Das Thema Porzellan fasziniert die Menschheit seit vielen Jahren. Meißen ist bekannt für sein wunderschönes und exquisites Meissener Porzellan und so gehört ein Besuch der Staatlichen Porzellan–Manufaktur Meissen GmbH zu einem Besuch der Stadt einfach dazu.
Wie kam das Porzellan nach Meißen?
Anfang des 18.Jahrhunderts versuchte der Alchemist Johann Friedrich Böttger in unzähligen Versuchen Gold herzustellen. Als der sächsische Kurfürst August der Starke das erfuhr, ließ er Böttger in der Jungfernbastei einsperren. Dort sollte er nur für ihn das Gold herstellen. Die Versuche scheiterten immer wieder. Es dauerte einige Zeit, bis Ehrenfried Walther von Tschirnhaus Böttger überzeugen konnte, auf die Herstellung des weißen Goldes, also des Porzellans, umzuschwenken. In den europäischen Fürstenhöfen galt Porzellan bereits im 13. Jahrhundert als höchstbegehrtes Gut und man konnte es nur zu überhöhten Preisen aus China importiert. Ende September 1707 fing Böttger an zu experimentieren.
Es dauert nicht lang und nachdem Böttger marmorierte Fliesen und das rote Böttgersteinzeug (Jaspisporzellan) hergestellt hatte, gelang ihm, sehr zur Freude August des Starken, das europäische Porzellan herzustellen.
Der Kurfürst patentierte 1710 das Herstellungsverfahren und versuchte, es geheim zu halten. Porzellan war zu dieser Zeit sehr kostbar und begehrt. Per Dekret vom 23.1.1710 gründete er die „Königlich-Polnische und Kurfürstlich-Sächsische Porzellanmanufaktur“.
Die Produktionsanlagen zur Porzellanherstellung zogen ab März 1710 Schritt für Schritt auf die Albrechtsburg mach Meißen. Hier wurde weiter an der „Rezeptur“ des Porzellans gefeilt und man hoffte, dort das Geheimnis der Herstellung geheim halten zu können. Nur ein kleiner Kreis von Mitarbeitern kannte das Geheimnis der Porzellanherstellung. Einem Mitarbeiter gelang es jedoch das Geheimnis zu stehlen. Er floh nach Wien und dort konnte mit Hilfe seines Wissens 1718 ein Konkurrenzprodukt entstehen.
Ein zusätzlicher Grund, warum man Meißen als Produktionsort wählte, war die Möglichkeit der Rohstoffgewinnung. In der Region befinden sich Kaolin Bergwerke, die einen der benötigten Rohstoffe für die Porzellanherstellung liefern.
Bald entstanden erste glatte Gefäße, die Aufglasurfarben entwickelten sich und so konnten dekorative Elemente auf dem Porzellan aufgemalt werden. Um 1740 begann man, chinesische und japanische Dekore durch deutsche Dekore mit Blumen abzulösen. Das bis heute bekannte Zwiebelmuster in Unterglasurblau kam auf den Markt.
Zusätzlich entwickelt sich die Herstellung der figürlichen Plastik für repräsentative und dekorative Zwecke. Besonders bekannt wurden die großen weißen Tiergestalten, die Johann Gottlieb Kirchner bis 1731 erschuf.
Die Entwicklung des Meissener Porzellans ab Mitte des 19.Jahrhunderts
Anfang des 19.Jahrhunderts hatte die Manufaktur in Meißen große Absatzschwierigkeiten. Die Fürstenhäuser mussten aufgrund von erhöhten Ausgaben während des Krieges und vorhandener Schulden sparen und der Bürger konnte und wollte sich das Porzellan nicht kaufen. Die Art der Produktion traf nicht den Geschmack der Zeit. Zeitweise stand es finanziell so schlecht um die Manufaktur, dass man sogar überlegte die Produktion aufzugeben. Der Staat griff ein und unterstellte den Betrieb dem sächsischen Finanzministerium.
Dem neuen Leiter der Manufaktur, Carl Wilhelm von Oppel, gelang es schließlich künstlerische, technische und kaufmännische Veränderungen durchzusetzen. So entstand ab Mitte des 19. Jahrhunderts unter dem Einfluss der Dresdner Kunstakademie das sogenannte „Akademieporzellan“, dass großen Anklang fand. Zusätzlich verlegte man Teile der Produktion von der Albrechtsburg in eine neue Produktionsstätte nach Meißen Triebischtal. Dort befindet sich bis heute die Produktionsstätte des weißen Goldes.
In der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts konnte das Unternehmen wieder Zuwächse verzeichnen. Die Fürstenhäuser wollten wieder ihre Stellungen hervorheben und so bestellten traditionelles Meißner Zier- und Geschirrporzellane in der Formensprache des Barock und des Rokoko. Künstlerisch war das allerdings ein Rückschritt, es waren traditionelle Dekors gewünscht und kaum Neuschöpfungen gefragt. Dennoch fertigte man Einzelstücke speziell für Messen und Ausstellungen an, die vom „üblichen“ abwichen.
Nach dem ersten Weltkrieg, mit neuer Betriebsleitung und neuen Künstlern, konnte der figürliche Bereich weiter begeistern und fand weltweit interessierte Abnehmer. In den 1920er-1930er Jahren entstanden auch im Bereich Geschirr viele einfache und formschöne Stücke, die begeistert aufgenommen wurden. Das erste Porzellanglockenspiel, dass in der Meißner Frauenkirche hängt, entstand auch zu dieser Zeit.
Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg
Mitte 1945 demontierte die sowjetische Militäradministration Teile der Fertigungsanlage. Trotzdem konnte man die Arbeit wieder aufnehmen und schon Anfang 1946 das Meißner Porzellan auf der ersten Nachkriegsmesse in Leipzig präsentieren.
Nach einigen Umstrukturierungen wurde die Manufaktur volkseigener Betrieb und erhielt den Namen „VEB Staatliche Porzellan-Manufaktur Meißen“. Eine neue Abteilung entstand, die Wandbilder aus Meißener Porzellan entwarf und fertigte. Die Manufaktur entwickelte sich in der Zeit der DDR zum achtstärksten Devisenbringer und fertigte bald nur noch Massenware an. Dabei achtete man auch darauf, möglichst zeitgemäße Stücke zu produzieren, die von Form und Dekor die Menschen ansprach.
Nach der politischen Wende firmierte sich die Manufaktur neu. Zum Produktionsprogramm gehörten nun zeitgenössische Figuren, Gefäße und Geschirre (immer noch klassischer Modelle des 18. Jahrhunderts, Geschirre mit Aufglasurdekoren und klassischem wie neugestaltetem Zwiebelmusterdekor). Über viele Jahre war die wirtschaftliche Lage sehr angespannt, zahlreiche Mitarbeiter verloren ihre Arbeit und man vernichtet sogar fertige Ware, um zur Wertsicherung des Meissner Porzellans beizutragen..
2014 gründete der Freistaat Sachsen die Meissner Porzellan-Stiftung GmbH, die inzwischen Besitzerin sämtliche Modellformen, Rezepturen und Museumsobjekte ist. Heute gibt es einen ungefähren Bestand von 700.000 unterschiedlichen Formen und etwa 10.000 eigene Farbrezepturen, auf die zurückgegriffen werden kann. Die Formen werden gegen Bezahlung der Meissner Porzellanmanufaktur zur Verfügung gestellt.
Zur Zeit versucht die Manufaktur, von den Luxusprodukten zurück zum Porzellan mit preisgünstigeren Serien zu finden. Es sollen historische und neue Dekors Verwendung finden.
Wie erkennt man Meissener Porzellan?
Mit zunehmender Konkurrenz erkannte man, dass das Meissner Porzellan gekennzeichnet werden sollte, um die Echtheit zu bestätigen. So entwickelte man eine Manufakturmarke.
Die sächsischen Kurschwerter bildeten das Vorbild für die blauen gekreuzten Schwerter, die seit 1720 per Hand aufgetragen werden. Bis 1730 kamen zu den Schwertern noch Buchstaben dazu:
K.P.M. für „Königliche Porzellan-Manufaktur“,
M.P.M. für „Meissener Porzellan-Manufaktur“,
K.P.F. für „Königliche Porzellan-Fabrik“.
Ab 1731, nach einer schriftlichen Anordnung des kurfürstlichen Hofs in Dresden, gab es nur noch die Schwerter Bildmarke.
Trotz aller Einheitlichkeit werden bis heute sogenannte Beizeichen hinzugefügt. Jeder Dreher, Former und Bossierer fügt sein eigenes Zeichen (Präge- oder Ritzzeichen, eine eigene Zahl) hinzu und macht so das Porzellan einmalig. Zusätzlich kommt von jedem Maler, der das Stück künstlerisch gestaltet, sein eigenes Zeichen (eigene Zahl) auf die Glasur.
Besuch der Schauwerkstatt in Meißen
Seit 2006 gibt es ein modernes Besucherzentrum in Meißen. Hier befindet sich die Schauwerkstatt und das Firmenmuseum. Wir haben einen sehr interessanten Rundgang durch die Schauwerkstatt mitgemacht und dabei viel über die Herstellung des Meissener Porzellans gelernt.
Der Dreher
Der Besuch der Schauwerkstatt beginnt bei dem Dreher. Auf einer Töpferscheibe, die mit dem Fuß angetrieben wird, zeigte man uns, wie eine Tasse ausgeformt wird.
Dabei werden auch vorgefertigte Formenrohlinge verwendet, in die die Porzellanmasse gefüllt wird. Die Form besteht aus Gips und entzieht so der Porzellanmasse langsam das Wasser, dadurch verdichtet sich die Masse. Nach einer kurzen Aushärtungsphase entfernt man dann die Form und der Tassengriff wird befestigt. Danach muss die Tasse für mehrere Tage trocknen, bevor sie den ersten 950 Grad heißen Brand erhält.
Der Dreher zeigte uns auch, wie Figuren gefertigt werden. Auch hier werden vorgefertigte Formen verwendet. Damit fertigt man einen Teil der gesamten Figur an, denn jede Figur besteht immer aus mehreren Einzelelementen, die später zu einem Ganzen zusammengefügt werden.
Der Bossierer
Im nächsten Raum stellte man uns die Arbeit des Bossieres vor, eine Berufsbezeichnung, von der ich bisher noch nie etwas gehört hatte. Der Bossierer hat die Aufgabe, die Einzelteile eines Objektes zusammenzufügen. Er verwendet dazu den sogenannten Schlicker, eine Porzellanmasse in einer bestimmten Konsitenz. Diese wirkt wie ein „Kleber“ und verbindet zum Beispiel die Einzelteile von Figuren miteinander.
Der Bossierer fertigt aber auch kleine Dekoelemente, wie zum Beispiel Blätter oder Blüten mit der Hand oder einer Schablone an und bringt diese an den Objekten an. Jeder Bossierer hat dabei seine eigene Formensprache und das macht jedes Objekt zu einem Unikat. Bei aufwändigen Objekten kann die Ausgestaltung schon mal ein halbes Jahr dauern.
Die Malerei
Im dritten Raum arbeitete eine Malerin aus den Bereich Unterglasurmalerei. Nachdem ein Objekt den ersten Brand erhalten hat, kann man es durch die sogenannte Unterglasurmalerei gestalten.
Es gibt nur wenige Farbtöne, die in diesem Bereich eingesetzt werden können, da viele dem zweiten Brand nicht stand halten. Besonders beliebt ist das von der Porzellan-Manufaktur verwendete Kobaltblau. Mit diesen Farbton werden nicht nur die Meißner Schwerter, sondern auch das bekannte Zwiebelmuster gestaltet.
Das besondere an den Unterglasurfarben ist, dass sie beim Brand mit dem Rohling verschmelzen und so das Produkt fälschungssicher machen.
Die Aufglasurmalerei
Den Abschluss bildetet der Besuch bei einer Aufglasurmalerin. Sie hat die Aufgabe auf die Glasur des Porzellans die Muster aufzumalen.
Nachdem das Muster mit einem Bleistift vorgezeichnet worden ist, wird eine Farbe nach der anderen aufgetragen. Die speziellen Farbtöne werden aus Farbpigmenten und Terpentin nach speziellen Rezepten angemischt.
Nach dem Auftragen trocknet jeder Farbton mehrere Stunden. So arbeitet jeder Aufglasurmaler immer an mehreren Stücken gleichzeitig und, da jeder sein eigenes Talent hat, hat jeder auch ein eigenes Gebiet, wie zum Beispiel Blüten oder Tiere. Ist das Produkt fertig gestaltet, kommt es in den Dekorbrand und wird anschließend verkauft.
Besuch des Meissener Porzellan-Museums
Nach unserer Führung durch die Schauwerkstatt konnten wir in aller Ruhe das große und beeindruckende Museum besuchen. Ein Rundgang, der mich sehr beeindruckt hat.
Ausgestellt ist Porzellan, dass seit 1710 bis heute in Meißen gefertigt worden ist. Von der Tasse bis zu riesigen figürlichen Abbildern, von weiß bis bunt, hier gibt es unglaublich viel zu entdecken.
Besonders interessant fand ich die Uhren aus Porzellan und die erste Orgel mit Pfeifen aus Porzellan. Zu bestimmten Zeiten wird diese auch gespielt, so dass man direkt den Unterschied zwischen Holz-, Metall- und Porzellanpfeifen hören kann. Man hat viele Jahre gebraucht, die Pfeifen herzustellen. Erst im Jahr 2000 war man mit dem Ergebnis zufrieden.
Beeindruckt haben mich die figürlichen Darstellungen. Einige waren klein und dermaßen filigran gearbeitet, dass man schon beim genauen angucken Angst hat, dass sie zerbrechen. Andere Figuren waren riesig und detailreich gearbeitet, die Herstellung hat bestimmt viel Zeit in Anspruch genommen.
Den Bereich technisches Porzellan, zum Beispiel für Armaturen oder Apothekergefäße, hätte ich nicht mit Meissner Porzellan verbunden und so war ich sehr überrascht, dass man in der Manufaktur auch diese Arbeiten herstellt.
Adresse:
Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH
Erlebniswelt HAUS MEISSEN®
Talstraße 9
01662 Meißen
Deutschland
Öffentlicher Parkplatz der Meißener Stadtwerke:
Talstraße 10 (200m vom Haupteingang entfernt)
Öffnungszeiten:
Januar, Februar
Montag – Sonntag: 9 – 16Uhr
März-Dezember
Montag – Sonntag: 9- 17 Uhr
31.12. und 01.01.: 10 – 16 Uhr
24., 25. und 26.12. geschlossen
MEISSEN Café:
Montag bis Sonntag
täglich: 11 – 16Uhr
31.12. und 1.1.: 11 – 16 Uhr
Schließtage: 24., 25. und 26.12.
Eintrittspreise:
Erwachsene: 12 EUR
Der Eintrittspreis enthält eine Audio-Guide-Besichtigung durch die Schauwerkstatt, buchbar in 14 Sprachen, und den individuellen Besuch des Museums der Meissen Porzellan-Stiftung.
Öffentliche Führungen in der Schauwerkstatt (ca. 40 Min.)
Mai – Oktober
täglich alle Stunde, zwischen 10.00 bis 14.00 Uhr
Erwachsene: 17,00 €
Den Besuch der Schauwerkstatt und des Museums hat uns die STAATLICHE PORZELLAN-MANUFAKTUR MEISSEN GMBH ermöglicht. Vielen Dank!
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