Im Zittauer Gebirge in Sachsen liegt der kleine Ort Oybin. Oberhalb des Ortes erhebt sich der Oybin, ein 514 Meter hoher Berg und auf diesem befindet sich die Ruine der Burg Oybin. Ein Ort, der nicht nur für Fans von Burgen interessant ist, sondern ein Stück Geschichte geschrieben hat.
Es regnet ohne Pause, die Wolken hängen tief und als ich von meinem Hotelfenster den Oybin hoch blicke, sehe ich nichts. Da oben soll die Ruine einer Burg- und Klosteranlage stehen und genau die werde ich gleich besuchen.
Vom Ort aus erreicht man die Burganlage über einen Fußweg, der an der Bergkirche von Oybin vorbei führt. Hier war ich am Tag zuvor schon einmal unterwegs und habe die wunderschönen Malereien in der Kirche bewundert.
Die Höhenburg erstreckt sich über den gesamten Gipfelbereich und neben der eigentlichen Burganlage gibt es auch noch die Ruine des Klosters und Kaiserhauses und einen bis heute genutzten Bergfriedhof.
Sprung in die Vergangenheit
Die frühsten Bauspuren, die man auf dem Oybin gefunden hat, stammen aus dem 13.Jahrhundert. Es hat eine burgähnliche Anlage existiert, von der aus Raubritter ihre Überfälle geplant hatten.
1291 fand nachweislich eine Zerstörung dieser Anlage durch die Stadt Zittau statt, konnte aber kurze Zeit später erneut aufgebaut werden.
In der Zeit von 1311-1316 erweiterte man die Anlage zu einer Wehrburg, die die nahe gelegenen Handelswege schützen sollte.
Ab 1346 gehörte die Anlage der böhmischen Krone. Karl IV. ließ das Kaiserhaus errichten, das er als Alterruhesitz nutzen wollte. Er veranlasste 1366 auch den Bau der gotischen Kirche auf dem Oybin und stiftete dem Orden der Cölestiner ein Kloster auf dem Berg. Hier lebten jeweils sechs bis zwölf Mönche. Heute weiß man, dass die Mönche technisch sehr bewandert waren. So hat man bei Untersuchungen herausgefunden, dass sie in ihrem Kloster eine Fußbodenheizung hatten und auch für den Bau von Wasserleitungen bis Zittau verantwortlich waren.
In der Zeit der Hussitenkrieg belagerten die Hussiten erfolglos den Berg und auch ihre Angriffe waren nicht erfolgreich. Der Oybin galt als uneinnehmbar. So kam es, dass ein Teil des Prager Domschatzes aus dem Veitsdom dort in Sicherheit gebracht wurde.
Die Zerstörung
Während der Zeit der Reformation löste man das Kloster auf dem Oybin auf. Langsam begannen die ersten Gebäude zu verfallen.
1577 kam es dann zu einer größeren Katastrophe. Der Blitz schlug in die Kirche ein und sie brannte nahezu vollständig aus. Es erfolgte kein Wiederaufbau und mit der Zeit war das Burggelände vollkommen unbewohnt. Die Bewohner aus dem Tal nutzten die Ruine als „Materiallager“ und bedienten sich für den Bau ihrer Häuser an den Steinen.
1681 kam die nächste Katastrophe. Ein Felssturz löste sich und zerstörte weitere Bereiche der Burganlage. Es brach ein Feuer aus, dass fast zwei Wochen gebrannt haben soll. Gelagertes Pulver explodierte und einige Bereiche stürzten zusammen.
Die Burgruine in der Romantik
Fast vergessen lag die Ruine auf dem Berg. Erst durch den sächsischen Maler Johann Alexander Thiele kam es zur Erweckung aus dem Dornröschenschlaf. Er malte die zugewachsene Ruine und bescherte ihr so eine ungewollte Popularität. Auch Caspar David Friedrich und andere Maler zog die romanische Kulisse an und es entstanden zahlreiche Bilder, die heute in Museen zu bewundern sind.
1829 begann man die Ruine vom Schutt zu befreien und sanierte das Kaiserhaus, um es vor dem Verfall zu bewahren. Die neu eingerichtete Eilkutschenverbindung und die Schmalspurbahn brachten Kurgäste und Wanderer nach Oybin. Sogar ein kleines Museum entstand.
Trotzdem nagte der Verfall weiter an der Ruine und man versucht bis heute mit Sanierungsmaßnahmen alles, um den Bau zu erhalten.
Besuch der Burgruine von Oybin
Nach wenigen Minuten Fußweg, der allerdings recht steil bergauf führt, erreicht man den Burgeingang. Wer sich diesen Weg nicht zutraut, kann auch mit einer kleinen Touristenbahn auf der Straße hochfahren.
Das Innere der Kloster- und Burgruine kann kostenpflichtig besucht werden, es gibt auch die Möglichkeit, einen Rundweg über das Plateau entlang zu laufen.
Nachdem man den heutigen Eingang über eine Holzbrücke am ersten Turm passiert hat, führt ein Weg bergauf zu einem kleinen Platz. Hier befindet sich ein Museum im ehemaligen Wohnturm, dass sich mit der Geschichte der Burg- und Klosteranlage Oybin beschäftigt.
Der Rundgang zwischen den Mauerresten und in den freigelegten Bereichen ist beeindruckend. Das Wetter hatte sich bei meinem Besuch nicht gebessert und es zogen tief hängende Wolken um die Felsen und verwehrten einen Blick in das Tal. Wenn nun noch Nebelschwaden durch die Ruine gezogen wären, hätte der Ort die ideale Filmkulisse abgegeben.
Besonders haben mich die Überreste der Kirche beeindruckt. Ein hoher Raum, in diesem Fall ohne Decke, mit beeindruckenden Fensteröffnungen. Zu gerne hätte ich hier einen Chor singen gehört, denn die Akustik ist nach wie vor beeindruckend.
Bei gutem Wetter und ohne Regen wäre ich gerne noch länger durch die Anlage gestreift und auf Entdeckungstour gegangen. So habe ich die Ruine in Oybin verlassen und bin durch die enge Ritterschlucht zurück ins Tal gelaufen. Von dort aus startete für mich dann eine aufregende dreitägige Pilgerwanderung auf der Via Sacra.
Öffnungszeiten:
November bis März 10-16 Uhr
April bis Oktober 9-18Uhr
Eintrittspreise:
Erwachsene:
November-März: 5,-€
April-Oktober: 8,-€
Es werden auch kostenpflichtige Führungen zu verschiedenen Themen angeboten.
Offenlegung: Der Besuch des Oybin war Bestandteil einer Pressereise in die Oberlausitz. Der Beitrag ist unabhängig zur Reise entstanden.
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