Überall in Deutschland begegnen wir den Geschichten von Eulenspiegel. Auch in Erfurt kam der Narr vorbei und hinterließ seine Spuren.
Bei einem kleinen Stadtrundgang durch Erfurt hätte ich es beinahe übersehen – das Till Eulenspiegel Denkmal. Ob er wirklich auch in Erfurt war ist vermutlich genauso wenig zu beweisen, wie seine Existenz. Schon seine Geburt, die vermutlich um 1300 geschah, ist heute nur durch eine Sage überliefert.
Seine Geschichten und Streiche sind bis heute überliefert. Noch immer lassen sie uns schmunzeln und so bin ich jedes Mal gespannt, was Till Eulenspiegel wohl in einer Stadt getrieben hat.
Zu Eulenspiegels Aufenthalt in Erfurt erzählt man sich folgende Sage.
Wie Till Eulenspiegel in Erfurt einen Esel in einem alten Psalter lesen lehrte
Eulenspiegel reiste von Prag nach Erfurt, wo es eine große und bekannte Universität gab. Er hängte Zettel an Kirchen- und College-Türen auf, auf denen er verkündete, dass er jedem das Lesen und Schreiben beibringen könne. Die Professoren der Universität waren jedoch vorsichtig, da sie von Eulenspiegels Streichen gehört hatten. Sie beschlossen, ihn herauszufordern, wollten aber nicht von ihm reingelegt werden. In der Stadt gab es viele Esel und so entschlossen sie sich, ihm einen Esel als Schüler zu geben.
Eulenspiegel wurde zum Rektor der Universität gerufen. Dieser fragte ihn, ob er wirklich jedem Lesen und Schreiben beibringen könnte, so wie er es behauptet hatte. Wenn das wirklich so wäre, dann könnte Eulenspiegel ja auch einem Esel das Lesen und Schreiben beibringen. Der Rektor fragte Eulenspiegel ob er es probieren würde. Eulenspiegel dachte sich: “Unser sind drei; stirbt der Rektor, so bin ich frei; sterbe ich, wer will mich mahnen? Und stirbt mein Schüler, so bin ich der Sache ebenfalls ledig.” Eulenspiegel stimmte zu, bat jedoch um etwas mehr Zeit, da ein Esel eine unvernünftige Kreatur sei und nicht sprechen könne. Man vereinbarte einen Schulungszeitraum von mehreren Jahren. Der Professor stimmte zu und gab Eulenspiegel eine ordentliche Bezahlung im Voraus.
Eulenspiegel besorgte einen Stall für seinen Esel-Schüler, gab ihm einen alten Psalter und legte zwischen die Blätter etwas Hafer, damit der Esel die Seiten mit dem Maul wenden würde. Wenn der Esel schließlich keinen Hafer mehr fand, rief er “I-A, I-A!”.
Nach einiger Zeit entschied Eulenspiegel, dass man den Gelehrten an der Universiät die ersten Erfolge seines Unterrichts zeigen könnte. Er ließ den Esel den ganzen Tag hungern und als am Nachmittag der Rektor eintraf, legte er dem Esel ein neues Buch vor. Hungrig blätterte der Esel die Seiten hin und her, fand aber keinen Hafer. Laut rief er „I-A, I-A“.
Eulenspiegel sagte darauf: „Seht, lieber Herr, die beiden Vokale I und A, die kann er jetzt schon; ich hoffe, er wird noch gut werden.”
Wenig später starb der Rektor und Eulenspiegel verließ seinen Esel-Schüler und zog mit dem Geld in der Tasche weiter.
Das Eulenspiegel Denkmal in Erfurt
Die Erfurter Bildhauerin Anke Besser-Güth hat 2001 ein Denkmal geschaffen, dass versteckt hinter dem Rathaus zu finden ist. Till Eulenspiegel hockt auf einer Säule. Unter ihm sieht man den Kopf des Esels über ein Buch gebeugt. Fast wirkt es so, als ob dieser lesen würde.
Schade, dass das Denkmal so wenig Beachtung findet. Mir gefällt es sehr gut, stellt es doch die Ereignisse von Eulenspiegel in Erfurt hervorragend dar.
Wo findet man weitere Orte, an denen Eulenspiegel sein Unwesen getrieben hat?
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