Der südlichste Punkt Gibraltars ist einer der Orte, von dem man den besten Blick über die Straße von Gibraltar und das Afrikanische Festland hat. Für mich ist der Europa-Point einer der schönsten Aussichtspunkte der Region.

Wir waren uns nicht ganz sicher, wie wir diese Landspitze erreichen sollten. Wer uns kennt weiß, wir laufen viel und gerne. Und so auch an diesem Tag – auf zu Fuß einmal quer durch Gibraltar. Es war zugegeben kein gemütlicher Spaziergang. Die Strecke ging hoch und runter, auf engen Gehwegen entlang einer recht befahrenden Straße… und dann endete der Gehweg. Es war nicht zu erkennen, ob nur kurz oder für eine längere Strecke. Laut Routenplan sollten wir noch mindestens 30 Minuten laufen. Das direkt auf einer viel befahrenden Straße ist natürlich nicht lustig und auch nicht ungefährlich.
Mit dem Bus zum Europa-Point
Also kam Plan B ins Spiel – der Bus! Die Buslinie 2 fährt etwa alle 15 Minuten direkt zum Europa-Point und wir hatten das Glück, gerade an einer Station zu stehen.
Im Bus war keine Kartenzahlung möglich. Aber wir konnten mit Euro bezahlen. Der Fahrer wollte das Fahrgeld passend haben und so kratzen wir unser Bargeld für ein Hin- und Rückticket zusammen.
Ganz ehrlich, es war genau die richtige Entscheidung den Bus zu nehmen. Die Strecke führt weiter bergauf und bergab, die Straße war eng und der Fußweg nur noch selten zu sehen. Schließlich kommen wir in einem ebenen Gebiet „hinter“ dem Felsen von Gibraltar an. Hier stehen einige Gebäude und sogar einen Sportplatz sehe ich. Das ist Gibraltars einzigem Cricket-Oval, auf dem die Cricket-Nationalmannschaft von Gibraltar spielt.
Der Bus hat am Europa-Point seine Endhaltestelle und fährt von dieser nach kurzer Pause auch wieder zurück. Wir machten uns aber erst einmal auf, die südlichste Spitze Gibraltars zu erkunden.
Zuerst zieht es uns direkt an die Klippen, die hier das Ende von Europa bedeuten. Wir haben Glück. Obwohl es noch etwas diesig ist, können wir auf der anderen Seite der Straße von Gibraltar Nordafrika sehen. Wir erkennen die Erhebungen des Rif-Gebirgszuges in Marokko und Afrika scheint zum Greifen nah.
Was gibt es noch zu sehen?
Wir haben den Europa-Point hauptsächlich aufgrund seiner Aussicht besucht. Es gibt aber noch einiges mehr zu sehen.
Harding’s Battery
Überall in Gibraltar befinden sich beeindruckende Befestigungsanlagen. Einige der Anlagen gehen noch auf die Zeit der Mauren und der Spanier zurück. Die meisten Verteidigungsanlagen sind jedoch von den Britten errichtet worden. Ich hatte bei unseren Besichtigungstouren das Gefühl, dass an jeder Ecke eine Battery ausgeschildet war. Einige davon waren für mich „nur Mauern“, andere zeigten recht eindeutig, wofür man sie verwendet.
Die Harding’s Battery liegt am Europa-Point und ist, neben dem traumhaften Blick, sicherlich für viele Besucher der Hauptanziehungspunkt. Den Namen erhielt sie nach Sir George Harding, der 1844 Chefingenieur war und mit Sir Charles Holloway 1810 an der Zerstörung der spanischen Festungsanlagen, darunter Fort St. Felipe und Fort St. Barbara, beteiligt war.
Die Battery ist im 19. Jahrhundert auf den Überresten einer alten Battery errichtet worden. Hier wird mir recht deutlich gezeigt, wie groß zu diesem Zeitpunkt die Geschütze waren, die 800 Pfund schwere Geschosse mit einem Durchmesser von über einem Fuß auf die andere Seite der Straße von Gibraltar abfeuern konnten.
Viele Jahre lag die Battery unter einem Sandberg begraben. Erst im Zuge der Neugestaltung des Europa-Pionts buddelte man sie wieder aus und restaurierte sie.
Es soll an dieser Stelle noch ein Besucherzentrum geben, in dem man weitere Informationen bekommt. Dieses liegt in einem der unterirdischen Magazine. Wir haben dieses nicht besucht.
Leuchtturm
Die Bucht von Gibraltar war nicht immer einfach zu befahren. Die Seeleute nutzten über viele Jahre das Licht auf einer Kirche als Orientierungspunkt. Damit dieses immer brennen konnte spendeten sie Öl.
Erst ab 1838 erbaute man auf Anweisung des damaligen Gouverneurs am Europa-Point einen Leuchtturm. 1841 konnte das Bauwerk eingeweiht werden.
Der Leuchtturm ist etwa 20 Meter hoch und steht 49 Meter über dem Meer auf einer Klippe. Der zylindrische Bau ist weiß gestrichen und hat in der Mitte einen roten Ring. Anfangs verfügte der Leuchtturm über eine Ein-Docht-Lampe, deren Licht aus einer festen Öffnung strahlte. Mit Hilfe einiger optischen Geräte erhöhte man die Sichtbarkeit des Lichtes. Diese Technik ist inzwischen mehrfach modernisiert worden und die Sichtbarkeit immer besser geworden. Heute ist der Betrieb vollständig automatisiert und LED Lampen strahlen im Dunklen über die Meeresenge.
Das Gelände rund um den Leuchtturm kann man nicht betreten, aber von einem etwas höher liegenden Weg, kann man sehr gut das Bauwerk und die umliegenden Gebäude betrachten.
General Sikorski Memorial
Während unseres Erkundungsrundganges an der südlichsten Spitze Gibraltars fällt uns ein interessantes Denkmal auf. Es hat die Form eines Flugzeugpropellers und diese ungewöhnliche Form macht es natürlich interessant.
Das Sikorski-Denkmal erinnert an den Absturz einer B-24 im Juli 1943 in Gibraltar. Dabei kam unter anderem der an Bord befindliche General Władysław Sikorski ums Leben. Sikorski war zu dieser Zeit der Oberbefehlshaber der polnischen Armee und Premierminister der polnischen Exilregierung. Weitere 15 Menschen verloren bei diesem Unglück ihr Leben, nur der Pilot überlebte den Absturz.
Die Gedenkstätte am Europe Point ist bereits die dritte Gedenkstätte, die es seit dem Unglück auf Gibraltar gibt. Die ersten Gedenkstätten befanden sich in der Nähe der Absturzstelle und sahen optisch auch noch anders aus. Die Standorte waren unbefriedigend füpr die Besucher. Die Gedenkstätten waren ein beliebtes Ziel polnischer Besucher in Gibraltar. Es gab allerdings nur wenig Platz und weder Reisegruppen noch offizielle Delegationenkonnten sich dort würdevoll versammeln. Die polnischen Behörden versuchten mehrere Jahre die Gedenkstätte an einen geräumigeren Ort in Gibraltar zu verlegen. Erst 2013 enthüllte man den jetzigen Standort, an dem nun ausreichend Platz für Gedenkveranstaltungen besteht.
Mit der Verlegung veränderte man das Denkmal auch optisch. Der Propeller der B-24 aus dem früheren Denkmal wurde auf einem neuen, größeren Sockel aufgestellt. In der Mitte des Denkmals befindet sich eine Sandsteinscheibe aus Szydłów in Polen. Vor der Scheibe ist der Schriftzug “General Władysław Sikorski 1881-1943” in den Boden gemeißelt. Hinter der Scheibe steht eine halbrunde Steinmauer auf der ein geschnitzter polnischer Militäradler steht. Der polnische Marinewimpel und das Luftwaffenemblem sind an den gegenüberliegenden Enden der Mauer eingelassen. Tafeln nennen neben Sikorski auch die anderen Opfer und erklären den Besuchern die Ereignisse des Absturzes.
Ibrahim-al-Ibrahim Moschee am Europa-Point
In Gibraltar leben etwa 1000 Muslime. König Fahd von Saudi-Arabien schenkte die Ibrahim-al-Ibrahim-Moschee den Gläubigen die Moschee. Ein recht teures Geschenk, denn für den Bau musste er gut 5 Millionen Pfund bezahlen. Sie ist die südlichste Moschee in Kontinentaleuropa und eine der größten Moscheen in einem nicht-muslimischen Land.
In der Moschee befinden sich Klassenräume, ein Konferenzsaal, eine Bibliothek, eine Wohnung für den Hausmeister, eine Leichenhalle, Büros und der Iman wohnt direkt nebenan. Der Hauptgebeetssaal liegt im zweiten Stock des Gebäudes.
Die Ibrahim-al-Ibrahim-Moschee wird täglich von den in Gibraltar lebenden Muslimen genutzt und kann auch besucht werden.
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