Zwischen Zittau und Görlitz, südlich von Ostritz liegt direkt an der Neiße das Kloster St.Marienthal. Das Kloster ist eine Zisterzienserinnen-Abtei und das älteste Frauenkloster des Ordens in Deutschland.
Klostergeschichte
Die Geschichte der Klostergründung ist innerhalb des Klosters überliefert worden. Es soll im Jahr 1234 gewesen sein, als Kunigunde, die Frau König Wenzel von Böhmen das Kloster in der Nähe des Handelsweges von Prag nach Görlitz gründete. Es gibt eine Urkunde, die allerdings nur belegt, dass sie das Dorf Seifersdorf einen bestehenden Konvent schenkte.
Im Laufe der Jahre erwarb die Abtei großen Grundbesitz. Die Nonnen betrieben einige der Güter selber und ein Vogt vertrat das Kloster in wirtschaftlichen und juristischen Angelegenheiten.
Über die Jahre hinweg war das Kloster nahezu immer bewohnt. Nur in den Hussitenkriegen, als die Abtei 1427 zerstört wurde, zogen die Nonnen kurzfristig nach Görlitz. 1707 vertrieb der Nordische Krieg die Nonnen ein zweites Mal. Auch Brände und Hochwasserkatastrophen zerstörten das Kloster, man baute es jedoch immer wieder auf.
Kloster St.Marienthal nach der Reformation
Während der Reformation kam es dazu, dass zahlreiche Klosterdörfer zum evangelischen Glauben wechselten. Nun musste das Kloster als Patronatsherr evangelische Pfarrer und Vögte einsetzen musste. Es gelang ihnen jedoch eine Umwandlung des Klosters in einen weltlichen Damenstift zu verhindern.
1831 sicherte die sächsische Verfassung den Fortbestand sowie alle althergebrachten Rechte und Freiheiten zu. St.Marienthal besaß Anfang des 19.Jahrhunderts 21 Orte, 4 Ortsteile 1838 gründeten sie ein Waisenhaus und eine Schule.
Während des Zweiten Weltkrieges war ein Lazarett im Kloster untergebracht. Die Weigerung, der Nonnen den Konvent zu verlassen, verhinderte zum Kriegsende die Sprengung durch die Nazis.
Klostergeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg
Mit der neuen Grenzziehung nach 1945 verlor das Kloster St.Marienthal zahlreiche Besitztümer, die nun in Polen lagen. Im Gegensatz zu vielen anderen Grundbesitzern wurden sie im Zuge der Bodenreform der DDR nicht enteignet. 1955 und 1979 gründete das Kloster Pflegeeinrichtungen für behinderte Menschen.
Nach der Wende (1992) gründete sich das Internationale Begegnungszentrum St. Marienthal mit dem Ziel, die Versöhnung und Verständigung im Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien zu fördern. Der Konvent verpachtete der Stiftung einen Großteil der maroden Gebäude. Diese baute man zu Gästehäuser und Veranstaltungsstätten um. Von Schlafsäalen bis zum Einzelzimmer gibt es heute die Möglichkeit in 150 Betten zu übernachten.
Heute leben noch 10 Nonnen nach dem Grundsatz “Ora et labora” – “Bete und arbeite” im Kloster St.Marienthal. Dabei hat jede Schwester ihren eigenen Tätigkeisbereich, der von Aufgaben in Haus, Küche, Garten, Kirche, Klosterpforte, Wäscherei, Nähstube mit Paramentenstickerei, Klosterladen, Verwaltung sowie Gästebetreuung reichen kann. Die Zisterzienserinnen leben nach den Regeln des heiligen Benedikt (ca. 480-547) und richten den Tagesrhythmus an den Gebetszeiten aus.
Rundgang über das Gelände vom Kloster St.Marienthal
Das Klostergelände umfasst die Konventsgebäude mit der Abtei, die Klosterkirche, die Propstei, die Kreuzkapelle, eine Bäckerei, ein Sägewerk, die ehemalige Mühle und die ehemalige Brauerei.
Die Braulizenz des Klosters ging 1998 an die Privatbrauerei Eibau, die das St.Marienthaler Klosterbräu „St. M“ herstellt. Das helle und auch das dunkle Bier schmecken wirklich ausgezeichnet.
Direkt am Kloster existiert ein Weinberg, der auch noch bewirtschaftet wird. Der Ertrag östlichen Weinbergs Deutschlands wird von einer Winzergemeinschaft gekeltert.
Der Wein ist sehr beliebt und man schenkt ihn zu besonderen Gelegenheiten, wie zum Beispiel bei der Veranstaltung „Ostersaatreiten“ aus. Hier sind bis zu 100 Reiter mit ihren Pferden zunächst auf den Feldern rund um das Kloster unterwegs, ein mitreitender Geistliche segnet dabei die Saat. Im Kloster reiten sie gemeinsam drei Runden um den Klosterhof und die Äbtissin verkündet die Frohe Botschaft. Danach gibt es einen Weinumtrunk.
Ein kleiner Tipp, der abendliche Blick vom Weinberg über das Klostergelände ist einfach wunderschön! Schon der Weg hinauf war ein Genussmoment – um mich herum schwirrten Glühwürmchen, wie kleine blinkende Sterne – ich habe das so bisher noch nicht gesehen und erlebt.
Kommt man auf das Klostergelände fällt der Blick auf den wunderschönen Konvent und den Dreifaltigkeitsbrunnen auf dem Klosterhof.
Der Klosterhof ist umgeben von zahlreichen Gebäuden, die heute zum Beispiel als Gästehäuser genutzt werden. In einige der Häuser konnte ich einen Blick werfen. Neben Veranstaltungs- und Gemeinschaftsräumen gibt es zum Beispiel auch eine moderne Küche für Kochseminare oder zur Selbstverpflegung. Ich durfte eine Nacht im St.Hedwigs Gästehaus übernachten. Mein Zimmer war praktisch mit zwei Einzelbetten eingerichtet. Ich habe wunderbar geschlafen.
Direkt am Gästehaus St.Hedwig liegt der Garten der Bibelpflanzen. Hier hat man den ehemaligen Schweineauslauf in einen Gartenhof verwandelt. In zusätzlichen Beeten sind Heil-, Arzeipflanzen, Kräutern, Gewürzpflanzen, Stauden, Rosen gepflanzt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Bibelpflanzen. In der Bibel werden etwa 110 verschiedene Pflanzen erwähnt. Da nicht alle in unseren klimatischen Bedingungen wachsen, stellt man hier eine reduzierte Auswahl vor. Die überdachte Terrasse im Garten ist für die Nutzung von den Übernachtungsgästen und Gruppen gedacht.
Auf keinen Fall verpassen sollte man einen Besuch in der wunderschönen Klosterkirche. Als ich die Kirche betreten habe, konnte ich noch die letzten Minuten einer der zahlreichen Andachten der Nonnen miterleben. Ihr Gesang erfüllte das Kirchenschiff und ich konnte nur andächtig zuhören. Anschließend habe ich die Kirche etwas genauer betrachtet. Was ich bisher noch nie gesehen hatte, war die eingezogene Etage im hinteren Bereich der Kirche. Hier beten die Nonnen in Abgeschiedenheit von anderen Kirchenbesuchern, die diesen Bereich auch nicht betreten können.
Bei einem kleinen Streifzug über das Gelände, habe ich so einige schöne Orte zu entdeckt. Der Besuch lohnt sich wirklich.
Man kann im Kloster St.Marienthal auch Fahrräder ausleihen und damit die Gegend erkunden oder man folgt den ausgeschilderten Wanderwegen und dem Walderlebnispfad. Oder man nimmt an einer Führung durch das Kloster teil. Das Kloster liegt auch an einer sehr schönen Pilgerstrecke, der Via Sacra, die ich drei Tage lang entdeckt habe.
Am Rande bemerkt: Das Kloster war auch schon ein Filmdrehort. Man hat auf dem Gelände Szenen für den Krimi „Wolfsland: Das heilige Grab“ gedreht.
Adresse:
St. Marienthal 1
02899 Ostritz
Offenlegung: Der Besuch und die Übernachtung im Kloster Marienthal war Programmpunkt einer Pressereise in die Oberlausitz. Der Beitrag ist unabhängig zum Besuch entstanden.
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