In unmittelbarer Nähe zur großen Fußgängerzone liegt der Eingang in das ehemaliges Alaunbergwerk Plauen. Hier kann man an individuellen Führungen teilnehmen und so etwas über die Bergwerksgeschichte der Stadt erfahren.
Plauen verbinden viele Besucher nur mit der Produktion von Plauener Spitze. Hier wurde aber auch fast 300 Jahre lang Alaunschiefer abgebaut.
Was ist Alaun und wofür wird es verwendet?
Alaun ist ein kristallisiertes wasserhaltiges schwefelsäure Doppelsalz aus Kalium- und Aluminiumsulfat. Alaunschiefer ist ein Tonschiefer, der mit Pyrit und Kohle durchsetzt ist. Bei der Verwitterung setzt das Gestein Alaun frei.
Bereits die Ägypter benutzten Alaun als Flammschutzmittel für Holz. Die Römer versetzten es mit Essig und nutzen es als Antitranspirant.
Im 14. und 15. Jahrhundert besaß die Familie der Medici in Florenz das alleinige Vergütungsrecht auf das Mineral. Sie betrieben mit der Kirche das erste Alaunbergwerk in Europa (Tolfa). Das Mineral nutzte man zu dieser Zeit hauptsächlich zur Tuchfärbung.
In der Gerberei verwendete man auch Alaun zum Weißgarmachen der Häute. Das Salz setzte man auch zum Beizen in der Druckerei ein.
Heute kennt man Alaun zum Beispiel aus der Verwendung von Alaunstiften, die zur Blutstillung eingesetzt werden. Einige Gärtner nutzen Alaun, um die Färbung von blauen und lila Hortensien zu intensivieren.
“Ewige Leben”, das Alaunbergwerk Plauen
Es war um 1542, als zwei Marienberger Bergleute begannen, in Plauen Alaunschiefer zu fördern. Sie erschlossen nach und nach eine Grube, die noch bis 1826 in Betrieb war. Das Bergwerk ist das älteste Alaunschieferbergwerk Sachsens.
Wie groß das gesamte erschlossene Gebiet ist, kann man bisher noch nicht genau feststellen. Noch sind nicht alle Gänge freigelegt und begehbar.
Den Schiefer aus dem Bergwerk verarbeitete man recht aufwändig in Alaun, dass in Gerbereien und Färbereien zum Einsatz kam.
Im Zweiten Weltkrieg nutzte die Plauener Bevölkerung die unterirdischen Gänge als Luftschutzbunker. Der Raum diente damals etwa 450 Menschen als Schutzraum. Es muss unvorstellbar eng gewesen sein, hat aber dazu beigetragen, unzählige Leben zu retten.
Nach dem Krieg blieb das ehemalige Bergwerk lange ungenutzt und war schon fast vergessen.
Bergwerksbesuch
Seit 1997 macht der Vogtländische Bergknappenverein zu Plauen e.V. es möglich, das ehemalige Bergwerk zu besuchen. Mit viel Engagement und ehrenamtlicher Arbeit haben sie bereits einen Teil des Bergwerks wieder begehbar gemacht. Es werden Führungen (auf Anfrage) angeboten. Auch Kindergeburtstage kann man im Bergwerk feiern. Neben einem spannenden Programm unter Tage besteht die Möglichkeit, in einem gemütlich Stollenbereich in der Knappenstube mit den Kindern zu feiern.
Das Besucherbergwerk zählt heute zu den wenigen Bergwerken in Deutschland, das auch mit einem Rollstuhl fast vollständig besucht werden kann. Es gibt sogar eine große rollstuhlgerechte Toilette, die über eine tolle Deckengestaltung verfügt. Ein Blick nach oben versetzt den Besucher in die Tiefe eines Bergwerks.
Man betritt das Bergwerk durch einen gut gesicherten Eingang und steht zunächst in einem Vorraum. In einer großen Lore, die eigentlich nichts mit dem Bergbau vor Ort zu tun hat, aber optisch gut passt liegt die Schutzkleidung. Also Helm auf und immer schön auf den Kopf achten.
Über eine kleine Treppe geht es in den Stollen des Bergwerks und dieser führt in zwei Richtungen. In der einen Richtung befindet sich der zweite, behindertengerechte Eingang und die andere Richtung bringt uns in das Bergwerk.
Geht man heute durch die knapp 185 cm hohen und 65 cm breiten Gänge mit den rauhen Wänden scheint es ein Weg in eine andere Zeit zu sein. Es ist, wenn man die Gänge heute sieht, fast unvorstellbar, dass hier fast 30.000 Tonnen Dreck lagerten, die mit Schubkarren nach und nach herausgebracht wurden.
Es geht durch einen freigelegten Wasserlösungstollen. Hier fließt heute in einer angelegten Rinne das Wasser kontrolliert aus dem Stollen. Anfangs flossen die gut 30 Liter in der Minute im ganzen Gang und machten den Weg extrem rutschig. Zwischendurch werden wir immer wieder auf bestimmte Gesteinsformationen und Ablagerungen aufmerksam gemacht. Es ist eine kleine geologische Reise, auf der mir vieles, was ich einmal theoretisch gelernt habe, plötzlich praktisch viel klarer wird.
An einer Wand entdecken wir eine gehauene Inschrift, die man 2000 zufällig entdeckt hat. Besonders imposant finde ich die Abstützungen, die in einem Teil der Gänge eingezogen worden sind. Genauso habe ich mit immer einen Stollen in einem Bergwerk vorgestellt. Wenn jetzt noch kein elektrisches Licht (obwohl ich ehrlich gesagt froh darüber war), sondern Kerzenlicht die Gänge beleuchtet hätte, wäre die Stimmung perfekt gewesen. Okay, die Bergleute waren damals mit Sicherheit nicht auf „Stimmung“ im Gang aus, sondern arbeiteten hart für ihr Geld und hätten bestimmt oft gerne mehr Licht als den Schein einer Kerze gehabt.
Ich war nach gut einer Stunde im Alaunbergwerk Plauen, aufgrund der recht niedrigen Temperatur und der feuchtkalten Luft dann doch froh, wieder in die Sonne zu kommen. Der Besuch und die ausgesprochene kurzweilige und interessante, sehr persönliche Führung hat uns sehr beeindruckt.
Adresse:
Alaunbergwerk “Ewiges Leben”,
Haupteingang Reichsstraße,
08523 Plauen
Öffnungszeiten
Besichtigung mit Führung nach individueller Terminvereinbarung von Montag bis Samstag zwischen 8 und 20 Uhr.
Preise:
Erwachsene 5,00 €
Kinder/ Jugendliche 6-16 Jahre 3,00 € (Kinder unter 6 Jahren haben keinen Zutritt)
Rollstuhlfahrer + Begleitperson haben freien Eintritt!
Bergwerksabenteuer und/oder Kindergeburtstag mit “Knappenprüfung” –
Dauer 2 Stunden Preis: 55,00 € für max. 8 Kinder und 2 Erwachsene.
Ein Blick in das Bergwerk:
Der Besuch im Alaunbergwerk in Plauen mit der tollen Führung war ein Programmpunkt unserer Recherchereise nach Plauen. Der Beitrag ist unabhängig zum Besuch entstanden.
Silvana Schwarzer
Möchte gerne am Samstag d.19.2.22 gerne mit unseren behinderten Bewohnern von der Elterninitiative Plauen
einen Rundgang so auf 15.uhr buchen.Wäre das möglich?
LG.Silvana Schwarzer
Susanne Jungbluth
Ich würde Sie bitten, sich direkt an den Anbieter zu wenden. Ich habe über unsere Erfahrungen vor Ort berichtet und stelle diese hier vor.
Vor Ort ist Gert Müller der richtige Ansprechpartner. Mail: mueller-bergwerk@t-online.de