Eine der interessantesten Hotelanlagen, in der ich in der letzten Zeit übernachten durfte, ist das Hotel-Restaurant-Café Haffhus in der Nähe von Ueckermünde. Damit meine ich nicht das optische Auftreten der gesamten Anlage, sondern vor allem das Konzept der Energieversorgung für das Hotel Haffhus.

Ende 1999, mit dem Besitzerwechsel, begann die Veränderung von einem 18 Zimmer Hotel in einen heute autark arbeitenden Hotelbetrieb. Schnell fing man an, zu renovieren und Erweiterungsarbeiten durchzuführen. So entstand zum Beispiel ein großzügiger Wellness-Bereich mit Schwimmbad und Saunen, ein großer Spielplatz für die Kindern und zwei neue große Apartmenthäuser unterschiedlichen Zimmerangeboten. Auch das Haupthaus erweiterte man mit einem Konferenzbereich, einer Bowlingbahn mit Bar und einer Bibliothek. Nach und nach entstand so eine große und moderne Anlage mit 76 Zimmern.

Aber das ist eigentlich nichts ungewöhnliches. Das, was mich begeistert hat findet man eher im Hintergrund und ist auf den ersten Blick nicht sofort zu erkennen.
Energiekonzept im Hotel Haffhus
Nach einigen umfangreichen Recherchen und Umstrukturierungen entschloss sich der Eigentümer, den gesamten Hotelbetrieb vom öffentlichen Stromnetz abzukoppeln. Es wurden etwa 5 Millionen Euro investiert und heute ist der Betrieb nur mit Hilfe der eigenen Stromgewinnung vollkommen autark.

Hotelbetrieb ohne Energie aus dem öffentlichen Stromnetz – ist das möglich?
Für mich als Gast sind zunächst nur die großen Photovoltaikanlagen auf einigen Dächern sichtbar. Bei einem Rundgang hat man uns dann das Konzept genauer erklärt. Neben der Nutzung der Sonnenenergie verwendet man im Hotel Haffhus unter anderem auch Holzhackschnitzel zur Energiegewinnung.
Mein Wissen im Bereich der Energiegewinnung ist eher dürftig. Aber dennoch fand ich das System, wie was mit wem zusammenspielt um ausreichend Strom erzeugen zu können, sehr spannend.
Für technikinteressierte Leser einige Informationen:
- Solaranlage mit 118 kW Leistung auf 5 Dachflächen:
hauptsächlich für die Stromerzeugung im Sommer gedacht - BHKW mit Gas:
Sie dienen als Energieerzeuger und liefern etwa 5,5 kW elektrische und 14 kW thermische Leistung. Die Maschinen sind schnell und kurzfristig einsetzbar und erreichen in nicht einmal 2 Minuten volle Leistung. Sollte im Sommer die Energiegewinnung durch die Sonne nicht ausreichen, werden die Maschinen zugeschaltet. Im Jahr wird etwa 10% der Gesamtenergie durch die BHKWs mit Gas produziert. - Hackschnitzelheizung:
produziert Wärme und Strom aus regional gelieferte Holzhackschnitzel. Diese vwandelt man in einem Prozess zu Holzgas. das vereinfacht ausgedrückt einen Generator antreibt, der Strom (ca. 20 kW/h) produziert. Der Strom wird entweder direkt verbraucht oder dem Batteriespeicher zugeführt. Die entstehende Wärme innerhalb des Prozesse gelangt in den Heizungprozess. - Batteriespeicher
Energie muss irgendwo gespeichert werden. Der Batteriespeicher des Hotels kann etwa 500 kW Strom speichern. Das entspricht etwa dem Tagesbedarfs des Hotels. Geplant ist es, die Kapazitäten zu erweitern. - Wärmepumpe:
Die Wärmepumpen liefern bei einer elektrischen Leistung von 40kW eine thermische Leistung von 150kW. - Wärme- und Kältespeicher:
Im Hotel gibt es 7 Pufferspeicher mit Heizstäben, die tausende von Litern Wasser aufheizen können. So kann überschüssige Energie für andere Bereiche sinnvoll genutzt werden. - umfangreiche Hardware für die Automatisierung und Überwachung des Energiebedarfes
In der gesamten Anlage ist das Thema Energieverbrauch groß geschrieben. Dazu gehört auch, dass für Angestellte und Gäste Stromtankstellen für ihre Autos zur Verfügung stehen. Diese werden auch nur mit selbst produziertem Strom betrieben.
Wie erfährt der Gast etwas über den Energieverbrauch?
Nicht nur der Gast, sondern auch alle Angestellten im Haus können sich ständig über den Energieverbrauch der Anlage informieren.

So erfährt zum Beispiel das Hauskeeping, ob gerade ausreichend Strom produziert wird, dass die Waschmaschinen und Mangeln problemlos arbeiten können.
Der Gast kann sich über ein Tablet im Zimmer in den Kontrollbereich der Energie einwählen und die aktuelle Entwicklung verfolgen. So kann zum Beispiel gucken, wann der größte Energiebedarf besteht und ggf. könnte man zum Beispiel auf Ladevorgänge am Auto verzichten und diese zu einer anderen Zeit durchführen.
Ich fand es sehr interessant und habe mich eine Weile mit den Daten beschäftigt.
Mein Aufenthalt im Hotel Haffhus
Mein Zimmer lag in einem der Nebengebäude im dritten Stock. Von dem Balkon konnte ich sogar einen Blick auf das Stettiner Haff erhaschen.

Das Zimmer war groß, freundlich eingerichtet mit einem kleinen Badezimmer mit Dusche. Der WLAN Empfang klappte problemlos, war ausreichend schnell und stabil.

Zum Frühstück muss man in das Haupthaus, in dem neben der Rezeption auch das Restaurant und der Wellness Bereich liegt. Bei gutem Wetter kann man auf einer Terrasse seinen morgentlichen Kaffee oder Tee genießen. Ich habe bei der Auswahl des Frühstücks nichts vermisst und bin glücklich in den Tag gestartet.

Kleiner Tipp: Vor dem Frühstück lohnt sich, ein Blick auf das Stettiner Haff zu werfen. Den Sonnenaufgang habe ich zwar nicht erlebt, aber das ruhige Wasser mit traumhaften Spiegelungen ist durchaus ein Besuch wert.

Wer sein Auto gerne einmal stehen lässt kann sich im Hotel Haffhus Fahrräder und eBikes ausleihen. Wir sind einen Vormittag mit eBikes unterwegs gewesen und haben eine Radtour nach Altwarp unternommen. Hier kann man nicht nur leckere Fischbrötchen essen, sondern auch eine große Binnendünenlandschaft erkunden.
Mir haben die zwei Nächte im Hotel Haffhus sehr gefallen. Gerne hätte ich noch mehr Zeit dort verbracht und den Wellnessbereich ausgiebig genutzt. Aber das lässt sich ja nachholen.


Offenlegung: Die Übernachtungen im Hotel Haffhus waren Bestandteil einer Bloggerreise nach Vorpommern. Der Bericht entspricht meinen Erfahrungen und ist unabhängig zum Besuch entstanden.
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