Ganz in der Nähe von Karlsbad im westlichen Böhmen liegt die kleine Stadt Bečov nad Teplou (Petschau in deutsch) und dort befindet sich die Burg Bečov. Schon die Lage ist idyllisch – im Tal der Teplá im Naturschutzgebiet des Kaiserwaldes.
Mit dem Auto erreicht man die Stadt schnell über die E49 und schon bei der Anfahrt entdeckt man auf einem Felssporn oberhalb der Stadt die Burg Bečov.
Geschichte der Burg Bečov
In der ersten Hälfte des 14.Jahrhunderts entstand die Burg vermutlich als Zollstelle an der Straße von Pilsen nach Elbogen (Loket). Schnell bildete sich eine Siedlung am Fuße der Burg und es entstand das Herrschaftszentrum Peschau.
1495 ließ der damalige Besitzer der Burg, Herr Pflug von Rabenstein, die Burg ausbauen. Er förderte den Zinnabbau in der Region und die Stadt erlebte einen wirtschaftlichen Aufschwung. Nachdem Kaspar Pflug von Rabenstein den Ständeaufstand unterstützte, konfiszierte König Ferdinand I. den Besitz und gab ihn an andere Adlige weiter. Als in der Gegenreform die evangelischen Bergleute in den Zinnminen nicht konvertieren wollten, vertrieb man sie nach Sachsen. Das bedeutete den wirtschaftlichen Niedergang der Stadt.
Nach einigen Wechseln in den Besitzverhältnissen bauten 1752 die Herren von Kaunitz das Barockschloss Peschau unterhalb der verlassenen Burg fertig auf. Sie ließen auch neue Häuser und eine Pfarrkirche errichten. Um 1813 ging der Besitz in die Familie Beaufort-Spontin über, die die Gestaltung des Parks unterhalb der Burg veranlasste.
Als 1918 die Tschechoslowakei gegründet wurde, erhielt die Stadt den Namen Bečov. 1938 musste das Gebiet aufgrund des Münchner Abkommens an das Deutsche Reich abgetreten werden und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es wieder der Tschechoslowakei zugeordnet. Ein Großteil der deutschsprachigen Bevölkerung wurde vertrieben, das Vermögen konfisziert und auch die Familie Beaufort-Spont enteignete man.
Vor ihrer Flucht nach Österreich versteckte die Familie Beaufort-Spont im Boden der Burgkapelle den St.-Maurus-Schrein, der schon viele Jahre in ihrem Besitz war. Der Schatz geriet in Vergessenheit. Als 1984 ein amerikanischer Geschäftsmann für die Ausfuhr eines nicht näher gekennzeichneten Kunstgegenstand 250.000 US-Dollar bezahlen wollte, begannen Kriminalbeamte zu ermittelten. Nur dadurch wurde die Geschichte des Schreins wieder hervorgekramt und in der Burg und im Schloss danach gesucht. 1985 fand man den Schrein unter dem Fußboden der Burgkapelle. Nach der Restaurierung ist er nun im Schloss Bečov zu sehen.
Schloss Bečov
Das Schloss Bečov liegt unterhalb der Burg. Es entstand in mehreren Bauabschnitten und diente als Ersatz für die verwahrloste Burganlage.
Wir haben an einer Führung (Repräsentationsräume, die Bibliothek und die Schlosskapelle) durch das Schloss teilgenommen und konnten so einen kleinen Einblick in die Geschichte des Schlosses werfen. Leider gab es bei unserem Besuch keine Möglichkeit, an einer deutschen oder englischen Führung teilzunehmen. Aber man hat uns einen schriftlichen Guide mitgegeben, in dem wir die Informationen nachlesen konnten.
Die Eintrittskarten erhält man in der ehemaligen Burggrafenresidenz. In dem klassizistische umgestaltenden Gebäude lebte ursprünglich der Verwalter der Anlage.
Die Schlossführung beginnt an der Steinbrücke, über die man das Schloss erreicht. Auf der Brücke stehen Statuen des heiligen Johannes von Nepomuk und eines jesuitischen Heiligen.
Zunächst kommt man in einen Raum, in dem ein Modell der Burg- und Schlossanlage steht. Hier erfährt man etwas über die Geschichte der Burg und dessen Besitzer. Später wird dann in den anderen Räumen hauptsächlich auf die Geschichte der Burg während der Zeit der Familie von Beaufort-Spontin, den letzten Besitzern, eingegangen.
Während des Rundgangs kommt man in einige der Schlossräume. Alle sind möbliert und mit Gemälden oder Wandteppichen gestaltet. Es handelt sich aber nicht um die originale Einrichtung, sondern um eine zur Zeit passende Ausstattung. Beeindruckt hat mich die Kapelle des Heiligen Petrus, die heute auch für Trauungen genutzt werden kann.
Die Führung dauert etwa 45 Minuten.
Burg Bečov
Die Burg Bečov steht auf einem Felsen und ist an zwei Seiten vom Fluss Teplá umgeben. Zwei viereckige Türme aus der ersten Hälfte des 16.Jahrhunderts bilden den historischen Kern der Anlage. Ein Palas mit 15 Sälen im Stil der Renaissance gehörte zu der Burganlage dazu.
Die Burg wurde im Dreißigjährigen Krieg beschädigt und wurde nur minimalistisch Instand gehalten.
Wir sind nach der Schlossführung noch den kleinen Weg rund um die Burganlage entlang gelaufen. Hier findet man einige Hinweisschilder mit Informationen zur Burganlage. Man läuft entlang der mächtigen Mauern und hat einen schönen Blick auf die Region. Ich hätte sehr gerne einen Blick in die Burg geworfen, es sollen zum Beispiel einige Malereien in den Herrengemächern erhalten zu sehen sein.
Schlossgarten
Der Schlossgarten kann kostenfrei besucht werden. Große Teile davon befinden sich im ehemaligen Burggraben und so kann man auch unter der steinernen Brücke hindurchlaufen, die zum Schloss führt.
Der Garten gliedert sich in einzelne Terrassen, die mit Treppen verbunden sind. Die Bepflanzung ist sehr geregelt mit Ornamenten und festen Formationen. An einer Stelle befindet sich eine kleine Mauer. Von dort kann man in das Tal und die Umgebung gucken.
Adresse:
Nám 5. května 13,
364 64 Bečov nad Teplou,
Tschechien
Öffnungszeiten:
April und Oktober
Samstag, Sonntag: 9-16 Uhr
Mai, Juni und September
Dienstag-Sonntag: 9-16 Uhr
Juli, August
Dienstag-Sonntag: 9-17 Uhr
Eintrittspreise:
Schloss Führung in tschechischer Sprache
Erwachsene 100 CZK
Schloss Führung in Fremdsprache
Erwachsene 150 CZK
Es werden weitere Rundgänge zu anderen Preisen Angeboten. (Siehe Webseite des Anbieters)
Es werden Ermäßigungen angeboten. Mit der Karlovy VARY REGION CARD hat man freien Eintritt.
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