Vor dem Fernseher sitzend bewundere ich die wagemutigen Skispringer und Skispringerinnen, die jedes Jahr von der Bergisel Schanze springen und immer neue unglaubliche Weiten erreichen. Nun wurde es Zeit, diese Skisprungschanze in Innsbruck live zu sehen.
Der Bergisel ist für österreichische Verhältnisse mit seinen 746 m eher ein Hügel und befindet sich im Süden von Innsbruck. Mit der Straßenbahn kommt man vom Stadtzentrum bis zur Haltestelle Bergisel. Von dort sind es dann nur noch etwa 15 Minuten Fußweg (der allerdings stetig bergauf führt).
Bergisel-Museum und Andreas-Hofer-Denkmal
Auf etwa halber Strecke erreichen wir einen Platz. In der Mitte steht ein großes Denkmal. Dieses zeigt den Freiheitskämpfer Andreas Hofer unter dessen Oberbefehl 1809 die Schlacht am Bergisel geführt wurde.
Ab 1817 war das Gelände des Bergiselplateaus Ausbildungs- und Schießplatz für die Kaiserjäger. Sie bauten nach und nach das Gelände um und schufen ein Ausflugsziel, dass den Österreichern die Geschichte näher bringen sollte.
Es entstand 1880 das Kaiserjägermuseum, dass vielen nur als Bergisel-Museum bekannt ist. 1893 weihte man das Andreas-Hofer-Denkmal ein, 1912 entstand die Kreuzkapelle und 1923 ein Ehrengrab für gefallene Kaiserjäger im 1.Weltkrieg.
Neu ist das Museum „Tirol Panorama“, dass unterirdisch mit dem Bergisel-Museum verbunden ist. Beide Museen beschäftigen sich mit der Geschichte der Kaiserjäger und der Geschichte Tirols.
Bergisel-Skisprungschanze
Von dem Platz aus ist man in wenigen Minuten am Eingang zum Gelände der Skisprungschanze. Vorher kommt man, leider ist es etwas zugewachsen, an den Olympischen Ringen und der Schale für das Olympische Feuer vorbei. Auf der Bergisel-Skisprungschanze fand 1964 und 1976 während der Olympischen Spiel Wettkämpfe statt. Auch die berühmte Vierschanzentournee nutzt seit 1952 die Bergisel Schanze als Austragungsort.
Blick zurück
Im Januar 1927 fand auf einer Naturschanze das erste Skispringen am Bergisel statt. Diese frühe Schanze war noch recht einfach konstruiert und diente zunächst hauptsächlich regionalen Wettbewerben. Die Weite des Siegers betrug damals 47,5 m. Schon ein Jahr später hatte man einen Anlaufturm errichtet. Einige bauliche Veränderungen folgten und nach dem Zweiten Weltkrieg entstand eine neue Schanze, die viele Jahre genutzt wurde.
Mit der Gründung der Vierschanzentournee 1952 wurde die Bergisel Skisprungschanze ein fester Bestandteil der Tournee und lockt bis heute zahlreiche Besucher an.
Olympische Spiele 1964
Die Bedeutung der Bergisel Schanze wuchs erheblich, als Innsbruck 1964 die Olympischen Winterspiele ausrichtete. Für dieses bedeutende Sportereignis wurde die Schanze modernisiert und erhielt eine größere Kapazität für Zuschauer.
Ein Blick in ein altes Familienfotoalbum zeigt uns, dass die Begeisterung der Besucher groß war. Skispringer, damals noch im Paralellsprung manche mit vorgestreckten Armen, sprangen mutig in die Tiefe.
In den Zuschauerrängen standen Verkäufer von heißem Kakao und natürlich war überall in der Stadt und den Bergen viel zu entdecken.
Die Spiele von 1964 waren ein großer Erfolg und trugen dazu bei, den internationalen Ruf Innsbrucks als Wintersportzentrum zu festigen.
Olympische Spiele 1976
Es dauerte nur 12 Jahre, bis Innsbruck erneut die Olympischen Spiele ausrichten durfte. Denver und Colorado hatten sich als Austragungsort zurückgezogen und in Innsbruck waren viele der Sportanlagen und die benötigte Infrastruktur vorhanden. Die Bergisel Schanze wurde noch einmal erneuert. Inzwischen hatte sich viel in Bezug auf Sprungtechnik und Material verändert und man wollte natürlich den Athleten beste Bedingungen bieten.
In diesem Jahr wurde auch das olympische Feuer am Bergisel entzündet. Die Schale, in der das Feuer brannte steht bis heute am Fuß der Schanze.
Schwere Zeit
Im Dezember 1999 fand auf dem Gelände am Bergisel ein Snowboard-Wettbewerb mit etwa 40.000 Besuchern statt. Bei einer Massenpanik unter den Zuschauern kam es zu Todesfällen und es gab viele schwerverletzte Besucher. In einem Gutachten und später in einer Gerichtsverhandlung stellte man fest, dass das Gelände für diese Besuchermengen nicht ausgerichtet war.
Dieses Ereignis führte unter anderem dazu, dass man sich mit der Neugestaltung des Geländes beschäftigte.
Skisprungschanze von Zaha Hadid
Nicht nur das Unglück, sondern auch die Entwicklung im Skispringen machten es dringend notwendig eine Umgestaltung des Geländes und der Skisprungschanze vorzunehmen. Die Skispringer sprangen inzwischen im V-Stil, hatten besseres Material und flogen immer weiter. Die alte Schanze bot einfach nicht mehr genug Sicherheit.
2000 beauftragte man die heute weltweit bekannte Architektin Zaha Hadid mit dem Neubau der Schanze. Wer ihre Bauten kennt weiß, dass sie geschwungene Formen liebte und gerne außergewöhnliche Formen schuf. Das ist bei einer Skisprungschanze auf den ersten Blick nicht ganz einfach zu realisieren. Sie besteht nun mal aus einem Turm, einer Anlaufspur und einem Schanzentisch.
Hadid plante also zunächst zwei Teile – den Skisprungteil und einen architektonischen Teil. Während die Bauarbeiten liefen stellte sie fest, dass sie beide Teile architektonisch verbinden konnte und schuf ein Gesamtwerk. Sportstadion, Café, Aussichtsplattform und Schanze bilden heute eine Einheit, die den typischen Stil der Architektin zeigen. Besonders gelungen finde ich, dass sich der gesamte Komplex harmonisch in die Landschaft einfügt.
Für den Bau der Schanze wurden hauptsächlich Stahl und Glas verwendet. Der Einsatz von Stahl ermöglicht die geschwungenen, schlanken Linien der Struktur, während Glasflächen den Besuchern im Inneren einen uneingeschränkten Blick auf die Umgebung bieten. Diese Materialien wurden nicht nur aus ästhetischen Gründen gewählt, sondern auch wegen ihrer Haltbarkeit und Widerstandsfähigkeit gegenüber den rauen alpinen Wetterbedingungen.
Die Schanze hat eine Gesamthöhe von etwa 50 Metern. Die Anlaufspur ist etwa 98 Meter lang und ermöglicht es den Skispringern, hohe Geschwindigkeiten zu erreichen, bevor sie den Absprungpunkt erreichen.
Seit 2003 kann die Schanze auch im Sommer genutzt werden. Die Anlaufspur ist mit Glaskeramikschindeln belegt, die gekühlt werden können. Im Auslauf ermöglichen grüne Kunststoffmatten eine Landung auch ohne Schnee.
Besuch der Bergisel Schanze
Tritt Man vom Eingang auf das Gelände, steht man unterhalb der Sprungschanze an den Besuchertribünen. Hier finden bis zu 28.000 Zuschauer einen Platz.
Wir haben uns dazu entschieden zuerst auf die Besuchertribünen zu gehen. Diese sind stufenförmig angeordnet und verteilen sich rund um die Auslaufzone. Im Fernsehen hatte ich schon häufig bei den Übertragungen der Vierschanzentournee gesehen, wie die Springer nach der Landung in der Hocke einen steilen Hügel hinauf fahren, um den Auslauf dort zu verlassen. Wie steil diese Strecke wirklich ist, wird mir erst hier klar, als ich dort stehe.
Als ich mich dann Richtung Schanze drehe, wird mir erst die Größe der Anlage bewußt. Das kommt im Fernsehen überhaupt nicht so deutlich zum Vorschein.
Ganz oben auf der Schanze, sehr klein und kaum erkennbar, entdecke ich einen Skispringer. In den Sommermonaten springen hier, auch als Training, einige Skispringer. Bei unserem Besuch war ein Springer dort, der den Besuchern den Sport zeigen sollte. Während er noch in luftiger Höhe stand, gingen einige Sprenger an und wässerten die Grasmatten.
Wir entschlossen uns noch etwas zu warten, um den Sprung aus der Sicht der Zuschauer erleben zu können. Als die Sprenger aus gingen, dauerte es nicht mehr lange und der klitzekleine Skispringer rutschte auf den Absprungbalken. Wenige Sekunden später hörte man das Gleiten der Sprungski und dann flog der Springer auf uns zu. Nach der Landung fuhr auch er aus dem Kessel hinauf zum Ausgang. Skier abgeschnallt, Helm ab und Anzug ausgezogen ging es dann für ihn zum Schrägaufzug.
Wir folgten ihm und gemeinsam brachte uns der Aufzug zum Fuß des Schanzenturms. Den Aufzug darf jeder Besucher kostenfrei benutzen und sich so ein bißchen wie ein Skispringer fühlen.
Es geht auf die Bergisel Schanze
In dem Schanzenturm gibt es mehrere Fahrstühle, die hoch hinauf führen. Ein Lift ist den Sportlern vorbehalten und bringt diese zu einen Aufenthaltsraum direkt an der Anfahrtsspur. Wir durften diesen natürlich nicht benutzen, sondern sind mit dem Aufzug gefahren, der zum Restaurant „Bergisel Sky“ und zur Aussichtsterrasse fährt.
Mein persönlicher Eindruck: Die Aussichtsplattform war toll, man konnte gut sehen, aber es war nicht so beeindruckend wie der Blick aus dem Restaurant.
Das Restaurant „Bergisel Sky“ verfügt im hinteren Bereich über eine außen liegende Plattform. Diese befindet sich in direkter Verlängerung oberhalb der Anlaufspur der Skispringer. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch gedacht, so auf dem Balken in der Spur zu sitzen muss schon toll sein. Als ich dann auf dieser kleinen Plattform stand und die Anlaufspur herunter geguckt habe, war dieser Wunsch verflogen. Was für eine Höhe, wie steil die Spur dort herunter führt und wie verrückt muss man sein sich von dort in die Tiefe zu stürzen… Mein Sport wäre das nicht und ich bewundere die Eltern, die ihren Kindern bei den Sprüngen zusehen können ohne Panikattacken zu bekommen.
Aber der Blick ist schon klasse!
Uns zog es nun in das Restaurant. Leider waren alle Tische in erster „Sichtlage“ reserviert. Hier hat man durch die riesige Fensterfront einen traumhaften Blick über die Skisprunganlage und in Richtung Innsbruck. Wusstet ihr, dass direkt in optischer Verlängerung der Flugbahn ein Friedhof liegt? Es ist bestimmt ein merkwürdiges Gefühl in Richtung Friedhof zu fliegen.
Wir fanden schließlich einen freien Tisch und bestellten den Kuchen, den man dort unbedingt essen sollte: die Bergisel Torte. Geschmeckt hat der Kuchen, das eigentliche Highlight ist allerdings die Form. Das Kuchenstück ist wie eine Skisprungschanze geformt!
Gut zu wissen
Das Bergisel Ski Jumping Team spring von Anfang Mai bis Mitte Oktober täglich für die Besucher. Die Sprünge finden von 10-12 Uhr und von 13-15 Uhr statt. Achtung! Es kann natürlich nur bei geeigneten Wetterbedingungen gesprungen werden.
Die Bergisel Schanze ist inklusive Kabinenbahn, Turmlift, Panoramacafé und Aussichtsterrasse auf dem Sprungturm zu bestimmten Zeiten für das Publikum geöffnet. (siehe Besucherinformationen)
Turmhöhe 50 m
Anlauflänge 91,3 m
Besucherinformationen
Adresse
Bergiselweg 3,
6020 Innsbruck
Anfahrt
Mit dem Auto
Die Anfahrt ist bis zur Kasse möglich.
Parken ist jedoch nur auf dem Parkplatz erlaubt.
Öffentliche Verkehrsmittel
Straßenbahnlinie 1 bis zum Stift Wilten
Öffnungszeiten
Sommer (Juni – Oktober)
Montag – Sonntag: 9 -18 Uhr geöffnet.
Winter (November – Mai)
Mittwoch – Montag: 9 – 17 Uhr
Eintrittspreise
Erwachsene: 11,-€
Mit der Innsbruck Card ist der Eintritt kostenfrei möglich.
Parken
Parkplatz hinter dem TIROL PANORAMA Museum.
Es gibt ca. 90 Parkplätze für PKWs und 12 für Busse.
Die Parkgebühren für PKWs betragen 3,80 € für 90 Minuten, jede weitere halbe Stunde kostet 1,20 €, der Tagessatz beträgt 19,00 €.
Barrierefreiheit
Die Bergisel Schanze ist großteils barrierefrei zugänglich. Der Schräglift ist rollstuhlgerecht, und das Panoramarestaurant sowie die Aussichtsplattform im Turm sind problemlos mit dem Lift erreichbar. Behindertenparkplätze sind vorhanden.
Der Besuch fand im Rahmen einer Recherechereise nach Innsbruck statt.
Schreibe einen Kommentar