Einer der schönsten Aussichtspunkte von Rostock ist die Petrikirche und liegt hoch oben auf dem unverwechselbaren Turm der Kirche. Es lohnt sich, die Stufen zum Turm hinauf zu steigen und den Blick über die Stadt zu genießen.
Die Hansestadt Rostock hatte einst vier Stadtkirchen. Die Marienkirche, die Nikolaikirche, die Jakobikirche und die Petrikirche. Die Jakobikirche ist im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1960 abgetragen worden. Von den nun noch drei ehemaligen Stadtkirchen ist die Petrikirche nicht nur die älteste, sondern mit 117 Metern auch die höchste der Kirchen.
Dort, wo heute die Petrikirche steht, hat um 1300 bereits ein Kirchenbau gestanden. Es gibt in den Mauern der heutigen Kirche nachweislich Baumaterialien, die aus dieser Zeit stammen. Heute lässt sich rekonstruieren, dass der Kirchenbau dreischiffig gewesen sein muss und aus dunkelroten bis violetten Steinen bestand.
Mitte des 14. Jahrhunderts ersetzten die Rostocker den vorhandenen Kirchenbau durch eine dreischiffige Basilika im Stil der Backsteingotik. Um 1500 stand der damals 127 Meter hohe Kirchturm. Bereit wenige Jahre später, 1543, zerstörte ein Blitzschlag den Turm. Es dauert bis 1578, bis der Turm seinen neuen Turmhelm bekam und mit seinen nun 117 Metern ein wichtiger Orientierungspunkt für die Schifffahrt wurde.
Die nächsten Jahrhunderte nagten zwar am Kirchenbau, die Schäden konnten aber mit kleineren Sanierungen und Renovierungen behoben werden. Im Zweiten Weltkrieg, bei Luftangriffen Ende April 1942, wurde die Petrikirche in Rostock stark beschädigt. Nicht nur der kupferne Turmhelm verbrannt, auch die Orgel, der barocke Altar und die Kanzel aus der Renaissance fielen den Flammen zum Opfer. Das Gewölbe des Mittelschiffs und eines Seitenschiffs stürzte ein. Der Wetterhahn von der Turmspitze fiel zwar vom Dach, konnte aber trotz seiner Beschädigungen erhalten werden. Später stellte man ihn in der Kirche auf.
Der Wiederaufbau erfolgte nur sehr zögerlich. Ein Notdach sicherte den Turm und das Mittelschiff schloss man notdürftig mit einer flachen Holzdecke. Die Arkaden zwischen dem Haupt und den Seitenschiffen mauerte man einfach zu und tünchte die Wände weiß.
Der Turm bekommt eine Aussichtsplattform
Erst 1994 konnte der Turm wieder aufgebaut werden. In 45 Meter Höhe enstand eine Aussichtsplattform, die über einen Fahrstuhl oder die vorhandenen Treppenstufen erreichbar ist.
Mit Hilfe verschiedener Geldquellen und Fördermitteln war es nun auch möglich, einen neuen kupferbeschlagenen Turmhelm zu finanzieren. Nachdem dieser auf den Turm gesetzt war krönte der restaurierte und neu vergoldete Wetterhahn den Turm. Von nun an hatte die Stadt ihr weit über die Stadt sichtbares Wahrzeichen zurück.
Aufstieg zur Aussichtsplattform
Wir hatten die Wahl, fahren mit dem Fahrstuhl oder Treppen steigen. Für mich ganz klar, einen Turm muss man ersteigen – also hoch laufen und runter darf es dann ruhig der Fahrstuhl sein.
Insgesamt führen 195 Stufen hinauf zur Aussichtsplattform. Anfangs winden sie sich eng hinauf und es gibt kaum eine Möglichkeit auszuweichen falls Gegenverkehr kommen würde. Eigentlich kann man sich relativ sicher sein, dass kein Gegenverkehr auf der Treppe unterwegs ist. Die meisten Besucher nutzen den Fahrstuhl, der in 26 Sekunden sein Ziel erreicht. Im oberen Turmabschnitt werden die Treppen dann breiter und der Aufstieg wird so etwas angenehmer.
Die Öffnungen, durch die man einen traumhaften Ausblick auf die Stadt und die Warnow hat, sind vergittert. Im ersten Moment war ich etwas enttäuscht, denn durch die Gitter zu fotografieren ist nicht so schön. Dann entdeckte ich größere Löcher in den Gittern, die das Fotografieren problemlos möglich machten.
Ich finde, dass es sich wirklich lohnt, diesen Aussichtspunkt in Rostock zu besuchen. Bei guter Sicht kann man ganz im Norden das Seebad Warnemünde entdecken. Die Warnow erstreckt sich direkt vor einem und die Ausflugsschiffe fahren in der Ferne.
Bevor wir mit dem Fahrstuhl wieder hinunter gefahren sind, entdeckte ich an der Wand einen kleinen Kasten. Wer dort etwas Geld hinein wirft aktiviert eine Zeitschaltuhr, die das Licht im Gebälk des Turms anschaltet. Eine nette Spielerei, die die Holzkonstruktion gut sichtbar werden lässt. Ohne diese Beleuchtung fand ich die Ansicht allerdings nicht viel schlechter.
Besuch der Kirche
Die Kirche kann kostenfrei besucht werden und wir sind nach dem Besuch im Turm dort noch hinein gegangen.
Die dreischiffige Basilika schließt im Hauptschiff mit einem Chor ab. Hier fällt der Blick sofort auf die wunderschönen Fenster. Diese hat man beim Wiederaufbau 1962/63 in die gotischen Bögen eingefügt. Jedes Fenster besteht aus einzelnen Bildern, die Ereignisse aus dem Leben des Petrus darstellen.
Der Rostocker Künstler Mannewitz hat die Motive entworfen, die anschließend in bleigefassten Glasbildern umgesetzt wurden. Drei Figuren tauchen bei genauer Betrachtung immer wieder auf: Christus mit goldgelbem Heiligenschein und Kreuz, Petrus mit violettem Heiligenschein und Johannes mit gelbem Heiligenschein.
Mir gefallen die Fenster sehr und erinnern mich etwas an die Gläserne Bibel, die wir in Frankfurt (Oder) gesehen haben.
Noch immer sind die Wände zu den Seitenschiffen zugemauert und nur wenige Öffnungen vorhanden. An den Wänden und von der Decke hängend entdecke ich einige Schiffsmodelle. Dieses ist recht häufig in Kirchen an den Küsten der Fall und sind zum Dank für Gottes Hilfe aus der Seenot oder, um mit der Bitte um Gottes Segen zu segeln, gefertigt und der heimatlichen Kirche geschenkt worden. Diese Votivschiffe sind meist sehr detailreich gearbeitet.
Im Gegensatz zu vielen anderen Kirchen, die im Krieg zerstört worden sind, hat man in der Petrikirche auf die Rekonstruktion der Gewölbedecke verzichtet. Die Kirche hat eine flache Holzdecke. Diese Entscheidung ermöglichte es, dass man das eine Seitenschiff zweigeschossig ausbauen konnte. Im Obergeschoss befindet sich ein Saal und im Erdgeschoss hat man mehrere Räume entstehen lassen. Diese werden durch Fenster im Sockelbereich erhellt.
Als wir die Kirche verlassen fiel mir noch ein wunderschönes Detail auf. Die Türklinke der Kirchentür stellt Jonas und den Wal dar.
Adresse:
Alter Markt 1,
18055 Rostock
Öffnungszeiten:
Mai – September
täglich 10-18 Uhr
Oktober – April
täglich 10-16 Uhr
Während der Gottesdienste und Veranstaltungen kann die Kirche nicht besichtigt werden.
Eintrittspreise:
Turmaufstieg
Erwachsene: 4,-€
Kirche
kostenfrei
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