Die Altstadt von Rostock lädt zu einem Stadtbummel geradezu ein. Die Entfernungen sind nicht zu groß und an fast jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken.
Wir haben uns ein wenig umgesehen und einige Orte während unserer Tour durch die Altstadt von Rostock haben uns besonders beeindruckt. Den Streckenverlauf kann man sehr gut auf der Karte verfolgen.
Start- und Endpunkt unserer kleinen Tour ist der Neue Markt in Rostock.
Altstadt von Rostock: Neuer Markt
Der Neue Markt ist fast quadratisch und, so finde ich, eigentlich recht unattraktiv. Eine große zugepflasterte Fläche, mit etwas Kunst, wenig Grün und der Straßenbahn, die am Rand des Platzes vorbei fährt. Erst wenn der regelmäßig stattfindende Wochenmarkt auf dem Platz steht, wirkt er belebt.
Rostock bestand einst aus drei Teilstädten: Alt-, Mittel- und Neustadt. Jeder Bereich hatte einen eigenen Marktplatz, eine eigene Kirche und ein eigenes Rathaus. Der Neue Markt gehört zur historischen Mittelstadt, das dazugehörige Rathaus steht an der Ostseite des Platzes und die Marienkirche erhebt sich im Hintergrund.
Im mittelalterlichen Rostock befand sich auf dem Neuen Markt das wirtschaftliche Zentrum der Mittelstadt. Um den Platz errichteten reiche Bürger der Oberschicht wunderschöne Giebelhäuser. Im Rathaus tagte das Gericht und in der Mitte des Platzes stand einst der Schandpfahl.
Von der ursprünglichen Gestaltung des Neuen Markts ist heute nur noch wenig zu sehen. Bei Luftangriffen während des Zweiten Weltkrieges ist fast die gesamte Bebauung zerstört oder beschädigt worden. Auf der Nordseite des Platzes blieben nur 3 von 10 Häusern erhalten. Auf der Ostseite sind das Rathaus mit zwei angrenzenden Giebelhäusern erhalten geblieben, nur die westliche Seite des Platzes blieb ein recht großes zusammenhängendes Häuserensemble stehen.
Nach dem Krieg beschloss die Stadt den Platz nicht vollständig wieder aufzubauen, man riss sogar noch die letzten Häuser auf der nördlichen Platzseite ab, um eine monumentale Strecke für politische Kundgebungen zu schaffen.
Die westliche Marktseite ist heute der eigentliche Hingucker des Platzes. Hier stehen wunderschöne Giebelhäuser, die auf den ersten Blick alt und historisch aussehen. Aber nicht alle Häuser sind wirklich alt. So sind zum Beispiel die Häuser mit den Hausnummern 9/10 in den 1950er Jahren entstanden. Sie bilden optisch die kriegszerstörten Vorgängerbauten recht gut nach. Andere Häuser dagegen sind wirklich sehr alt. Zum Beispiel ist das schmale grüne Giebelhaus mit der Hausnummer 11 Ende des 18.Jahrhunderts barock umgestaltet worden und das gelbe Eckhaus hat einen mittelalterlichen Kern mit einer klassizistischen Fassade.
Für alle diejenigen, die am Neuen Markt die Hausnummern 19 bis 28 suchen.. diese befanden sich auf der Nordseite des Platzes. Man hat die ursprüngliche Hausnummerierungen beibehalten und da die Häuser nicht mehr existieren, gibt es die Hausnummern nun auch nicht mehr.
Brunnen der Lebensfreude
Der Stadtbummel durch die Altstadt von Rostock führte uns zunächst entlang der Fußgängerzone zum Brunnen der Lebensfreude, der sich auf dem Universitätsplatz befindet. Aber Stopp! Nicht vergessen vorher ein typisches DDR Softeis zu kaufen. Der kleine Laden liegt etwas versteckt in der Fußgängerzone.
Seit 1980 steht der von der Rostocker Bevölkerung kräftig diskutierte Brunnen dort. Er zeigt 16 Skulpturen von Menschen und Tieren. Die lebensgroßen Personen sind nackt und stehen sehr eng beieinander. Sicherlich ein Grund, warum die Rostocker dem Brunnen den Namen Porno-Brunnen gegeben haben.
Heute ist der Brunnen ein beliebter Treffpunkt. Kinder spielen in den kleinen Wasserfontänen und keiner stört sich mehr an der Nacktheit der Menschen.
Ich gehe ein wenig um den Brunnen herum und habe dabei die doch sehr lebensnahen Tierfiguren betrachtet.
Universität Rostock in der Altstadt von Rostock
Direkt hinter dem Brunnen und der angrenzenden Grünfläche steht das eindrucksvolle Hauptgebäude der Universität Rostock. Diese ist die drittälteste Hochschule in Deutschland.
1419 gründeten die Herzoge Johann IV. und Albrecht V. von Mecklenburg mit dem Rat der Hansestadt Rostock die erste Universität im Ostseeraum. Finanziert wurde die Gründung fast ausschließlich durch die Bürger der Stadt.
Zunächst lehrte man in einer juristischen, einer philosophischen und medizinischen Fakultät in bestehenden Gebäude der Stadt. Eine theologische Fakultät gab es zunächst nicht, diese genehmigte der damalige Papst erst 1432.
Im 15. und 16. Jahrhundert war die Universität Rostock mit etwa 500 Studenten aus Norddeutschland, Holland, Skandinavien und dem Baltikum eine der bedeutendsten Universitäten in Deutschland. 1569 gründete man die Universitätsbibliothek, diese verfügt heute über einen Buchbestand von 2,2 Millionen Bänden.
Das wunderschöne Hauptgebäude am Universitätsplatz entstand 1866/70 im Stil der Neorenaissance. Hier studierten im Laufe der Jahre viele heute bekannte Wissenschaftler und Forscher wie zum Beispiel Heinrich Schliemann.
Kröpeliner Tor
Der Fußgängerzone folgend erreichten wir das Kröpeliner Tor. Ein großes und imposantes Stadttor, dass ab 1270 als eins der vier großen Tore in der Rostocker Stadtbefestigung stand.
Mit dem Bau der Befestigungsanlage der Stadt entstand zunächst ein zweigeschossiges Stadttor, dass im Laufe der Jahre um 5 Stockwerke und somit auf 54 Meter Höhe erweitert wurde. Das Tor stand an der Straße, die nach Lübeck und Wismar führte und schon die Größe sollte den Reisenden die Bedeutung der Hansestadt Rostock verdeutlichen.
Nachdem die Stadt sich über den mittelalterlichen Mauerring hinweg ausgedehnt hatte, verlor das Tor seine Aufgabe als Stadttor. Es wurde zu einem Prunkgebäude der Stadt. Heute hat es keine Verbindung mehr zur Stadtmauer, man kann anhand des Mauerwerks aber recht gut erkennen, wo die Mauer an das Tor anschloss.
Ungenutzt steht das Tor nicht am Ende der Fußgängerzone, heute finden im Tor verschiedene Ausstellungen und Veranstaltungen statt.
Direkt hinter dem Tor gelangt man sehr gut auf die Wallanlage von Rostock. Diese gehörte einst zu der Befestigungsanlage der Stadt. Ich entdecke Reste der Stadtmauer und die typischen Bastionen. Es ist eine wunderschöne Grünanlage, die zu einem erholsamen Spaziergang einlädt.
Wer an der Heubastion angekommen ist, kann einen kleinen Abstecher zum Heilig Kreuz Kloster und dem Klostergarten machen. Dort befindet sich auch ein Museum zur Stadtgeschichte. Wir haben uns das Museum etwas genauer angesehen und sind dabei auf den Spuren meiner Vorfahren gewandelt.
Uns führte der Weg aber weiter die Wallstraße entlang, bis zur Kreuzung an der Steinstraße.
Ständehaus Rostock
An der Kreuzung steht das Oberlandesgericht Rostock. Ursprünglich war der imposante Bau das Ständehaus von Rostock.
Der rote Backsteinbau wurde von 1889 bis 1893 in nur vier Jahren Bauzeit errichtet. Zahlreiche Verzierungen und Türmchen schmücken die prunkvolle Fassade, das zunächst als Parlamentsgebäude für die Ritter- und Landschaft Mecklenburg-Vorpommern diente.
Besonders gut gefallen mir die vier Bronzefiguren der Herzöge von Mecklenburg Johann Albrecht I., Friedrich Franz II, Georg I. und Christian II., die rechts und links eines großen Wappens angeordnet auf kleinen Simsen der Hauptfassade stehen. Auf dem Wappen am Ständehaus Rostock steht das Motto: „Per aspera ad astra“ (Durch Schwierigkeiten zu den Sternen).
Leider ist es nicht möglich mal eben das Gerichtsgebäude zu betreten, es soll aber auch im Inneren sehr beeindruckend sein.
Steintor
Direkt neben dem Ständehaus befindet sich das Steintor, das heute auf einer Verkehrsinsel steht. Auch dieses Tor gehörte einst zur Rostocker Stadtbefestigung und zählte zu den Haupttoren der Stadt.
Man vermutet, dass das erste Steintor ursprünglich ähnlich wie das Kröpeliner Tor aufgebaut war. Nach nicht ganz so friedlichen Auseinandersetzungen zwischen Rostock und Schwerin ließ der damalige Herzog Teile der Festungsanlage und auch das Steintor schleifen und verwendete die Steine zum Bau einer Festung (lag im heutigen Rosengarten).
1574 -77 erkauften sich die Rostocker Bürger das Recht, ihre Festungsmauer inklusive des Steintors wieder aufzubauen. Das Steintor ließen sie im Stil der Niederländischen Renaissance erbauen.
Das Tor zeigt zwei unterschiedliche Seiten. Die Stadtseite ist wesentlich aufwändiger gestaltet und soll den Reichtum der Stadt präsentieren. Eine Inschrift zeigt den Wahlsprich der Stadt: „Sit intra te concordia et publica felicitas“ – In deinen Mauern herrsche Eintracht und öffentliches Wohlergehen. Zwei Löwen tragen das Rostocker Wappen. Die Feldseite des Tor ist wesentlich schlichter gestaltet. Hier stellen Schießscharten nach außen die Wehrhaftigkeit der Stadt dar. Es gab eine Zugbrücke, die im Falle eines Angriffes hochgezogen werden konnte. Diese ist heute nicht mehr vorhanden.
Vom Steintor führt uns ein schöner Weg weiter an der ehemaligen Stadtmauer entlang bis zum Kuhtor.
Kuhtor
Anfangs noch als Altes Steintor bezeichnet, verlor das Stadttor durch den Bau des (neuen) Steintors an Bedeutung. Durch das Tor, dass eins der ältesten Gebäude der Stadt ist, wurden nun nur noch die Tiere auf die in der Nähe liegenden Weideflächen getrieben. So lässt sich auch der heutige Name Kuhtor erklären. Der ehemalige Wehrturm wurde später über viele Jahre als Wohnhaus genutzt, heute veranstaltet der Literaturförderkreis dort Lesungen.
Ich finde das Tor recht beeindruckend. Fast quadratisch mit einer Höhe von 3 Metern und einer Mauerstärke von 2 Metern wirkt es sehr massiv. Am Sockel und Fundament erkennt man heute noch sehr gut, aus was für massiven Steinen das Tor errichtet worden ist.
Wer hier eine Pause mach möchte findet in unmittelbarer Nähe ein tolles Café mit selbst gemachten Cupcakes.
Von dort aus führte uns der Spaziergang durch die Altstadt von Rostock in Richtung Stadthafen.
Mönchentor
Auch zum Wasser hin war Rostock vor Angriffen geschützt. Am Ende der Großen Mönchenstraße befindet sich das letzte erhaltene Strandtor dieses Festungsabschnittes. Vor diesem Tor lag der Strand von Rostock, der seit dem Mittelalter der Stadt als Hafen diente. Im Obergeschoss des Tores wohnte der Strandvogt.
Das erste Mönchentor wird in Aufzeichnungen 1316 erwähnt. Im Laufe der Jahre ist es einige Male dem jeweiligen neusten architektonischen Stil angepasst worden. Bei der letzten Renovierung 1990/92 hat man die klassizistische Gestaltung mit der abgestuften Attika wieder aufgegriffen. Eine Empire-Vase krönt das Gebäude.
Nachdem wir das Tor passiert hatten. Gelangten wir zum Rostocker Stadthafen.
Rostocker Stadthafen
Der Rostocker Stadthafen liegt am südlichen Ufer der Warnow und ist nur ein kleiner Bereich des großen Hafengeländes.
Rostock als Hansestadt war in den hanseatische Handel eingebunden. Der Stadthafen war der Umschlagplatz vieler Waren und alleine 7 Strandtore in der Stadtmauer ermöglichten von der Kaufmannsbrücke (Landungsbrücke) einen Zugang in die Stadt.
Nach dem Niedergang der Hanse und der Verlagerung des Welthandels in den Atlantik verlor der Stadthafen an Bedeutung. Der große Stadtbrand 1677 verschlechterte die Lage zusätzlich. Erst ab 1850, lebte das Geschäft im Hafen wieder auf. Es dauerte nicht lange und Rostock hatte mit fast 370 Schiffe die größte Handelsflotte im Ostseeraum.
Eine zusätzliche Aufwertung erhielt der Hafen mit dem Anschluss einer Hafenbahn an das Eisenbahnnetz. Wir snd an einem alten Bahnhof, der heute ein Restaurant ist, vorbei gekommen. Hier stehen auf den letzten Schienen noch alte Waggons und erinnern an diese Zeit.
Seit 1991 sind die typischen Hafenanlagen nach und nach abgebaut worden und so kann man heute direkt an der Warnow entlang bummeln und in dem ein oder anderen Restaurant einkehren. Ein bißchen Hafenfeeling ist aber erhalten geblieben. Am Ufer liegen einige interessante Schiffe und die Ausflugsschiffe nach Warnemünde fahre dort ab.
Mich hat der Nachbau eines alten Hafentretkrans (1780) beeindruckt. Bei dieser Art Kran werden durch Aufrollen eines Seiles auf die Achstrommel eines Tretrades die Lasten gehoben. In Rostock wurde dieser Kran nicht in erster Linie zum Be- und Entladen von Schiffen verwendet. Man nutzte ihn zum Aufstellen der Masten der Briggs, die in Rostock bis in die 80er Jahre des 19. Jahrhunderts gebaut wurden.
Imposant finde ich auch die zwei riesigen Portalkrane und den Brückenkran. Was für riesige Stahlkonstruktionen, die bestimmt enorme Gewichte anheben konnten.
Zum Abschluss des kleinen Hafenrundganges zog es uns noch zu einigen Museumsschiffen, die im Haedgehafen vor Anker liegen. Betreten darf man diese nicht, aber vom Ufer aus hat man einen guten Blick auf die Schiffe. Einige sollen sogar noch fahrtüchtig sein.
Vom Stadthafen aus führte uns der Weg durch die Altstadt von Rostock kreuz und quer zuruck zum Neuen Markt.
Zurück auf dem Neuen Markt
Unser Rundgang durch die Altstadt von Rostock endet dort, wo wir begonnen haben, auf dem Neuen Markt. Hier gibt es zum Abschluss noch einen Ort, den nicht jeder Rostockbesucher kennt: die Schlange am Rostocker Rathaus.
Wir mussten etwas suchen, um die Schlange zu finden, denn sie lebt klein und unauffällig an einer Säule am Rathausvorbau. Woher sie kommt? Dass scheint bis heute ihr Geheimnis zu sein. Bekannt ist aber folgendes:
Der barocke Rathausvorbau stammt aus dem Jahr 1727/29. Es gibt mündliche Überlieferungen, die bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts reichen, die von der Existenz des Reptils berichten, dass sich damals komplett um die Säule wickelte.
Dann scheint das Reptil in Vergessenheit geraten zu sein. Erst als man 1927 die Fassade des Rathauses gestrichen hat, tauchte die Schlange wieder in den Geschichten rund um die Stadt auf. Nun allerdings legte man sie zwischen zwei Säulen. Der Krieg, Umwelteinflüsse und andere Eingriffe veränderten das Aussehen der Beton-Schlange. Mit der Zeit glich es immer mehr einem Aal. Ende 1993 ersetzte man das Tier durch eine wetterbeständige Bronze-Schlange, die bereits nach wenigen Jahren aus ihrer Halterung verschwand. Seit 1998 gibt es nun wieder eine neue Plastik an der Säule, die eine Mischung aus Schlage und Aal vereint.
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