Saragossa bietet seinen Besuchern wirklich unerwartete Orte an. Die Aljafería gehört mit Sicherheit zu den Überraschungen während unseres Besuches. Die Anlage ist das einzige erhaltene Beispiel eines großen Bauwerks der hispano-islamischen Architektur aus der Taifa-Ära.
Die Mudejar-Überreste des Palastes wurden 2001 von der UNESCO als Teil der ‘Mudéjar-Architektur von Aragon’ zum Weltkulturerbe erklärt.
Sehenswürdigkeit in Saragossa – die Aljafería
Die Aljafería befindet sich nicht unmittelbar im Zentrum der Altstadt. Sie ist aber nach etwa 10 Minuten gemütlichen Fußweg gut zu erreichen.
Ursprünge und islamische Herrschaft
Schon im späten 9.Jahrhundert stand ein Wohnturm an dem Ort, an dem heute die Aljafería von Saragossa steht. Der Turm soll angeblich den Schriftsteller Antonio Garcia Gutiérrez zu einer Geschichte über einen Troubadour inspiriert haben, die in Verdis Oper verarbeitet worden ist. Überreste des Turmes sind sogar noch vorhanden und in die heutige Architektur eingebunden.
Die Aljafería wurde in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts auf Initiative von Al-Muqtadir, dem zweiten Monarchen der Banu Hud-Dynastie, erbaut. Der Palast stand außerhalb der Stadtmauern von Saragossa und diente als Sommerresidenz der Könige von Saraqusta.
Der Innenhof mit seinen umgebenden Umgängen bildete den Kern der Anlage, die von einer Mauer mit halbrunden Türmen umgeben war.
Christliche Herrschaft und die Reconquista
Nach der Rückeroberung Saragossas im Jahr 1118 durch Alfonso I. von Aragón wurde die Aljafería zur Residenz der aragonesischen und katholischen Könige von Aragón.
Die Herrscher ließen Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen im Stil der Mudéjar-Architektur durchführen. Die Mudéjar-Architektur ist eine einzigartige Mischung aus christlichen und islamischen Stilelementen, die in dieser Region Spaniens weit verbreitet ist.
Umwandlung zur Militärfestung
Im Jahr 1593 wurde die Aljafería unter der Herrschaft von Philipp II. von einem bis dahin zivil genutzten Palast in eine militärische Festung umgewandelt. Die Baumeister errichteten um den bestehenden Palast eine Außenmauer mit Bollwerk und einem Festungsgraben. Diese sind bis heute erhalten geblieben.
Es folgten im Laufe der Jahre weitere militärische Um- und Erweiterungsbauten, die vor allem Karl III. vornan trieb. Es entstanden im 18. und 19. Jahrhundert auch mehrere Kasernenblöcke.
Restaurierung und heutige Nutzung
Die Aljafería erlitt im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Schäden, insbesondere während der Belagerungen von Saragossa im Unabhängigkeitskrieg. Eine umfassende Restaurierung begann in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, um den Palast in seiner ursprünglichen Pracht wiederherzustellen.
Die Aljafería ist unter Denkmalschutz gestellt und seit 2001 steht der Bau gemeinsam mit anderen Bauwerke der Mudéjar-Architektur Aragoniens auf der UNESCO Weltkulturerbeliste.
Seit 1987 dient die Aljafería als Sitz des Regionalparlaments von Aragón. Den Sitzungssaal kann man während des Rundgangs, sofern dort keine Veranstaltungen stattfinden, auch besuchen.
Rundgang durch die Aljafería
Vom Bahnhof ist es zu Fuß nicht weit zum Aljafería von Saragossa. Wir erreichen die Rückseite des Gebäudes durch eine kleine Grünanlage. Schon von hier lässt sich erahnen, wie groß und mächtig die Festungsanlage einst vor der Altstadt auf ankommende Reisende gewirkt haben muss. Heute ist es zwar noch immer ein mächtiger Bau, der aber von einigen großen Hochhäusern umgeben ist. Ein recht krasser Unterschied von alter und neuer Bebauung.
Alleine oder mit einer Führung?
Der Weg führt direkt am Festungsgraben entlang, bis wir das kleine Kassenhäuschen sehen, dass vor dem Eingang steht. Wir hatten im Vorfeld überlegt Eintrittskarten online zu kaufen. Für einen Besuch ohne Führung war das jedoch nicht möglich. Aber der Besucherandrang scheint auch nicht so stark zu sein, dass man abgewiesen wird. Also reicht es die Tickets vor Ort zu erwerben.
Es werden zu bestimmten Uhrzeiten Führungen durch die Aljafería angeboten. Allerdings meistens in spanisch und nur sehr selten in englisch. Wir haben uns dazu entschieden alleine durch das Gelände zu gehen. Wir hätten uns eine App herunterladen können und so ein den Räumen einige Informationen erhalten. Ich habe lieber auf die „Papier“-Variante zurückgegriffen und die vor Ort vorgefundenen Informationszettel gelesen.
Bevor wir aber so richtig loslegen konnten ging es noch durch die Sicherheitsschleuse. Hier tagt schließlich das Regionalparlament und da sind gewisse Vorsichtsmaßnahmen notwendig.
Was kann man in der Aljafería von Saragossa sehen?
Der erste Innenhof, den wir betreten, finde ich noch recht unspektakulär. Auffällig ist allerdings eine Fassade, die auf eine Kirche hinweist. In den dahinter liegenden ehemaligen Kirchenräumen befindet sich heute eine Bibliothek und der kleine Souveniershop.
Beeindruckt hat mich der angrenzende zweite Hof, der heute den Namen Patio der Hl. Isabel trägt. Dieser erinnert mich sehr an die Palastanlagen in Granada oder Córdoba. Auch hier stehen Orangenbäume in einem grünen Hof. Es plätschert Wasser in einer Rinne und lässt das Klima in dem Hof angenehm frisch erscheinen.
Der Hof wird umgeben von Arkadengängen. Besonders schön sind die nördlichen Arkaden, die vor den ehemaligen Prunkräumen liegen. Wunderschöne Dekorationen an den Säulen versetzten mich in einen arabischen Palast mit der seiner maurische Architektur. Es gibt sogar noch einen kleinen Gebetsraum.
Von dem Außenbereich führt ein ausgeschilderter Rundgang nun in die Räume in der Festungsanlage. Die Staatsräume, die ab 1488 durch die katholischen Könige im neu errichteten Obergeschoss über den alten maurischen Prunkgemächern eingerichtet wurden, sind im Stil der Mudéjar-Architektur gestaltet.
Der Palast besteht aus einer Freitreppe, einer Galerie, einer Reihe von Sälen und findet eigentlich in dem großen Thronsaal einen krönenden Abschluss. Leider ist der Rundgang genau in der anderen Reihenfolge aufgebaut. Hier hat mich besonders der Thronsaal mit einer wunderschönen Decke begeistert. Diese ist geschnitzt und mit farbigen und goldenen Details verziert.
Rund um den Saal liegen kleinere Räume. Auch hier fallen die gut erhaltenen und wunderschönen Decken sofort ins Auge. Sie sind aus vergoldetem und mehrfarbigem Holz gestaltet. Eher achtlos laufen die meisten Besucher über die Bodenbeläge der kleinen Räume. Dabei sind diese noch original erhalten und aus kleinen Fliesen und Kacheln aus Muel gestaltet.
Über die Galerie, die uns einen schönen Blick in den Patio ermöglicht und uns an einer wunderschön gestalteten Tür vorbei führt erreichen wir die Freitreppe. Von dort gelangen wir wieder in den Innenhof und gehen unter den Arkaden zu einer weiteren Eingangstür.
Parlamentssitz
In der Aljafería von Saragossa befindet sich heute neben dem Museumsbereich auch der Sitz des Regionalparlaments.
Nach Verabschiedung der spanischen Verfassung im Jahre 1978 und des aragonesischen Autonomiestatus im August 1982 wurden die ersten Regionalwahlen abgehalten und das erste Regionalparlament gewählt.
Den modernen Sitzungssaal konnten wir besichtigen und auf dem Weg aus dem Gebäude kamen wir noch an der Galerie der ehemaligen Präsidenten des Parlaments vorbei.
Besucherinformationen
Adresse
Calle de los Diputados, s/n.
50071 Zaragoza
Öffnungszeiten
Vormittags
Täglich (außer Donnerstag und Freitag): 10.00 bis 14.00 Uhr
Führungen: 10.30, 11.30, 12.30 Uhr
Nachmittags
November bis März (außer Sonntag): 16.00 bis 18.30 Uhr
Führungen: 16.30, 17.30 Uhr
April bis Oktober: 16.30 bis 20.00 Uhr
Führungen: 16.30, 17.30, 18.30 Uhr
Eintrittspreise
Erwachsene: 5 €
Frei: Sonntag
Barrierefreiheit
Die Anlangen sind auch Menschen mit körperlichen Einschränken zugänglich, sind aber aufgrund der alten Baustruktur nicht vollständig barrierefrei.
Blinden steht ein Modell und eine Beschreibung des Palastes, in Braille-Schrift zur Verfügung.
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