Münster ist eine Fahrradstadt. Wer hier Auto fährt ist selber Schuld. Die Fahrradwege sind – im Gegensatz zu unserer Heimatstadt Berlin – super ausgebaut. Überall hat man Fahrradampeln, Fahrradstellplätze und ich habe noch nie so fahrradfreundliche Autofahrer erlebt.
Warum gibt es das eigentlich nicht überall?!
Schon bei unserer Ankunft am Bahnhof stehe ich staunend vor Fahrradmengen, die hier am Straßenrand geparkt sind.
Aber wie sich herausstellt ist das noch gar nichts. Unterirdisch gibt es ein riesiges Fahrradparkhaus. Hier stehen Fahrräder gegen eine geringe Gebühr sicher und wettergeschützt auf nummerierten Parkplätzen. Sogar extra Plätze für Fahrradanhänger habe ich entdeckt.
Wer lieber etwas sparsamer unterwegs ist findet auf dem Vorplatz und unter der Fußgängerunterführung riesige zweistöckige Fahrradständer. Hier kann man das Fahrrad kostenlos parken, wenn man einen freien Platz findet. Sicherlich gibt es auch die ein oder andere „Fahrradleiche“ hier, aber die Stadt kündigt abschnittsweise regelmäßig Parkverbote an und verbringt die „Falschparker“ zu einer Sammelstation. Dort kann man dann sein Fahrrad abholen.
Wir hatten das Glück Leihfahrräder an unserem Hotel zu bekommen. So machte uns die Stadtentdeckung gleich doppelt so viel Spaß. Und das tolle, wir konnten die Räder wirklich überall stehen lassen, ohne an 3 verschiedene Schlösser zu denken. In Berlin überlegt man doch eher dreimal, wo man – möglichst mit Sichtkontakt – sein Fahrrad lässt. Hier stehen überall Fahrräder, da fällt eins mehr kaum auf.
Also auf! Steigt auf den Drahtesel und entdeckt Münster!
Fürstbischöfliche Schloss Münster
Unser erster Anlaufpunkt der kleinen Fahrradtour quer durch Münster war das Fürstbischöfliche Schloss.
Das Schloss wurde von 1767 bis 1787 im Stil des Barocks für Fürstbischof Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels erbaut.
Im Zweiten Weltkrieg entstanden zahlreiche Schäden. Zwischenzeitlich dachte die britische Besatzungsmacht sogar daran, das Schloss abzureißen.
Nach heftigen Protesten begann man 1946 mit dem Wiederaufbau. Da die Universitätsgebäude der Stadt nahezu komplett zerstört waren, sah der Wiederaufbau vor, im Schloss die Verwaltung und Vorlesungsräume unterzubringen. Noch heute nutzt die Universität das Schloss.
Vor gut 10 Jahren war ich schon einmal in Münster. Damals stand vor dem Schloss ein Volksfest und verdeckte die herrliche Fassade an der Hauptseite. Leider hatte ich auch dieses Mal kein Glück. Vor dem Schloss war bereits alles für das abendliche Openair Kino aufgebaut. Wieder konnte man den Anblick nicht 100% genießen. Aber aller guten Dinge sind drei und so werde ich noch einmal nach Münster fahren und hoffentlich mehr Erfolg haben. Ich finde aber, dass der Blick aus dem Schlossgarten auch sehr schön ist.
Botanischer Garten
Der Botanische Garten in Münster liegt hinter dem Schloss. Er wurde 1803 von der Westfälischen Wilhelms-Universität gegründet und dient als wissenschaftliche Einrichtung. Besonders schön finde ich, dass die Besucher den Botanischen Garten kostenfrei besuchen können.
Wir haben unsere Fahrräder auf den kleinen Fahrradparkplatz abgestellt und sind bei über 30 Grad vor der Hitze in den Botanischen Garten geflüchtet.
In aller Ruhe kann man hier spazieren gehen und dabei die unterschiedlichsten Pflanzen entdecken. Die Pflanzungen sind thematisch angeordnet und sehr gut beschriftet. Schattige Plätze laden zum Verweilen ein und besonders an dem kleinen See war es einfach wunderbar erholsam.
Der Botanische Garten ist täglich ab 9 Uhr geöffnet. Die Geländeschließung wird durch ein Glockenklingeln bekannt gegeben.
Aasee
Vom Botanischen Garten ging es mit dem Fahrrad weiter zum Aasee. Die Strecke war schnell bewältigt und wir konnten die Fahrräder an Fahrradständer direkt am See parken. Das Radfahren rund um den See ist nicht gestattet, also sind wir zu Fuß um einen Teil des Sees spazieren gegangen.
Der Aasee ist ein künstlich angelegter Stausee in Münster, er staut die Münstersche Aa. Er ist etwa 2,3 Kilometer lang und etwa 40 Hektar groß und dient auch dem Hochwasserschutz. Im 19.Jahrhundert war an der Stelle des heutigen Sees ein Feuchtgebiet, dass regelmäßig überflutet wurde. Manchmal sogar so weit, dass die Altstadt von Münster betroffen war. 1914 begann man schließlich mit den Arbeiten am einem Art Bassin, dass nicht nur die Hochwassergefahr eindämmen, sondern auch die Trinkwasserversorgung der Stadt sichern sollte. Zunächst wurde ein Areal von etwa 21 Hektar zur Seefläche umgewandelt. Im Zuge des Baus des Zoos in Münster erweitere man die Fläche, legte zusätzliche Spazierwege und Liegefläche an.
Am nördliche Seeende entstanden sie Aaseeterrassen mit Restaurants, Bootsverleih und Segelvereinen.
Wir sind um den See spazieren gegangen und haben nicht nur die Ruhe und den wunderschönen Blick über den See genossen. Am Ufer findet man zahlreiche Kunstinstallationen, mal mehr oder weniger unser Interesse weckten. Besonders schön ist die Klanginstallation unter der Brücke, die über den Aasee führt.
Der Aasee ist ein fast perfektes Naherholungsgebiet für die Stadt. Einziger Nachteil, aufgrund der schlechten Wasserqualität das Baden verboten. Wir habe den Spaziergang aber in vollen Zügen genossen.
Stadthafen
Unsere Fahrradtour führt uns weiter zum Stadthafen von Münster. Früher war hier noch ein Güterumschlagsplatz. Heute ist das ein Szeneviertel geworden. Bürohäuser, Kreativbüros und Kunstateliers, Restaurants und Clubs beleben die Gegend. Als wir dort ankamen fand zum Beispiel gerade ein Beachvolleyball Turnier statt (sogar mit freiem Eintritt).
Unser Ziel war die Hafenkäserei. Hier gibt es sehr guten Käse aus eigener Produktion, den wir uns natürlich nicht entgehen lassen konnten.
Quer durch die Altstadt
Zum Abschluss führte unsere Fahrradtour uns noch durch die Altstadt von Münster.
Über den Prinzipalmarkt vorbei am Historischen Rathaus. Der Prinzipalmarkt ist das Herz der historischen Altstadt. Hier stehen 48 Giebelhäuser (rekonstruiert nach der Zerstörung im 2.WK) und Arkardengänge laden zu einem Schaufensterbummel ein. Abends ist der Prinzipalmarkt wunderschön beleuchtet.
Wir fahren über den Domplatz, vorbei am Dom. Auf dem Domplatz findet Mittwochs und Samstags ein großer Wochenmarkt statt. Hier kann man gut essen und sich mit frischem Obst für den langen Stadtbesuch eindecken. Den Besuch des Doms haben wir uns für einen weiteren Besuch in Münster aufgehoben.
Zurück geht es vorbei an der Lambertikirche. Die spätgotische Hallenkirche ist einer der Hauptanziehungspunkte der Stadt. Hoch oben hängen 3 eiserne Käfige, in denen Mitte des 16.Jahrhunderts die Leichen der Anführer der Täuferbewegung öffentlich zur Schau gestellt wurden. Etwas besonderes ist auch die Türmerin von Münster, die hier ihren Arbeitsplatz hat und die wir abends besuchen dürfen. Darüber berichte ich in einem gesonderten Artikel.
Wir machen einen Abstecher zum Kiepenkerldenkmal. Der Kiepenkerl ist das Wahrzeichen der Stadt Münster. Kiepenkerle sind reisende Händler, die auf ihrem Rücken die traditionelle Kiepe tragen. Sie transportierten damit Waren und auch Nachrichten von Ort zu Ort.
Nach einem kleinen Schlenker kommen wir an der Liebfrauen-Unterwasserkirche vorbei und stehen schließlich vor dem Antiquariat Solder, dem Filmdrehort der Krimiserie Wilsberg.
Kleine Entdeckung am Rande..
wusstet ihr, dass Münster auch einen Walk of Fame hat? In einer kleinen Seitenstraße habe ich viele glänzende Sterne auf dem Boden entdeckt. Die Namen darauf stammen von engagierten Blutspendern. Eine tolle Idee!
Münster ist eine tolle Stadt…und es gibt noch so viel zu entdecken.
Offenlegung: Wir haben Münster im Rahmen einer Pressereise entdeckt. Die Berichterstattung beruht ausschließlich auf unseren eigenen Erfahrungen.
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