Wenn die Tage kürzer werden und das erste Licht der Adventszeit die Dunkelheit erhellt, taucht in unzähligen Fenstern, Kirchen und auf Weihnachtsmärkten der Herrnhuter® Stern mit seinen 25 Zacken auf. Das warme Leuchten ist für viele Menschen untrennbar mit der Weihnachtszeit verbunden ist. Aber was ist das Besondere am Herrnhuter® Stern?
Der Stern ist weit mehr als nur eine festliche Dekoration. Er ist ein Stück gelebte Tradition, dessen Geschichte von Glaube, Sehnsucht und dem Zauber der Weihnacht erzählt.
Die Anfänge in Herrnhut: Glaube als Fundament
Die Geschichte des Sterns ist untrennbar mit der Geschichte der Herrnhuter Brüdergemeine verbunden. Sie beginnt im Jahr 1722 in der sächsischen Oberlausitz. Auf dem Gut des Grafen Nikolaus Ludwig von Zinzendorf fanden protestantische Glaubensflüchtlinge aus Mähren eine neue Heimat. Sie gründeten den Ort Herrnhut, dessen Name – “unter des Herrn Hut” – zum Programm wurde: eine Gemeinschaft, die sich unter dem Schutz Gottes vereint sah.
Missionare in aller Welt
Die Gläubigen der Herrnhuter Brüdergemeine begannen 1732 die ersten Missionare in die Welt hinaus zu schicken. Ihr Ziel war es, das Evangelium an Orte zu bringen, die noch niemand erreicht hatte.

Ein Licht in der Ferne: Die Entstehung des ersten Herrnhuter® Sterns
Und mit der Geschichte der Missionare beginnt auch die Geschichte des Sterns. Die Missionare reisten in entlegene Gebiete und ließen ihre Kinder zur Schulbildung oft in der Heimat in Internaten zurück.
Besonders in der Advents- und Weihnachtszeit war die Sehnsucht und das Heimweh der Kinder groß.
Vom Mathematikunterricht zum Trostspender
In dieser Atmosphäre der Trennung hatte ein Erzieher im Mathematikunterricht eine brillante Idee: Er bastelte mit seinen Schülern Sterne aus Papier, um ihnen geometrische Körper verständlich zu machen. Doch aus der geometrischen Übung wurde schnell mehr. Das gemeinsame Basteln der leuchtenden Sterne wurde zu einem Trostspender und einem Symbol, das die Kinder über Kontinente hinweg mit ihren Familien verband.

Eine Tradition wird geboren
Aus der pädagogischen Übung entwickelte sich rasch eine liebgewonnene Tradition. Die Schüler nahmen diesen neuen Brauch begeistert an und begannen, die Sterne jedes Jahr am ersten Adventssonntag zu basteln, um ihre Stuben zu schmücken. Diesen Brauch trugen sie anschließend in ihre Familien weiter, wodurch sich die Sitte verbreitete und der Stern zu einem festen Bestandteil der Adventszeit in der Gemeinschaft wurde.
Vom Handwerk zum Welterfolg: Die Professionalisierung der Herstellung
Ende des 19. Jahrhunderts erkannte der Geschäftsmann Pieter Hendrik Verbeek das Potenzial des Sterns. Er entwickelte eine erste stabile, zusammensetzbare Version, die versendet werden konnte. 1925 meldete er schließlich das Patent für einen körperlosen, selbsttragenden Stern an, dessen Konstruktionsprinzip bis heute verwendet wird. Diese Erfindung ermöglichte die Massenfertigung und legte den Grundstein für den weltweiten Siegeszug des Sterns als Weihnachtssymbol.
1925 gründete Verbeek gemeinsam mit der Missionsanstalt der Brüder-Unität und der Firma Abraham Dürninger & Co. die “Stern-Gesellschaft mbH Herrnhut”. Diese schuf die Grundlage für ein schnelles Wachstum. Bereits 1926 begann der weltweite Export. Mit einer monatlichen Produktion von rund 4.000 Sternen durch zehn Arbeiterinnen hatte sich der Stern von einem handwerklichen Brauch zu einem international gehandelten Produkt gewandelt.

Verbot im Nationalsozialismus und Überleben in der DDR
Während der Zeit des Nationalsozialismus geriet die Produktion zunehmend unter Druck. Ende 1940 wurde die Produktion der christlichen Weihnachtssterne gänzlich verboten.
Nach dem Krieg fand sich Herrnhut in der DDR wieder. Die Stern GmbH wurde 1950 verstaatlicht und als „VEB Oberlausitzer Stern- und Lampenschirmfabrik“ weitergeführt. Der Herrnhuter® Stern wurde zu einem wichtigen Devisenbringer für den sozialistischen Staat, sodass der größte Teil der Produktion ins Ausland exportiert wurde. Für die Bevölkerung in der DDR selbst blieb oft nur der Exportüberschuss übrig.
Im Jahr 1968 kam es zu einem für die DDR-Geschichte höchst außergewöhnlichen Vorgang: Die Sternenproduktion wurde an die Brüder-Unität zurückübertragen. Die offizielle Begründung lautete, dass die traditionelle, kleinteilige Handarbeit nicht in das sozialistische Ideal der industriellen Massenproduktion passe.
Ein Neuanfang nach der Wende
Die deutsche Wiedervereinigung 1990 ermöglichte einen echten Neuanfang. 1991 wurde die “Herrnhuter Sterne GmbH” mit der Brüder-Unität als alleinigem Gesellschafter neu gegründet und startete mit 23 Mitarbeitern.

Das Unternehmen investierte gezielt in die Modernisierung der Fertigung und führte wetterfeste Kunststoffsterne für den Außenbereich ein, die heute ebenso beliebt sind wie die klassischen Papiersterne. Neben der Produktion griff man den touristischen Bereich auf und baute schrittweise eine moderne Erlebniswelt mit Schauwerkstatt, Gastronomie, Entdeckerwelt und „Bastelwerkstatt“ auf. So schuf man ein Erlebnis, dass täglich zahlreiche Besucher begeistert.
Die Vielfalt der Herrnhuter® Sterne: Ein Überblick
Vom klassischen Papierstern für das Wohnzimmer bis zum wetterfesten Gartenstern – die Manufaktur bietet heute für jeden Wunsch das passende Modell. Die folgende Übersicht zeigt die wichtigsten Varianten:
| Sterntyp/Modellreihe | Material | Verfügbare Größen (Durchmesser) | Typische Farben/Varianten | Anmerkungen |
| Papierstern (Innen) | Papier, Pappe | 13 cm, 40 cm, 60 cm, 70 cm, 80 cm | Weiß, Rot, Gelb, Weiß/Rot, Gelb/Rot, Sonderfarben | 13 cm Stern (I1) fertig montiert; größere Modelle (I4-I8) als Bausatz. |
| Kunststoffstern (Außen) | Kunststoff | 13 cm, 40 cm, 68 cm, 130 cm, bis 190 cm | Weiß, Rot, Gelb, Weiß/Rot, Gelb/Rot, Blau, Grün, Opal | Wetterfest und UV-beständig. 13 cm Stern (A1e) montiert, (A1b) als Bausatz; größere als Bausatz. |
| Miniaturstern | Kunststoff | ca. 8 cm | Weiß, Rot, Gelb, Sonderfarben | Fertig montiert, oft für Lichterbögen oder als limitierte Sammeledition verwendet. |
| Sternenkette | Kunststoff | 10 Sterne à 13 cm oder 8 cm | Weiß, Rot, Gelb, mehrfarbig | Für den Innen- und Außenbereich geeignet, komplett montiert. |
| Sondereditionen | Papier, Kunststoff | Meist 13 cm | Jährlich wechselnde, exklusive Farbgebungen (z.B. Violett, Grün-Weiß, Blau-Gelb). | Limitierte Auflagen, oft als Sammlerstücke begehrt. “Stern der Literatur” aus alten Büchern. |
Ein Besuch in der Herrnhuter Sterne Manufaktur: Das Erlebnis des Selbermachens
Wer die Geschichte des Herrnhuter® Sterns kennt, bekommt unweigerlich Lust, seine Entstehung hautnah zu erleben. Ein Besuch in der Schauwerkstatt der Herrnhuter Sterne Manufaktur in der Oberlausitz ist genau das: eine Reise zum Ursprung, bei der man nicht nur zusehen, sondern auch selbst kreativ werden kann.
Das Geheimnis der 25 Zacken: Ein Blick hinter die Kulissen
Bevor man selbst Hand anlegt, ist es faszinierend zu verstehen, was einen echten Herrnhuter® Stern ausmacht. Hinter seiner Form verbirgt sich ein präzises geometrisches Prinzip: Auf einen Grundkörper, der aus quadratischen und dreieckigen Flächen zusammengesetzt ist, werden Pyramiden aufgesetzt. Insgesamt ergeben 17 viereckige und 8 dreieckige Zacken die perfekte, harmonische Form des Sterns.
Die traditionellen Farben Rot und Weiß haben dabei eine tiefe symbolische Bedeutung: Weiß steht für die Reinheit und Rot für das Blut Christi. Der Stern selbst wird seit jeher als Sinnbild für den Stern von Bethlehem verstanden, der den Weisen den Weg zur Krippe wies.
Den Profis über die Schulter geschaut: Handwerkskunst in der Schauwerkstatt
Das Herzstück der Manufaktur ist die Schauwerkstatt. Bei meinem Besuch in der Manufaktur habe ich zuerst den Profis über die Schulter geschaut. An mehreren Arbeitsplätzen werden verschiedene Arbeitsschritte im Produktionsprozess gezeigt.
Der Praxistest: Warum Übung den Meister macht
An einer Station werden die Rohlinge für die Zacken geformt. Aus fertig zugeschnittenem Papier entsteht mit flinken Händen, etwas Leim und einem Metallzylinder in Sekunden eine perfekte Spitze. Ich durfte diesen Arbeitsschritt ausprobieren und habe nicht nur die 10-fache Zeit benötigt, sondern auch einen Rohling mit einem Lock in der Spitze produziert. Echte “Ausschussware”, denn die Perfektion liegt im Detail. Es wurde sofort klar: Was so einfach aussieht, erfordert jahrelange Übung und enormes Fingerspitzengefühl.

An der nächsten Station wird aus dem Rohling eine fertige Zacke, indem er auf einen Papprahmen geklebt wird. Ein mit Klebstoff bestrichener quadratischen Papprahmen wird hierzu auf einen Metallrahmen gelegt und der Papierrohling anschließend mit der Spitze zuerst in die Öffnung gesteckt. Die Ränder vorsichtig umklappen und mit dem Papprahmen verkleben. So erhält der Rohling die typische quadratische Form und eine Zacke für den Stern ist fertig! Auch hier braucht der Profi wenige Sekunden, bis eine Zacke fertig gestellt ist. Ich habe unwesentlich länger benötigt, aber auch meine Zacke war am Ende quadratisch und stabil.

In der Manufaktur werden aber nicht nur die Papiersterne in Handarbeit produziert. Es ist im Laufe der Jahre auch ein Kunststoffstern entwickelt worden, der gerne gekauft wird. Hier produziert man die Zacken im Spritzgussverfahren an Maschinen. Das Zusammenbauen wird dann wieder per Hand gemacht. In der Schauwerkstatt konnte ich dabei zusehen, wie in Windeseile kleine weiße Sterne mit viel Fingerfertigkeit entstanden. Ich war begeistert und wurde schon etwas nervös, denn für uns ging es im Anschluss zum Basteln!
Selbst ist der Sternenbastler: So entsteht der eigener Herrnhuter® Stern
Das absolute Highlight eines Besuchs ist die Möglichkeit, in der Bastelwerkstatt seinen ganz persönlichen Herrnhuter® Stern zu basteln. Es ist ein unvergessliches Erlebnis.

Schritt 1: Die Qual der Wahl – Welche Farben sollen es sein?
Zuerst wählt man aus einem großen Sortiment an Zacken seine Lieblingsfarben aus. Ob klassisch einfarbig oder kunterbunt – der eigenen Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Mein persönlicher Tipp: Trauen Sie sich und kombinieren Sie verschiedene Farben! Einen einfarbigen Stern können Sie jederzeit kaufen, aber einen selbst gestalteten, bunten gibt es nur einmal.

Schritt 2: Mit Fingerspitzengefühl ans Werk
Ausgestattet mit den Einzelteilen und Klebstoff geht es an den Basteltisch. Nach einer kurzen, klaren Anleitung ist das Prinzip schnell verstanden: Auf einen vorgefertigten Kunststoffkörper, der später von innen leuchtet, werden die Zacken geklebt. Dank leichter Einkerbungen findet jede Zacke exakt ihren Platz.

Also beginnt man etwas Klebstoff auf dem Zackenrand zu verteilen und drückt dann die Zacke in die Vertiefung an der Kugel. Am Anfang hat man noch etwas mehr Platz die Kugel festzuhalten. Je mehr Zacken es werden, umso vorsichtiger muss man die Kugel halten. Das erfordert schon etwas Feingefühl.

Schritt 3: Der große Moment – Der Leuchttest und das stolze Ergebnis
Ist die letzte der 25 Zacken befestigt, folgt der magische Augenblick: der Leuchttest. Wenn der eigene, selbst gebaute Stern zum ersten Mal von innen heraus erstrahlt, ist das ein echter Gänsehautmoment.

Stolz hält man sein ganz persönliches Unikat in den Händen – eine leuchtende Erinnerung an einen wundervollen Tag in der Welt der Herrnhuter® Sterne.

Besucherinformationen
Adresse
Oderwitzer Straße 8
02747 Herrnhut
Anfahrtsmöglichkeiten
Mit dem Auto:
Fahren Sie auf der A4 Dresden – Görlitz bis zur Ausfahrt Weißenberg.
Folgen Sie der Beschilderung Richtung Löbau/Zittau.
Wechseln Sie auf die B178 über Löbau bis zur Ausfahrt Oderwitz.
Von dort aus ist Herrnhut direkt ausgeschildert.
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln:
Aus Richtung Löbau und Zittau können Sie die Buslinie 27 nutzen.
Geeignete Haltestellen in Herrnhut sind „Zinzendorfplatz“ oder „Bahnhof“, von denen aus die Manufaktur fußläufig erreichbar ist.
Parkplätze
PKW-Parkplätze:
Direkt an der Manufaktur stehen kostenfreie Parkplätze für Besucher zur Verfügung.
Reisebusse:
Für Reisebusse gibt es ebenfalls einen kostenfreien Parkplatz auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
Behindertenparkplätze:
Ausgewiesene Parkplätze befinden sich in unmittelbarer Nähe zum Eingang.
Öffnungszeiten
Die Öffnungszeiten variieren je nach Saison. Bitte beachten Sie, dass an Sonn- und Feiertagen grundsätzlich geschlossen ist.
Januar bis August:
Montag – Samstag: 9 – 17 Uhr
September bis Dezember (Hauptsaison):
Montag – Samstag: 9 – 18 Uhr
Sonderöffnungszeiten:
An Heiligabend und Silvester ist in der Regel von 8 – 12 Uhr geöffnet.
Eintrittspreise
Der Besuch der Schauwerkstatt und der Verkaufsräume ist kostenfrei.
Bastelangebote (Reservierung empfohlen):
Kunststoffstern (13 cm): ab 17,00 € pro Stern (exkl. Elektrik)
Papierstern zum Selbstgestalten (40 oder 60 cm): ab 49,00 € pro Stern (exkl. Elektrik)
Barrierefreiheit
Die Herrnhuter Sterne Manufaktur ist umfassend barrierefrei gestaltet.
Alle für Besucher zugänglichen Bereiche wie das Besucherzentrum, die Schauwerkstatt, die Ausstellung mit Kino, das Restaurant und die Entdeckerwelt sind stufenlos erreichbar oder über Rampen zugänglich.
Ein geräumiges Rollstuhlfahrer-WC ist vorhanden (Türbreite 90 cm, große Bewegungsflächen, Haltegriffe).
Eigens ausgewiesene Behindertenparkplätze befinden sich direkt am Gebäude.
Der Besuch in Herrnhut fand im Rahmen einer Pressereise statt.
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