Auf Bildern wirkt die Göltzschtalbrücke schon sehr beeindruckend, wenn man sie dann in der Realität sieht, ist es noch viel beeindruckender und ich kann verstehen, warum sie das Wahrzeichen des Vogtlands ist.
Eine Brücke über die Göltzsch entsteht
Bei der Planung der Eisenbahnstrecke von Leipzig bis Hof stellte sich schnell heraus, dass die größte Herausforderung die Überquerung des Göltzschtals werden würde. Die Sächsisch-Bayerische Eisenbahngesellschaft schrie Ende Januar 1845 ein Wettbewerb aus, der als Ergebnis 81 Brückenentwürfe hervorbrachte. Viele davon waren zwar schön, hielten aber der statischen Berechnung nicht die Nutzung durch eine Eisenbahn aus. Das ausgeschriebene Preisgeld von 1000 Talern mussten sich vier Entwürfe teilen, die jedoch nie umgesetzt wurden.
Unter Berücksichtigung von statischen Berechnungen und aufgrund der Kenntnisse, die beim Bau des Viaduktes in Leubnitz gewonnen worden waren, entwarf Professor J.A. Schubert eine neue Brücke. Er entwarf die erste statisch berechnete Brücke der Welt.
Die Planung sah vor, dass die Brücke nahezu vollständig aus Ziegeln und nur an stark beanspruchten Stellen aus Granit errichtet werden sollte. Wie es so häufig ist, in der Realität muss eine Planung oft überarbeitet werden. Nach der Grundsteinlegung 1846 stellte sich schnell heraus, dass die Festigkeit des Baugrundes nicht ausreichend war. Der Oberingenieur Wilke passte die Plane darauf hin an.
Bauphase
Nach der Grundsteinlegung 1846 entwickelte sich eine Großbaustelle, die die gesamte Umgebung mit einbezog.
Man benötigte natürlich ausreichen Baumaterial und Arbeitskräfte:
- Aus dem Lehm der Umgebung brannten fast 20 Ziegeleien entlang der Bahnstrecke täglich bis zu 50.000 Steine. Diese schuf man im sogenannten Dresdner Format (berechnet in Sächsischem Zoll) 11 3⁄4″ × 5 3⁄4″ × 2 3⁄4″. Das entspricht etwa einer Steingröße von 27,73 cm × 13,57 cm × 6,49 cm. Insgesamt verbaute man 26 Millionen Ziegel.
- Für das Baugerüst benötigte man Unmengen an Holz. Hier schwanken die Angaben, die man heute in der Literatur findet gewaltig. Einige sprechen von 23.000 Bäumen, andere von 230.000 Bäumen.
- Auf dem Bau arbeiteten etwa 1700 Arbeiter.
- Die Baukosten betrugen etwa ca. 2,2 Millionen Taler.
Im September 1850 setzte man den letzten Schlussstein im oberen großen Bogen. So ein Ereignis ließ sich der damalige König Friedrich August II. natürlich nicht entgehen und war vor Ort dabei.
Es war ein Viadukt mit insgesamt 98 Bögen entstanden, das bis heute die größte Ziegelstein-Brücke der Welt ist.
Am 12.Juli 1851 führte man dann eine Belastungsprobe durch, die es ermöglichte drei Tage später die Brückeneinweihung zu feiern.
Die Eisenbahn fährt über die Göltzschtalbrücke
Mit der Fertigstellung der Brücke konnte das letzte Teilstück der Bahnstrecke von Leipzig nach Hof in Betrieb gehen. Der Streckenabschnitt von Reichenbach nach Plauen wurde mit einem Festzug unter Anwesenheit von viel Prominenz und Adel gebührend eröffnet.
Der erste reguläre Fahrplan trat am 16.Juli 1851 in Kraft und sah vor, dass vier Personenzüge und zwei Güterzüge am ersten Tag die zu dieser Zeit höchste Eisenbahnbrücke der Welt überqueren sollten.
Heute wird die Göltzschtalbrücke auch von Neigetechnikzügen befahren, die die kurvenreiche Strecke schneller als andere Züge nutzen können.
Seit Juni 2009 zählt die Ziegelsteinbrücke zu den “Historischen Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst”.
Blick auf die Göltzschtalbrücke
So eine große Brücke richtig betrachten zu können, ist nicht einfach. Die 78 Meter hohe und 574 Meter lange Eisenbahnbrücke als ganzes auf ein Foto zu bekommen, dafür braucht es schon einen guten Aussichtspunkt.
Uns zog es in den Ort Netzschkau. Nach einigen Schlenkern durch die Straßen des Ortes gelangten wir an einen Feldweg. Von dort erstreckte sich die Göltzschtalbrücke in ihrer ganzen Schönheit vor uns. Was für ein beeindruckendes Panorama.
Ramona
Ein sehr informativer Artikel. Die Brücke sieht richtig schön aus und ist sehr beeindruckend. Sie wandert definitiv auf meinen “Will ich noch sehen”-Liste. :-)
LG Ramona
Susanne Jungbluth
Da stand sie bei uns auch, dann muss auch das Vogtland auf die Liste. Dort gibt es tolle Ecken!
LG, Susanne