Nicht weit von Berlin entfernt, im Brandenburger Landkreis Potsdam-Mittelmark liegt der kleine Ort Caputh am Schielowsee und am Templiner See. Fahrradfahrer, Wanderer und Ausflügler zieht es gerne in die Region und Caputh bietet sich für einen erholsamen Zwischenstopp sehr gut an.
In einer Urkunde aus dem Jahr 1317 findet man zum ersten Mal das Dorf „Capputh“ erwähnt. Obwohl der Ort direkt am Wasser liegt, besaßen die Einwohner keine Fischereirechte. Sie verdienten sich ihren Lebensunterhalt als Waldarbeiter, Teerkocher und in der Ziegelei. Die Bauern im Dorf hatten nur wenig Fläche für Viehfutter zur Verfügung. Über den bis heute existierenden Caputher Heuweg holten sie das Futter aus der Gegend von Drewitz.
Der brandenburgische Kurfürst Joachim II. war ab 1548 Besitzer vom Gut und Schloss in Caputh. Um 1608 ließ er ein Jagdschloss errichten.
Schloss Caputh
In seinem Werk „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ beschreibt Theodor Fontane seinen Besuch in Caputh mit folgenden Zeilen:
„Wer hat nicht von Caputh (so heißt das Dorf) gehöret,
Das, in verwichner Zeit, die größte Zier besaß,
Als Dorothea sich, die Brandenburg noch ehret,
Das Schloß am Havelstrom zum Witwensitz erlas.“
Aber wer war die hier genannte Dorothea, die das Schloss in Caputh als ihren Witwensitz erwählte?
Kurfürstin Katharina erwarb 1594 den Rittersitz Caputh und ließ eine Sommerresidenz errichten. Nachdem das Gebäude im Dreißigjährigen Krieg fast vollständig zerstört worden war, schenkte der Große Kurfürst seinem Quartiermeister das Anwesen. Dieser ließ ein Landhaus erbauen und nur wenige Jahre später tauschte der Große Kurfürst das Gut samt aller Ländereien für Ländereien in Ostpreußen zurück.
Er schenkte das Haus seiner zweiten Ehefrau der Kurfürstin Dorothea von Brandenburg. Diese ließ das Haus zu einer Dreiflügelanlage mit einer doppelläufig geschwungenen Freitreppe umbauen. Die Innenräume ließ sie reichhaltig ausstatten und nutzte von nun an das Schloss als Sommerresidenz. Als der Große Kurfürst 1688 verstarb, wurde Caputh ihr bevorzugter Wohnsitz.
1689 starb Dorothea und Friedrich III. kaufte das Schloss von seinen Halbgeschwistern zurück. Er schenkte es seiner Ehefrau Sophie Charlotte, die es allerdings bald wieder zurück gab und lieber sich dem Schloss Charlottenburg widmete. Friedrich hingegen liebte das Schloss und nutzte es oft für Festlichkeiten und Jagdausflüge
Friedrich der Große hingegen schien nichts an dem Schloss in Caputh zu liegen. Er verpachtete in seiner Regierungszeit seinen Besitz an eine Färberei und eine Weberei. Ende des 18. Jahrhunderts nutzte man dann den Garten als Obstbaumschule.
1820 kaufte August von Thümen das Schloss. Er und seine Familie ließen es in den folgenden Jahren umgestalten. Durch Vererbung wanderten die Besitzverhältnisse schließlich weiter, bis zu Alfred von Willich (1862–1941), der letzter Gutsbesitzer war. Im Zuge der Bodenreform enteignete man die Familie und eine berufsbildende Einrichtung für Fotografen und Blumenbinder in der DDR zog im Schloss ein. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg ist seit 1995 Besitzer der Schlossanlage und hat sie für Besucher geöffnet.
Was befindet sich heute im Schloss?
Im Schloss befindet sich heute ein Museum. Ein Highlight ist der Fliesensaal, den Friedrich Wilhelm I. mit 7500 blau-weißen holländischen Fayencefliesen als Speisesaal ausstatten lies.
Wir sind durch die wunderschöne Parkanlage geschlendert, die direkt am Ufer des Templiner Sees liegt. Hier kann man auf Bänken sitzend über das Wasser schauen, eine Erholungszeit mitten in der Natur.
Adresse:
Schloss Caputh
Straße der Einheit 2
14548 Schwielowsee
Öffnungszeiten:
April
Samstag, Sonntag, Feiertag: 10-17.30 Uhr
Mai-Oktober
Dienstag – Sonntag: 10-17.30 Uhr
November-März
Samstag, Sonntag, Feiertage: 10-16 Uhr
Eintrittspreise Schlossmuseum:
Erwachsene: 6,-€
Ortskirche Caputh
1820 stellte die Gemeinde Caputh fest, dass ihre bisherige Kirche nicht nur zu klein, sondern auch noch baufällig war und dringend ein neuer Bau benötigt wurde. Zuerst probierte man das Problem mit Renovierungsarbeiten und Umbauten zu lösen, aber es stellte sich heraus, dass es keine Lösung war. Man beauftragte Friedrich August Stüler, einen Entwurf für einen Neubau zu entwerfen. Ab 1850 konnte dann der Kirchenneubau beginnen und schon bald stand eine basilikale Anlage in Caputh, die Anfang 1852 im Beisein von König Friedrich Wilhelm IV. geweiht wurde.
Ich finde die Kirche schon recht beeindruckend. Besonders gut gefällt mit der seitlich, neben dem Gotteshaus stehende Glockenturm. Dieser ist über die Sakristei an das Kirchenschiff angebunden. Auch die große Fensterrose in der östlichen Wand der Kirche gefällt mir sehr.
In der Kirche, so heißt es, erkennt man die Vorlieben von Friedrich Wilhelm IV.. Die Ausstattung der Kirche stammt aus seiner Regierungszeit und scheint nach seinen Impulsen gestaltet worden zu sein.
Wer oder was ist Tussy II?
Caputh liegt an zwei Seen, die die Havel in ihrem Verlauf ausgebildet hat. Der Templiner See verengt sich an seinem südlichen Ende wieder auf etwa 50 Meter Breite zur Havel, bevor sich der Flusslauf zum Schwielowsee erweitert. Dieser Abschnitt der Havel mit den beiden Mündungsstellen und das einfassende Gelände wird als Caputher Gemünde bezeichnet.
Genau durch diese engere Stelle mussten bis 1875 alle Schiffe fahren, die auf der Havel unterwegs waren. Ein Lotse half beim Passieren der engen Stelle.
Die Engstelle bot sich natürlich auch an, die Havel an dieser Stelle zu überwinden. Im 18. Jahrhundert bot ein Mann die Möglichkeit an, in einem Handkahn zur anderen Seite gebracht zu werden. Eine Art der Übersetzung, die für Fahrzeuge nicht möglich war. So beantrage 1843 der Gutsbesitzer von Thümen beim Königlichen Landamt den Bau einer Fährstelle. Nach einigem Hin und Her mit dem Grundstücksbesitzer (Familie Wilhelm Bastian) auf dessen Boden die Fähranstalt liegen sollte, konnte 1853 der Fährbetrieb aufgenommen werden.
Anfangs bestand die Wagenfähre aus Holz und wurde mit Rudern, Stakstangen und Keulen bewegt, die in ein Führungsseil eingehängt waren. Später kamen motorisierte Fähren zum Einsatz.
Heute wird der Fährbetrieb noch immer von den Nachfahren von Wilhelm Bastian ermöglicht. Seit 1998 fährt die Fähre Tussy II von einem Ufer zum anderen Ufer. Bei der Fähre handelt es sich um ein Schiff mit Seilantrieb, dass in Verbindung mit modernster Technik zwischen Caputh und Geltow verkehrt. Viele Besucher der Region kommen nur für eine Fährfahrt mit einem anschließenden Besuch in einem der Restaurants am Wasser nach Caputh.
Wer als Fußgänger die Havel überqueren möchte, kann natürlich auch mit der Tussy II fahren oder etwa 600 Meter südlich über die Eisenbahnbrücke gehen.
Fährzeiten:
April – November
Montag – Sonntag: 6 – 22 Uhr
Dezember – März
Montag – Freitag: 6 – 20 Uhr
Samstag, Sonntag: 7 – 20 Uhr
Fahrpreise:
Person: 0,50 €
Fahrrad mit Fahrer: 1,- €
PKW mit Fahrer: 2,50 €
Thomas Kohler
Hallo, woher hatten die zwei Faehren “Tussy” denn ihren Namen????
Susanne Jungbluth
Tut mir leid, das weiß ich leider nicht.
LG Susanne