Fast 3 Tage bin ich in Erfurt unterwegs gewesen. Ich habe wunderschöne, interessante und beeindruckende Orte in der Landeshauptstadt von Thüringen entdeckt. Einen Stadtrundgang kann ich wirklich sehr empfehlen. Einige Orte in Erfurt möchte ich gerne vorstellen.
Krämerbrücke
Wer Erfurt hört, denkt zuerst an die Krämerbrücke und damit an das älteste Bauwerk in Erfurt.
Die, direkt neben der Furt durch die Gera entstandene Brücke, ist ein Abschnitt des Handelsweges Via Regia. Die Brücke bestand ursprünglich aus Holz, wurde dann bei Bränden mehrfach zerstört und schließlich aus Stein wieder aufgebaut.
1325 wurde die erste Brücke mit unbewohnten Fachwerkbuden auf der Brücke fertig gestellt. An beiden Brückenenden standen Kirchen mit einer Toreinfahrt.
Die Krämerbrücke ist eine Gewölbebrücke, die 79 Meter lang ist und aus Kalk- und Sandstein besteht. Es gibt insgesamt 6 Tonnengewölbe, die alle unterschiedlich groß sind.
1472 zerstörte ein Brand große Teile von Erfurt. Im Zuge des Wiederaufbaus entstand die Krämerbrücke, so wie man sie heute kennt. 62 dreigeschossige Fachwerkgebäude standen bis etwa ins 18. Jahrhundert auf der Brücke. Danach nahm die Anzahl aufgrund von Gebäudevereinigungen und Neubauten ab.
Heute stehen noch 32 Wohnhäuser auf der Krämerbrücke, die bis auf 4 Gebäude alle der Stadt gehören. Eine Stiftung unterstützt den Erhalt des Denkmals. Über die Arbeit der Stiftung kann man sich im Haus Krämerbrücke 31 informieren.Wir waren in dem Gebäude und haben kurz dem Treiben auf der Brücke zugesehen.
Die meisten Häuser haben im Erdgeschoss Läden für Kunsthandwerk und Antiquitäten. Ich habe mich in einigen der Geschäften umgesehen und hier kann man wirklich schöne Dinge einkaufen.
Turm der Ägidienkirche
Die Ägidienkirche steht am Ende der Krämerbrücke. Hier kann man den 33 Meter hohen Kirchturm hinaufsteigen und einen tollen Blick von oben auf die Krämerbrücke und die angrenzende Altstadt genießen.
Der Weg zur Turmspitze hat es in sich. Die Treppen sind steil und eng. Gut, dass es einige Zwischenebenen gibt, um den Gegenverkehr vorbei zu lassen. Sogar an den Kirchenglocken komme ich vorbei. Ein schneller Blick zur Uhr, ich möchte ungerne direkt beim Läuten der Glocken daneben stehen.
Oben angekommen kann man, wie in einer Einbahnstraße, auf einem schmalen Weg zwischen Brüstung und Turmmauer um den Turm herum laufen. Sollte ein anderer Besucher die Aussicht genießen, muss man warten, der Platz reicht kaum um aneinander vorbei zu gehen.
Adresse:
Wenigemarkt 4
99084 Erfurt
Öffnungszeiten:
Dienstag – Sonntag: 11-18 Uhr
Eintrittspreise:
Erwachsene: 2,-€
Zitadelle Petersberg
1665 unterwarf sich die Stadt Erfurt dem Erzbischof. Dieser befahl das bestehende Kloster auf einer Anhöhe den Bau einer Zitadelle. Frondienst leistende Bauern und Steinmetze errichteten zunächst vier Bastionen, die alle der Stadt zugewandt waren. Es entstand auch das Peterstor und das Kommandantenhaus.
Nach fast 40 Jahren Bauzeit stand auf dem Petersberg eine geschlossene Festung. Die Festung war so errichtet worden, dass die Bewohner längere Zeit autark leben konnten. Es gab einen Brunnen, Brauhäuser und auch kleinere Anbauflächen. Die Mauern mit ihrer Dicke von 6-8 Metern machte die Anlage für Angreifer uneinnehmbar.
Heute sind von der barocken Festungsanlage nur noch die Kernfestung erhalten geblieben.
Die Besucher zieht es hauptsächlich wegen des hervorragenden Ausblickes über die Stadt die Anhöhe hinauf.
Mit der Funzelführung durch die Horchgänge der Zitadelle
Nachdem wir das Kommandantenhaus betreten haben, stehen wir in einer kleine Ausstellung zum Thema Zitadelle Petersberg. Wir bekommen alle eine kleine Taschenlampe in die Hand gedrückt. Nicht so eine mit Batterie und starker Helligkeit, nein eine kleine Lampe, die nur durch das Drehen an einer Kurbel etwas Licht erzeugt. Mit dieser Funzel betreten wir nun die Horchgänge unter der Zitadelle Petersberg in Erfurt.
Was ist ein Horchgang? Diese Frage stellte sich gleich zu Beginn der Führung. Unter den Festungsmauern wurden sogenannte Horchgänge (Konterminen) angelegt. Hier patrouillierten Soldaten und konnten aufgrund der dort herrschenden Akustik feindliche Angriff frühzeitig lokalisieren und die Zerstörung der Mauern verhindern. Heute gibt es noch etwa 2 Kilometer erhaltene Horchgänge, von denen 400 Meter besichtigt werden können.
Über unregelmäßige Stufen geht es hinab in den dunklen Gang. Wie ein Lichterwurm windet sich der Schein der Funzellampen vor mir her. Ich bin ganz glücklich darüber, dass ich an den Bewegungen vor mir erkenne, ob es hoch oder runter geht. Der Gang ist eng und ich bin froh, als wir schließlich wieder das Tageslicht entdecken und aus dem Gang heraus auf das Gelände der Zitadelle gelangen.
Adresse:
Petersberg 3,
99084 Erfurt
Die Führungen kann man Erfurt Tourismus buchen.
Dürerhaus
Im Dürerhaus kann man sich mit dem Thema Blaudruck beschäftigen. Nach Voranmeldung wird hier das traditionelle Handwerk in einer Schauvorführung präsentiert.
Wir hatten die Möglichkeit, uns mit dem Handwerk etwas zu beschäftigen und ich muss sagen, es war wirklich interessant.
Was ist Blaudruck?
Blaudruck ist ein Färbeverfahren für Stoffe. Am Ende des Prozesses ist ein blauer Stoff mit weißem Muster entstanden.
Wie funktioniert Blaudruck?
Das Verfahren wurde in Deutschland etwa 1689/90 zum ersten Mal zur Stoffgestaltung eingesetzt. Bis heute ist die Technik zwar etwas verfeinert worden, das Prinzip dennoch unverändert beibehalten worden.
Die Baumwolle wird mit dem sogenannten Papp versiegelt. Dieser verhindert, dass der Stoff an der bedruckten Stelle beim Färben später blau wird. Mit Hilfe eines Druckstockes/ Model wird der Stoff mit einem Muster bedruckt. Nachdem der Stoff längere Zeit getrocknet ist, färbt man ihn in mehreren Durchgängen mit Indigo oder Waid blau ein.
Dazu taucht man ihn in einen großen Behälter ein. Wichtig ist, dass der Stoff dabei keine Falten wirft und die einzelnen Stofflagen sich nicht berühren, dieses würde man später im Farbbild des Stoffes sehen. Jeder Färbevorgang dauert etwa 10 Minuten. Hat der Stoff den gewünschten Blauton erreicht, ist der Vorgang beendet. In einem Säurebad löst sich der Papp vom Stoff und das weiße Muster wird sichtbar. Der Stoff wird dann noch einige Male gewaschen, bis sich keine Farbpartikel mehr lösen.
Nach dem Trocknen wird der Stoff zugeschnitten und vernäht. Die wunderschönen Produkte kann man dann im Dürerhaus kaufen.
Adresse:
Schlösserstraße 38
99084 Erfurt
Öffnungszeiten:
Montag – Freitag: 10 – 19 Uhr
Samstag: 10 – 18 Uhr
Schauvorführung:
Nach Anmeldung
Pro Person 3,-€
Hohe Domkirche St.Marien zu Erfurt
Hoch über der Stadt steht der Erfurter Dom und direkt daneben die Severikirche. Vom Domplatz aus steigt man eine lange Treppe den Domberg empor, bis man vor dem Eingang zu dem imposanten Bauwerk steht. Ein Blick in die Kirche sollte man sich nicht entgehen lassen. Ich war besonders von dem barocken Hochaltar und den schönen Fenstern beeindruckt. Leider war ich nur kurz im Dom, bei meinem nächsten Besuch würde ich ihn gerne, vielleicht mit einer Führung ausgiebiger erkunden und auch an einer Turm- und Glockenführung teilnehmen.
Öffnungszeiten:
November-April:
Montag – Samstag: 9:30 – 17 Uhr
Sonntag, Feiertage: 13-17 Uhr
Mai-Oktober
Montag-Samstag: 9:30 – 18 Uhr
Sonntag, Feiertag: 13-18 Uhr
Gedenk-und Bildungsstätte Andreasstraße – Stiftung Ettersberg
Leider war die Gedenkstätte bei unserem Besuch in Erfurt geschlossen. Hier wird an die Unterdrückung und den Widerstand der Bürger der DDR während der SED-Herrschaft gedacht. In dem ehemaligen Gebäude des Ministeriums der Staatssicherheit der DDR befand sich eine Untersuchungshaftanstalt. 5000 Menschen saßen hier ein.
Wir haben uns mit einem Audioguide, den man in der Gedenkstätte ausleihen kann, auf die Spuren der Friedlichen Revolution in Erfurt begeben. Start der Tour ist an der Gedenkstätte. Von dort aus führt der Audioguide etwa 70 Minuten durch die Stadt. An mehreren Stationen hört und sieht man Originalaufnahmen und Zeitzeugenberichte über die Bewegung in Erfurt. Eine spannende und außergewöhnliche Art eine Stadt zu erkunden.
Adresse:
Andreasstraße 37a
99084 Erfurt
Öffnungszeiten:
Dienstag, Donnerstag: 12-20 Uhr
Freitag, Samstag, Sonntag, Feiertage: 10-18 Uhr
Eintrittspreise:
Erwachsene: 2,-€
Audioguide: 3,-€ (+Pfand)
Alte Synagoge
Wir betreten den modernen Eingangsbereich der Alten Synagoge und nachdem wir alles in Schließfächern verstaut haben, können wir auf Entdeckungstour durch das Haus und die Ausstellung gehen.
Über die Synagoge in Erfurt
Etwa um 1100 begann man mit dem Bau des jüdischen Gotteshauses in Erfurt. Im Verlauf der Nutzung baute man die Synagoge um, erweiterte oder veränderte sie mehrfach. Heute gibt es kaum noch bauliche Zeugnisse aus dieser Zeit.
Um 1270 hatte man schließlich einen repräsentativen Bau erschaffen. Der Innenraum wurde von einem hölzernen Tonnengewölbe überspannt, es gab einige große Fenster und eine große Fensterrosette. Heute kann man im Innenraum noch das Lichtergesims erkennen, auf dem zum Beispiel Kerzen aufgestellt wurden und so den Raum beleuchteten.
1349, nach dem Pogrom, ließ der neue Eigentümer des Gebäudes die Synagoge in ein Lagerhaus umbauen. Leider zerstörte er damit viele bauliche Elemente. Etwa 500 Jahre diente das Gebäude nun als Lagerraum. Erst im späten 19.Jahrhundert veränderte sich die Nutzung wieder. Nun zog eine Gastronomie in das Gebäude ein. Es entstand auch ein Tanzsaal, der reichlich mit Stuck verziert und bunt bemalt wurde. Alle diese Veränderungen hatten die Synagoge stark beschädigt und eigentlich war sie als Gotteshaus nicht mehr zu erkennen. Dieses war während der Nazi-Zeit die Rettung für das Gebäude. Die ursprüngliche Nutzung blieb unerkannt und das Gebäude unbeschädigt.
1999, nachdem die Stadt Erfurt das Gebäude zurück erworben hatte, begannen die Sanierungsmaßnahmen zur Erhaltung der Bausubstanz. Man entschloss sich dazu, keine Synagoge wiederherzustellen, sondern das Gebäude so zu erhalten, dass man alle Spuren der Zeit dort entdecken kann. 2009 eröffnete dann in den Räumen das Museum Alte Synagoge Erfurt.
Die Ausstellung
Natürlich ist alleine schon das Gebäude mit seiner Geschichte ein Besuch wert. Aber die Ausstellung, die wir uns hier angucken konnten hat mich in den Bann gezogen.
Im Erdgeschoss kann man sich über die Bau- und Nutzungsgeschichte des Hauses informieren. Im Obergeschoss entdeckt man mittelalterliche Handschriften und weitere interessante Aspekte der Baugeschichte des Hauses. Der Höhepunkt der Dauerausstellung befindet sich aber im Keller der Synagoge. Hier wird der Erfurter Schatz ausgestellt. Es handelt sich um Stücke, die vermutlich während des Pogroms von 1349 vergraben und somit vor der Zerstörung gerettet wurden. Fast 30 Kilogramm bearbeitetes Edelmetall kann man bestaunen. Mich haben besonders dir filigran gearbeiteten Schmuckstücke gefallen, was für eine handwerkliche Leistung.
Adresse:
Waagstraße 8
99084 Erfurt
Öffnungszeiten:
Dienstag – Sonntag: 10-18 Uhr
Eintrittspreise:
Erwachsene: 8,-€
Es werden Ermäßigungen angeboten. Audioguides stehen kostenfrei zur Verfügung.
Kulinarischer Tipp für Erfurt
Goldhelm
Ein gutes Eis und leckeren Kuchen kann man bei Goldhelm genießen. Es gibt eine Eisdiele direkt auf der Krämerbrücke. Hier gibt es hausgemachtes Eis in sehr interessanten Geschmacksrichtungen. Der Preis pro Kugel variiert je nach Zutaten im Eis, auf jeden Fall sollte man ein paar Cent mehr ausgeben und das Eis in der knusprigen hausgemachten Eiswaffel genießen.
Wer lieber den hausgemachten Kuchen oder die leckere Trinkschokolade genießen möchte, kann in der Kreuzgasse in das Café gehen. Ich habe hier den besten Kuchen seit langer Zeit gegessen!
Gasthaus Feuerkugel
In der historischen Altstadt liegt das Restaurant Feuerkugel. Bei einem Abendessen habe ich das Erfurter Schwarzbierfleisch mit hausgemachten Thüringer Klößen gegessen. Das Fleisch war zart und zerfiel fast auf der Gabel – aber die Klöße mit Soße waren einfach unschlagbar. Ein tolles regionales Essen.
Adresse:
Michaelisstraße 3-4
99085 Erfurt
Biergenuss – Erfurter Biermanufaktur Heimat Hafen
Mein Geheimtipp für Erfurt das Bier der Firma Heimat Hafen, einer Erfurter Biermanufaktur.
Seit 2017 braut Jan Schlennstedt hier Biere mit den fantasievollen Namen Gabi (ein kühles helles Bier), Egon (Pils) oder Jack (Pale Ale). Als Bierliebhaberin kann ich nur sagen, süffig und vollmundig – einfach klasse!
Das Bier kann man im Brauereiwerksverkauf und in einigen Erfurter Geschäften kaufen. Wer schon immer einmal wissen wollte, wie man Bier braut, der kann auch an einem Bierbraukurs teilnehmen.
Adresse:
Zum Güterbahnhof 20
99085 Erfurt
Brauereiwerksverkauf:
Mittwoch: 16 – 19 Uhr
Samstag: 9 – 12 Uhr
Übernachtungstipp für Erfurt
Ich durfte zwei Nächte im Radisson Blu in Erfurt übernachten. Das Hotel liegt fußläufig etwa 10 Minuten vom Hauptbahnhof entfernt. Von hier aus erreicht man in etwa 10 Minuten die Krämerbrücke mitten in der historischen Altstadt von Erfurt.
Das Haus bietet 282 Zimmer und Suiten in unterschiedlichen Preiskategorien und mit kostenfreiem WLAN an. Wir konnten bei einer kleinen Hotelführung einen Blick in die Präsidentsuite werfen. Dieses „Hotelzimmer“ war großer als unsere Wohnung und bot so manchen Komfort, von dem ich zu Hause nur träumen kann.
Im 17. Stockwerk des Hotels befindet sich der Wellnessbereich. Hier kann man in der Sauna einen traumhaften Blick über die Stadt genießen. Und wo ich gerade von der Aussicht schwärme. Auch aus meinem Zimmer im 8.Stockwerk konnte ich morgens einen wunderschönen Blick auf die Stadt genießen. So konnte der Tag gut starten.
Das Frühstücksbuffet (19,-€ pP/Tag) war wirklich groß und bot eine gute Auswahl. Hier sollte man sich viel Zeit nehmen, genüsslich essen und den Tag in Ruhe starten.
Wer abends dann erschöpft vom Stadtbummel zurück ins Hotel kommt kann in der Sportsbar oder im Bistro den Abend gemütlich ausklingen lassen.
Adresse:
Juri-Gagarin-Ring 127
99084 Erfurt
Offenlegung: Ich war in Erfurt im Rahmen einer Bloggerreise unterwegs. Der Bericht entspricht meiner eigenen Meinung und ist unabhängig hierzu entstanden.
Genussabenteurer
Ich mag Erfurt sehr, eine wirklich tolle Stadt.
Und wenn ich mir das so anschaue, dann hattet ihr eine echt erlebnisreiche und tolle Reise.
Die Tour unter der Zitadelle habe ich auch mal gemacht und war beeindruckt.
Liebe Grüße, Katja
Alexandra Sefrin
Liebe Susanne,
bisher war ich leider nur einmal ganz kurz in Erfurt. Sieht so aus, als gibt es dort eine Menge interessanter Orte zu besichtigen. Schön fand ich, dass du Öffnungszeiten und Eintrittspreise mit aufgelistet hast. Das erspart einem doch einiges an Arbeit.
Liebe Grüße
Alex
Simone
Hallo,
Überzeugt! Ich muss Erfurt jetzt endlich auch mal besuchen. Städte mit Geschichte und engen Kirchtürmen sind eigentlich genau mein Ding. Danke für die Inspiration
VG Simone
Ines & Thomas
Liebe Susanne,
mit Erfurt haben wir uns noch nicht wirklich beschäftigt, sieht aber toll aus! Ein wirklich umfangreicher und informativer Beitrag
liebe Grüße
Ines und Thomas