Ein Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt ist der Friedenssaal in Münster. Während unserer Zeit in Münster durfte der Besuch auf keinen Fall fehlen, denn hier ist Geschichte geschrieben worden.
Wissenswertes zum Historischen Rathaus von Münster
Münster erhielt 1170 das Stadtrecht. Die Ratsmitglieder benötigten nun einen Ort für Versammlungen und Gerichtsverhandlungen. Zunächst musste ein einfaches Gebäude in der Nähe des Prinzipalmarktes ausreichen. Aber nicht für lange Zeit. Mit Beginn der Parzellierung des Prinzipalmarktes hielt man ein Grundstück für den Neubau eines Rathauses frei. Das Grundstück lag in direkter Sichtlinie zum St.-Paulus-Dom. Die Bürger wollten so ihrem Streben nach Freiheit und Selbstverwaltung gegenüber dem Bischof Nachdruck verleihen.
Genauere Informationen über den Bau besitzt man leider heute nicht mehr. Sämtliche Dokumente des Stadtarchivs wurden während der Herrschaft der Täufer 1524/35 vernichtet. Erst spätere Quellen geben Auskunft über die Stadtentwicklung.
Richtig berühmt wurde das Rathaus in Münster, als hier und im Rathaus von Osnabrück zwischen 1643 und 1648 die Versammlungen des Westfälischen Friedenkongresses stattfanden. Diese Verhandlungen beendeten den 30-jährigen Krieg in Europa.
Während der Verhandlungen erklärte der Kaiser die Stadt als neutral und entband die Stadt von allen Pflichten gegenüber dem Reich und dem Fürstbistum. 150 Gesandte reisten an und wurden mit einem Begrüßungsschluck aus dem „Goldenen Hahn“ begrüßt. Der Westfälische Frieden wurde aber nicht im Rathaus von Münster verhandelt oder ratifiziert. Hier fand aber der Austausch der unterschriebenen Verträge des Frieden von Münster (1648) statt. Das Rathaus diente aber den Gesandten als Treffpunkt außerhalb der Verhandlungen. Seit dem 18.Jahrhundert hat sich der Begriff Friedenssaal für die Ratskammer durchgesetzt.
Leider wurde das Rathaus in Münster während des Zweiten Weltkriegs von Bomben getroffen und brannte aus. Nur die unteren Bögen und die Arkarden blieben erhalten.
Der Friedenssaal wurde zur 300 Jahrfeier des Westfälischen Friedens zuerst wieder aufgebaut. Glücklicher Weise hatte man in den Wirren des Krieges die Vertäfelung entfernt und konnte so das Original verwenden.
1950 begann schließlich der Wiederaufbau des Rathaues, der ohne die finanziellen Mittel der Stadt auskommen musste. Der Zuspruch der Bevölkerung war enorm und die Gelder flossen reichlich. 1958 war es geschafft und das Rathaus erstrahlte im neuen historischen Glanz.
Vor dem Rathaus
Wir stehen vor dem Historische Rathaus von Münster und ich bin wirklich beeindruckt. Die Fassade überstrahlt für mich alle anderen Gebäude der Straße.
Die Fassade ist aus Baumberger Sandstein im gotischen Stil erbaut worden. Guckt man von der Seite auf das Gebäude, sieht man, dass sie wesentlich höher als der eigentliche Giebel des Hauses ist und mit Stützen am Haus befestigt ist.
Erstaunlich finde ich die Verzierungen, die eigentlich eher an einen Kirchenbau erinnern.
Die Fassade gliedert sich in drei Bereiche, das Arkardengeschoss, das Hauptgeschoss und das Giebelgeschoss.
Das Arkardengeschoss besteht aus vier Spitzarkarden und 5 Säulen. Jede der Säulen ist unterschiedlich gestaltet.
Im Hauptgeschoss befinden sich vier große Fenster, die eine ähnliche Form wie die Arkarden aufweisen. Hinter den Fenster liegt der große Festsaal.
Das Giebelgeschoss gefällt mir am Besten. Wie Stufen erhebt es sich in die Höhe. Gegliedert wird es durch Blendfenster, Nischen, Pfeilern und fast schon filigranen Verbindungen der Pfeiler untereinander. Zusätzlich erkennt man einige Wappen, zum Beispiel den Greif mit dem Stadtwappen.
Besuch im Friedenssaal
Unser Ziel ist der Besuch der Ratskammer, oder wie der Raum allgemein genannt wird, der Friedenssaal.
Aus dem Eingangsbereich führt eine Tür in den Saal und mir kommt es so vor, als betrete ich eine andere Welt. Der Eingang ist so hell und freundlich gestaltet und nach hier betritt man einen Raum, der mit dunklen Holzvertäfelungen ausgestattet ist. Noch bevor ich anfangen kann einzelne Elemente zu erfassen, beginnt aus einem Lautsprecher eine Stimme etwas zur die Geschichte und allem Sehenswerte des Raumes zu erzählen. Sehr gut gemacht, aber ich bin zu gefesselt von einzelnen Elementen und komme der vorgespielten Erklärung kaum hinterher. Gut, dass diese wiederholt wird, auch wenn der nächste Durchgang in französisch mich an den Rand meiner Sprachkompetenz bringt. Da hilft nur etwas abwarten, bis ich wieder etwas verstehe.
Die Ratskammer ist nicht besonders groß, er misst nur etwa 10 x 15 Meter. Mir fällt als erstes die wunderschöne Holzvertäfelung ins Auge. Entstanden sind diese im Stil der Renaissance bereits im Jahr 1577.
An der Westwand hängen über der Vertäfelung und den Sitzbänken zahlreiche Bilder der Gesandten der Verhandlungen zum Westfälischen Friedens. Die Vertäfelungen selber sind wunderschön geschnitzt. An der Ostwand befinden sich vier Fenster. Sie sind recht einfach und nur etwas getönt verglast, so fällt ausreichend Licht in den Raum. Die Wandflächen sind im gleichen Stil wie auf der gegenüber liegenden Seite vertäfelt. Unterhalb der Vertäfelungen befinden sich sehr unbequem aussehende Sitzbänke.
Der Blickfang für mich in der Ratskammer ist aber die Nordwand des Raumes. Hier steht ein imposanter Richtertisch vor einer riesigen Schrankwand. Die Schrankwand enthält Fächer, die durch Türen verschlossen sind. Jede Tür ist eindrucksvoll verziert, einige mit biblischen Szenen, andere mit menschlichen Lastern. Ich kann mir vorstellen, wie hinter dem mächtigen Tisch der Richter gesessen hat und gnadenlos auf die Beschuldigten geguckt hat. Alleine die Optik des Raumes muss doch schon Respekt eingeflößt.
Die Südseite dominiert ein Kaminnachbau. Das Original ist im Krieg zerstört worden. In einer Vitrine steht der Goldene Hahn, aus dem die Gesandten zur Begrüßung tranken.
Wer den Friedenssaal besucht sollte etwas Zeit einplanen. Ich finde es gibt hier viele kleine Details zu entdecken, die einfach wunderschön sind.
Adresse:
Prinzipalmarkt 10
48143 Münster
Öffnungszeiten:
Dienstag – Freitag: 10-17 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertage: 10-16 Uhr
Montag geschlossen
ACHTUNG! Bei offiziellen Veranstaltungen bleibt der Saal geschlossen.
Eintrittspreise:
Erwachsene: 2€
Ermäßigt: 1,50€
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Offenlegung: Der Besuch im Historischen Rathaus fand im Rahmen einer Pressereise statt. Der Bericht entspricht ausschließlich meiner eigenen Meinung.
Alexandra
Deutschland hat soooo schöne Städte! In Münster war ich zum letzten Mal während des Studiums, jetzt bekomme ich direkt Lust, mal wieder hinzufahren. Danke für den tollen Tipp! LG Alexandra
Miriam
Liebe Susanne,
das ist ja wirklich ein interessanter Artikel. Das Rathaus ist ja auch schon von außen sehr schön anzusehen. Gott sei Dank konnte man die Holzvertäfelung damals im Krieg retten, die ist wirklich wunderschön. Wenn ich mal in Münster vorbei komme, werde ich dem Rathaus auf jeden Fall einen Besuch abstatten!
Viele Grüße
Miriam
Barbara
Hallo Susanne,
der Friedenssaal würde mich auch mal reizen. Leider schaffe ich es meist nicht zu den üblichen Öffnungszeiten in die Stadtzentren, so dass ich vieles von Münster nur von außen kenne. Daher danke für die Anregung; wenn ich mal mehr Zeit habe, schaue ich da gerne rein!
Liebe Grüße
Barbara
Michelle | The Road Most Traveled
Das Rathaus ist ja wirklich schön!
Wahnsinn, dass das nach dem Krieg alles wieder so schön aufgebaut wurde.
Die Fassade ist auch wirklich gelungen, super!
Liebe Grüße,
Michelle von The Road Most Traveled