Nur gerade 130 Kilometer von Berlin entfernt liegt Stettin im Nordwesten von Polen. Mit dem Zug ist man wirklich schnell dort und so bietet sich ein Kurzbesuch in der polnischen Stadt am Stettiner Haff geradezu an.
Wer nur wenig Zeit hat, möchte möglichst viel entdecken. Da bietet sich ein gut ausgeschilderter Stadtrundgang natürlich an. Es gibt eine wunderbare Touristenroute durch Stettin ein “Roter Weg”
Stettin und sein „Roter Weg“
42 Stationen auf 7 Kilometern Strecke – das ist auch bei einem Kurzbesuch gut zu bewältigen.
Man kommt an den wichtigsten historischen Gebäuden und Sehenswürdigkeiten vorbei und folgt dabei ganz einfach einer roten Linie, die auf den Boden gemalt wurde. Diese gestrichelte Linie auf dem Gehweg wird unterbrochen von großen roten Kreisen mit einer Zahl. Hier befindet sich dann immer ein interessanter Besichtigungspunkt.
Jede dieser 42 Stationen hat seine eigene Zahl und passend dazu findet man auf Informationstafeln alle wichtigen Daten zu dieser Station. Die Tafeln findet man in der Regel direkt am Gebäude oder frei stehend in unmittelbarer Nähe. Wer den genauen Routenverlauf gerne mitnehmen möchte, kann bei den Touristinformationen der Stadt passende Infoflyer erhalten.
Liste der einzelnen Stationen
- Hauptbahnhof
- Postgebäude
- Ehemalige Kaserne
- Fragment der Stadtmauer (einziger erhaltener Stadtmauerabscnitt)
- Johanniskirche
- Lange Brücke (Most Długi)
- Das Alte Rathaus
- Loitzenhof
- Schloss der pommerschen Herzöge (Stettiner Schloss)
- Herzoglicher Reitstall
- Siebenmantelturm
- Haupteinfallstraße
- Marineakademie
- Gebäude des Nationalmuseums
- Gebäude des Westpommerschen Woiwodschaftsamtes
- Adam-Mickiewicz-Denkmal
- PAZIM-Gebäude
- Das barocke Königstor
- Kirche St. Peter und Paul
- Schiffsmast der S/S Kapitän Maciejewicz.
- Professorenhäuser
- Marienstiftsgymnasium
- Geburtsort der Zarin Katharina II.
- Erzbischöfliche Basilika (Jokobikirche)
- Barocke Figur der Flora
- Barocker Adlerbrunnen
- Haus mit dem Globus
- Velthusensche Palast
- Pommersche Landhaus
- Museum der Gegenwartskunst
- Gedenktafel der polnischen Pfadfinder Organisation
- Gebäude der Pommerschen Landesbank
- Königlich-Preußisches Postgebäude
- Neugotische Kirche „Johannes der Täufer“
- Kinderkrankenhaus
- General Władysław Anders Platz
- Herz-Jesu-Kirche
- Garnisonskirche St. Adalbert
- Denkmal Kornel Ujejski
- Barocke Berliner Tor (Brama Portowa)
- Das Neue Rathaus
- Ankerbrunnen
Einige der Stationen, die ich in Stettin entdeckt habe, stelle ich nun vor.
Unterwegs in Stettin auf dem „Roten Weg“
Am Hauptbahnhof angekommen findet man direkt vor dem Bahnhofsgebäude die rote 1, die den Start des Rundgangs kennzeichnet.
Der Hauptbahnhof hieß früher Berliner Bahnhof. Schon 1843 verband die Eisenbahn Stettin mit Berlin. Mit dieser Eisenbahnstrecke begann die Geschichte der Eisenbahn in Pommern.
Am Punkt 7 auf dem Heumarkt steht das Alte Rathaus von Stettin. Ursprünglich entstand das Gebäude im 15. Jahrhundert. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude zerstört. Glücklicher Weise hat man das Gebäude rekonstruiert und so kann man hier die ursprüngliche gotische Gestaltung bewundern. Die Nordfassade zeigt einen wunderschönen gotischen Ziergiebel, während die Südfassade der Renaissance zuzuordnen ist.
Heute befindet sich in dem Gebäude das Stadtmuseum.
Der Heumarkt, an dem das Alte Rathaus zu finden ist, wurde lange umgebaut. Inzwischen stehen hier wunderschöne bunte Häuser, die sich an ihren historischen Vorbildern orientieren.
Als nächstes erreicht man den Loitzenhof. Die Kaufmannsfamilie Loitz lebte in dem gotischen Bauwerk unterhalb des Schlosses in Stettin. Familie Loitz verdiente ihr Geld mit dem Salzhandel und war auch als Bankiersfamilie in Nordeuropa bekannt. Als König Sigismund II. August von Polen und der Kurfürst Joachim II. von Brandenburg ihre Kredite an die Familie nicht zurückzahlen konnten, brach 1572 das Imperium der Familie zusammen. Sie konnte nun ihre Gläubiger nicht ausbezahlen und mussten Stettin fluchtartig verlassen.
Heute befindet sich im Loitzenhof das Kunstlyzeum.
Der Weg in das Schloss der pommerschen Herzöge (Stettiner Schloss) ist nicht weit. Auch hier wurde im Zweite Weltkrieg das Gebäude zerstört. In den 1980er Jahren konnte es dann wieder aufgebaut werden und erstrahlt heute im alten Stil. In den Höfen des Schlossanlage finden heute oft Veranstaltungen statt. So auch an dem Tag, an dem ich in Stettin unterwegs war. Aber auch so kann man den Charme des Anlage erspüren. Und als ich dann die tolle Astronomische Uhr entdeckt habe, war ich ganz begeistert.
Das Schloss wird heute von verschiedenen Kultureinrichtungen genutzt (Oper, Museum, Galerien).
Die Punkte 13 – 15 der „Rote Linie“ Tour in Stettin liegen an der Hakenterrasse. Die Hakenterrasse entstand auf dem ehemaligen Gelände des Fort Leopold. In den angrenzenden Gebäude befinden sich heute die Marineakademie, das Nationalmuseum und das Westpommersche Woiwodschaftsamt. Die Terrassenanlage ist einer der Hauptanziehungspunkte vieler Touristen. Von hier kann man in den Hafen gucken und einen Blick auf die Oder genießen.
Beeindruckend sind die breiten Treppen, die von den Pavillons zur Terrasse führen.
An der 16. Station des Stadtspazierganges entlang des Roten Weges in Stettin steht seit 1960 das Adam-Mickiewicz-Denkmal. Es erinnert an einen polnischen Dichterpoeten der Romantik. Sehr interessant finde ich, dass das Denkmal auf dem Sockel eines abgebauten Denkmals von Kaiser Friedrich III. errichtet worden ist.
Ein kleiner Tipp am Rand:
In dem PAZIM – Gebäude (Punkt 17) befindet sich im 22 Stock ein Panoramacafé. Den Sonnenuntergang von dort erleben und dabei einen Cocktail trinken lohnt sich wirklich.
Der Stadtspaziergang entlang der „Roten Linie“ geht vorbei an dem barocken Königstor. Diese ist 1725-1727 als Teil einer Festungsanlage erbaut worden. Das Tor bildete ursprünglich die nördliche Stadtbegrenzung.
Und wir gelangen schließlich an den Punkt 19 der Route, die Kirche St.Peter und Paul. Die gotische Kirche soll die älteste Kirche der Stadt sein und löste eine Holzkirche ab.
Die Kirche steht an einem großen Platz. Hier kann man nicht nur ein imposantes Denkmal (Engel des Friedens), sondern auch die recht neue Philharmonie bewundern.
Erst 2014 ist das moderne Bauwerk eröffnet worden und passt meiner Meinung nach nicht wirklich in das Stadtbild. Ich finde den Bau im Gegensatz zu den umliegenden Gebäuden zu modern.
Der 25. Punkt des Stadtrundganges ist die Statue der Flora. Diese Figur zeigt die römische Göttin des Frühlings und ist etwa 1730 entstanden. Nach einigen Standortwechseln hat man sie nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem Orta Bialego aufgestellt.
Stettin ein “Roter Weg” – eine schöne Idee für einen Stadtrundgang.
Abschluss des Tages
Bevor es zurück nach Hause oder in ein Hotel geht, sollte man nicht vergessen noch etwas typisch polnisches zu Essen. Mein absolutes Lieblingsessen sind Pierogi und in Stettin findet man zahlreiche Restaurants, die diese anbieten.
So gestärkt ging es dann mit dem Zug zurück nach Berlin.
Gerhard Bluhm
Danke, sehr gut! Hilfreich wäre eine Kartenübersicht mit dem eingezeichneten Weg…
Susanne Jungbluth
Eine gute Idee, vielen Dank. Ich werde versuchen schnell eine Karte nachzuliefern.