Steht man auf dem Altmarkt in Plauen, kann man nicht nur das wunderschöne Alte Rathaus bewundern, sondern wird dort auch den Eingang zum Plauener Spitzenmuseum finden. Ein einzigartiges Museum, dessen Besuch man bei einem Aufenthalt in der Stadt einplanen sollte.
Betritt man das Museum, steht man zunächst in einem langen restaurierten Flur, der architektonisch betrachtet, mit dem wunderschönen Netzrippengewölbe schon einmalig ist.
Von diesem Flur aus gelangt man in den Kassen- und Museumsshop und die etwa 500 m² großen Ausstellungsräume, in denen sich alles um das Thema Spitze dreht. Das Museum ist einzigartig in Deutschland und ist für mode- und technikinteressierte Menschen gleichermaßen spannend.
Plauener Spitze
Erzählt man, dass man im vogtländischen Plauen unterwegs ist, fangen bei einigen Zuhörern die Augen an zu leuchten. Sofort kommt die Frage – die Stadt mit der Spitze?
Nicht nur modebewußte Menschen verbinden mit der Stadt die filigran gefertigte Spitze, die seit vielen Jahren aus der Modewelt nicht mehr wegzudenken ist, sondern auch Liebhaber von Spitzendecken oder kunstvollen Fensterdekorationen und Gardinen kennen Plauener Spitze.
Ab etwa 1810 begann sich in Plauen die gewerbliche Handstickerei immer mehr zu verbreiten. Viele, der zumeist zuhause arbeitenden Frauen, fertigten kunstvolle Weißstickereien an, deren Qualität sich schnell herumsprach und die Produkte immer beliebter machte.
Im Zuge der Industrialisierung kamen die ersten Handstickmaschinen in die Region. Theodor Bickel gelang es, mit einer dieser Maschinen erstmals maschinengestickte Tüllspitze mit Plattstichen herzustellen. Eine Revolution auf dem Markt, die dazu führte, dass immer mehr Fabriken entstanden, die Spitzenprodukte herstellten. 1883 kam die erste Schiffchenstickmaschine nach Plauen, mit der es möglich war Luftspitze zu produzieren.
Inzwischen ist der Begriff Plauener Spitze auch markenrechtlich geschützt.
Wie genau die Produktion der Spitze erfolgte, kann man praktisch in der Plauener Schaustickerei erleben.
Entdeckungen im Plauener Spitzenmuseum
Bei unserem Rundgang durch das Plauener Spitzenmuseum werden wir zunächst mit dem Thema Geschichte und Herstellung der Spitze vertraut gemacht. Auf Schautafeln und mit Hilfe von Bildern erfährt man, wie die unterschiedlichen Herstellungsarten funktionieren.
Für mich war das die ideale Ergänzung und Erweiterung dessen, was ich einen Tag zuvor in der Schauwerkstatt kennengelernt hatte. Und einiges habe ich auch erst durch die zusätzlichen Texte und Bilder genau verstanden.
Im Museum steht eine große Stickmaschine und einige kleinere Maschinen, die wie Nähmaschinen aussehen. Ich fand den Vergrößerungsautomaten, mit dem ein Muster für die Stickmaschinen aufbereitet wird super spannend. Er erinnerte mich ein bißchen an ein Hilfsmittel, dass ich als Kind zum Übertragen von Vorlagen genutzt habe (nur viel größer und viel stabiler).
Ein weiterer Schwerpunkt der Ausstellung ist natürlich die Plauener Spitze. Es werden Ausstellungsstücke vom frühen 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart präsentiert, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Wunderschön, so finde ich, sind die großen runden Wickeldecken. Für alle, die jetzt überlegen – nein nicht zum Wickeln von Kindern gedacht! Wickeln ist eine Technik, bei der einzelne Elemente aus Spitze mit Hilfe einer speziellen Maschine miteinander vernäht – gewickelt – werden. Diese Decken werden zum Beispiel als Tischdecke oder zu Dekorationszwecken verwendet.
Fans von Spitzenkragen werden beim Betrachten der Ausstellung begeistert sein. Es gibt einige sehr schöne Beispiele zu sehen, die mit Sicherheit in der Modewelt für Aufsehen gesorgt haben.
Im Plauener Spitzenmuseum kann man auch Kleider, die nur aus Spitze bestehen, sehen. Uns wurde verraten, dass diese nicht nur reine Ausstellungsstücke sind, sondern auch getragen worden sind. In Plauen gibt es jedes Jahr eine Spitzenprinzessin, die auf einem Spitzenfest gewählt wird. Ob sie wohl auch so ein schönes Kleid anziehen kann?
Adresse:
Am Altmarkt 2
08523 Plauen
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen: 11 – 17 Uhr
Montag:geschlossen
Eintrittspreise:
Erwachsene: 5,-€
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Der Besuch im Plauener Spitzenmuseum war ein Programmpunkt einer Recherechereise nach Plauen.
Helma Grimm
Solche Kostbarkeiten gibt es in den heutigen Haushalten wohl nicht mehr. SCHADE