Die Fichtelbergbahn ist eine Schmalspurbahn, die vom sächsischen Cranzahl zur höchst gelegenen Stadt Deutschlands, in den Kurort Oberwiesenthal fährt. Die Strecke ist etwas über 17 Kilometer lang und gehört zu den beliebtesten Ausflugstipps im Erzgebirge.
Wir waren einige Tage im Kurort Oberwiesenthal und haben es uns nicht nehmen lassen, vom Endbahnhof Oberwiesenthal bis zum Bahnhof Niederschlag zu fahren. Von dort haben wir dann eine Wanderung zurück zum Ausgangspunkt unternommen.
Die Schmalspurbahn kommt nach Oberwiesenthal
1893 überlegte man sich, das eine Bahnverbindung nach Oberwiesenthal einen positiven Effekt auf die Entwicklung der Region haben würde und suchte nach der besten Streckenführung. Von drei möglichen Varianten entschied man sich, von der Bahnstrecke Weipert-Annaberg ausgehend, ab Cranzahl eine Bahnstrecke durch das Sehmtal zu bauen. Man entschied sich auch zum Bau einer Schmalspurbahn, da das prognostizierte Verkehrsaufkommen mit dieser Zugart durchaus zu bewältigen war.
1894 begannen Vermessungsarbeiten und Anpassungen des geplanten Trassenverlauf. Der Bau begann im April 1896 und konnte im Juli 1897 abgeschlossen werden.
Schon recht schnell stellte sich heraus, dass doch mehr Personen mit der Schmalspurbahn fahren wollten, als in der Planung veranschlagt waren. Ein Grund dafür war sicherlich der rege Ausflugsverkehr, der sich schnell entwickelte.
Nachdem im Ersten Weltkrieg die Kohle knapp war und weniger Züge der Dampfeisenbahn fuhren, nahm in den 1920er Jahren der Zugverkehr immer mehr zu. Die Bahn transportierte zu dieser Zeit viel Baumaterial für die Fichtelbergschwebebahn. In den 1930er Jahren setzte man parallel zur Schmalspurbahn auch zunehmend Busse für die Fahrt durch das Tal ein. Die Auslastung der Züge nahm wieder ab und die Betreibung der Bahnstrecke wurde mehr und mehr unwirtschaftlich. Man suchte nach Lösungen, die aber durch den Zweiten Weltkrieg in den Hintergrund gerieten. Der Ausflugsverkehr brach vollkommen zusammen, der Fahrplan wurde immer mehr ausgedünnt und schließlich 1945 eingestellt.
Nach dem Krieg begann man im Revier Bärenstein-Niederschlag mit dem Uranabbau. Das Gebiet erklärte man zum Sperrbereich, der auch die Bahnstrecke von Cranzahl nach Oberwiesenthal betraf. Mit der Schmalspurbahn transportierte man nun das geförderte Uran ab. Zusätzlich mussten die Bergleute ins Revier befördert werden. Zum Schichtwechsel hatte der Zug bis zu zehr Wagons, die von anderen Schmalspurbahnen auf diese Strecke umgesetzt worden waren. Mitte der 1950er Jahren endete die Zeit des Uranabbaus, die Sperrzone wurde wieder aufgehoben und das Gebiet stand den Erholungsuchenden wieder zur Verfügung.
Mit der Zeit kamen wieder vermehrt Urlauber mit der Bahn nach Oberwiesenthal. Bis 1990 blieb das auch so, dann verlor die Bahn ihre Bedeutung als Zubringer. Die Strecke war gerade saniert worden und trotzdem stellte man zunächst den Güterverkehr ein und man überlegte, den Personenverkehr auch aufzugeben oder zu privatisieren. Seit 2007 betreibt nun die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft die Strecke und nennt die Schmalspurbahn nun Fichtelbergbahn. Heute fahren fast ausschließlich Touristen die Strecke.
Streckenverlauf der Fichtelbergbahn
Wir haben unsere Fahrt mit der Dampfeisenbahn am Bahnhof im Kurort Oberwiesenthal begonnen, mit 893,962 Metern ü.NN. der höchste Punkt der Strecke und auch der höchst gelegene Bahnhof in Sachsen. Es gibt ein Empfangshaus mit Wartebereich und Fahrkartenverkauf. Zusätzlich findet man hier auch einen recht großen Souvenirshop und einen gastronomischen Betrieb.
Nachdem wir uns einen der Wagons ausgesucht hatten, es gibt freie Sitzplatzwahl, nahmen wir auf den typischen harten ungepolsterten Holzbänken Platz. Jedes Mal, wenn wir in so einen Wagon steigen, bewundere ich die Menschen, die früher stundenlang auf diesen unbequemen Bänken quer durchs Land gefahren sind. Es dauerte nicht lange, dann ruckelte es und die Dampfeisenbahn setzte sich langsam in Bewegung.
Zunächst führte die Fahrt über ein 100 Meter langes und 20 Meter hohes stählernes Gerüstpfeiler-Viadukt aus dem Kurort heraus. Nachdem man einen Blick auf den 1244 Meter hohen Keilberg geworfen hat, fährt man in das Pöhlbachtal zum Bahnhof Unterwiesenthal. Die Bahnstrecke verläuft durch ein etwas engeres Tal entlang der tschechischen Grenze bis nach Hammerunterwiesenthal. Während der Fahrt kann man auf die kleinen Außenplattformen und sich den Dampf der Lokomotive um die Ohren wehen lassen. Es gibt sogar einen offenen Wagon, der aber bei unserer Fahrt aufgrund des Wetters ungenutzt war. Im Sommer ist es bestimmt schön, die Fahrt dort zu genießen.
Nachdem die Strecke die B95 gequert hat, führt sie weiter hinab in das Pöhlbachtal zum nächsten Bahnhof nach Niederschlag. Hier haben wir den Zug verlassen.
Ohne uns fuhr die Bahn dann weiter über Kretscham-Rothensehma, Vierenstraße, Neudorf und Unterneudorf. Die Fahrt endet in Cranzahl und dort hat man die Möglichkeit umzusteigen.
Wanderung von Niederschlag nach Oberwiesenthal
Der Bahnhof Niederschlag liegt im Nirgendwo, abseits im Wald, etwa 1,5 Kilometer vom Ort Niederschlag entfernt. Es gibt ein massives Bahnhofsgebäude, dass 1948 für die Bergarbeiter vom Betreiber des Bergwerks errichtet wurde und mehr nicht.
Die Fichtelbergbahn blieb eine Weile stehen und wartete, da die Strecke nur einspurig ist, auf den entgegenkommenden Zug. Für uns genug Zeit den Zug noch einmal genau zu betrachten und uns über das Schnaufen und Stampfen beim Losfahren zu freuen.
Dann überquerten wir die Bahnstrecke und machten uns auf, zurück nach Oberwiesenthal zu wandern. Die Strecke hat mit etwas über 6 Kilometern eine überschaubare Länge. Nicht zu verachten sind zwischendurch die Steigungen, die man überwinden muss. Wir haben bei unserer Wanderung kaum Menschen getroffen und die Ruhe in der Gegend sehr genossen. Ab und zu hörte man mal einen Vogel oder sah ein Eichhörnchen, es war erholsam für die Sinne.
Der gut ausgeschilderte Weg führte uns anfangs durch einen dichten Wald. Wir hatten uns vorab eine Strecke herausgesucht und ließen uns trotzdem von der Navigation leiten. So konnten wir uns sicher sein, dass wir den Blick in den Marmortagebau nicht verpassen würden.
Nach einer Weile führte der Weg an Feldern vorbei und der Kurort kam langsam in Sichtweite. Beeindruckend erhoben sich die Skisprungschanzen am gegenüber liegenden Berghang.
Unsere Wanderroute haben wir mit Koomot aufgezeichnet. Viel Spaß beim Nachwandern!
Informationen zur Fichtelbergbahn
Bahnhof Kurort Oberwiesenthal
Bahnhofstraße 7
09484 Kurort Oberwiesenthal
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