Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, wenn man tief unter der Erde entlang läuft und genau weiß, über einem fahren riesige Schiffe. Durch den Maastunnel in Rotterdam zu laufen, war eine spontane und wirklich gute Entscheidung.
Wissenswertes zum Maastunnel
Der Maastunnel wurde von 1937 bis 1942 in Rotterdam erbaut und ist der erste Autotunnel der Niederlande. Lange stritten die Verantwortlichen, ob die Maas über- oder unterirdisch überquert werden sollte. Ausschlag gaben schließlich die Kosten. Eine Brücke über die Maas hätte bei 60 Metern Höhe, also so, dass große Schiffe sie problemlos durchqueren könnten, wesentlich mehr gekostet, als der Tunnelbau.
Ein Problem, dass im Zuge der Bauarbeiten bewältigt werden musste, war der hohe Grundwasserspiegel in der Stadt. Man baute einzelne Tunnelsegmente in einem Trockendock vor und senkte diese dann in eine Grube ab. Die Segmente hatten eine Größe von 60 Metern Länge, 25 Metern Breite und 9 Metern Höhe. Verlegt hat man vier Röhren. Zwei davon für den Motorverkeht und zwei für Fußgänger und Radfahrer. Eine Neuentwicklung, die bei diesem Tunnel erstmalig verwendet wurde, war ein rechteckiger Tunnelquerschnitt. Zuvor waren immer nur runde Tunnel nach diesem Prinzip errichtet worden.
Der Bau des Tunnels fand in der Zeit der Besetzung durch die Wehrmacht statt. Diese wollten die Eröffnung des Bauwerks aus Prestigegründen groß feiern, die Bevölkerung war dagegen. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs versah die Wehrmacht einige Punkte im Tunnel mit Sprengladungen. Die Sprengung fand jedoch nie statt, man vermutet, dass die Sprengsätze kurz zuvor entschärft wurden.
Heute ist der Autotunnel unter der Maas eine vielbefahrende Hauptverkehrsachse.
Tunnelwanderung
An den Ufern der Maas stehen sich zwei sehr ähnlich aussehende Gebäude gegenüber. Ein Gebäude ist das Ventilationsgebäude, in dem man die Luftqualität im Tunnel kontrolliert. Und in beiden Gebäuden befinden sich die Eingänge für Fußgänger und Radfahrer, die den Maastunnel nutzen wollen.
Wir stehen etwas unschlüssig in einem Gebäude und entdecken nur Radfahrer, die ihre Räder über lange Rolltreppen in die Tiefe bringen. Nirgendwo ein Hinweisschild ob und wie man den Tunnel nutzen kann. Muss man bezahlen? Darf man zu Fuß auch diesen Eingang benutzen? Zum Glück gibt es nettes Personal, dass uns erklärt, die Nutzung ist kostenlos und wir müssten 2 Etagen nach unten.
Also gut, wir fahren mit der Rolltreppe zunächst eine Etage herunter. Hier verläuft der Tunnel für die Radfahrer. Wir werfen einen Blick in die leicht schummrige Röhre und sehen so einige Radfahrer, die diesen Tunnel nutzen.
Wir begeben uns noch eine Ebene tiefer und stehen vor einer identischen Röhre, nur dass es hier sehr ruhig ist.
Man sieht nur eine Gruppe, die einen Rollstuhl schiebt, sonst gähnende Leere. Ehrlich, wenn ich nicht die Radfahrer gesehen hätte, ich hätte darüber nachgedacht ob ich die 550 Meter bis zur anderen Seite der Maas wirklich gehen möchte. Ich finde es nicht gerade vertrauenserweckend, wenn etwas so ungenutzt ist. Aber so, machten wir uns auf unter der Maas hindurch zur anderen Seite. Für uns hatte der Maastunnel an diesem Tag einen wirklich Vorteil. Unser Hotel lag auf der anderen Seite und vom Ausgang des Tunnels war es zu Fuß nicht mehr weit. Sonst hätten wir gut eine Stunde mit den Verkehrsmittel quer durch die Stadt benötigt.
Das Licht im Maastunnel ist etwas schummerig, der Weg führt bis zur Tunnelmitte leicht bergab. Ein Ende des Tunnels kann man zunächst nicht erkennen. Während wir so tief unter der Maas unterwegs sind, denke ich nicht nur bewundernd an die Planer und Bauarbeiter, die diesen Tunnel errichtet haben, sondern auch daran, dass sie hoffentlich nicht gepfuscht haben. Der Gedanke, dass über mir Schiffe fahren, ist schon merkwürdig.
Als der Weg wieder leicht ansteigt, weiß ich, das Ende kommt näher.. es wird etwas heller und man kann den Bereich erkennen, in dem die Rolltreppen wieder nach oben führen. Oben angekommen – und es ist bestimmt Einbildung – atme ich die frische Luft ein. Gut, dass ich diesen Tunnel nicht jeden Tag durchqueren muss. Aber auch gut, dass er existiert und so vielen Menschen den Weg quer durch die Stadt erleichtert.
Adresse:
Charloisse Hoofd 29,
Rotterdam,
Niederlande
Öffnungszeiten:
Achtung! Zur Zeit finden Renovierungsarbeiten im Tunnel statt. Ab September 2019 finden auch Arbeiten im Fußgängertunnel statt. Bitte erkundigen Sie sich, wie lange die Arbeiten andauern.
Eintrittspreise:
kostenlos
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