In Meißen steht die Albrechtsburg hoch über der Stadt. Sie soll der erste Schlossbau Deutschlands sein und ist heute ein geschütztes Architekturdenkmal.
Wenn man in Meißen unterwegs ist, ist der Blick hoch hinauf zur Albrechtsburg und dem Dom zu Meißen eine ideale Orientierungshilfe. Beide Bauwerke überragen die Stadt und bilden das weit sichtbare Wahrzeichen für die Region.
Die Geschichte der Albrechtsburg
Es war im Jahr 929, als König Heinrich I. einen Ort für eine neue Burg suchte. Der emporragende Felsen zwischen Elbe, Triebisch und Meisa erwies sich als idealer Ort. Es entstand die Burg Misni, die laut des Chronisten Thietmar von Merseburg in einem bewaldeten Hügel lag und deren hölzerne Bauten von einer Holz-Erde-Mauer umgeben war. Meißen wurde mit der Errichtung der Burg zum Mittelpunkt der Grenzmark Meißen. Der Markgraf residierte in der Burg, die heute als „Wiege Sachsens“ gilt.
Die nächsten Jahrhunderte sind geprägt von einem ständigen Macht- und Wachwechsel auf der Burg. Einige Wechsel vollzogen sich friedlich, andere waren gewaltsam, einige Besitzer herrschten etwas länger und andere nur sehr kurz. Eine Zeit, in der der Dom zu Meißen entstand und sich der Hochstift Meißen auf dem Burgberg gründete. Gebaut wurde natürlich auch in dieser Zeit, allerdings auch fast alles wieder abgerissen oder zerstört.
Wie aus der Burg ein Schloss wird
Ernst und Albrecht von Wettin herrschten von 1464 bis 1485 gemeinsam über Sachsen und Thüringen. Sie waren es, die den Baumeister Arnold von Westfalen 1471 beauftragen, an Stelle der Burg das erste deutsche Schloss zu errichten.
Geplant und erbaut wurde das Schloss als Residenz für beide Fürsten, nur genutzt haben sie es nie. 1485 hob man die Regierung auf und teilte das Land. Albrecht erhielt die Gebiete des heutigen Meißen und den späteren Thüringer Kreis. Erst sein Sohn Georg der Bärtige nutzte das Schloss als Residenz.
Der Bau am steilen Elbhanges war nicht einfach. Der Baumeister ließ das Kellergeschoss über zwei Etagen errichten. Zusätzlich entstanden ein Erdgeschoss und drei Obergeschossen.
Das Schloss verfügt im Obergeschoss über zwei saalähnliche zweischiffige Räume. Sie sind mit Fensterfronten versehen und haben eine gewölbte Decke. Den großen zentralen und nicht beheizbare Saal nutzte man als Festsaal und Kommunikationsbereich zwischen den umgebenden Räumen. Der Nordsaal hatte einen großen Kachelofen und diente als Hofstube. Hier trafen die Männer des Hofstaates zu den Hauptmahlzeiten zusammen.
Um diese großen Säle lagen unabhängige Appartements mit Wohn- und Amtsbereichen, ofenbeheizten Stuben und Schlafkammern.
Im zweiten Obergeschoss gab es für die Frauen einen Raum mit drei Fensterfronten, in dem sie ihre Mahlzeiten zu sich nahmen. Es gab weitere kleine Appartements und die Privaträume des Kurfürsten mit einem unglaublichen Ausblick auf die Elbe. Das dritte Obergeschoss ist fast identisch aufgebaut, hier befanden sich die Privaträume der Kurfürstin.
Eine architektonisch Neuheit bildet das Zellengewölbe in den Räumen und die raffinierte Lichtführung durch Vorhangbogenfenster. Bis heute ein Meisterwerk ist der Große Wendelstein, ein Treppenbau mit geschwungenen Stufen, die sich um eine Spindel winden.
So richtig genutzt hat man das Schloss über die Jahre zunächst nicht. Ab und zu mal für Empfänge oder Gesellschaften, meistens stand es jedoch ungenutzt auf dem Burgberg.
1676 bekam das Schloss den Namen Albrechtsburg, nach seinem ersten Herren und Erbauer.
Das Schloss wird zur Porzellanmanufaktur
August der Starke „entdeckt“ Anfang des 18. Jahrhunderts das Schloss wieder. Er benötigte zu dieser Zeit dringend einen Standort für die erste europäische Porzellanmanufaktur. Dieser Standort musste groß genug für die Produktion sein und sollte gut vor „Spionen“ zu schützen sein. So wollte er das Geheimnis der Porzellanherstellung bewahren. Die Albrechtsburg bot sich als idealer Ort an. Durch die Lage auf dem Burgberg konnte man den Zugang zum Schloss gut kontrollieren und so begann man 1710 dort mit der Porzellanherstellung.
Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts produzierte man auf der Albrechtsburg Porzellan. Danach zog man in ein neues Fabrikgebäude in der Stadt. Nach und nach baute man die Produktionsanlagen ab.
Der Weg zurück zum Schloss
Da das Schloss über viele Jahre als Fabrik und nicht als Schloss genutzt worden war, fehlten nach der architektonischen Wiederherstellung nicht nur die Möbel für die Gestaltung der Räume. Die gesamten Räume mussten wiederhergestellt werden.
Man entschied sich zunächst aufwendige Malereien an den Wänden anzubringen. Diese stellen die Geschichte Sachsens und Meißens dar. Es waren 11 Künstler der Kunstakademie Dresden an der Gestaltung beteiligt und wenn man sich die einzelnen Bilder genauer ansieht, kann man dieses auch als Laie erkennen.
Später stellte man Fußböden, Türen und Kamine wieder her, gefolgt von historisch getreuen Möbeln, Leuchtern und Waffen. Ende des 19. Jahrhunderts öffnete man das Schloss für Besucher. Heute gehört es zu den Staatlichen Schlössern und Gärten Sachsens und wird als Museum genutzt.
Der Weg zur Albrechtsburg
Man erreicht den Domplatz mit dem Burghof auf ganz unterschiedlichen Wegen. Wer möchte, kann den Panoramaaufzug, der an der Elbseite der Burgbergs liegt, nutzen. Es fährt auch ein Bus (Linie E- Stadtrundfahrt) bis auf den Domplatz.
Ein breiter befestigter Weg führt über den Hohlweg, ein Weg am Kornhaus und ein Zugang am Amtsgericht auf das Gelände. Mir hat besonders der Weg über unzählige Stufen entlang des begrünten Hanges unterhalb der Albrechtsburg gefallen. Dieser ist Teil eines Rundweges, der um die Albrechtsburg führt.
Der historische Rundweg beginnt an der Steinernen Brücke (13. Jahrhundert) und führt am Hang entlang zum Zweiten Burgtor im Torhaus. Von dort geht es unterhalb des Kornhauses , dem Galeriebau und der Albrechtsburg bis zum Amtsgericht. Dort gelangt man dann auf den Platz rund um Dom und Schloss. Der Rundgang lohnt sich, der Ausblick ist an einigen Stellen wirklich klasse!
Besonders schön ist der Ausblick von einem Rondell unterhalb des Schlosses.
Museumsbesuch
Der Eingangsbereich zum Museum befindet sich im Erdgeschoss der Albrechtsburg. Von dort erreicht man über eine Treppe (es gibt auch einen Fahrstuhl) die einzelnen Stockwerke mit den unterschiedlichen Ausstellungsbereichen. Beim Öffnen der Türen sollte man ruhig mal einen Blick auf die schönen Türklinken werfen.
Ich war schon recht gespannt auf den Besuch des Museums in der Albrechtsburg Meißen. Hier kann man noch 43 der ehemals 51 großen Wandgemälde und 18 kleinere Bilder entdecken. Man läuft praktisch durch ein „Bilderbuch“ der Geschichte. Gleich im ersten Saal kann man die ersten Darstellungen in den Fensternischen bewundern.
Beeindruckt hat mich der Blick in einen kleinen Raum hinter einem Gitter. Was für eine kunstvolle Gestaltung der Wände und besonders der Decke.
Um den nächsten Raum betreten zu dürfen, mussten wir mit unseren Schuhen in Filzpantoffeln schlüpfen. Im Schlittschuhschritt glitt ich weiter über das wunderschöne Parkett und entdeckte weitere wunderschöne Details der Raumgestaltung in der Albrechtsburg.
Einigen mag es vielleicht zu viel sein, mich hat es begeistert. Die optischen Eindruck sind beeindruckend und man kann noch so viel Zeit vor einem Bild verbringen, man entdeckt immer wieder neue Details. Mich hat es auch überrascht, dass man auch als Laie erkennen kann, dass unterschiedliche Maler an der Gestaltung beteiligt waren. Einige Bilder hatten einen vollkommen anderen Malstil. Sehr kunstvoll fand ich auch die farbliche Gestaltung der Säulen im großen Saal.
Im zweiten und dritten Geschoss des Schlosses erfährt man viel über die Porzellanmanufaktur und das Schloss selber. Hier findet man Informationskästen und die Räume wirken auch weniger prunkvoll. Die Wandgemälde stellen hier auch die Geschichte der Werkstätten dar.
Der Ausstellungsbereich ist für eine historische Schlossausstellung erstaunlich modern. Auf großen Glasplatten werden Bilder präsentiert, Stahlbänder zeigen mit Unterstützung von Videosequenzen auf Bildschirmen die Geschichte der Albrechtsburg und auf kleinen Tafeln kann man zum Beispiel Stilelemente verschiedener Regionen vergleichen. Einige der Angebote sind dabei so „modern“, dass man eine Weile benötigt, bis man die Funktion erkennt.
So haben wir einen Bildschirm entdeckt, der an einem Rohr von der Decke herunter hing. Ein bißchen erinnerte es an das Sichtungsrohr eine U-Bootes. Dreht man den Bildschirm nun hin und her konnte man einen Blick auf die Dachkonstruktion des Schlosses werfen.
Wir waren uns nicht wirklich einig, ob uns die Ausstellung gefällt. Damit ist jetzt nicht die inhaltliche Gestaltung gemein. Diese hat uns vollkommen überzeugt. Uns „störte“ es etwas, dass die wunderschönen Räume durch metallisch glänzende Tische, Konsolen manchmal in den Hintergrund rückten. Der Blick fiel immer auf die Exponate und die Optik steht einfach im krassen Gegensatz zu der Raumgestaltung. Allerdings macht so ein Stilbruch eine Sache auch wieder interessant. Wie gesagt, wir schwankten ständig zwischen „oh wie toll“ und „schade ich hätte hier gerne mehr vom Raum gesehen“.
Trotzdem möchte ich betonen, uns hat der Rundgang sehr gefallen und die Nutzung von Medien hat in der Albrechtsburg eindeutig dazu beigetragen.
Rundgang mit dem HistoPad in der Albrechtsburg
Mit dem Kauf der Eintrittskarte bekommt man in der Albrechtsburg nicht den üblichen Audioguide angeboten, sondern erhält ein Tablet. Das sogenannte HistoPad ist ein interaktiver Guide durch das Schloss und ehrlich gesagt, mir hat es extrem viel Spaß gemacht, die Räume auf eine ganz andere Art und Weise zu entdecken.
Im Schlossmuseum findet man in einigen Räumen graue Kästen, die sogenannten Zeittore. Hier hält man das Pad über einen Code, der automatisch gescannt wird. Nun läuft die Zeit rückwärts und man wird auf dem HistoPad zurück in das 15. Jahrhundert geführt. Auf dem Pad erscheint nun der Raum, in dem man gerade steht, so wie er im 15. Jahrhundert ausgesehen haben soll. Läuft man durch den Raum und hält das Pad zum Beispiel zu einer Raumseite werden Menschen, Möbel, Szenen dargestellt, die so zu dieser Zeit hätten vor Ort hätten sein können.
Möchte man lieber in eine andere Zeit der Geschichte vordringen, kann man zum Beispiel in die Zeit der Porzellanmanufaktur „springen“. Auch hier werden 3D- Inszenierungen und hochauflösende Bilder angeboten, die mir als Besucher einen unvergesslichen Eindruck vermittelt haben.
Neben der bildlichen Darstellung hat man als Nutzer aber auch die Möglichkeit, Textinformationen zu den Wandbildern, Museumsexponaten… abzurufen (es werden in 10 Sprachen angeboten). Für den Spaß gibt es die Möglichkeit ein historisches Selfie zu machen und dieses per Mail zugeschickt zu bekommen.
Ich fand diese Art des Rundganges spannend und abwechslungsreich. Bei einem Audioguide ist es oft nach einiger Zeit ermüdend der Stimme zuzuhören. Das HistoPad war eine wirklich tolle Abwechslung für einen Schlossrundgang.
Adresse:
Domplatz 1
01662 Meißen
Öffnungszeiten:
1.11. – 28.2. Montag – Sonntag: 10 – 17 Uhr
1.3. – 31.10. Montag – Sonntag: 10 – 18 Uhr
1. Januar: 11:00 bis 16:00 Uhr
24./25. Dezember: geschlossen
Eintrittspreise:
Erwachsene: 10,- €
Fotogenehmigung: 2,- €
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Vielen Dank an die Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH (Albrechtsburg) für die Erteilung der Fotogenehmigung für unseren Bericht.
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