Immer wieder überrascht es mich, wenn wir in den kleinsten Orten die interessantesten und mit viel Liebe gestalteten Museen entdecken. Das Sächsische Schmalspurbahn-Museum Rittersgrün ist genau so eine Entdeckung.
Schmalspurbahn Grünstädtel – Oberrittersgrün
9,361 Kilometer lang war die Eisenbahnstrecke einer Schmalspurbahn, die vom Grünstädtel nach Oberrittersgrün führte. Bekannt ist die Bahn auch als Pöhlwassertalbahn.
Die Eisenbahn kommt ins Pöhlwassertal
Nachdem im 19. Jahrhundert der Bergbau immer weiter zurück ging, siedelten sich im Pöhlwassertal vermehrt Betriebe zur Eisenverarbeitung und der Holzwirtschaft an. Ein Eisenbahnanschluss sollte dazu beitragen, die Betriebe wettbewerbsfähiger werden zu lassen.
Nachdem Untersuchungen den geplanten Streckenverlauf festgelegt hatten, legte man aufgrund der örtlichen Gegebenheiten fest, dass eine Schmalspurbahn von der Anschlussstelle Grünstädtel aus errichtet werden sollte. Im Frühjahr 1888 begannen die Bauarbeiten. Man verlegte 11,6 Kilometer Gleis, 28 Weichen, baute 15 Gebäude und schuf Durchfahrten im Gelände. Die Bahntrasse verlief von Grünstädtel entlang des Baches Pöhl bis nach Oberrittersgrün.
Im Sommer 1889 konnte der Bahnbetrieb aufgenommen werden. Der Volksmund taufte die Bahn bald “Pöhler Pussel”, bei einer Fahrgeschwindigkeit von 15 bis 25 km/h hätte man eher von ein „Bummelbahn“ sprechen können.
Anfangs war die Transportleistung der Strecke noch mäßig, stieg aber bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts stetig an.
Der Zweite Weltkrieg richtete keine Schäden an der Bahnstrecke an und als 1949 der Uranabbau begann, erlebte die Schmalspur Eisenbahn eine Blütezeit. Das Fahrgastaufkommen und auch der Transport von Gütern stieg weiter an, reichte aber trotzdem nicht aus die Betriebskosten zu decken. Als ab Ende der 1960er Jahre der Transport immer mehr von der Schiene weg auf die Straße verlegt wurde, beschloss man die unwirtschaftliche Pöhlwassertalbahn einzustellen.
Der letzte Zug fuhr im September 1971 auf der Strecke. Dann begann der Abbau der Gleisanlagen. Heute verlaufen auf der ehemaligen Bahnstrecke abschnittsweise Wander- und Radwege.
Willkommen in Oberrittersgrün
Oberrittersgrün war ein Endbahnhof und das betriebliche Zentrum der Pöhlwassertalbahn. Mit der Eröffnung der Strecke verfügte der Bahnhof über drei Gleise, ein Empfangsgebäude, ein Lokschuppen und den einzigen Wasserkran der Strecke. In den zweigleisige Lokschuppen passten zwei Lokomotiven der Gattung IK – (sprich: Eins K) so bezeichnet man dreifach gekuppelte Schmalspur-Dampflokomotiven mit 750 mm Spurweite. Später bezeichnete man sie als Baureihe99.750–752.
Später baute man noch ein viertes Gleis und eine weitere Ladestraße, die für das Be- und Entladen von Eisenbahngüterwagen befahren werden konnte. Nachdem man größere Lokomotiven auf der Strecke einsetzte, vergrößerte man den Lokschuppen und schuf mit einer dritten Unterstellmöglichkeit ein Ort für Reparaturen.
Als 1971 der Bahnbetrieb eingestellt wurde, kam recht schnell die Idee auf, das Gelände für das Sächsische Schmalspurbahn-Museum Rittersgrün genutzt.
Das Sächsische Schmalspurbahn-Museum Rittersgrün entsteht
Die Gemeinde Rittersgrün entschloss sich das Gelände des Bahnhofs, eine Lokomotive (IV K) und einige Wagons zu kaufen. Die Bahnstrecke war bereits stillgelegt und so schloss man kurz entschlossen eine bestehende Gleislücke und reaktivierte die Lok, die die Wagons zum Bahnhof nach Oberrittersgrün brachte. Als man später weitere Exponate für das Museum kaufte, war dieser Transportweg nicht mehr möglich.
1977 eröffnete das Sächsische Schmalspurbahn-Museum Rittersgrün, als erstes Eisenbahnmuseum der DDR. 1984 kaufte man das Empfangsgebäude von der Deutschen Reichsbahn.
Auf den Spuren der Eisenbahn
Das Museum erreicht man am besten mit dem Auto. Ein großer kostenfreier Parkplatz befindet sich direkt vor der Tür.
Wir haben uns zuerst die vielen Wagons und Loks im Außengelände angeschaut. An der vorhandenen Gleisanlage wurde gerade kräftig gearbeitet und auch einige der Exponate sahen so aus, als ob gerade Restaurierungsarbeiten vorgenommen wurden. Eisenbahnkenner werden sicherlich von einem „das ist..“ ins „wow“ fallen, für uns waren es einfach nur „Züge“. Es gab leider keine Schilder, die uns Typ oder Alter verraten hätten. Aber ehrlich gesagt, hätte uns das auch nicht weiter geholfen. Wir bewunderten einfach nur die gut erhaltenen Schmalspureisenbahnen.
Anschließend zog es uns in das Empfangsgebäude. Dort befindet sich die Kasse und eine kleine Touristeninformation. Hier bekommt man seine Eintrittskarten, die wie ein Fahrschein im Museum gestanzt werden kann.
Das Empfangshaus ist ein Standardbau, so hat die Königlich Sächsische Eisenbahn alle Empfangshäuser an der Schmalspurbahn gebaut. Im Erdgeschoß befanden sich ursprünglich die Diensträume und im ersten Stock lag eine Wohnung. Heute befindet sich im Erdgeschoss das Museum.
Das Museum hat uns sehr gefallen. Große und übersichtliche Informationstafeln, multimedial gestaltete Elemente und liebevoll und gut erhaltene Exponate wechseln sich hier ab. Da man sich in unmittelbarer Nähe zu Tschechien befindet und viele Urlauber aus dem Nachbarland anreisen, ist neben deutsch alles auch in tschechisch beschrieben.
Gezeigt wird die Geschichte der Schmalspureisenbahn im Tal. Besonders gut hat mir gefallen, dass die ursprüngliche Funktion des Raumes in die Ausstellung integriert worden ist. So geht man durch den Wartesaal, in dem heute Puppen sitzend auf den Zug warten. Exponate, die zu diesem Thema passen, vervollständigen den Eindruck des Ortes.
Der ehemalige Güterboden ist heute durch einen direkten Zugang mit dem Empfangsgebäude verbunden. Hier steht ein Originalwagen und viele eindrucksvolle Bilder und Exponate zeigen weitere Eindrücke aus der Eisenbahngeschichte der Region.
Der Rundgang durch die Museumsräume hat mich begeistert. Selten habe ich eine so abwechslungsreiche und gut aufgebaute Ausstellung zu einem Spezialthema erlebt. Hier hat auch der Laie Spaß beim Entdecken und wird nicht mit zu vielen Fachinformationen eingedeckt.
Zum Abschluss stand dann noch der Besuch im Lokschuppen auf dem Programm. Durch eine kleine Tür betritt man den Schuppen und steht direkt zwischen zwei Lokomotiven. Auf dem später dazu gebauten dritten Abstellgleis stand ein Personenwagon, den man auch betreten durfte.
Der Lokschuppen glich einer vollgestellten Lagerhalle, in der man auf Entdeckungsreise gehen kann. Überall gab es etwas zu sehen, von der Draisine bis zur Leuchte oder Werkzeugen in der Schmiede, einfach super spannend.
Über eine Treppe erreicht man im oberen Geschoss eine Modellbahnausstellung. Hier fährt eine Modelleisenbahn durch das Erzgebirge. Durch ein Fenster (lässt sich öffnen!) kann man auf die Lokomotiven im Lokschuppen gucken.
Adresse:
Kirchstraße 4,
08359 Breitenbrunn/Erzgebirge
Öffnungszeiten:
Dienstag – Sonntag: 10-16 Uhr
Feiertage: 10-16 Uhr
Montag, Karfreitag, 24.12, 31.12.: geschlossen
Eintrittspreise:
Erwachsene: 5,-€
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Eichhorn Silvia
Endlich mal einen tollen Beitrag. Mögen Sie die Bahn mit Gleis wieder verlegen es wäre ein Besuchermagnet. Dafür müsste das Land Sachsen einspringen und mit Geld fördern. Leider wurde in der DDR alles kaputt gemacht. Das Schienennetz Sachsen war das Beste und grösste.
Susanne Jungbluth
Also wir würden sofort einsteigen und mit der Bahn fahren!