In der Magdeburger Altstadt, fast am Ufer der Elbe, steht die Johanniskirche. Heute wird das Gebäude nicht mehr als Kirche, sondern als Veranstaltungsort genutzt. Besucher sind willkommen und der Ausblick vom Kirchenturm ist einmalig.
Geschichte der Johanniskirche
Seit wann die Kirche genau existiert, ist bis heute nicht genau ermittelt. Die erste Erwähnung findet man 941, als König Otto I. den Mönchen des Moritzklosters eine Kirche schenkt. Wie sie zu dieser Zeit ausgesehen haben könnte, weiß man nicht. 1188 wurde die Kirche bei einem Stadtbrand beschädigt und brannte bei einem weiteren Brand 1207 nieder.
Liest man dann weiter in den überlieferten geschichtlichen Angaben zur Kirche, muss man den Magdeburgern ein großes Lob für ihre unermüdliche Willenskraft aussprechen. Kaum war die Kirche wieder aufgebaut, führte ein erneuter Brand zu Schäden am Gebäude. Und das passierte nicht nur einmal, sondern mehrfach.
Einer der Höhepunkte in der Geschichte der Kirchengemeinde fand sicherlich am 26.Juni 1524 statt, als Martin Luther in der Kirche predigte und die Kirche daraufhin protestantisch wurde. Heute erinnert das Lutherdenkmal vor der Kirche an dieses Ereignis.
Knapp 100 Jahre später, während des Dreißigjährigen Krieges, raubten Truppen das Gotteshaus aus und brannten es nieder. Geistliche und Gemeindemitglieder wurden ermordet. Der Gemeindepfarrer kehrte nach seiner Gefangenschaft zurück und wieder mobilisierten die Magdeburger enorme finanzielle Mittel, um die Kirche erneut aufzubauen. Nach einem provisorischen Holzbau folgte ab 1662 der Neubau einer massiven Kirche. Nach und nach fanden die Arbeiten statt und bis 1675 entstanden beide Kirchentürme in Holzbauweise.
Eher ungewöhnlich, so finde ich, war die zusätzliche weltliche Nutzung von 1832 bis 1850. In dieser Zeit diente das Dach als amtliche preußische Telegrapheneinrichtung.
Der Türmer, der bis 1874 noch seinen Dienst auf dem Turm der Johanniskirche tat, wurde durch einen elektrischen Feuermelder ersetzt. Wenig später baute man eine Heizungsanlage ein und 1923 erhielt die Kirche elektrisches Licht.
Im Zweiten Weltkrieg beschädigten die Angriffe auf die Stadt auch die Kirche. Es blieb nur eine Ruine stehen.
Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg
Viele Jahre blieb die Johanniskirche eine Ruine. Ab 1953 begann man so langsam mit Aufräumarbeiten und baute ein Flachdach auf das Kirchenschiff. Die Türme sicherte man und errichtete sie neu.
Sehr solide waren die Arbeiten nicht ausgeführt worden und so musste die Vorhalle 1961 gesperrt werden. 1968 schenkte die Gemeinde das Gebäude und das Grundstück der Stadt Magdeburg. Nach weiteren Sicherungsarbeiten gab diese 1980 den Südturm als Aussichtsturm frei.
Nach der politischen Wende gab es Bestrebungen, die Kirche wieder aufzubauen. Noch in der Ruine fanden Kulturveranstaltungen statt und nach dem Wiederaufbau konnte das Gebäude nun als Konzert- und Festsaal genutzt werden.
Blick in das Gebäude
Um auf den Turm der Johanniskirche zu kommen, muss man zunächst den großen und nahezu leeren Innenraum durchqueren. An eine Kirche erinnern hier eigentlich nur die wunderschönen bunten Fenster. Die Südseite des Innenraums wird durch sechs farbige Fenster dominiert, durch die das Tageslicht in den Raum fällt. Im Chor befinden sich sieben Fenster, die das vollkommende Gegenteil dazu bilden. Hier hat man monochrome Fenster verbaut, die in sehr schwarz-weiß Tönen Licht in den Raum lassen. Bisher habe ich so eine Fenstergestaltung in noch keiner Kirche gesehen. Ein weiteres buntes Fenster befindet sich an der Nordseite der Kirche.
Die Decke der Kirche ist aus akustischen Gründen abgehängt.
Geht man bis zum Chor, kann man eine Treppe hinunter steigen. Hier befinden sich Überreste alter Gemäuer.
Weg auf den Turm
Man kann nur einen der beiden Türme besteigen. Der Südturm ist, sofern keine Veranstaltungen stattfinden, für Besucher geöffnet. Es geht über ausgetretene Steinstufen insgesamt 277 Stufen hinauf. Auf 52 Metern Höhe befindet sich die Aussichtsplattform, die einmal rund um den Turm verläuft.
Es ist ein wunderschöner Ausblick über die Stadt und die Elbe. Man sieht fast alle Sehenswürdigkeiten der Stadt, vom Magdeburger Dom bis zum Jahrtausendturm im Elbauenpark. Manchmal muss man etwas Suchen, wie zum Beispiel die Grüne Zitadelle, die sich hinter anderen Häusern versteckt.
Adresse:
Johannisbergstraße 1,
39104 Magdeburg
Eintrittspreis:
Erwachsene: 3 €
Öffnungszeiten:
Dienstag – Sonntag:
10.00 – 17.00 Uhr
Montag: geschlossen
An Tagen, an denen in der Johanniskirche Veranstaltungen stattfinden, bleibt die Kirche geschlossen.
Helma Grimm
Schade! Ich war schon in Magdeburg, aber leider nicht in der Kirche und auf dem Turm. Danke für deine Anregung.