Mit dem Regionalzug braucht man vom Berliner Hauptbahnhof gerade einmal eine Stunde, bis man in der kleinen malerischen Stadt Bad Belzig in Brandenburg ist. Ideal für einen Tagesausflug in das Berliner Umland.
Die Geschichte von Belzig beginnt im Jahr 997, aus dieser Zeit stammt die erste urkundliche Erwähnung. Betrachtet man dann die folgenden Jahre, liest man von wechselnden Herrschern und zerstörtem Stadtgebiet. Mal durch brandschatzen, mal durch kriegerische Handlungen, immer wieder mussten die Bewohner die Stadt wieder aufbauen.
Besonders stolz ist man in der Geschichte der Stadt auf den Besuch von Martin Luther 1530, der in Belziger Marienkirche predigte. Weniger stolz ist man auf die Zeit des Nationalsozialismus, in der in Belzig ein Zwangsarbeiterlager für 1500 Frauen und Männer aus Osteuropa lag und 1943 eine KZ-Außenstelle des Lagers Ravenbrück entstand.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Belzig ab 1952 eine Kreisstadt im DDR-Bezirk Potsdam. In der Stadt lag die „Zentralschule der Gesellschaft für Sport und Technik Etkar André“, in der die DDR Regierung Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit für Tätigkeiten im westlichen Ausland ausgebildete.
Seit 1993 ist Belzig dem Landkreis Potsdam-Mittelmark zugeordnet und 1995 erkannte man Belzig als staatlichen Luftkurort an. 2002 eröffnete ein Thermal-Solebad und seit 2009 ist Belzig als staatlich Heilbad anerkannt. Seit 2010 darf Belzig nun Bad Belzig heißen.
Spaziergang durch Bad Belzig
Vom Bahnhof aus kann man gut zu Fuß bis in den Ort laufen. Es geht durch kleine Straßen, die gerade an einem Sonntag noch vor 10 Uhr sehr ruhig und leer waren. Schon von weitem konnten wir den Turm der Burg Eisenhardt sehen, die wir etwas später auch besuchen wollten. Zunächst kamen wir am Rathaus der Stadt vorbei.
Rathaus von Bad Belzig
Im 16.Jahrhundert errichtete man das Rathaus als Verwaltungsgebäude, 1636 brannte es ab und wurde 1671 wieder aufgebaut. Besonders schön ist der 1912 aufgesetzte geschweifte Giebel im Stil der Renaissance. Dieser wurde nach einem Brand von 1972 wieder rekonstruiert.
Hier stehen einige interessante Informationstafeln, die uns gute Hinweise für einen kleinen Rundgang gaben.
Marienkirche – Brandenburgische Orgelmuseum
Nordöstlich des Marktplatzes steht die Stadtkirche St.Marien. Wann die Kirche genau erbaut worden ist, ist nicht bekannt. Es wird aber vermutet, dass bereits in der ersten Hälfte des 13.Jahrhunderts Teile der Kirche existierten. Mehrfach brannten Teile der Kirche nieder und wurden wieder aufgebaut.
Heute kann man eine aus regelmäßig behauenen Feldsteinen einschiffige Kirche in Bad Belzig sehen. Ein Kirchturm steht am westlichen Anbau. Am Fuß des Turms existiert ein Portal, dessen Bogen im 19.Jahrhundert neu eingefasst wurde. Der Schlussstein erinnert an den 14.1.1530, der Tag, am dem Martin Luther hier eine Predig hielt.
Sehr erstaunt war ich, als ich die Kirche betreten habe. Hier tritt man in einen große, fast leeren Raum. An einer Seite steht ein Altar, es gibt ein Taufbecken – ja und Orgeln. Diese Kirche beherbergt das Brandenburgische Orgelmuseum. Hier stehen 7 Orgeln, ein Clavichord und ein Harmonium aus 3 Jahrhunderten verteilt in der Kirche.
Die größte und älteste Orgel ist die Papenius-Orgel. Sie stammt aus dem Jahr 1747, hat 1102 Pfeifen und 20 Register. Ursprünglich stand sie in der Dorfkirche in Hordorf bei Oschersleben. Ein Tischportativ mit 25 Pfeifen ist die kleinste Orgel im Museum.
Nachdem wir die Kirche verlassen hatten, sind wir über den wunderschönen Kirchplatz gegangen und haben die dort aufgestellten Informationstafeln zum Thema Luther und Bad Belzig gelesen.
Öffnungszeiten des Museums
Mai-September
Freitag – Sonntag: 11-18 Uhr
Adresse:
Brandenburgisches Orgelmuseum
In den Marienkirche Bad Belzig
Am Kirchplatz
14806 Bad Belzig
Burg Eisenhardt
Unser kleiner Stadtspaziergang führte uns weiter in Richtung der Burg Eisenhardt, die am südwestlichen Rand des Ortes auf einer Anhöhe des Hohen Flämings liegt. Hier führt ein gut ausgeschilderter Wanderweg hin. Ein Blick auf die Schilder zeigte uns, wir müssen unbedingt noch einmal mit etwas mehr Zeit dort hinfahren und die Strecken erwandern.
Eine Art Burganlage stand schon vor der Entstehung der Stadt Belzig auf dem Höhenzug. Anfangs als Burgwall ausgebaut, später entstand eine massiv gebaute romanische Steinburg.
Es wird so um 1305 gewesen sein, als Herzog Rudolf I. begann, die Burg und die Wehranlagen zu erweitern. Die Marktsiedlung ließ er mit einer Mauer umgeben und 1358 bekam Belzig das Stadtrecht.
Um 1423 fiel die Burg Eisenhardt dem Haus Wettin zu, die mit großem Aufwand die Anlage zu einer modernen Festung ausbauten. Es entstand ein Torhaus mit einer fürstlichen Wohnung und Rondelle für die Verteidigung.
Später fanden fast nur noch Umbauten im Inneren der Burg statt. Genutzt wurde die Burg zum Beispiel durch das Landratsamt des Landkreises und im Zweiten Weltkrieg war die Reichsschule Technische Hilfe dort untergebracht. Zu DDR Zeiten beherbergte die Burg Eisenhardt zum Beispiel eine Berufsschule, eine Sonderschule, eine Schulküche, eine Jugendherberge und Musikschule. Zusätzlich nutzen ein Jugendclub, das Standesamt und das Heimatmuseum die Räumlichkeiten.
Heute findet man auf der Burg Eisenhardt das Heimatmuseum, eine Bibliothek und ein Hotel. Im Burghof kann man gemütlich unter den schattigen Bäumen sitzen und es sich gut gehen lassen.
Zunächst führte unsere Besichtigung der Burganlage entlang der Außenmauern der Burg. Man erkennt schon hier, dass die Anlage recht unregelmäßig aufgebaut ist und das auf den Ecken Rondelle sitzen. Einige der Rondelle kann man besichtigen und die dicken Mauern mit kleinen Kammern und Schießscharten, die bei der Verteidigung der Burganlage halfen, angucken. In einem Rondell befindet sich eine acht Meter tiefe Zisterne, die der Wasserversorgung diente.
Über eine gemauerte Brücke betritt man das Torhaus. In der Eingangshalle befindet sich der Eingang zum Museum. Geht man im Burghof nach Osten, kommt man zum ehemaligen Salzmagazin. Dieser Speicher aus dem 16.Jahrhundert diente als Getreide- und Salzlager und wurde direkt an die Außenmauern gebaut. 1930 baute man das Gebäude für Wohnzwecke um.
Von hier aus kann man dann an den Außenmauer entlang gehen oder sich unter die Bäume setzen und die Gegend genießen.
Sankt-Briccius-Kirche
Direkt neben der Burg Eisenhardt steht eine kleine Kirche. Aus Neugier sind wir zunächst über den Kirchfriedhof gegangen, um dann spontan auch einen Blick in die Kirche zu werfen.
Die evangelische Sankt-Briccius-Kirche ist dem Heiligen Brictius von Tours geweiht und stammt aus dem 12.Jahrhundert. Von außen wirkt der Feld- und Backsteinbau eher unscheinbar. Tritt man aber durch die kleine Tür wird man sichtlich überrascht. Die Decke und die Empore sind mit wunderschönen floralen Motiven bemalt. Die Kirchenbänke in einem für Kirchen eher ungewöhnlichen Grünton passen optisch sehr gut zu der Gestaltung. Auf mich wirkt es einfach einladend, was sicherlich auch daran liegt, dass alles sehr schlicht gehalten ist.
Kleiner Tipp: Im hinteren Bereich der Kirche steht ein Tisch mit Informationsmaterial und Wasserflaschen, die dem durstigen Wanderer oder Radfahrer neue Kraft geben sollen.
Kursächsische Postmeile
Nach dem kurzen Kirchenbesuch zieht es uns zurück in die Stadt. Auf dem Weg zum Bahnhof kamen wir an der Kursächsischen Postmeile vorbei.
Im Auftrag des Kurfürsten Friedrich August I. von Sachsen errichtete der Land- und Grenzkommissar Zürner in der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts diese Säule in dem damals noch eigenständigen Ort Sandberg. Genau an dieser Stelle war ein Verkehrsknotenpunkt und die Strecken wurden auf der Säule ausgewiesen.
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