Innsbruck sicherlich bekannteste Sehenswürdigkeit ist das Goldene Dachl in der Altstadt. Es ist nicht nur ein Wahrzeichen der Stadt, sondern auch ein interessanter Ort zur Geschichte Tirols. Zusammen mit dem angrenzenden Goldene Dachl Museum bietet es Besuchern eine einzigartige Gelegenheit, in die Vergangenheit einzutauchen und die Pracht der Kaiserzeit zu erleben.
Die Entstehungsgeschichte des Goldenen Dachl in Innsbruck
Der Tiroler Landesfürst Friedrich IV. ließ 1420 das Gebäude, an dem heute das berühmte Dachl zu sehen ist, als Residenz errichten.
Um 1500 wurde im Auftrag des deutschen Königs Maximilian (später Kaiser Maximilian I.) ein Prunkerker an das Gebäude angebaut. Dieser Anbau sollte ein Zeichen seiner Macht darstellen und vor allem seinen Reichtum zeigen.
Baumeister war Nikolaus Turing der Ältere. Er war ein bedeutender Architekt und Bildhauer der Spätgotik, der im Dienste von Kaiser Maximilian I. stand. Er schuf einen Erker, der 16 Meter breit ist und dessen Dach allein 3,7 Meter hoch ist.
Die wunderschönen Fresken sind von Jörg Kölderer (Hofmaler des Kaisers) gefertigt worden. Wer genau hinschaut, wird den Kaiser sogar auf den Reliefs am Erker entdecken. Er ist nicht nur einmal, sondern mehrfach zu sehen, zum Beispiel mit Bianca Maria Sforza und anderen interessanten Persönlichkeiten des damaligen Hofes.
Der Erker selbst diente dem Kaiser als Loge, von der aus er Turniere und verschiedene Veranstaltungen auf dem Hauptplatz beobachten konnte.
Im Laufe der Jahre verfiel das Gebäude und auch der wunderschöne Erker geriet in Vergessenheit. Eine Zeit nutzte man den Bau als Verwaltungsgebäude und es soll sogar eine Kaserne dort untergebracht gewesen sein. Erst zu Beginn des 19.Jahrhunderts änderte sich dieses. Der Tourismus begann immer mehr zu wachsen und man entdeckte die Schönheit des Erkers und der goldenen Dachschindeln wieder.
Eine Legende zum Goldenen Dachl
Die Legende vom Goldenen Dachl erzählt von Herzog Friedrich IV. von Österreich regierte von 1406-1439), der auch als Friedrich mit der leeren Tasche bekannt war. Die Bürger verspotteten ihn wegen seiner vermeintlichen Armut. Als Friedrich von seinem Spitznamen „Friedel mit der leeren Tasche“ erfuhr, soll er gesagt haben: „Ich werde meine leere Tasche noch füllen.“ Durch kluge Finanzpolitik und sparsames Handeln gelang es ihm tatsächlich, seinen Reichtum zu vermehren. Er ließ das Dach seines Residenzgebäudes in Innsbruck mit feuervergoldeten Kupferplatten bedecken, um diejenigen zu beschämen, die ihn verspottet hatten. Dieses vergoldete Dach wurde als das „Goldene Dachl“ bekannt und steht heute als Symbol für Friedrichs erfolgreiche finanzielle Führung und kluge Wirtschaftspolitik.
Allerdings entspricht diese Sage nicht den historischen Tatsachen. Nach heutigen Erkenntnissen wurde der Erker des Goldenen Dachls erst nach 1500 an das Gebäude angebaut, wahrscheinlich unter der Herrschaft von Kaiser Maximilian I. Eine dendrochronologische Untersuchung ergab, dass der Dachstuhl des Goldenen Dachls nach 1497 errichtet wurde. Die Vorstellung, dass Herzog Friedrich IV. das Goldene Dachl erbaut hat, ist somit eine weit verbreitete, aber historisch unkorrekte Meinung.
Besuch am Goldenen Dachl
Da stehen wir nun am Goldenen Dachl in Innsbruck, die Sonne glitzert auf den Schindeln und wir blicken in unsere Familiengeschichte.
1964 während der Olympischen Spiele waren Patricks Eltern in der Stadt. Der Blick in ein altes Fotoalbum zeigt uns ein inzwischen vergilbtes Bild aus dieser Zeit. Hier lässt sich das Glänzen des Daches nur erahnen.
1978 – ich war 11 Jahre alt und war mit meinen Eltern in der Weihnachtszeit in Innsbruck. Ich hätte vor der Reise in die Stadt behauptet nie dort gewesen zu sein, wurde aber dank eines alten Fotos eines besseren belehrt. Es muss recht grau in der Stadt gewesen sein, das Foto lässt das Dachl sehr unscheinbar wirken.
2024 stehen wir nun vor dem Goldenen Dachl in Innsbruck, um uns herum stehen viele Besucher der Stadt und fotografieren. Ob sie auch so beeindruckt sind wie wir?
Was weiß man über die Reliefs?
Wer vor dem Erker steht, kann heute die Nachbildungen der 18 Reliefs bewundern. Sechs Originale befinden sich im Museum des Goldenen Dachl. Die kunstvollen Sandsteinplatten sind stilistisch an die Spätgotik angelehnt und sehr detailreich gestaltet.
Betrachten wir zunächst das Spruchband, dass im Hintergrund des Relief verläuft. Die dort zu sehenden Zeichen sind schon ungewöhnlich und auch bis heute nicht vollständig entschlüsselt. Es handelt sich um eine Kombination von lateinischen, griechischen und hebräischen Buchstaben. Es sollen auch ägyptische Hieroglyphen zu sehen sein. Wer in das Museum geht, kann die originalen Reliefplatten sehen und bekommt hervorragende die Probleme bei der Entschlüsselung erklärt.
Wer sich etwas mehr mit dem Thema beschäftigt, wird Berichte im Internet finden in denen ein Hobby-Historiker 2020 behauptet, dort den Anfang eines Bibelverses aus dem Johannes-Evangelium erkannt zu haben. Ob das stimmt, wer weiß? Wir haben es natürlich versucht unseren allwissenden Freund Google zu befragen und haben einige Buchstaben eingelesen. Das Ergebnis: es war nicht zu übersetzen. Wäre ja auch zu einfach gewesen….
Kaiser, Hofnarr und Moriskentänzer
Die Bilder des Reliefs zeigen unterschiedliche Motive. Ein zentrales Relief zeigt Kaiser Maximilian I. zusammen mit seinen beiden Ehefrauen, Maria von Burgund und Bianca Maria Sforza. Diese Darstellung symbolisiert die dynastischen Verbindungen und die politische Bedeutung der Ehen des Kaisers.
Auf der rechten Seite des Erkers sind Hofnarren abgebildet. Diese Figuren könnten die Rolle des Humors und der Unterhaltung am kaiserlichen Hof darstellen. Eine Wissenschaftlerin hat inzwischen nachgewiesen, wer der rätselhafte Gaukler mit den Eselsohren an der Frontseite des Erkers tatsächlich ist. Es soll sich um Maximilians Vater, den Kaiser Friedrich III handeln. Der Mann rechts von Maximilian soll seinen Onkel Herzog Sigmund der Münzreiche sein, dem ihm aus der finanziellen Klemme geholfen hatte.
Besonders eindrucksvoll finde ich die Moriskentänzer, die mit verrenkten Körpern anscheinend vollkommen in ihrem Tanz versunken sind. Diese Tänzer sind ein Hinweis auf Maximilians Vorliebe für ausgelassene Feste und könnten die kulturelle Vielfalt und den Einfluss der damaligen Zeit symbolisieren.
Die Reliefs unter dem Erker zeigen die Wappen der Gebiete, über die Maximilian herrschte. Zu sehen sind die Wappen von Österreich, Ungarn und des Heiligen Römischen Reiches. Diese Wappen verdeutlichen die territoriale Macht und den Einfluss des Kaisers.
Die goldenen Schindeln
Der Blickfang des Erkers sind aber die goldenen Schindeln. Insgesamt 2657 Schindeln schmücken das Dach des Erkers.
Die goldenen Schindeln des Goldenen Dachls bestehen aus Kupfer, das mit einer dünnen Schicht aus Gold überzogen ist. Diese Technik, bekannt als Feuervergoldung, verleiht den Schindeln ihren charakteristischen Glanz und schützt sie gleichzeitig vor Witterungseinflüssen.
Insgesamt wiegt das Dach etwa 3 Kilogramm.
Sehr kurios finde ich, dass 2012 während Restaurierungsarbeiten 8 Schindeln entwendet wurden. Schon wenige Tage später fand man 5 Schindeln an öffentlich zugänglichen Plätzen in Schwanz und Innsbruck wieder. Zwei Schindeln fand man in einem Postkasten in Hall in Tirol und eine Schindel ging per Post an das Bundesdenkmalamt. Bis heute ist nicht bekannt, wer der oder die Täter waren.
Der Brunnen
Direkt unterhalb des Erkers befindet sich an der Wand ein kleiner Brunnen. Hier gibt es in den Sommermonaten erfrischendes Trinkwasser.
Im Laufe der Jahre veränderte sich der Brunnen sehr. 1485 war es noch ein Schöpf- und Ziehbrunnen und die einzige Möglichkeit zur Wasserversorgung in der Altstadt. Um 1900 stand noch ein gusseiserner Brunnen im neugotischen Stil dort. Dieser musste 1906 dem Verkehr weichen.
Erst 1934 stiftete der Kaufmann und Heimatforscher Hans Hörtnagl der Stadt einen neuen Brunnen. Dieser ist optisch zwar viel unscheinbarer, hängt aber nun an der Hauswand unterhalb des Erkers und löscht bei den Besuchern den Durst.
Museum Goldenes Dachl
Das Museum wurde 2019 neu eröffnet und zeigt nun das Leben Kaiser Maximilians I., alles wissenswerte rund um den berühmten Erker und kleine Sonderausstellungen. Der Eingang zum Museum befindet sich direkt unterhalb des Erkers. Über einige Treppenstufen erreicht man den Eingangsbereich und von dort die Ausstellungsräume.
Bevor es aber in die Räume geht, kann man einen Blick in den berühmten Erker werfen. Man darf ihn natürlich nicht betretenen, aber auf dem Boden stehen Spiegel, die so einen Blick an die Decke und Seitenwände ermöglichen.
Es ist sogar möglich einen Blick auf die Straße und die dort stehenden Menschen zu werfen. Es sind wirklich wunderschöne Bilder.
Ich finde allerdings, dass man diese noch besser in den Abendstunden sehen kann, wenn das Goldene Dachl in Innsbruck beleuchtet ist.
Das Museum bietet eine kleine interaktive Ausstellung, die interessant gestaltet ist. Uns hat besonders die Geschichte zu den Reliefplatten interessiert – super spannend und zu gerne hätte ich etwas das Wissen, um die Inschrift entschlüsseln zu können.
Gut zu wissen
Das goldene Dachl befindet sich auf einem prunkvoller Erker. Es handelt sich um ein vergoldendes Dach, dass von Kaiser Maximilian I. als Zeichen seiner Macht errichtet wurde.
Das berühmte vergoldete Dach befindet sich in der Altstadt von Innsbruck. Genauer gesagt steht es in der Herzog-Friedrich-Straße an der Ecke zur Pfarrgasse.
Das ist nicht möglich, da es sich in einer Fußgängerzone befindet.
Der Hauptbahnhof Innsbruck ist zu Fuß 800 Meter entfernt.
Von der öffentlich zugänglichen Fußgängerzone kann man kostenlos das Gebäude und das goldene Dachl betrachten. Nur wer auch das Museum sehen möchte, muss Eintritt bezahlen.
Besucherinformationen
Adresse
Herzog-Friedrich-Straße 15
6020 – Innsbruck
Öffnungszeiten
Museum:
Montag – Sonntag: 10 – 17 Uhr
Oktober bis April am Montag geschlossen
Dachl:
immer
Eintrittspreise
Museum:
Erwachsene: 5,50€
Mit der InnsbruckCard kommt man kostenfrei in das Museum.
Dachl:
kostenlos
Der Besuch in Innsbruck fand im Rahmen einer Pressereise statt.
Schreibe einen Kommentar