Hoch über der Theresienwiese thront eines der beeindruckendsten Wahrzeichen Münchens: die mächtige Bavaria, flankiert von der ehrwürdigen Ruhmeshalle. Diese monumentalen Bauwerke verkörpern nicht nur die Stärke und den Stolz Bayerns, sondern erzählen auch von einer Zeit, in der Kunst, Kultur und Nationalbewusstsein Hand in Hand gingen.
Die Ruhmeshalle: Ein Denkmal für bayerische Persönlichkeiten
Ludwig I. wuchs in einer Zeit auf, in der die Machtansprüche Napoleons und der Österreicher das Leben in seinem Elternhaus prägten. Bayern war in dieser Zeit Schauplatz von Kriegen.
Der Kronprinz machte sich viele Gedanken, die ihn zu mehreren Bauprojekten wie Nationaldenkmäler, die Walhalla, die Befreiungshalle bei Kehlheim und die Ruhmeshalle in München motivierte. Er wollte mit diesen Bauwerken zum Beispiel Persönlichkeiten Bayerns ehren, die bei der Gestaltung des Landes eine wichtige Rolle gespielt hatten.
Für die Ruhmeshalle in München begann er recht schnell eine Liste und Verzeichnisse „großer“ Bayern anzufertigen. Dabei betrachtete er alle Stände und Berufsgruppen. 1833 schrieb er einen Wettbewerb für das Bauvorhaben aus, der sich zunächst nur mit der Ruhmeshalle beschäftigte. Als Voraussetzungen legte er fest: Bauplatz oberhalb der Theresienwiese, Platz für 200 Büsten und die Vorgabe, dass es keine Kopie von Walhalla werden sollte.
Architektur und Design: Ein Werk von Leo von Klenze
Aus den eingegangenen Entwürfen wählt Ludwig schließlich aus Kostengründen den Entwurf von Leo von Klenze aus und beauftragte den Bau. Der Entwurf sah eine dorische Säulenhalle mit einem U-förmigen Grundriss vor. Vor der Halle plante er eine Kolossalplastik (die Bavaria), die das Vaterland Bayern symbolisieren sollte. Sicherlich spielte diese Statue bei Ludwigs Entscheidung neben den Kosten eine große Rolle.
1843 begann der Bau oberhalb der Theresienwiese, der 10 Jahre später fertig gestellt war. Für den Bau der dreiflügligen dorischen Säulenhalle verwendete man Kehlheimer Kalkstein. Das Gebäude ist 68 Meter breit und 32 Meter tief. Das Dach wird vorne von 48 Säulen getragen und liegt hinten auf einer geschlossenen Rückwand auf.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Ruhmeshalle zerstört und zu den Olympischen Spielen 1972 wieder fertig aufgebaut. Einige der damals beschädigten Büsten konnten wieder hergestellt werden, andere sind leider verloren gegangen. Einige der Büsten fanden ihren Weg in die Walhalla.
Wer wird hier geehrt?
1853 stellte man zunächst 74 Büsten auf und erweiterte die Sammlung 1868 um 10 weitere Personen. Zum 100. Geburtstag Ludwigs I. fand seine Büste an zentraler Stelle der Mittelwand einen Platz.
Damals wie heute wird nicht jeder in die Ruhmeshalle aufgenommen. In der Vergangenheit spiegelte die Auswahl die politischen und pädagogischen Absichten Ludwigs wider. Er achtete auch darauf Personen aus Franken, der bayrischen Pfalz und Schwaben – diese Bereiche zählen erst seit 1800 zu Bayern – mit aufzunehmen, um ihre Zugehörigkeit zum Land zu unterstreichen.
Heute erfolgt die Auswahl auf Beschluss des Bayrischen Ministerrates nach dem Votum einer Expertenkommission. Die Vergabe der Arbeiten an die Bildhauer wird von der Staatsbauverwaltung vorgenommen. Es wird nach wie vor darauf geachtet, dass die abgebildeten Personen möglichst lebensecht dargestellt werden. In den Jahren von 1972-1987 kamen so 17 neue Persönlichkeiten in die Ruhmeshalle. Es folgten bis 2009 weitere 13 Männer- und Frauenbüsten.
Kleiner Rundgang
Es ist schon beeindruckend, wenn man in den Arkadengang tritt. Viel Platz ist an den Wänden nicht mehr und nachdem ich zunächst nur auf die „Gesichter“ geachtet habe und relativ wenige Persönlichkeiten erkannt habe, beginne ich die Namen zu lesen.
Aber auch das hilft meinen Kenntnissen nur recht wenig. Viele der Namen habe ich noch nie gehört. Es hilft nichts, ich fange also an einige Personen im Internet zu suchen, um wenigstens einige Eindrücke zu bekommen.
Was ich finde sind Maler, Baumeister, Gelehrte, Dichter, Bildhauer, Staatsmänner und Feldherren. Dann der erste bekannte Name „Cranach“ – ein Maler, von dem ich schon einige Werke gesehen habe. Erst bei den neueren Büsten werde ich dann wieder fündig: Carl Orff, Werner Heisenberg, Bertolt Brecht, Sebastian Kneipp und Karl Spitzweg sind einige Persönlichkeiten, die ich kenne. Zwischendurch fällt mir auf, wie wenig Frauen vertreten sind. Aus historischer Sicht verständlich, aber bei den neueren Büsten? Ich entdecke Therese Prinzessin von Bayern (als Forscherin betitelt), eine Mathematikerin, eine Schriftstellerin, eine Schauspielerin. Gab es so wenig bayrische Frauen, die es verdient haben dort gezeigt zu werden?
Viele der Büsten gefallen mir sehr. Wenn man den Künstlern der Köpfe glauben kann, waren einige der dargestellten Persönlichkeiten optisch sehr beeindruckend.
Die Bavaria-Statue: Ein Symbol Bayerischer Stärke
Den Kopf in den Nacken gelegt und etwas von der Sonne geblendet gucke ich bewundernd auf die fast 19 Meter große Bavaria-Statue. Diese thront auf einem fast 9 Meter hohen Steinsockel und steht vor der Ruhmeshalle. Über einige Treppenstufen steigen wir schließlich hinauf und beginnen unsere Entdeckungstour.
Was ist die Bavaria?
Die Bavaria ist die weibliche Symbolgestalt und die personifizierte Darstellung des Freistaats Bayern. Wer in Bayern unterwegs ist, wird sie in verschiedenen Gestalten entdecken. So wird die Bavaria zum Beispiel in Wappen, Gemälden oder als Reliefdarstellungen an Häusern gezeigt.
Am bekanntesten ist aber mit Sicherheit die Bavaria Statue an den Münchner Theresienwiese. Die gigantische Bronzestatue und Symbolfigur Bayerns, blickt seit 1850 über die Stadt.
Ludwig Schwanthaler und Leo von Klenze – die kreativen Köpfe hinter dem Meisterwerk
Leo von Klenze zeichnete 1824 die ersten Entwürfe einer Bavaria. Er orientierte sich dabei an griechischen Statuen und so ähnelte die Bavaria noch einer griechischen Amazone. Nachdem er den Auftrag zur Errichtung der Ruhmeshalle erhalten hatte entstanden weitere Detailzeichnungen für die Bavaria, die zum Beispiel auch einen Löwen zu ihren Füßen vorsah.
Ludwig I. beauftragte 1837 den Bildhauer Ludwig Schwanthaler mit der Umsetzung des Projektes. Schwanthaler war im Gegensatz zu Klenze eher Anhänger der romantischen Bewegung und war von der antik gestalteten Bavaria nicht ganz so begeistert. Seine Skizzen für die Umsetzung zeigten deutlich die unterschiedlichen Kunstauffassungen. Es wird vermutet, dass Ludwig I. dieses bewußt war und er so eine Synthese beider Stile erreichen wollte.
Nach und nach verwandelte sich die griechische Bavaria in den Zeichnungen Schwanthalers in eine germanische Bavaria, die nicht mehr einen Lorbeerkranz, sondern einen Eichenkranz in einem langen hemdartige Kleid in die Luft streckte. Zusätzlich stellte er sie wehrhaft mit einem gezogenen Schwert dar.
Letzte Änderungen und eine Statue entsteht
Schwanthalers Entwürfe veränderten sich bis 1843 bis schließlich ein Gipsmodell entstanden war, dass Bavaria mit einem leicht geneigten Kopf mit milderen, mädchenhaften Zügen zeigt. Das Schwert wird mit angewinkeltem rechtem Arm schräg gehalten. Der Löwe steht und hält das Maul geschlossen. Der Eichenkranz und das umgelegte Bärenfell sind weiterhin eingeplant.
Nach den Vorstellungen Klenzes sollte die Statue in Bronze gegossen werden. Ludwig I beauftragte einen Münchner Bronzegießer mit der Arbeit, die extra eine neue Gießstätte errichteten. Es entstanden verschiedene Modelle, bis 1843 schließlich in Originalgröße das endgültige Modell fertig gestellt war. Dieses zerlegte man in Einzelteile und fertigte Gussformen an.
Am 11.9.1844 goss man zunächst den Kopf der Bavaria. Dazu verwendet man die Bronze von türkischen Kanonen. Diese stammten aus der Zeit der griechischen Befreiungskriege und waren über Umwege als „Recyclingmaterial“ nach Bayern gelangt. Es dauerte noch bis Dezember 1849, bis alle Teile gegossen waren.
Im Sommer 1850 begann man mit der Aufstellung der Bavaria. Dazu mussten Pferdefuhrwerke mit extra gefertigten Wagen die Teile zu dem Hügel an der Theresienwiese bringen. Fertig zusammengesetzt fand am 9.10.1850 die feierliche Enthüllung statt. Die Ruhmeshalle war zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertig gestellt.
Gefällt sie uns?
Oh ja! Die Bavaria ist schon sehr beeindruckend. Nicht nur aufgrund der Größe, sondern auch aufgrund der Detaildarstellung. Mir gefällt zum Beispiel die Ausarbeitung der Löwenmähne sehr gut. Guckt man sich den Eichenkranz an, kann man jedes einzelne Blatt erkennen.
Mir gefällt auch, dass die Figur nicht wie ursprünglich geplant ein Schwert hoch erhoben präsentiert, sondern es seitlich trägt. Für mich wirkt sie dadurch nicht angriffslustig oder kriegerisch, sondern nur bereit sich im Notfall zu verteidigen.
Die Bavaria ist von Anfang an als Hohlfigur geplant worden. Ob gleich nach der Aufstellung, oder erst später geplant – aber bis heute befindet sich im Inneren eine Wendeltreppe, die zum Kopf der Figur hinauf führt.
Im Kopf gibt es eine kleine Plattform mit zwei Sitzbänken und vier Sichtluken. Von dort kann man über die Theresienwiese schauen. Wie gut die Sicht ist, kann ich nicht beurteilen. Wir sind nicht im Kopf gewesen, da bei unserem Besuch gerade die Aufbauarbeiten zum Oktoberfest stattfanden. Wir hätten lieber die offene Theresienwiese gesehen und deshalb darauf verzichtet. Ich habe aber gelesen, dass gerade während des Oktoberfestes viele Besucher aus dem Kopf das bunte Treiben beobachten.
Besucherinformationen
Adresse
Theresienhöhe 16
80339 München
Anfahrtsmöglichkeiten
Mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln
U-Bahn bis zur Station Theresienwiese
Bus bis zur Station „Theresenhöhe“
Parkplätze
Es befinden sich ausreichend Parkplätze auf der Thereseienwiese. ACHTUNG! Diese sind nicht während des Oktoberfestes nutzbar!
Öffnungszeiten
April – Mitte Oktober
täglich: 9-18 Uhr
Eintrittspreise
Erwachsene: 5,-€
Barrierefreiheit
Die Statue und die Ruhmeshalle sind nur über Treppen erreichbar.
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