Oberwiesenthal zählt zu den Wintersportgebieten Deutschlands, in dem die Spitzensportler ihre Wettkämpfe austragen und natürlich auch trainieren. Aber wie ist das im Sommer? Stehen das die Anlagen der Fichtelbergschanzen verwaist im Gelände?
Auch wenn das Wetter bei unserem Besuch im Kurort Oberwiesenthal grau und kühl war, es lag Mitte September kein Schnee. Trotzdem war reger Betrieb auf dem Gelände der Fichtelbergschanzen und der Ski-Arena.
Ein Blick auf die Fichtelbergschanzen
In Oberwiesenthal stehen mehrere Skisprungschanzen in unterschiedlichen Größen, die auch als Olympiastützpunkt genutzt werden.
Die Geschichte des Skispringens beginnt in Oberwiesenthal schon 1911 auf der Schönjungferngrund-Schanze. Die dort ausgetragene deutsche Meisterschaft gewann ein Springer mit der Weite von 12 Metern.
1938 war dann die erste Fichtelbergschanze für die Springer fertig gestellt. Von einem großen Holzturm sprang man damals von der modernsten Schanze Deutschlands rund 80 Meter weit. Der Schanzenrekord stammt aus dem Jahr 1970 und lag bei 85 Metern.
Ab 1974 konnten die Skispringer dann von einer neu errichteten Schanze springen. Diese führte von einem Stahlturm in die Tiefe. Die Technik des Skispringens und der Schanzenbau entwickelten sich rasant weiter und so veränderte man das Profil der Schanzenanlage immer wieder. Es entstanden weitere kleinere Schanzen und heute findet man hier sechs verschiedene Absprungmöglichkeiten. Es stehen Schanzen mit den K-Punkten (kritischer Punkt, bei dem das Gefälle des Absprunghanges flacher wird und die Landung gefährlich macht) K 95, K 64, K 51, K 36, K 15, K 8 und K 4 zur Verfügung.
Die kleinsten Schanzen lagen etwas abseits. Ob hier erwachsene Anfänger auch ihre ersten Versuche absolvieren?
Die Fichtelbergschanzen sind das ganze Jahr über nutzbar. Ab Mitte/Ende November wird das Gelände beschneit, wenn ab April das aufgrund der steigenden Temperaturen nicht mehr möglich ist, wird auf Matten trainiert.
Wir waren zweimal an dem Schanzenkomplex und konnten jungen Skispringern und Skispringerinnen beim Training und beim Wettkampf von der großen Normalschanze zusehen. Zufällig fand ein Wettkampf in der Nordischen Kombination im Jugendbereich statt und ließ ein bißchen erahnen, wie die Atmosphäre hier bei internationalen Wettkämpfen der Spitzensportler sein muss. Skispringen hatte ich bisher immer nur am Fernseher verfolgt, steht man nun aber selber im Auslaufbereich der riesigen Schanze und guckt hinauf zu den Sportlern, ist es ein ganz anderer Eindruck. Der kleine Punkt hoch oben wird schnell größer und fliegt schließlich durch die Luft. Hut ab vor den jungen Talenten, die wir beobachtet haben.
Als der Wettkampf zu Ende ging, erfuhren wir durch die Stadiondurchsage, wann und wo der Wettkampf weiter gehen würde. Zur Nordischen Kombination gehört ja noch der Langlauf.
Skiarena Oberwiesenthal
Knapp 4 Kilometer vom Ortszentrum entfernt liegt die „Sparkassen-Skiarena“. Wir haben uns zu Fuß aufgemacht, um dort den Sportlern weiter zuzugucken und natürlich auch, um die Anlage zu sehen.
Vom Ortszentrum führte der Weg nur bergauf, bis zur 1100 Meter hoch liegende Anlage. Das Navigationsgerät führte uns eine breite Straße entlang, die nicht von Autos befahren wird. Erst später habe ich erfahren, dass es sich um die Sommerrodelstraße gehandelt hat. Dort fahren Räderschlitten herunter. Bei dem Gefälle sind diese sicherlich nicht langsam. Gut, dass uns keiner entgegen gekommen ist.
Je näher wird der Skiarena kamen, desto nebliger und ungemütlicher wurde es. Als wir über den großen kostenpflichtigen Parkplatz zum Eingang liefen, trauerte ich schon etwas dem warmen Auto nach und zog die Jacke weiter zu.
Die Skiarena bietet im Winter ein FIS zertifiziertes 7,5 Kilometer langes Loipennetz, dass teilweise beleuchtet werden kann. Im Sommer gibt es eine Skirollerstrecke von etwa 6,2 Kilometern. Zusätzlich befindet sich dort auch ein Schießstand für Luftgewehr- und Kleinkaliber- Schützen, der direkt an das Loipen-/Skirollernetz angeschlossen ist. Die Schießstände ließen sich bei diesem Wetter nur erahnen.
Noch bevor es für die jungen Athleten und Athletinnen in den Wettkampf ging, konnten wir beim „Warmrollen“ zusehen. Um die Chancengleichheit möglichst gut gewährleisten zu können, durften die Sportler nicht ihre Rollski nutzen. Es gab einheitliches Material, was den Äußerungen der Teilnehmern zu Folge, nicht allen gefiel.
Anfangs standen wir noch „artig“ auf einer Terrasse und guckten zu, bis wir feststellten, dass man auf Trampelpfaden an Bereichen der Strecke entlang gehen kann. An einer Stelle konnten wir die Strecke sogar kreuzen und uns auf eine Brücke stellen, die im Winter in das Loipennetz eingebunden ist. Von dort konnte man dann die Sportler anrollen sehen.
Bei der Nordischen Kombination wird nach dem Springen anhand der Weiten und der Abstände zueinander die Startzeit der Läufer festgelegt. So geht der weiteste Springer zuerst in seine Runde und wird von den anderen Läufern verfolgt. So haben schlechtere Springer, die vielleicht aber gute Läufer sind die Möglichkeit aufzuholen. Auch bei diesem Wettkampf bildeten sich schnell kleinere Gruppen, die gemeinsam in einer irren Geschwindigkeit die Strecke entlang fuhren. Mitten im Geschehen waren auch einige junge Frauen dabei, die keine eigenen Wettkämpfe in dieser Altersgruppe und diesem Leistungsniveau ausrichten (gibt wohl zu wenige Starterinnen).
Der Skiroller-Wettbewerb war nach nicht einmal 30 Minuten beendet, wir vollkommen durchgefroren und froh nun bergab zurück nach Oberwiesenthal laufen zu können.
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