Verlässt man die Magdeburger Innenstadt und wechselt auf die andere Seite des Elbufers, kann man im Rothehornpark die Aussichtsplattform auf dem Albinmüller-Turm besuchen und von dort einen ganz anderen Blick auf die Stadt genießen.
Auf unserem Weg zum Turm kamen wir an einem, von einem Bauzaun eingerüsteten, wunderschönen Gebäude im deutschen Backsteinexpressionismus vorbei.
Stadthalle Magdeburg
Die Stadthalle entstand 1926/27 und ist dem Baustil Neues Bauen zuzuordnen. Entstanden ist das auffällige Gebäude für die Deutsche Theaterausstellung 1927.
Die neue Stadthalle sollte Magdeburg als wichtigste Ausstellungs- und Kongressstadt Mitteldeutschlands etablieren. Erstaunlich, die Bauzeit war mit knapp 6 Monaten sehr kurz. Die Planung muss ausgesprochen gut gewesen sein, man führte parallel organisierte Bauarbeiten aus, nutzte vormontierten Bauteilen und nächtliches Beheizen führte zur schnellen Trocknung. Entstanden ist ein Gebäude mit 100 Metern Länge, 50 Meter Breite und 22 Meter Höhe. Eine der modernsten Orgeln Europas stand im großen, mit modernster akustischen Ausstattung eingerichteten Saal und so ist es nicht verwunderlich, dass bekannte Dirigenten gerne in der Stadthalle Konzerte gaben.
Der Zweiten Weltkrieg hat das Gebäude beschädigt und ab 1966 konnte es als Konzert- und Kongresshalle wieder zum Leben erweckt werden. Den größten Anteil hatten daran die Magdeburger Bürger, die nicht nur Spendengelder für den Wiederaufbau organisierten, sondern auch viel Arbeitskraft zur Verfügung stellten.
In der Stadthalle gab es nun einen großen Saal, der bis 2020 bei Veranstaltungen mit 3100 Stehplätzen für die verschiedenen kulturellen Veranstaltungen genutzt werden konnte. Ein etwas kleinerer zweiter Saal mit etwa 200 Sitzplätzen nutzte man für Empfänge und kleinere Veranstaltungen.
Zur Zeit findet eine Sanierung der Halle bis 2024 statt. Hoffentlich können wir danach mal einen Blick hinein werfen. Ich finde das Gebäude optisch sehr interessant, ein bißchen erinnert es mich an das Haus des Rundfunks in Berlin.
Albinmüller-Turm in Magdeburg
Direkt neben der Stadthalle erhebt sich der 60 Meter hohe Albinmüller-Turm. Auch er entstand wie die Stadthalle 1926/27 und ist im Stil der Neuen Sachlickkeit / Expressionismus erbaut. Bis 2012 hieß der Turm noch Aussichtsturm Rothehornpark.
Den Namen Albinmüller-Turm erhielt der Aussichtsturm nach seinem Architekten Albin Müller, der ihn für die Theaterausstellung 1927 erschuf.
Die Stahlbetonkonstruktion hat einen quadratischen Grundriss. Die Spitze bildet eine 15 Meter hohe Glas-Stahl-Konstruktion, die eine zeitlang als Restaurant genutzt wurde. Leider erwies es sich auf Dauer als unwirtschaftlich, da zu wenig Gäste dort Platz finden. Abends wird die gläserne Spitze beleuchtet.
Der Turm selber ist eher schlicht gehalten. Einige wenige Relieffiguren kann man entdecken und kleine rechteckige Fenster gliedern den Bau. Rund um den Turm befindet sich eine Aussichtsplattform.
Bei unserem Besuch in Magdeburg hatte der Albinmüller-Turm für Besucher geöffnet. So konnten wir die Möglichkeit nutzen und die Aussichtsplattform besuchen.
Man betritt den Turm durch ein Drehkreuz, an dem ein kleiner Kassenautomat angebracht ist. Hier kann man nur mit Münzen bezahlen. Bei unserem Besuch war jedoch Personal vor Ort, dass auch Geld wechseln konnte. Zur Aussichtsplattform kann man mit einem Fahrstuhl fahren. Oder, wer lieber zu Fuß unterwegs ist, steigt die 252 Stufen bis zur Aussichtsplattform in 45 Metern Höhe hinauf.
Ich empfehle den Treppenaufstieg. In den zahlreichen Zwischenebenen befinden sich Ausstellungstafeln über das Areal rund um den Turm und die Entwicklung Magdeburgs in der Zeit von 1919 bis 1933. Ich fand diese sehr interessant, haben sie mir doch einen ganz neuen Blick auf die Stadt gegeben.
Von der Aussichtsplattform hat man einen tollen Blick über die Elbe zur Altstadt mit dem Dom und der Johanniskirche. Etwas weiter entfernt entdeckt man den Jahrtausendturm im Elbauenpark und kann über den Rothehornpark schauen. Angeblich soll man bei guter Sicht sogar den Harzer Brocken sehen können.
Adresse:
Tessenowstraße 5a
39114 Magdeburg
Öffnungszeiten:
1.April-31.Oktober
Montag-Freitag: 10.30-17 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertage: 12-18 Uhr
Eintrittspreise:
2,- pro Person
Achtung! Es kann nur mit Münzen (0,50€, 1€, 2€) bezahlt werdem.
Pferdetor in Magdeburg
Ebenfalls von Albin Müller entworfen wurde das Pferdetor, das direkt neben der Stadthalle und dem Albinmüller-Turm steht. Heute steht es am Rand eines Parkplatzes und sieht eigentlich nur noch schön aus. Eine Funktion hat das Tor nicht mehr.
Das war einst anders. Das Pferdetor entstand, genau wie die Nachbarbauten im Zug der Deutschen Theater-Ausstellung 1927. Das Tor bildete den nördlichen Abschluss des Ehrenhof und war der Zugang zum Vergnügungspark.
Albin Müller wählte aus geschichtlichen Gründen das Sachsenross als Abschluss der Säulen. Zwischen den einzelnen Säulen verlaufen leichte runde Bögen und bilden so einen Durchgang.
Eigentlich sehr schade, dass dieses wunderschöne Tor heute eher unbeachtet und funktionslos ist.
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