In Vorpommern liegt die Hafenstadt Ueckermünde, die ich an einem Nachmittag besucht habe. Ich war sehr überrascht, denn hier gibt es nicht nur ein Residenzschloss und den Stadthafen, hier kann man auch eine rekonstruierte Pommernkogge entdecken und wunderbar Essen gehen.
Ueckermünde liegt an der Uecker
An der Mündung der Uecker in das Stettiner Haff in Vorpommern liegt die Stadt Ueckermünde. Der Name der Stadt leitet sich von einer slawischen Völkergruppe, den wendischen Ukrern her, die schon vor 1200 die Gegend besiedelt hatten.
Herzog Barnim I. stiftete um 1260 der Region ein Kloster und verlieh dem Handelsplatz das Stadtrecht. Später errichtete man eine Burg/Schloss in dem die Herzöge von Pommern aus dem Greifenhaus lebten. Es entstand auch eine Stadtmauer mit zwei Toren. Wie es in der Geschichte einer Stadt häufig der Fall ist, kommt es durch Brände und Kriege immer wieder zur Zerstörung und zum Wiederaufbau einzelner Stadtbereiche und zur wechselnden Herrschaftsverhältnissen. So auch in Ueckermünde, es wurden mittelalterliche Häuser zerstört, eine neue Kirche erbaut, das Schloss erweitert…. Besonders hart traf es die Stadt im Dreißigjährigen Krieg. Von 1600 Einwohnern überlebten gerade einmal 15 Bewohner und die Stadt war fast vollständig zerstört.
Ende des 18./Anfang des 19.Jahrhunderts fand man in der Nähe der Stadt Raseneisenerz. Es entstanden mehrere Eisengießereien und das Leben in der Stadt blühte auf. Es gründeten sich etwa 50 Ziegeleien in der Region und der Schiffbau entwickelte sich immer weiter. Auch die Reedereien vergrößerten sich und so gab es in der Hafenstadt Mitte des 19.Jahrhunderts etwa 27 registrierte Handelsschiffe. Der Aufschwung der Wirtschaft machte sich in der Entwicklung der Stadt bemerkbar, es entstanden zahlreiche neue Gebäude.
Den Zweiten Weltkrieg überstand die Stadt ohne größere Schäden. Zu DDR Zeiten war eine Gießerei mit 1100 Beschäftigten der größte Arbeitgeber. Die Ziegeleien schlossen nach und nach ihre Türen. Die intakt gebliebene Altstadt verfiel im Laufe der Zeit, da die Bauschäden an den Gebäuden nicht behoben wurden.
Mit der Wende begann man die Versäumnisse aufzuarbeiten. Es wurde saniert, renoviert und umstrukturiert. Es entstanden Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen, der Jachthafen konnte modernisiert werden und 2001 erhielt Ueckermünde den Titel „Staatlich anerkannter Erholungsort“. Seit 2013 ist Ueckermünde ein Seebad.
Besuch der Pommernkogge
Unsere Stadterkundung beginnt im Hafen von Ueckermünde. Hier ist der Heimathafen der Pommernkogge Ucra.
Eine Kogge ist ein Schiffstyp, den die Hanse bevorzugt für den Handel einsetzte. Da es während der Fahrten oft zu Überfällen kam, waren die Koggen zusätzlich wie Kriegsschiffe ausgestattet. Ein Kennzeichen von Koggen ist die Verwendung von einem Mast und einem Rahsegel. Unterhalb der Mastspitze war manchmal ein Ausguck, das sogenannte Krähennest angebracht.
Über eine Gangway betreten wir die Rekonstruktion der mittelalterlichen Pommernkogge. An Deck stehen einige rustikale Tische, an denen wir es uns zunächst gemütlich machen. Mein Blick geht am Mast und den vielen Tauen in Richtung Himmel. Da ein Segel gehisst, dass im Wind flattert. Es muss wunderschön sein auf diesem Schiff unterwegs zu sein.
Der Nachbau der Kogge begann 2001 auf einer historischen Werft des Ukranlandes und 2019 war der Schiffsbau fertig gestellt. Die Stadt Torgelow ist Besitzer des Schiffes, betrieben wird es von dem Verein „Ucra – die Pommernkogge e.V.”. Die Mitglieder des Vereins haben in den vergangenen Jahren unzählige Arbeitsstunden und Liebe in den Schiffsbau gesteckt. Nur so konnte aus Eichenholz, Lärche, sibirischer Lärche und Douglasie ein 25 Meter langes Schiff entstehen. Dabei wurde Wert darauf gelegt, dass alle Arbeitsschritte möglichst genauso ausgeführt wurden, wie in vergangenen Tagen.
Heute ist das Schiff ein richtiges Schmuckstück, so empfinde ich es. Unter Deck kann man gemütlich sitzen, etwas trinken und dabei etwas über die Seefahrt und die Geschichte der Pommernkogge lernen. Früher war dieser Raum mit bis zu 100 Tonnen Waren vollbelegt. Platz für Passagiere oder die Besatzung war nur auf den Säcken mit der Ware.
Fährt die Ucra heute aus dem Hafen müssen laut Vorschrift 12 nautische Besatzungsmitglieder an Bord sein, die das Schiff segeln können. Bis zu 50 Mitsegler dürfen zusätzlich an Bord, und wenn es notwendig ist, müssen einige davon auch kräftig mit anpacken. Ist kein Wind, gibt es heute zum Glück Hilfsmotoren, die das Schiff zurück in den Hafen bringen.
Lust darauf mit zu segeln? In der Stadtinformation von Ueckermünde oder Torgelow kann man Tickets erwerben. Weitere Infos findet man auf der Webseite.
Kleiner Stadtrundgang
Nach dem Besuch der Pommernkogge wurde es Zeit, ein wenig die Stadt zu erkunden. Entlang des Stadthafens mit den kleinen Schiffen, ging es über eine kleine Brücke in Richtung Altstadt. Die Altstadt hat nur eine Ausdehnung von 300 mal 250 Metern. Also passt man während des Rundganges nicht auf, steht man schon wieder in der Neustadt.
Während des Rundganges kamen wir immer wieder an einigen interessanten Statuen vorbei. Zum Beispiel am Hafen steht ein Seemann, eine Wäscherin direkt am Hafenbecken, eine Gans am Geflügelmarkt und ein Fischer am Marktplatz.
Mir gefallen die Fachwerkhäuser, die in der Altstadt stehen. Das Fachwerkhaus in der Rathausstrasse stammt zum Beispiel aus der Mitte des 18 Jahrhunderts. Imposant sind die „neueren“ Gründerzeitbauten, die entlang der Hauptstraße und des Marktplatzes stehen.
Sehenswert ist das Schloss Ueckermünde. Seit 1780 wird das Gebäude als Rathaus genutzt, vorher gingen die unterschiedlichsten Herrscher/Kriegsherren wie zum Beispiel Wallenstein, Peter I. oder August der Starke hier ein und aus.
Wir durften einen Blick in einen wunderschönen Kreuzgewölbesaal im Schloss werfen. Vor dem zweiten Weltkrieg war hier zum Beispiel ein Gefängnis untergebracht. Später entstand ein Sitzungssaal und heute befindet sich hier ein Trauzimmer des Standesamt.
Restauranttipp für Ueckermünde
Zum Abendessen ging es für uns in das Hafen-Hotel PommernYacht in Restaurant Roter Butt.
Uns erwartete ein festlich gedeckter Tisch, der nur der Auftakt für ein traumhaftes Essen darstellte. Die Menükarte versprach uns nicht zu viel.
Als Vorspeise servierte man uns: Matjes vom Ostseehering mit geräucherter Zwiebelcreme, Ei, Gewürzgurke und Wildkräutern. Dazu gab es einen Grünen Silvaner von 2019 aus der Saale-Unstrut-Region. Eine gelungene Kombination, die bei mir zu einer Geschmacksexplosion im Mund geführt hat. Fast stellte sich die Frage, wie man das steigern sollte. Aber das war für den Küchenchef Martin Wünscher kein Problem.
Im Hauptgang erwartete uns Hirschkalbsrücken mit Kartoffelkrapfen, roten Rüben und Wurzeln mit geröstetem Apfel. Das Fleisch war noch leicht rosa, zart und saftig – ein Traum! Die Beilagen als solche zu bezeichnen ist fast eine Schande – sie alleine waren schon so schmackhaft, dass man fast kein Fleisch dazu brauchen würde.
Der krönende Abschluss des Menüs war die Nachspeise. Uns erwartete eine Komposition aus Wald-Blaubeeren, knusprigem Strudelteig, Rahmeis und einem Vanille Gel mit grüner Zitrone. Ein Traum! Und ein wunderbarer Abschluss eines Tages in Ueckermünde.
Ausflugstipp zur Bauerngartenmanufaktur nach Ferdinandhof
Wer gerne selbstgemachte Fruchtaufstriche, Senf oder Pestos probieren und nach Hause mitnehmen möchte, sollte einen kleinen Abstecher nach Ferdinandshof unternehmen.
In den kleinen Dorf es die Bauerngarten Manufaktur, in der nahezu täglich frische Produkte entstehen. Da immer nur geringe Mengen produziert werden und die Chefin gerne neue Rezepturen ausprobiert, muss man sich einfach überraschen lassen, wie das aktuelle Angebot gerade aussieht.
Ich habe mir einge guten Fruchtaufstriche mit nach Hause genommen und mein Frühstück damit versüßt.
Offenlegung: Der Besuch in Ueckermünde war Bestandteil einer Bloggerreise nach Vorpommern. Der Bericht entspricht ausschließlich meiner Meinung und ist unabhängig zum Besuch entstanden.
Appelhagen
Toller Bericht über die Pressereise Seebad Ueckermünde /Region Stettiner Haff .