Etwas abseits von den üblichen touristischen Strömen liegt das Stettiner Museum für Technik und Kommunikation in einem ehemaligen Straßenbahndepot. Liebhaber alter Fahrzeuge, aber auch Liebhaber von Nähmaschinen und Schreibmaschinen werden hier auf ihre Kosten kommen.
Bei unserem Besuch wurde gerade an einem Erweiterungsbau für das Museum gearbeitet, in dem dann vermutlich der Bereich Kommunikation zu finden ist. Wir konnten bei unserem Besuch hauptsächlich Transportmittel, Schreibmaschinen und Nähmaschinen entdecken.
Schwerpunkt der gesamten Ausstellung ist dabei auf die Firma Stoewer gelegt, die einst in Stettin produziert hat.
Stoewer – eine Stettiner Firmengeschichte
Von 1858 bis 1945 war die Firma Stoewer in Stettin ansässig. Bekannt ist die Firma vor allem durch die von ihnen produzierten Autos und Fahrräder, aber begonnen hat es eigentlich ganz anders.
Bernhard Stoewer gründete 1858 eine Feinmechanische Reparaturwerkstatt und begann noch im selben Jahr mit der Produktion von Nähmaschinen. Ab 1893 baute man die ersten Fahrräder und ab 1903 entstanden die Stoewer Schreibmaschinen in Stettin.
Nachdem 1899 ein Teil des Werkes von den Geschwistern Bernhard (jun.) und Emil übernommen worden waren, begann man mit der Produktion von Motorfahrzeugen. Noch im selben Jahr stellte man das erste Modell den “Großen Stoewer Motorwagen” vor und zählte von nun an zu den Pionieren des Autobaus (damals noch von Deutschland).
Die 1920er Jahre machten das Unternehmen zu einem Kleinserienhersteller von hochwertigen und sportlichen Luxusautos, die sich vor den Wagen von Horch und Mercedes nicht verstecken mussten. Während der Weltwirtschaftskrise gelang es Stoewer durch eine solide Finanzpolitik und der Einsicht nicht mit dem Massenmarkt konkurrieren zu müssen, zu überleben. Viele andere Autoherstellern gelang dieses nicht.
Ab Mitte der 1930er Jahre war das Stettiner Unternehmen in die Rüstungspolitik eingebunden und musste beim Aufrüsten der Wehrmacht mithelfen. In dieser Zeit entstand das meist gebaute Fahrzeug der Firma, der “Leichte Einheits-PKW” (LEPKW) mit Allradantrieb. Sogar die BMW-Werke in Eisenach und die Hanomag-Werke in Hannover stellten diesen Wagentyp als Lizenzbau her.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges fiel Stettin zu Polen. Die Werksanlagen wurden demontiert und in die UdSSR verbracht. Die Firma musste geschlossen werden.
Autos, Strassenbahnen und mehr
Tritt man in das Stettiner Museum für Technik und Kommunikation steht man in einer großen Halle, die auf den ersten Blick vollgestellt mit Autos und Straßenbahnen ist. Erst beim Rundgang fielen uns dann noch die Motorräder, Nähmaschinen und Schreibmaschinen auf.
Fans und Kenner werden sicherlich viele der Exponate sofort auf den ersten Blick erkennen. Wir waren ehrlich gesagt recht froh darüber zahlreiche Tafeln, die auch deutsche Erklärungen und Beschreibungen enthielten, lesen zu können.
Stoewer Automobile – was für ein Traum von Auto
Um es gleich vorweg zu nehmen. Ich habe mein Traumauto beim Rundgang gefunden. Keine Ahnung um was für einen Typen es sich handelt, wie schnell es fährt oder ob es überhaupt von Stoewer ist. Ich liebe einfach die Farbe und die Form. (Ja, ich weiß – typisch Frau)
Die weltweit größte Stoewer-Sammlung der Automobile in dem Stettiner Museum für Technik und Kommunikation zeigt Exponate aus der ganzen Stoewer Firmengeschichte. 60 unterschiedliche Fahrzeugtypen hat man in Stettin gefertigt: Elektromobile, Rennwagen, Luxus-Limousinen, Omnibusse, Lastkraftwagen, robuste Personenkraftwagen.
In diesem Museum stehen 7 Wagen, 50 Nähmaschinen, 28 Schreibmaschinen, 7 Fahrräder und zahlreiche kleine Exponate vom Ersatzteil bis zum Foto. Ein Großteil der Sammlung stammt von einer Privatsammlung, die 2019 aufgekauft und nach Stettin gebracht wurde.
Beeindruckend fand ich den Stoewer V5 des Baujahrs 1932. Dieser Autotyp gehörte zu den ersten Fahrzeugen, die in den Stoewerwerken in Stettin produziert worden sind. Das Auto hatte eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h und war bei den Käufern auch aufgrund des Preises sehr beliebt.
Etwas edler und imposanter wirkt das Fahrzeug mit dem schönen Namen „Der Greif“. Nachdem im März 1935 die Röhr-Werke schließen mussten übernahm Stoewer die Produktion. Nur ein halbes Jahr später rollte der Stoewer “Greif Junior”, der baugleich mit dem “Röhr Junior” war aus dem Werk. Ein Jahr später kam die „überarbeitete“ Variante auf den Markt. Diese war stromlinienförmiger gebaut und soll bis zu 100 km/h schnell gewesen sein. Etwa 4000 Wagen prodzuierte man von der Greif Serie, heute sollen noch 14 Exemplare existieren.
Auch die Motorräder, die man im Stettiner Museum für Technik und Kommunikation sehen kann, sind ganz besondere Exemplare. Das Model Alba, ist das älteste Motorrad, dass in der Nähe von Stettin produziert worden ist. Das Modell, das eigentlich wie ein Fahrrad aussieht, stammt aus dem Jahr 1919 und hat weder Kupplung noch Getriebe.
Prototypen
Etwas ganz besonderes finde ich, dass man im Stettiner Museum für Technik und Kommunikation auch Prototypen sehen kann, die es nie zur Produktionsreife geschafft haben.
Da ist zum Beispiel das Lastenmotorrad Junak B 23, ein Prototyp der Stettiner Motorradwerke aus dem Jahr 1960.
Oder das im Heeresinstitut für Fahrzeug- und Panzertechnik in Sulejówek entwickelte sechsrädriges Amphibienfahrzeug mit Vierradantrieb. Gedacht war es, mit diesem leichten Geländefahrzeug Verletzte von Schlachtfeldern abzutransportieren.
Das Stettiner Verkehrswesen
Sehr spannend fand ich die Entwicklung der Busse und Straßenbahnen in Stettin. 1897 fuhr in Stettin die erste elektrische Straßenbahn.
Die älteste Bahn in der Sammlung des Museums ist der Wagon 144. Insgesamt kann man sieben verschiedene Straßenbahntypen entdecken, die unterschiedlich bequemen Sitzbänke ausprobieren und einen Blick in den Fahrerstand werfen.
Es gibt auch Autobusse zu sehen, die viele Jahre die Stettiner Bevölkerung transportierte. In einem Bus haben wir Platz genommen und festgestellt, dass das Thema „Beinfreiheit“ heute wirklich überbewertet ist. Das waren noch kuschlige Zeiten, als man mit diesem Bus unterwegs war.
Adresse:
Niemierzyńska 18A
71-441 Szczecin, Polen
Öffnungszeiten:
Dienstag: 10-15 Uhr
Mittwoch, Donnerstag: 10-16 Uhr
Freitag, Samstag: 10-18 Uhr
Sonntag: 10-16 Uhr
Montag: geschlossen
Eintrittspreise:
Erwachsene: 16 PLN
Schröder,Johannes Lutz
Hallo, hat Stoewer auch Feuerautos gebaut, ich habe zwei in TT (120) und bin Sammler und fahre mit zwei Vitrinen auch zu Ausstellungen. Mein Sammlung hat jetzt die 1000 Stück erreicht alle in TT Größe. Ich werde das Museum 25 besuchen wenn wir von Usedom kommen. Kennt ihr helfen ? Mit freundlichen Gruß Schröder Kreischa bei Dresden
Susanne Jungbluth
Wow, ein echter Stoewer Fan. Ich habe leider keine Ahnung, was die Firma so alles gebaut hat. Wir waren zu Besuch in Stettin und haben das Museum besucht. Die dort gezeigten Wagen waren toll. Vielleicht einfach mal vorbei gehen und nachfragen.
Gruß, Susanne
Michael Grimm
Toller Bericht: Wir werden hinfahren!!!!!!