Kaum ein Gebäude fällt in Stettin so sehr aufgrund seiner Architektur auf, wie die Mieczysław-Karłowicz-Philharmonie. Das erstaunliche Gebäude steht seit 2014 in der Stadt und es werden zu bestimmten Zeiten Führungen durch das Gebäude angeboten.
Was bedeutet das Wort Philharmonie?
Philharmonie kommt aus dem altgriechischen und lässt sich in etwa mit Freund und Harmonie oder weiter gefasst mit „Liebe zur Musik“ übersetzen. Oft wird der Begriff als Namensbestandteil großer Orchester verwendet.
In Stettin ist die Liebe zur Musik bei einem Besuch der Mieczysław-Karłowicz-Philharmonie sehr zu spüren.
Kleine Vorgeschichte des Stettiner Orchesters
Die Filharmonia im. Mieczysława Karłowicza w Szczecinie hat sich 1948 gegründet und spielte das erste Konzert unter der Leitung von Felicjan Lasota. Seid 1958 trägt sie den Namen des polnischen Komponisten Karłowicz.
2004 war es bereits zu merken, die Musiker benötigten für ihre Auftritte einen größeren und moderneren Raum. Man suchte nach einem geeigneten Bauplatz und schrieb einen Wettbewerb für die Gestaltung eines neuen Konzerthauses aus. 24 unterschiedliche Vorschläge wurden eingereicht und die Jury wählte den Entwurf von Barozzi/Veiga aus Barcelona aus.
Bis 2014 spielte die Stettiner Philharmonie im Saal des Stettiner Rathauses. Dann zogen sie in das neu errichtete Gebäude um.
Ein neuer Spielort wird erbaut
Der neue Standort für die Stettiner Philharmonie fand sich an der Stelle, an der 1884 das Konzerthaus von Franz Schwechten erbaut worden war. Dieses war im Zweiten Weltkrieg zerstört worden und einige Jahre standen noch die Ruinen dort.
Im April 2011 begannen die Bauarbeiten für das Gebäude. Ich habe ein kleines Video gefunden, dass im Zeitraffer einen ganz wunderbaren Eindruck vermittelt.
Auch wenn der Bau zunächst bei den Stettinern nicht besonders gut ankam, zeigte sich schnell internationale Begeisterung aus den Kreisen der Architekten. 2015 zeichnete man den Bau mit dem Mies-van-de-Rohe-Preis für das beste Bauwerk 2014 aus.
Die Philharmonie beherbergt nun auf vier Etagen mehr als 12 000 m2 Fläche, einen Sinfoniesaal, einen Kammersaal, Probensäle, einen Musikladen, ein Café, ein großzügiges Foyer, Künstlergarderoben, Lagerräume für Instrumente und Büros. Damit bietet das Gebäude jetzt ausreichend Platz für eine abwechslungsreiches Angebot für alle Altersgruppen.
Besuch der Philharmonie
Schon von außen ist das Gebäude etwas ganz Besonderes. Wie ein riesiger weißer Eisberg mit großen Zacken steht es mitten in der Stadt. Scheint die Sonne auf das Bauwerk leuchtet es hell.
Als wir in das Gebäude betreten haben, verschlug es mir erst einmal den Atem. Das hatte ich wirklich nicht erwartet. Man kommt in eine riesige, über 5 Stockwerke (zusätzlich die Höhe der spitzen Decke) offene weiße Eingangshalle. Alles ist hier weiß, der Boden, die Wände, die Bar, ja sogar die Treppen erstrahlen in leuchtendem weiß. Einige mögen es vielleicht als klinisch und steril empfinden, auch weil der Raum nahezu leer ist. Ich empfinde es als herrlich aufgeräumt und clean. Ein Ort, in dem man sich auf sich selber konzentrieren und die Welt um sich ausblenden kann.
Wir hatten noch etwas Zeit, bevor unsere deutschsprachige Führung durch das Haus starten sollte und so war es möglich, diesen Raum in Ruhe zu genießen. Auf einer Seite befinden sich zwei schmal und klein wirkende Schlitze, hinter denen sich ein dunkler Raum öffnet. Erst als ein Mann dort vorbei ging, wurde mir bewußt, diese Öffnungen wirkten nur klein und dahinter befanden sich die Garderoben des Hauses.
Auf der nächsten Raumseite führt eine spiralförmig angelegte Treppe in die höher liegenden Stockwerke. Diese sind wir später während der Führung hinauf gestiegen und konnten von dort einen tollen Blick in das Eingangsfoyer genießen.
Direkt neben der Treppe zieht sich ein großer etwas tiefer hängende Kasten in das Foyer. Darunter befindet sich die Bar / das Café des Konzerthauses. Auch hier wirkt es aufgrund der enormen Höhe des Innenraumes so, als ob der Bereich so flach ist, dass man sich zum Hindurchlaufen ducken müsste. Aber auch das ist eine optische Täuschung. Der Bereich ist natürlich so hoch, dass man sich bequem und ohne die Angst erdrückt zu werden, darunter aufhalten kann.
Eine weitere große weiße Treppe führt vom Kassenbereich hinauf in den ersten Stock des Gebäudes.
Kleiner Konzertsaal
Zuerst führte man uns in den Kleinen Konzertsaal. Die Wände und Decke in diesem Saal sind vollkommen schwarz und er wird auch als Mondsaal bezeichnet. Etwa 190 Besucher können auf den weißen Stühlen Platz nehmen und dort Konzerten zuhören.
Großer Konzertsaal
Nachdem wir über die Galerie im 4.Stock mit ihren wechselnden Ausstellungen gegangen sind, öffnete sich für uns die Türen zum große Sinfoniesaal der Philharmonie Stettin. Ganz im Gegensatz zum Kleinen Saal erstrahlt dieser in goldenen Tönen und wird zurecht als Sonnensaal bezeichnet. Die Wände sind nicht nur so erbaut worden, dass hier eine hervorragende Akustik herrscht. Man hat sie auch in mühsamer Kleinarbeit mit goldfarbender Folie beklebt.
In den Großen Konzertsaal passen fast 1000 Besucher. Auf der Bühne ist Raum für 120 Musiker und 110 Sänger.
Führungen in der Philharmonie Stettin
Wer an einer Führung teilnehmen möchte, findet auf der Webseite der Philharmonie Stettin die aktuellen Angebote. Hauptsächlich finden die Führungen in Polnisch statt. An einigen ausgewählten Terminen werden aber auch Führungen in Deutsch oder Englisch angeboten.
Die Führung dauert etwa 45 Minuten und kostet pro Erwachsene 10,- PLN
Wir haben unsere Eintrittskarte vorab online gebucht.
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