Etwa 6 Kilometer südlich von Potsdam liegt der kleine Ort Caputh. Hierhin zog sich der berühmte Wissenschaftler Albert Einstein gerne in den Sommermonaten zurück und genoß die Ruhe abseits des Großstadttrubels.
Seit 2005 besteht die Möglichkeit, das Einsteinhaus in Caputh zu besichtigen und so einen kleinen Eindruck vom Leben der Familie Einstein zu bekommen.
Einstein lässt sich ein Haus bauen
Gustav Böß, der Berliner Oberbürgermeister, hatte die Idee Einstein zu seinem 50.Geburtstag ein Haus auf einem Seegrundstück zu schenken. Die Suche nach einem passenden Objekt, mit dem der Wissenschaftler und seine Familie einverstanden war, erwies sich als recht schwierig, ja fast schon unmöglich. Selbst der Versuch „nur“ das Grundstück zu schenken, damit er sich das Haus nach eigenen Wünschen gestalten konnte mißlang. Nachdem es zu immer mehr politischen Streitereien über das eigentlich nett gedachte Geschenk kam, verzichtete Einstein darauf.
Er sucht nun mit seiner Frau selber nach einem Grundstück und wurde in Caputh fündig. Das Grundstück liegt direkt am Waldrand und hatte damals einen unverbauten Blick zum Templiner See. Dort ließen sie auf eigene Kosten ein Sommerhaus errichten.
Albert und Elsa Einstein verfolgten beim Entwurf des Hauses in Caputh ihre ganz persönlichen Bedürfnisse. Der Architekt Konrad Wachsmann setzte diese Ideen um und die Firma Christoph & Unmack realisierte sie.
Da das Grundstück Hanglage hat, nutzte der Architekt das Gefälle in seiner Planung aus. Das Haus erhielt keine vollständige Unterkellerung, sondern in einem Bereich eine überdachte Gartenterrasse. Die Holzkonstruktion entstand zunächst in einer Fabrikhalle. Dort wurde sie vormontiert, überprüft, auseinander gebaut und schließlich nach Caputh gebracht und wieder aufgestellt. Innerhalb kürzester Zeit konnte die Familie einziehen.
Wann verbrachte Albert Einstein Zeit in Caputh?
Von 1929 bis 1932 lebte die Familie Einstein in der Zeit von April bis November in ihrem Sommerwohnsitz.
Einstein liebte diese Zeit dort. Es war einer der wenigen Orte, an denen er sich wirklich wohl fühlte. Und so verließ er Caputh auch nur, wenn er Vorträge hielt oder sich öffentlich zeigen „musste“. Albert Einstein unternahm oft stundenlange Spaziergänge in der Umgebung und liebt die Stille und Ruhe. Besucher waren nicht so gerne willkommen, vor allem, wenn sie etwas von ihm wollten. Aber er lud gerne enge Freunde ein und verlebte mit ihnen eine ungezwungene Zeit.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 verließ Einstein mit seiner Frau Deutschland. Er kehrte nicht mehr zurück.
Was geschah mit dem Einsteinhaus in Caputh?
Im Grundbucheintrag des Hauses standen die beiden Stieftöchter Einsteins als Eigentümer. Das verhinderte zunächst die Konfizierung durch die damaligen Machhaber.
Die Familie vermietete das Haus an das Jüdische Landschulheim Caputh. 1935 kam es dann zur Enteignung und dem Weiterverkauf an die Stadt. Anfangs nutzte diese das Gebäude noch als Kindergarten. Im Zweiten Weltkrieg zog dann die Wehrmacht dort ein.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Haus zunächst als Wohnhaus vermietet. Seit 1979 steht es unter Denkmalschutz.
Zum 100. Geburtstags Einsteins restaurierte die Akademie der Wissenschaften der DDR das Gebäude. Anschließend wurde es als Gedenkstätte und Gästewohnung genutzt.
Viele Jahre lang verhandelten die Erben Einsteins über die Rückgabe des Anwesens. Heute ist die Hebräische Universität Jerusalem Haupteigentümerin.
Das Einstein Form verwaltet das Einsteinhaus in Caputh. Hier werden Veranstaltungen durchgeführt und zu bestimmten Terminen ist es für die Öffentlichkeit zugänglich.
Besuch im Einsteinhaus in Caputh
Ich weiß nicht genau, was ich erwartet hatte, als wir am Einsteinhaus ankamen. Sicherlich nicht ein von außen so süßes Haus mit einem so großen Garten. Das Haus ist nicht groß, wirkt aber sofort einladend und gemütlich.
Als wir dann in das Haus treten bin ich erstaunt, dass sich hier der äußere Eindruck nicht wiederholt. Hier ist es eher nüchtern und funktional, ja fast schon spartanisch. Aber eigentlich genau so, wie Einstein es wollte. Hier beeinflusste nichts seinen Geist, es lenkte nichts ab und wenn man ehrlich ist, braucht man eigentlich auch nicht mehr.
Das gesamte Haus ist schön und einfach. Die Wände, Böden und Decken bestehen fast ausschließlich aus Kiefernholz. Leider sind die originalen Möbel nicht mehr vorhanden.
Uns zog es zunächst in das Obergeschoss. Hier befinden sich sehr kleine Räume, die als Schlafzimmer genutzt wurden. Mehr als eine eingebaute Schlafnische und ein Einbauschrank befindet sich dort nicht. Etwas Luxus war findet man allerdings doch. Jedes Zimmer verfügt über eine eigene Waschgelegenheit. Diese war geschickt hinter Holztüren versteckt.
Besonders gut hat mit die große Terrasse gefallen, die man aus dem oberen Stockwerk erreicht. Ein wunderschöner Ort für erholsame Stunden.
Albert Einstein hatte sein Zimmer im Erdgeschoss des Hauses. Es war nicht nur sein Arbeitszimmer, sondern auch sein Schlafzimmer. Von seinem Schreibtisch aus konnte er bis zum See gucken.
Beeindruckt hat mich der große Wohnbereich des Hauses. Durch eine Fensterfront hat man heute einen guten Blick in den Garten, zu Einsteins Zeiten konnte man bestimmt bis zum See gucken. Wenn es kühler wurde, war es der Familie möglich, einen großen Kamin zu befeuern. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Einstein sich in Caputh zu Hause gefühlt hat.
Adresse:
Am Waldrand 15-17
14548 Caputh
Webseite Einsteinhaus
Öffnungszeiten:
April-Oktober
Samstag, Sonntag, Feiertage: 10-18 Uhr
Eintrittspreise:
Erwachsene: 5,-€
Die Nutzung der Fotos ist vom Geschäftsführer des Einstein Forums genehmigt worden, vielen Dank.
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