Schul- und Kindergartengruppen warteten auf die Öffnung und nutzten die Zeit zum Rennen und Spielen auf der weitläufigen Anlage.
Spanische Pavillon (Pabellón de España)
Heute steht auch noch der Pabellón de España auf dem Gelände. Das Gebäude von Patxi Mangado hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Der Architekt hat viel Wert auf die Verwendung von nachhaltigen Materialien und eine bioklimatische Konstruktion gelegt.
Von Außen ist es dem Pappelwald am Ufer des Ebro nachempfunden. Die Säulen, die mich eher an Bamusstangen erinnern, umhüllen die Glasflächen der Häuserfront und spenden dem Inneren Schatten. Ich habe gelesen, dass Regenwasser zur Klimatisierung des Gebäudes verwendet wird.
Expogelände Saragossa: Pabellón de Aragón
Hinter dem sehr modernen Justizgebäude entdecke ich ein weiteres Gebäude, dass für die Weltausstellung Expo 2008 in Saragossa entstanden ist. Leider war es zum Zeitpunkt unseres Besuches ungenutzt.
Der Aragón-Pavillon präsentierte die spanische Region Aragón, in der auch Saragossa liegt. Der 25 Meter hohe Pavillon hat die Form eines Weidenkorbs, so wie er für die Region typisch ist. Diese Optik wird erreicht durch die Verwendung von ineinander verflochtenen Glas- und Mikrobetonplatten aus weißem Glasfasern. Das Geflecht ist im unteren Bereich undurchsichtig und wird mit zunehmender Höhe immer transparenter. So ermöglicht die Konstruktion viel Tageslicht in den Innenräumen.
Besonders beeindruckend finde ich, dass das Gebäude auf drei Säulen steht. So ergibt sich ein offener Raum zwischen Boden und erstem Stock, der während der Expo für Veranstaltungen genutzt wurde.
Auf dem Rückweg zum großen Platz vor dem Kongresszentrum kommen wir noch an einigen Bauten vorbei, die heute von verschiedenen Firmen und einer berufsbildenden Schule genutzt werden.
Dann erreichen wir eine Brücke, die uns über die Hauptverkehrsstraße in den zweiten Teil des Geländes, den Wasserpark führt.
Wasserturm (Torre del Agua)
Am Ende steht der 76 Meter hohe Wasserturm, das Wahrzeichen der Expo in Saragossa.
Der Turm sieht fast aus wie ein Bürohaus und hat von oben gesehen die Form eines Wasertropfens. Im Turm konnten die Besucher die Ausstellung „Wasser zum Leben“ (Agua para la vida) sehen , ein Nebel-Labyrith erkunden und eine Skulptur die wie ein zerplatzender Wassertropfen aussah mit dem Namen SPLASH sehen. Der Höhepunkt war aber mit Sicherheit die Aussichtsplattform von der man das Parkgelände und Saragossa von oben genießen konnte.
Ich hatte vermutet, dass es sich bei dem Wasserturm wirklich um ein Gebäude mit Räumen handelt. Im Inneren befindet sich aber nur ein großer offener Raum in dem sich eine Rampe spiralförmig in die Höhe windet.
Leider ist der Turm bei unserem Besuch gerade geschlossen gewesen. Zu gerne hätte ich von oben die Aussicht genossen. So ging es für uns weiter in den Wasserpark.
Natur in der Stadt genießen
Der Wasserpark ist ein von kleineren Wasserläufen durchzogener Park, der heute ein Erholungsgebiet für die gesamte Region geworden ist. Mit seinen mehr als 120 Hektar ist er der größte Stadtpark in der Saragossa.
Bevor wir allerdings so richtig im Grünen ankommen, entdecken wir eine Wildwasserstrecke für Paddler, nur leider ohne Wasser. Sehr interessant, so fand ich, den Verlauf der Strecke und die eingebauten Hindernisse zu sehen.
In dem Wasserpark gingen wir entlang künstlich angelegter Kanäle. Rechts und links stehen Ulmen, Weiden und Pappeln. Es gibt angelegte Gärten und wir beobachten eine Schulklasse, die von einem Ranger über das Gelände geführt wurde und etwas über die heimische Flora und Fauna lernte.
Leider sind einige der Hinweisschilder an den Wegen anscheinend noch „Reste“ des alten Expogeländes Saragossa. So folgten wir einem Hinweise, der zu einer Reitmöglichkeit führen sollte. Der Weg endete an einer nicht mehr nutzbaren Koppel ohne Pferde und es sah auch nicht so aus, als ob dort in der letzten Zeit Tiere gestanden hätten. Andere Hinweisschilder führen zum Beispiel zum kleinen Strand am Ebro, zu einem Veranstaltungsort oder zu einer Minigolfanlage an der man sehr gut Kaffee trinken kann.
Der Wasserpark ist heute nicht nur Freizeitgelände, sondern hat auch noch einen weiteren Nutzen. Sollte der Ebro einmal zu viel Wasser führen, kann die Fläche überflutet und so die Stadt vor Überschwemmungen geschützt werden.
Puente del Tercer Milenio
Unser Spaziergang über das Gelände der Expo 2008 und den Wasserpark endet wieder mit einer Brücke. Wir überquerten die 6-spurige, für die Expo erbaute Dritte Millennium-Brücke. Diese verbindet die Stadtteile Delicias und La Amozara mit dem Viertel Actur-Rey Fernando.
Das Brückenbauwerk soll die größte Stabbogenbrücke der Welt aus Beton sein. Die Fahrspuren sind in der Mitte durch einen Mittelstreifen mit Lichtmasten getrennt. Auf beiden Seiten verläuft ein Fußgänger- und Radweg. Dieser befindet sich als Schutz vor dem Wind in einer halbseitig geöffneten Röhre.
Leider ist das Material nicht durchsichtig und so konnten wir nur ganz am Anfang einen Blick auf den Brücken-Pavillon vom Beginn unseres Spazierganges genießen.
Besucherinformationen
Adresse
Avenida de Ranillas 109
Saragossa, Spanien
Öffnungszeiten
Das Parkgelände ist durchgängig geöffnet.
Eintrittspreise
Das Gelände kann kostenfrei besucht werden. Nur wer zum Beispiel ins Aquarium gehen möchte muss den dort geforderten Eintrittspreis bezahlen.
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