Einer der schönsten und größten Parkanlagen in Stettin, der Kasprowicz Park, befindet sich etwas außerhalb des Altstadtbereiches. Ein Spaziergang führte uns zum “Spinatpalast von Stettin”.
Kasprowicz Park
Vom Museum für Verkehr und Kommunikation kommend, betreten wir am Hang des Niemierzyńska-Tals eine der größten Parkanlagen der Stadt.
Um 1900 legte man die Parkanlage zu Ehren des Stettiner Philanthropen und Unternehmers Johannes Quistorp an und gab ihr den Namen „Quistorp Park“. Der Unternehmer schenkte der Stadt den angrenzenden Jasne-Błonia-Platz und den Arkona-Wald.
Einwohner und Touristen liebten es durch den Park zu schlendern. Es gab exotische Bäume und Sträucher zu entdecken, ein Konzertplatz lockte mit Angeboten und auch für die Kinder gab es einen Spielplatz und eine Rodelbahn. Im Park gab es auch Restaurants und eine Bierstube.
Nach dem Zweiten Weltkrieg bekam der Park seinen heutigen Namen, Kasprowicz Park. Leider vernachlässigte man das Gelände über viele Jahre und einige der vorhandenen Bauwerke mussten abgerissen werden.
Geht man heute durch den Park, kann man an einem kleinen See entlang laufen und verstreut im Gelände noch gut 200 verschiedene Baum- und Straucharten entdecken. Neben den einheimischen Pflanzen befindet sich im Kasprowicz-Park auch der einzige nordamerikanische Garten in Europa.
Ende der 1970er Jahre hat man ein Amphitheater für 4500 Zuschauer in den Park gebaut. Hier finden regelmäßig Veranstaltungen statt. Seit 2007 gibt es einen neu angelegten Rosengarten mit über 100 verschiedenen Rosensorten zu bewundern.
Wir haben den Spaziergang durch den Kasprowicz Park unter den Schatten spendenden Bäumen sehr genossen. Bänke laden zu einer Pause ein, man kann den Vögeln lauschen und der Blick auf den Wasserlauf ist Erholung pur.
Denkmal für die Tat der Polen – Pomnik Czynu Polaków
Im Kasprowicz Park, in der Nähe des Stadtamtes, erhebt sich ein gewaltiges Denkmal. Der Bildhauer Gustaw Zemla hat dieses beeindruckende Werk geschaffen , dass man am 40. Jahrestag des Angriffs der Nationalsozialisten auf Polen (3.9.1979), enthüllt hat.
Die Gesamthöhe des Denkmals beträgt 22,5 Meter. Drei riesige Adler, die alleine schon etwa 60 Tonnen wiegen, erheben sich hoch über den Köpfen der Besucher. Jeder dieser Adler steht für eine Generation der Stettiner Bevölkerung, zu dessen Ehren man das Denkmal geschaffen hat. Ein Adler symbolisiert die im Ausland lebende Generation der polnischen Gemeinde von Stettin aus der Übergangszeit vom 19. zum 20. Jahrhundert, die vor dem Krieg lebte. Der zweite Adler steht für die Stettiner, die nach dem Krieg am Wiederaufbau der Stadt teilgenommen haben. Der dritte Adler ist ein Symbol für die letzten Generation, die an der Entwicklung der Industrie, des Gesundheitswesens, der Kultur, der Kommunikation und des modernen Bauwesens in der Stadt beteiligt war.
Der “Spinatpalast” oder das „Grüne Stettiner Rathaus“
Vom Kasprowicz Park kommend, überquerten wir eine Straße und standen vor einer offenen Parkanlage in barocken Anordnung, der von Platanen-Alleen flankiert ist. Auf den Wiesen spielten die Kinder und im Schatten unter den Bäumen saßen zur Mittagszeit die Menschen und genossen die Pause. Am Ende des kleinen Parks steht ein großes grünes Gebäude, dass von den Stettiner liebevoll “Spinatpalast” genannt wird. Dort befindet heute die Stadtverwaltung.
Im April 1924 kaufte Kommerzienrat Martin Quistorp das Grundstück, damit dort der Sitz der Behörden der Provinz Pommern errichtet werden konnte. Im Laufe von einigen Jahren entstand ein repräsentativer Bau. Dieser gliedert sich in ein Hauptgebäude, einen Westflügel und zwei Ostflügel. Durchgänge unter Gebäudeteilen ermöglichen den direkten Zugang von der Stadt zum Park. Die repräsentative Fassade im neobarocken Stil ist nach Südwesten ausgerichtet und zeigt zum Platz Armii Krajowej. Das gesamte Gebäude war zunächst dunkelgrün verputzt. Diese Farbgestaltung der Fassaden des Gebäudes ist der Grund dafür, dass das Gebäude vor 1945 im Volksmund als Spinatpalast oder Spinathaus bezeichnet wurde.
In den 1960er Jahre brachte man auf der grünen Fassade eine dünne Zementmörtelschicht auf. Aus dem grünen Haus wurde in mausgraues Haus. Als man dann 2013 Sanierungsmaßnahmen vornahm, stellte man die leuchtend grüne Fassade wieder her und Stettin hat nun wieder seinen Spinatpalast.
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